Bogenbau/ Pfeilbau/ Schaftmaterial

Pfeilschäfte werden aus den verschiedensten Hölzern gefertigt: Sitka-Fichte, Weisstanne, Esche, Ahorn, Lärche, Wolliger Schneeball, Hasel, Bambus und viele mehr. Wichtig ist vor allem ein Punkt – die Holzfasern müssen so gerade wie möglich im Pfeil liegen, da der Pfeil sonst beim Aufprall oder schlimmstenfalls beim Abschuss bricht.

Rund gehobelte Schäfte aus Vierkanthölzern, Lärche.

Wie bekommt man Pfeilschäfte? Bearbeiten

Die einfachste und schnellste Art, an Pfeilschäfte zu kommen, ist das Bogenbaugeschäft. Dort werden (normalerweise) auch Schäfte für Holzpfeile verkauft, direkt mit dem passenden Spine. Diese Schäfte sind aus Stämmen gesägt und gerundet. Auch sind Bambusschäfte erhältlich. Gekaufte Schäfte sind in verschiedenen Spinewertgruppen in 5er-Schritten erhältlich, zum Beispiel 30–35 oder 45–50. Der Durchmesser beträgt 5/16" (7.9 mm) für leichte Schäfte, jenige mit höherem Spinewert besitzen einen Durchmesser von 11/32" (8.7 mm) oder 23/64" (9.1 mm). Wie oft sind auch hier die angloamerikanischen Einheiten noch heute in Gebrauch.

Schäfte kann man natürlich auch selber mit der Tischfräse sägen und dann von Hand abrunden. Oder man baut sie klassisch aus Schösslingen, also aus senkrecht gewachsenen jungen Sprossen vor allem von Sträuchern, wie es auch zum Beispiel Ötzi tat.

Ausgesägte Pfeilschäfte haben auf dem Bogen aufgenockt von hinten gesehen liegende Jahresringe. Der Spinewert ist in «liegende» Richtung höher als in «stehende» Richtung. Schösslinge haben in alle Richtungen den selben Spinewert, da sie symmetrisch sind.

Herstellung eigener Schäfte Bearbeiten

Schäfte aus Vierkant-Stäben Bearbeiten

 
Schwachstellen in Pfeilschäften: Links ein Astloch, rechts auslaufende Jahresringe mit nach vorne gerichteten «Flammen».

Sie sollten im Durchmesser mindestens 11 mm messen für Schäfte um 50#. Es ist wichtig, darauf zu achten, dass die Jahresringe so gerade wie möglich im Schaft liegen (längs zum Schaft) und keine Astlöcher enthalten sind. Astlöcher und schräg auslaufende Fasern sind beides Schwachstellen, die normalerweise früher oder später zum Bruch führen – beim Auftreffen auf ein Ziel oder beim Abprallen.

Zum Abrunden mit dem (Schweif-)Hobel werden immer jeweils die Kanten abgetragen, das heisst, aus einem Vierkantschaft macht man einen Achtkantschaft, daraus einen mit 16 Kanten, der dann bereits rund aussieht. Dann wird die Spitze montiert und der Schaft so lange dünner gemacht, bis der Rohschafttest erfolgreich ist.

Dübelschneider funktionieren sehr ähnlich wie ein Zuspitzer; der Vierkantschaft wird in die Bohrmaschine eingespannt und durch den Dübelschneider gedreht. Sie sind für feste Durchmesser oder mit leicht(!) variierbarer Klinge erhältlich, können aber auch selber gebaut werden.[1]

Fräsen in Schreinereien können mit runden Messern ausgerüstet werden. So kann direkt eine Kante abgerundet werden, und nach vier Durchgängen ist der Stab rund.

Schösslinge Bearbeiten

 
Schösslinge werden zum Trocknen zusammengebunden (im Bild noch nicht festgezogen). Hier: Hartriegel und Hasel.

Schösslinge werden nicht gesägt, sondern direkt so verwendet, wie sie gewachsen sind. Wenn sie astfrei gewachsen sind, sind sie wachstumsbedingt tendentiell stabiler als gesägte Schäfte, weil die Jahresringe ringförmig in der Mitte des Pfeils zu liegen kommen.

Allerdings wird für einen guten Satz Pfeile eine grössere Anzahl Schäfte benötigt, damit man sich diejenigen mit passendem Spine heraussuchen kann.

Schösslinge werden von Pflanzen gewonnen, die kerzengerade in die Luft wachsen. Haselnuss ist ein typisches Beispiel dafür, er bildet jedes Jahr neue Triebe, die aus dem Boden gerade nach oben wachsen. Auch viele Sträucher, darunter Hartriegel, bilden viele gerade Triebe, die ab einem Durchmesser von etwa 1.3 cm für Pfeile verwendet werden können. (Die Rinde muss noch entfernt werden, ausserdem ist das Holz noch feucht und einige Schäfte schrumpfen beim Trocknen stark.)

Während und nach dem Trocknen müssen krumme Schäfte begradigt werden; bei wolligem Schneeball kann es ausreichen, den Schaft jeden Tag gerade zu biegen, bis er trocken ist, sonst wird die krumme Stelle über einer Flamme oder einer anderen Hitzequelle erwärmt (das Holz darf nicht braun werden!) und dann begradigt. Durch die Hitze wird das Holz weich, beim Abkühlen wird es wieder fest und behält die beim Erhitzen gegebene Form bei.

Ein klassisches und sehr gutes Holz liefert der Wollige und der Echte Schneeball, auch gut geeignet sind zum Beispiel Hartriegel und Hasel.

Literatur Bearbeiten

  1. Beispiel für einen Dübelschneider-Eigenbau auf Youtube: z3MNbm3NCHE