Datensicherung/ Verlustarten/ Spektakuläre Ausfälle
Dass der Computer hinüber ist, wenn ein Blitz in die Stromleitung einschlägt, wird niemanden verwundern. Dass ein Stromausfall zum Datenverlust führen kann, ist ebenfalls vorstellbar. Es gibt unzählige weitere, unerwartete Möglichkeiten, alle seine Daten auf einen Schlag zu verlieren. Das Schicksal ist erfinderisch, in vielen Berufsjahren habe ich so manches erlebt. Ein kleiner Querschnitt, von gewöhnlichen zu extravaganten Vorfällen geordnet:
- Beim Bücken nach der Klobürste fiel das Smartphone aus der Brusttasche ins Klo.
- Ein Virus löschte die Festplatte.
- Ein Trojaner verschlüsselte alle Dokumente und Bilder. Den Code zum Entschlüsseln konnte man im Internet kaufen. Hat 100 € gekostet, funktioniert hat er nicht.
- Die Benutzung eines ungeeigneten Hilfsprogramms oder die fehlerhafte Bedienung eines geeigneten Programms.
- Totalverlust durch falsche Benutzung von Partitionierungssoftware kommt häufig vor.
- Während der Reorganisation der Festplatte fiel kurz der Strom aus, die Daten waren verloren. Weitere Stromausfall-Varianten: Das falsche Stromkabel herausgezogen, den falschen Schalter betätigt, über das Kabel gestolpert, Notebook herunterfallen lassen.
- Reset-Taster, Netzschalter oder der Schalter der Steckdosenleiste wurden versehentlich betätigt. Außer mit dem Finger passierte es auch mit dem Knie, dem Fuß oder durch Anstoßen mit der Handtasche.
- Durch das Anstecken einer externen USB-Festplatte oder eines Speichersticks änderten sich die den Partitionen zugewiesenen Laufwerksbuchstaben. Das führte zu Verwechslungen. Statt der externen Festplatte wurde irrtümlich die interne Festplatte gelöscht.
- Alle Computer der Firma wurden in der Nacht gestohlen.
- Ein Kunde kopierte ein Video. Als die Festplatte voll war, wurde wegen eines Programmierfehlers im Microsoft-Dateisystem am Anfang der Festplatte weitergeschrieben. Die Verwaltungstabellen waren verloren und damit der ganze Inhalt der Festplatte.
- Vor einer geplanten Neuinstallation hatte der Kunde sorgfältig seine Daten gesichert und dann den Fahrer beauftragt, den PC zum Händler zu bringen. Der Händler löschte wie abgesprochen die Festplatte und installierte das Betriebssystem neu. Leider hatte der Fahrer den falschen PC in die Werkstatt gebracht.
- Die neue, schnelle Festplatte wurde in ein zu kleines Computergehäuse eingebaut und dieses Gehäuse wurde in ein enges Fach unter der Kasse verstaut. Durch den Wärmestau war es im PC ständig zu heiß, schon nach sechs Wochen war die neue Festplatte defekt.
- Ein Kurzschluss in der Hausstromversorgung zerstörte das Netzteil, welches im Todeskampf die gesamte Elektronik zerstörte. Nur der CPU-Lüfter und das Blech vom Gehäuse hatten überlebt.
- Ein Netzwerkkabel zwischen den Etagen verlief im Abstand von 10 Metern parallel zum Blitzableiter. Ein Blitzeinschlag induzierte eine Überspannung im Netzwerkkabel und verwandelte alle direkt angeschlossenen Netzwerkgeräte in rauchenden Schrott.
- Ein Kugelblitz verursachte eine hohe Überspannung auf dem Schutzleiter. Bei allen Mietern des Hauses hatten Fernseher und andere Geräte Totalschaden. In meiner Wohnung waren nahezu alle mit Schukostecker angesteckten Geräte defekt, sogar der ausgeschaltete Drucker. Der PC mitsamt Festplatte und auch die angeschlossene Backup-Festplatte waren zerstört. Zum Glück habe ich jederzeit mehr als nur ein Backup.
- Ein- bis zweimal pro Jahrzehnt versammeln sich am Morgen nach einem schweren Gewitter ein Dutzend Kunden mit ihren PCs in meiner Werkstatt, alle aus einem 100-Meter-Bereich rund um einen mächtigen Blitzeinschlag, und sie tauschen sich aus, bei wem welche weiteren Geräte kaputt sind.
- Der eingeschaltete PC stand (mit abgenommener Seitenwand) unbeaufsichtigt unter dem geöffneten Fenster und wurde während eines heftigen Gewitters nass.
- Durch einen Rohrbruch im Heizungsrohr wurde der eingeschaltete, unbeaufsichtigte PC besprüht.
- Der Kunde stellte den PC nach der Reparatur in den Kofferraum und vergaß, die Klappe zu schließen. Beim Anfahren fiel der PC heraus und die Festplatte war hinüber.
Ergänzend noch einige Vorfälle in Firmen:
- Im Serverraum fiel die Klimaanlage aus. Der Temperaturanstieg zerstörte mehrere Festplatten.
- Der Behälter für das Kondenswasser der Klimaanlage wurde nicht rechtzeitig geleert. Das Wasser lief über und tropfte in den darunter stehenden Server.
- Eine harmlos scheinende Installation eines Druckertreibers (von der mitgelieferten Treiber-CD) führte zu einem Serverabsturz. Dabei gingen die Daten des RAID-Systems unrettbar verloren.
- Vor einer Neuinstallation sollte die Festplatte formatiert werden. Vorher wurden die Daten auf eine externe Festplatte kopiert, welche üblicherweise für die nächtliche Datensicherung verwendet wird. Die Neuinstallation wurde bis zum Feierabend nicht fertig. Ein Warnhinweis auf der Festplatte unterblieb. Ein uneingeweihter Kollege steckte abends die Festplatte routinemäßig an den Server an, und nachts wurden die gesicherten Daten überschrieben.
- Die Putzfrau zog wahllos irgendeinen Stecker heraus, um den Staubsauger anschließen zu können. Leider war es der Stecker des Hauptservers. Ähnliches passierte einem Hausmeister, als er eine Steckdose für die Bohrmaschine brauchte. Ein Warnhinweis am Stecker war nicht vorhanden.
- Der Elektriker drehte die falsche Sicherung heraus.
- In einer großen Firma fiel täglich etwa 9:00 Uhr für etwa drei Minuten ein Teil des Netzwerks aus. Es dauerte einige Tage, die Ursache zu finden: Ein Angestellter bevorzugte die Steckdose, an die ein Netzwerk-Kabelverstärker angeschlossen war, um sich mit dem Wasserkocher einen Kaffee zu machen.
Wenn Sie weitere Horrorgeschichten hören wollen, fragen Sie einen Computerhändler oder Ihre Versicherung. Oder schauen Sie einmal in die gruselig-amüsante „Hall of Fame“ des Datenretters Ontrack: https://www.krollontrack.co.uk/services/data-recovery/top-10/hall-of-fame/ (englisch)
- Gegen derartige „sofort bemerkbare Schäden“ hilft eine tägliche, stündliche oder permanente Datensicherung, möglichst verbunden mit einer auswärtigen Lagerung der Sicherungsmedien.
In die Kategorie der Totalverluste gehören auch Nachlässigkeit bei Reparaturen. Viele (vorwiegend junge) Leute benutzen ihren PC nur zum Spielen, Chatten und Surfen. Daten haben sie nicht, außer vielleicht den letzten Spielstand. Sie sind es gewohnt, bei Problemen einfach mal die Festplatte zu formatieren und Windows neu zu installieren. Wenn Sie einen netten Neffen oder Nachbarn um Hilfe bitten, machen Sie ihm deutlich, dass Sie an Ihren Daten hängen!
Erstaunlicherweise gibt es auch Existenzgründer in der Computerbranche, die aus Gedankenlosigkeit oder purer Unfähigkeit die Daten ihrer Kunden löschen. Eine typische Ausrede: „Ich konnte doch nicht wissen, dass auf dem PC Daten sind! Das hätten Sie mir sagen müssen!“
Sichern Sie also vor jeder Reparatur Ihre Daten. Wenn das nicht mehr möglich ist, versehen Sie den PC mit einem gut klebenden Warnhinweis. Ein mündlicher Hinweis auf die Existenz wichtiger Daten reicht manchmal nicht aus. Überreden Sie den Servicetechniker, Ihre Daten sofort, in Ihrem Beisein zu sichern (weil Sie an einem anderen PC damit weiterarbeiten wollen)!