Bogenbau/ Schiessen
Eine unvollständige Liste verschiedener Arten zum Schiessen:
- Scheibenschiessen – ein Klassiker, bei dem auf Scheiben mit meist 40 bis 120 cm Durchmesser geschossen wird.
- Roving – Bogenschiessen im Gelände, meist im Wald
- 3D-Parcours – Parcours mit zum Beispiel 3D-Tieren aus Kunststoff als Ziele, die auf unterschiedliche Distanzen und Höhen getroffen werden müssen
- Flight-Schiessen – Erreichen möglichst hoher Reichweiten mit extra dafür gebauten Bögen und Pfeilen
- Schiessen vom Pferderücken – Normalerweise mit Kompositbögen
Roving
BearbeitenRoving bezeichnet das Schiessen auf natürliche (nicht-lebendige) Ziele wie Baumstrünke und Grasnarben. Roving eignet sich gut zum Trainieren unterschiedlicher Distanzen aus unterschiedlicher Haltung.
Beim Schiessen in der Gruppe kann der, der dem Ziel am nächsten kommt, das nächste Ziel bestimmen.
In dicht bewachsenen Wäldern eignen sich Judo Points gut, in dichten Nadelwäldern mit unbewachsenen Böden sind auch Pfeile mit normalen Spitzen wieder gut auffindbar.
Haltung beim Schiessen
BearbeitenAls Rechtshänder hält man den Bogen in der linken Hand und zieht mit der Rechten aus. Der Bogenarm mit dem Bogen in der Hand wird dabei praktisch gerade seitlich ausgestreckt, so dass er mit der Schulter eine Linie bildet und der Kopf nach links schaut. Der Pfeil liegt auf der linken Seite vom Griff auf, nicht auf dem Daumen.
Achtung: Es ist wichtig, dass der Bogenarm nicht ganz durchgestreckt wird, er sollte leicht angewinkelt bleiben: So federn die Muskeln den Stoss beim Abschuss ab und die Gelenke werden geschont. Dieser Hinweis ist besonders für Frauen wichtig wegen der weiter überstreckbaren Gelenke!
Die rechte Hand zieht die Sehne mit dem Pfeil nach hinten. Dazu wird der Pfeil zuerst auf der Sehne aufgenockt und dann zwischen Zeige- und Mittelfinger leicht festgehalten; Die drei Finger Zeige-, Mittel- und Ringfinger ziehen nun die Sehne nach hinten bis zum Ankerpunkt.[1] Ankerpunkt ist zum Beispiel der rechte Mundwinkel, welchen Punkt man wählt, spielt schlussendlich keine Rolle – wichtig für einen konstanten Schiessstil (und damit gute Trefferquoten) ist nur, dass immer im selben Punkt geankert wird.
Beim Ausziehen werden die Finger der Schusshand möglichst locker gelassen, so dass sie vom Zug der Sehne gestreckt werden, sie «hängt ein» beim vordersten Fingerglied oder sogar auf den Fingerkuppen. Dies ist eine ideale Ausgangslage für den Abschuss, bei dem die Sehne möglichst glatt von den Fingern gleiten soll: Es reicht, die Muskeln zu entspannen. Wenn die Finger zu sehr gekrümmt sind, wird die Sehne sonst zur Seite abgelenkt.
Anfängern passiert es oft, dass sich der Pfeil beim Ausziehen vom Bogen wegdreht. Das geschieht unter anderem dann, wenn der Pfeil zu stark eingeklemmt wird. Ausserdem hift es, den Bogen leicht nach aussen zu kippen, wie im ersten Bild sichtbar; Einerseits liegt der Pfeil so besser auf, andererseits ist dann auch der Wurfarm weniger störend im Sichtfeld, weshalb die meisten traditionellen Bogenschützen so schiessen.
Wenn die Sehne am Arm anschlägt, wurde entweder der Arm zu fest nach aussen gedreht oder der Ellbogen durchgestreckt. Schlägt sie ans Handgelenk, ist entweder die Standhöhe des Bogens zu gering, oder die Haltung ist falsch: Die Hand muss bequem auf dem Griff liegen und darf nicht abknicken, das heisst, Knöchel, Handgelenk und Ellbogen sollten in etwa auf einer Geraden liegen.
Schussablauf
BearbeitenEin typischer, bewährter Schussablauf sieht folgendermassen aus:
- Stabil hinstehen, die Füsse mindestens schulterbreit auseinander
- Pfeil aufnocken, den Blick aufs Ziel fokussieren
- Bogen ausziehen und mindestens zwei Sekunden ankern
- Schiessen und Nachhalten: Den Bogen nicht senken, bis der Pfeil im Ziel eingetroffen ist.
Mit Traditionellen Bögen, die ja kein Visier haben, wird das Ziel mit beiden Augen angeschaut (man zielt also nicht entlang des Pfeils). Dadurch kann die Entfernung zum Ziel eingeschätzt werden. Das ist wichtig, denn der Pfeil fliegt nicht geradeaus, sondern sinkt schon nach einer kurzen Strecke ab; je nach Distanz zum Ziel muss man mehr oder weniger weit darüber halten.
Das Verbleiben im Ankerpunkt dient einerseits zur Stabilisierung des Bogens und hilft andererseits, genau zu zielen. Ein weiterer wichtiger Punkt, der auch den Sinn hinter dem Nachhalten erklärt: Wir schiessen instinktiv, wie beim Werfen eines Basketballs: Treffen ist Erfahrungs- bzw. Übungssache. Ankern und Nachhalten helfen dem Gehirn dabei, die Informationen zu verarbeiten: Trifft der Pfeil, wenn ich bei dieser Distanz so viel darüber halte, oder ist er zu niedrig oder zu hoch?
Der Schussablauf wird sehr detailliert und mit vielen Tipps im Buch Der Rote Punkt erklärt.
Nach dem Schiessen
BearbeitenHolzbögen müssen nach dem Schiessen entspannt gelagert werden, da sie sonst gebogen bleiben und viel Zugkraft einbüssen. Einige Stunden im gespannten Zustand für die Dauer eines Trainings sind natürlich kein Problem.
Wenn im Gelände geschossen wird, klebt normalerweise Erde an den Pfeilspitzen. Sie sollte beim Einsammeln der Pfeile kurz am Boden abgestreift werden, da sonst die aerodynamischen Eigenschaften und der Schwerpunkt des Pfeils verändert werden und auch die Verletzungsgefahr (auch durch Schürfwunden) erhöht ist. Am Ende des Schiessens sollten vor allem Stahlspitzen von Schmutz befreit werden, da sie unter anhaftender Erde nach einer Weile zu rosten beginnen.
Schiessübungen
BearbeitenHorizontale und vertikale Abweichungen vom Ziel haben unterschiedliche Ursachen: Die horizontale Abweichung hängt vom Spine des Pfeils und von der Richtung, in die der Pfeil abgeschossen wird, ab. Vertikale Abweichungen haben viel mehr mit Erfahrung zu tun, da für jede Entfernung wieder unterschiedlich stark über das Ziel gehalten werden muss. Fürs Zielen ist es empfehlenswert, zuerst die horizontale Abweichung zu korrigieren: Alle Pfeile müssen auf einer (vertikalen) Linie in der Scheibe stecken – egal wie hoch. Erst dann geht man über zum «Höhentraining» durch Schiessen aus verschiedenen Distanzen.
Nockpunkt
BearbeitenBewegt sich ein Pfeil während des Fluges nach oben und unten, ist ein falscher Nockpunkt Schuld. Eingenockt sollte der Pfeil zur Sehne einen rechten Winkel bilden, und dann ungefähr einen halben Zentimeter (nicht mehr) nach oben verschoben werden. Damit wird der Pfeil beim Abschuss ganz leicht angehoben, und die Federn streifen nicht über den Handrücken. Ein zu tiefer Nockpunkt hinterlässt gerne Schürfungen am Knöchel beim Zeigefinger, wo der Pfeil aufliegt.
Fussnoten
Bearbeiten- ↑ Dies ist eine weit verbreitete Fingerhaltung, jedoch nicht die einzig richtige. Teils wird auch mit zwei Fingern geschossen, Reiterbögen (Kompositbögen) werden üblicherweise mit dem Daumen und einem Daumenring geschossen.