Datensicherung/ Verlustarten/ Unerwartete Verluste
- Verluste, die erst nach Stunden, Tagen oder Monaten entdeckt werden, sind ein großes, meist unterschätztes Problem. Wie kann es dazu kommen?
Bei einem Windows-Absturz kann es zu Problemen im Dateisystem kommen. Wenn es eine Datei trifft, die gerade in Benutzung war, merkt man das meist nach dem nächsten Start. Manchmal erwischt es zufällige Dateien. Vielleicht merken Sie es ein halbes Jahr später, dass die Datenbank Ihres Lohnsteuerprogramms kaputt ist. Noch schlimmer, wenn die Verwaltungstabellen der Festplatte beschädigt werden. Das passiert häufiger, als man denkt. Wie kann so etwas passieren?
Am Beginn der Festplatte befindet die File Allocation Table (FAT) mit der Liste, wo genau sich jedes Stück jeder Datei befindet. Nach jedem Schreibvorgang müssen diese Tabellen entsprechend geändert werden. Die Magnetköpfe müssen dazu jedesmal zeitaufwändig an den Anfang der Festplatte bewegt werden. Im Interesse einer höheren Geschwindigkeit führt Windows diese Schreibvorgänge nicht sofort aus, sondern sammelt die Schreibanforderungen im sogenannten Schreibcache (das ist eine Liste im Arbeitsspeicher). Wenn sich genug Schreibaufträge angesammelt haben, wird die Festplatte auf den neuesten Stand gebracht. Bei einem Absturz unterbleibt die Aktualisierung, und die Verwaltungstabellen der Festplatte stimmen nicht mehr mit deren Inhalt überein. Beim nächsten Start versucht Windows das Dateisystem zu reparieren. Das klappt nicht immer. Trümmerstücke, die nicht mehr zusammengefügt werden können, sammelt Windows im Verzeichnis C:\DIR0000 und weiteren Verzeichnissen mit ansteigenden Nummern.
Es gibt aber noch zahlreiche weitere Möglichkeiten, Daten zu verlieren. Einige Beispiele:
- Sie haben beim Aufräumen vor dem Urlaub die Übersicht verloren und löschen versehentlich wichtige Daten.
- Sie tragen irrtümlich falsche Werte in eine Tabelle ein. Wenn Sie es bemerken, ist der Zettel mit den korrekten Werten schon geschreddert.
- Sie löschen oder verändern versehentlich einen Teil eines Dokuments oder Sie löschen versehentlich die falsche Datei. Sie bemerken das erst nach Tagen oder Monaten, wenn Sie die Datei das nächste Mal brauchen.
- Ein Computerschädling ersetzte jeden Tag in einer wichtigen Datei jede tausendste Ziffer „9“ durch die Ziffer „8“. Vermutlich handelte es sich um einen zielgerichteten Angriff gegen die Firma. Was meinen Sie, wie lange es gedauert hat, bis niemand mehr an Tippfehler geglaubt hat?
- Sie haben eine Datei gelöscht, von der Sie sicher waren, sie würde nicht mehr benötigt. Plötzlich wird sie vom Chef oder von der Steuerprüfung benötigt.
- Sie haben einige Dateien auf eine mehrtägige Dienstreise mitgenommen, um daran zu arbeiten. Die in der Firma verbliebene Datei ist zwischenzeitlich von einer Kollegin auf den neuesten Stand gebracht worden. Zurück von der Reise, kopieren Sie die Datei mit Ihren Änderungen auf den Firmen-PC. Ohne es (zunächst) zu wissen, überschreiben Sie dabei die Arbeit Ihrer Kollegin.
- Ihre Festplatte ist fast voll. Sie haben deshalb einige Dateien ausgelagert und sie dann von der Festplatte gelöscht. Einige Monate sind vergangen, und Sie brauchen eine der ausgelagerten Dateien. Oh weh!
- Die DVD mit den Daten ist nicht mehr lesbar oder nicht auffindbar.
- Die Beschriftung ist inkorrekt, die Datei ist nicht drauf.
- Die Daten waren auf einer externen Festplatte, die inzwischen anderweitig verwendet worden ist.
Ich habe diese Verluste als unauffällig bezeichnet, weil der Zeitpunkt des Verlustes lange zurückliegen kann und meist nicht feststellbar ist.
Was auch passieren kann:
- Eine Woche lang haben Sie an einem Dokument herumgeändert und entscheiden schließlich, dass eine frühere Version die bessere war.
Derartige Verluste treten recht häufig auf, der Schaden ist im Einzelfall meist gering, aber trotzdem ärgerlich. Gegen derartige „schleichende“ Schäden hilft eine häufige, regelmäßige Datensicherung, verbunden mit einer möglichst langen Aufbewahrung der Sicherungsmedien. Idealerweise sollte eine Firma täglich alle Daten sichern und jedes Sicherungsmedium (mindestens) zehn Jahre lang aufbewahren. Privat genügt es möglicherweise, je nach Computernutzung, die Daten einmal wöchentlich zu sichern.