Zu einem guten Bogen gehört auch eine passende Sehne – und dafür bietet sich eine auf beiden Seiten gespleisste Sehne an, genau für diesen Bogen gebaut.
Der zweifache Flämische Spleiss ist in der Herstellung kaum komplizierter als ein einfacher Spleiss. Die Länge der Sehne ist beinahe fix. Beim ersten Aufspannen und Schiessen wird sie durch die materialabhängige Längung etwas länger, durch Eindrehen kann sie um ein paar Zentimeter gekürzt werden.
Herstellung einer zweifach flämisch gespleissten Sehne
BearbeitenZu Beginn wird am einen Ende der Sehne ein normaler Flämischer Spleiss angelegt. Das Sehnengarn wird dabei 50 cm länger als der Bogen bemessen, damit für das zweite Auge genügend Garn verfügbar ist. Zusätzlich werden die Kardeelen der Sehne jedoch über eine Länge von 25–30 cm eingedreht. Das ist doppelt so viel wie bei einem normalen einseitigen Spleiss; der Grund liegt darin, dass die Hälfte durch den Spleiss am zweiten Ende wieder «aufgebraucht» wird.
Damit der Spleiss im nächsten Arbeitsschritt nicht gleich aufdreht, fixiert man ihn, zum Beispiel mit einer Büro- oder Wäscheklammer oder einem Foldback-Clip. Denn jetzt müssen die Fäden vom Spleiss bis zum Ende entwirrt und entdreht werden, bis sie alle parallel laufen. Damit kann ein zweiter Spleiss angelegt werden, zudem sieht die Sehne optisch schöner aus durch die Ausrichtung.
Wichtig ist beim Verspleissen des zweiten Auges – also beim Abschnitt zwischen den beiden Augen –, dass dieselbe Fadengruppierung wie beim ersten Spleiss verwendet wird! (Die zwei gegeneinander verdrehten Gruppen sind in den Grafiken farblich hervorgehoben.) Ansonsten heben sich die Drehungen nicht auf, und man bekommt nun ein noch grösseres Durcheinander! Für den Anfang ist es empfehlenswert, das Garn ebenfalls zweifarbig zu wählen.
Die Fadengruppen müssen wie in der Grafik oben geteilt werden. Zwischen den beiden fixierten Punkten – der linke dient der Fixierung der Eindrehung, nach dem rechten Punkt wird das Auge gedreht – müssen die Fäden beieinander in der selben Gruppe bleiben (orange bei orange, braun bei braun).
Nach der Fixierung auf der rechten Seite kann das zweite Auge angebracht werden. Von Auge zu Auge gemessen sollte die Länge etwa gleich sein wie beim Bogen von Nocke zu Nocke gemessen minus 8 Zentimeter; noch einfach ist es, den Bogen mit einer Tillersehne auf Standhöhe zu bringen und direkt am aufgespannten Bogen die Länge zu messen. Während das erste Auge noch so gross ist, dass es im entspannten Zustand etwa 15 Zentimeter weit auf den Wurfarm geschoben werden kann, darf das zweite Auge eng an der Bogennocke anliegen, da es dort bleiben soll. Zu grosse Augen haben die Tendenz, im ungespannten Zustand mit dem Rest der Sehne von der Nocke zu rutschen.
Falls die Sehne zu lang ist, kann sie durch Eindrehen verkürzt werden. Falls sie zu kurz ist, ist sie zu kurz – bis auf eine gewisse Länge, um die sich das Sehnengarn beim Einschiessen noch streckt.
Wenn das Auge fertig eingedreht ist, wird das zweite Ende verspleisst. Die Enden werden wie gewohnt farblich sortiert. Anders bei den Garnen, die zum anderen, bereits existierenden Auge führen: Da ist es, wie bereits erwähnt, unerlässlich, dieselbe Gruppierung zu verwenden wie beim «auf Vorrat» eingedrehten Stück. Um dies sicherzustellen, entfernt man dort die Fixierung, umfasst ein Kardeel mit Daumen und Zeigefinger und fährt dann der Sehne entlang zum neuen Ende, ohne die Kardeelgruppierung zu verlieren. So sind auch diese Garne korrekt gruppiert.
Für den zweiten Spleiss geht man genau so vor wie auch beim ersten, die Drehrichtung bleibt gleich (zum Beispiel Uhrzeigersinn) und wechselt nicht. Die entstehende Verdrehung an der Sehne kann zum anderen Ende geschoben werden, wo sie sich in der vorherig angelegten Gegendrehung einfach auflöst.
Zum Schluss wird die Sehne gestreckt und einige Male eingedreht, um die Spleisse zu stabilisieren. Dabei muss die Drehrichtung des Spleisses beachtet werden, dieser soll enger werden und nicht geöffnet werden. Diese Eindrehung löst sich momentan natürlich sofort wieder, sobald man das Auge loslässt, doch wenn sie ein paar Male geschossen wurde, bleibt sie relativ stabil.
Die Sehne ist möglicherweise noch etwas zu lang für den Bogen. Wenn das der Fall ist, kann sie einfach weiter eingedreht werden. Hilfreich ist dabei, die Sehne am einen Bogenende einzuhängen und das Auge bei gestreckter Sehne ans andere Wurfarmende zu halten. Beim Eindrehen sieht man so sofort, wie schnell die Sehne kürzer wird.