Bogenbau/ Sehnenbau/ Flämischer Spleiss

Flämisch gespleisste Sehnen

Der Flämische Spleiss ist die klassische Art, am Ende einer Sehne eine Schlaufe zu bilden. Er sieht schöner aus als ein Knoten und ist durch die Bauart auch stabiler, da keine engen Knicke in der Sehne entstehen.

Bau eines Flämischen Spleisses

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Ausgangslage. Die Anzahl Fäden wurde in der Zeichnung, wie die Farben auch, so gewählt, dass man leicht die Übersicht behalten kann. Die gewellte Linie deutet an, dass der Faden dort weiter geht. Ein endender Faden endet dort, wo das Ende eingezeichnet ist.

Die benötigte Länge der Fäden ist die Bogenlänge plus 50 cm. Für einen Bogen bis 50# empfehlen sich etwa 8 Stränge, weitere Informationen zur Anzahl Stränge sind in der Sehnenbau-Einleitung zu finden.

Die Stränge sollten am oberen Ende befestigt werden. Bei Dacron oder sonstigem Sehnengarn wickelt man einfach zu einer Türklinke und wieder zurück ab, so ist es dort eingehängt.

Mit einer Klammer (zum Beispiel Büro- oder Wäscheklammer) oder einem kleinen Stück Faden werden die Fäden 20 cm vor dem Ende festgebunden. Von dieser Stelle an wird er nun eingedreht; das folgende Stück wird das Auge bilden.

Die Fäden werden aufgeteilt. Die Hälfte der weissen links und die andere Hälfte rechts, dasselbe mit den schwarzen.[1] Die Paare dreht man nun im Gegenuhrzeigersinn ein und erhält so ein Kardeel. Sobald die Kardeele gut eingedreht sind, macht man mit den beiden Kardeelen eine Umdrehung im Uhrzeigersinn – also in die Richtung, in die sich die Kardeelen automatisch eindrehen will. Dies geschieht, indem man die Kardeelen in die jeweils andere Hand gibt.

Um die Paare einzudrehen, hält man jedes Paar in einer Hand zwischen Zeigefinger und Daumen, mit der Handfläche nach oben zeigend, und verdreht sie, indem man die Daumen nach links über den Zeigefinger schiebt. Der Abstand zum bereits eingedrehten Stück der zukünftigen Schlaufe sollte etwa 2 cm betragen – je länger er ist, desto länger ist das Kardeelstück, das mit den Fingern gerollt werden muss, und desto langsamer ist der Fortschritt.

Der Zug auf den Kardeelen muss relativ locker sein, ansonsten kann es passieren, dass ein Kardeel gerade gezogen wird und die Kardeele nicht mehr ineinander verschlungen sind.

Nach einigen Drehungen muss die Länge kontrolliert werden, indem das eingedrehte Stück in einer Schlaufe um die Bogennocke gelegt wird. Für einen Bogen muss das Auge genug gross sein, damit es auf die Bogennocke passt – grösser nicht.
 
Die Distanz vom Ende des Auges zur Bogennocke beträgt im ungespannten Zustand meist 10 bis 15 cm.

Die benötigte Länge, die fürs Auge eingedreht werden muss, ist von Bogen zu Bogen verschieden. Das Auge darf nicht zu gross sein, da es sonst zu wenig Halt hat auf der Bogennocke, aber auch nicht zu klein.

Da das Auge beim Bogen im ungespannten Zustand normalerweise um den Wurfarm liegt, so dass es beim Spannen nur nach oben auf die Nocke geschoben werden muss, macht es Sinn, in einem Abstand von 10–15 cm von der Nocke zu messen; Sobald sich das zukünftige Auge dort um den Wurfarm legen lässt, kann mit dem Spleiss fortgefahren werden.

Wenn genug eingedreht ist, wird eine Schlaufe gebildet und die Fäden neu aufgeteilt. Weiss zu weiss, Schwarz zu schwarz.[2] Das ist der eigentliche Trick vom Flämischen Spleiss. Durch das Einwachsen und das nun folgende Verdrehen hält das Auge sehr gut.

Die um die Türklinke gehängte Schlaufe muss nun aufgetrennt werden; die Fadenenden müssen lose sein. Mit dem eingedrehten Abschnitt wird nun ein Auge geformt, indem man es zum Beispiel um einen eingeschlagenen Nagel oder direkt um die Nocke am Bogen legt (die Türklinke ist jetzt meist zu dick), so dass die beiden Enden des Abschnittes aufeinander zu liegen kommen.

Der Faden (oder die Klammer) kann entfernt werden.

Nun werden die schwarzen Fäden zusammen und die weissen zusammen wieder im Gegenuhrzeigersinn eingedreht, danach die eingedrehten Kardeelen wieder im Uhrzeigersinn verdreht. Dieser Spleiss sollte sich insgesamt über eine Länge von mindestens 10 cm erstrecken und gegen Ende auslaufen.

Nach einigen Zentimetern kann man beginnen, die vier Enden der Fäden auslaufen zu lassen. Dazu schneidet man die Enden auf den letzten 4 cm auf unterschiedlichen Höhen ab und dreht dann weiter ein bis etwa 4 cm nach dem letzten abgeschnittenen Ende. Eine andere Variante ist, vorzu ein Ende nach dem anderen abwechslungsweise aus den beiden Kardeelen zu entfernen, während man weiter eindreht.

Wenn der Spleiss abgeschlossen ist, was etwa zwei Zentimeter nach dem letzten auslaufenden Faden der Fall ist, können noch überstehende Fadenenden abgeschnitten werden.

Wenn man nun bis zum anderen Ende eindreht, was mit etwas Übung wenige Minuten dauern kann, hat man eine einsatzbereite Bogensehne. Am anderen Ende eignet sich ein Bogenbauerknoten ideal, da damit die Länge einfach verändert werden kann. Eine verbesserte Variante dieses einseitigen Spleisses ist der doppelte Flämische Spleiss.

Das Auge verstärken

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Durch häufiges Auf- und Abspannen wird die Sehne am Auge mit der Zeit abgenutzt. Um es zu verstärken, legt man beim ersten Schritt auf den letzten 40 Zentimetern noch weitere Fäden ein und verteilt sie auch gleichmässig auf das linke und rechte Kardeel. Der restliche Vorgang ändert sich nicht. Am Schluss muss man die Verstärkungsfäden auch auslaufen lassen.

Faustregel: Mindestens ein Viertel zusätzliche Verstärkungsfäden. Bei vier Fäden mindestens ein zusätzlicher, bei 8 Fäden mindestens zwei.

Das Ende verstärken

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Falls am anderen Ende der Sehne ein Bogenbauerknoten geknotet werden soll, so muss dieses auch noch verstärkt werden. Die Verstärkungsfäden werden «rückwärts auslaufen» gelassen, also einen Verstärkungsfaden hinzunehmen, einen halben Zentimeter eindrehen, den nächsten Verstärkungsfaden hinzunehmen und wieder eindrehen, damit ein kontinuierlicher Übergang erzielt wird.

Faustregel: Mindestens die Hälfte zusätzliche Verstärkungsfäden. In diesem Beispiel zwei, bei 8 Fäden vier.

Mit dem Verstärken sollte man etwa 20 bis 25 Zentimeter vor dem Bogenende beginnen. Falls der Bogen 180 cm lang ist, beginnt man also ab einer Sehnenlänge von 155 bis 160 cm – bei einer dünnen Sehne etwas später, bei einer dicken früher. Beim ersten Mal aufspannen wird die Sehne noch gedehnt, daher braucht es hier etwas Reserve, damit die Verstärkung schlussendlich auch da ist, wo später der Knoten ist.

Fussnoten

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  1. Anmerkung: Hier können auch die weissen Fäden und die schwarzen Fäden gruppiert werden. Werden die Farben wie hier weiter aufgeteilt, kann der Spleiss etwas kürzer ausfallen.
  2. Auch wenn man beim Auge schon weiss und schwarz separat gedreht hat.