Bogenbau/ Pfeilbau/ Einleitung

Der Pfeilbau lässt sich in folgende Arbeitsschritte unterteilen:

  • Spitze montieren
  • Rohschafttest zum Anpassen (oder Aussortieren) der Pfeile
  • Befiederung der passenden Pfeilschäfte
  • Finish zum Schutz gegen Feuchtigkeit

Gute Pfeile sind wichtiger als ein guter Bogen – denn mit nicht aufeinander abgestimmten Pfeilen trifft man nicht, umgekehrt jedoch schon.

Was einen guten Pfeil ausmacht

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Pfeile werden meist speziell für einen Bogen gebaut (ausser man hat bereits eine grosse Auswahl an Pfeilen und gleich den passenden Satz zur Hand), denn sie erzielen auf einem anderen Bogen, der stärker oder schwächer ist, nicht die selben Resultate. Der Grund dafür liegt im sogenannten Archer’s Paradox: Der Pfeil scheint sich beim Abschuss um den Griff zu winden. Dies ist in Zeitlupenaufnahmen sehr gut sichtbar.[1] Ist der Pfeil zu steif, gelingt ihm das nicht, und er driftet nach links ab (bei einem Rechtshänderschützen, der den Pfeil auf der linken Bogenseite aufnockt). Dabei schlägt er am Bogen an (ein Pfeil mit passendem Spine kann nahezu geräuschlos abgeschossen werden!). Ein zu weicher Pfeil biegt sich beim Abschuss zu stark und kann dabei sogar brechen!

 
Archer’s Paradox. Der linke Pfeil fliegt geradeaus, obwohl er anfänglich in eine andere Richtung zeigt. Rechts ein Pfeil mit zu hohem Spine.


Spine ([spaɪn]) ist ein Begriff aus dem Englischen. Bei einem Pfeil bezeichnet der (statische) Spine, wie stark er sich bei unbeschleunigter Belastung durchbiegt. Er wird bei Holzpfeilen gemessen, indem man den Pfeil im Abstand von 26" unterlegt und dann in der Mitte mit einem Gewicht von 2 Pfund belastet. Ein Bogen mit 40# benötigt ungefähr einen Pfeil mit einem 40er-Spine. Wirklich genau passende Pfeile lassen sich nur durch Ausprobieren finden, da auch die Schiesstechnik des Schützen, das Schussverhalten des Bogens, der Griff und weitere Parameter darauf Einfluss haben.

Pfeile aus anderem Material (wie Carbon oder Aluminium) haben andere Spinewerte; er wird als Durchbiegung in Tausendstel Zoll angegeben. Dadurch erhält man zum Beispiel 300er- oder 1000er-Schäfte.

Schwächere Bogen benötigen weichere (im Sinne des Spines) Pfeile als stärkere Bögen. Für den passenden Pfeil ist allerdings nicht nur der statische Spine von Bedeutung, sondern auch der dynamische Spine, der unter anderem beeinflusst wird durch

  • das Gewicht der Spitze: Eine schwere Spitze benötigt zum Beschleunigen mehr Energie (man stelle sich den Unterschied vor, ob man mit einem Holzstecken einen Golfball oder einen VW Golf ins Rollen bringen will), und der Pfeil biegt sich stärker durch. Aus diesem Grund wird der Rohschafttest immer mit bereits montierten Spitzen durchgeführt.
  • die Länge des Schaftes: Je länger der Pfeilschaft, desto leichter lässt er sich biegen.

Somit hat man mehrere Möglichkeiten, den Spine beim Rohschafttest zu korrigieren. Einen zu steifen Schaft kann man dünner machen oder mit einer schwereren Spitze versehen, ein zu weicher Schaft wird entweder gekürzt oder bekommt eine leichtere Spitze. (Oder wird für einen leichteren Bogen verwendet.)

Eine weitere wichtige Grösse ist das Pfeilgewicht, das auch vom verwendeten Holz abhängt: Bei gleichem Spine sind zum Beispiel Pfeile aus Eichenholz schwerer als solche aus Tannenholz. Das Gewicht betrifft das Flugverhalten: Ein leichter Pfeil fliegt schneller und weiter und somit auch flacher als ein schwerer, der (auf dem selben Bogen) schneller an Höhe verliert. Schwerere Pfeile haben andererseits eine höhere Durchschlagskraft; Jagdpfeile sind tendenziell eher schwerer.

In einem guten Satz Pfeile haben alle das selbe Gewicht (mit etwa einem Gramm Abweichung). Gewogen wird der ganze Pfeil, mit Spitze und Federn.

Pfeile will man für hohe Geschwindigkeiten eigentlich so leicht wie möglich bauen. Allerdings: Je leichter der Pfeil wird, desto mehr gleicht der Abschuss einem Leerschuss, und die gespeicherte Energie wird nicht mehr hautsächlich auf den Pfeil übertragen, sondern im Bogen in den Wurfarmen verbraucht. Die Wurfarme werden dadurch stärker belastet, es bildet sich mehr Set und Risse bis Brüche können entstehen. Glücklicherweise kann die geeignete Pfeilmasse aus dem Zuggewicht des Bogens berechnet werden: Sichere und nicht zu schwere Pfeile haben ein Gewicht von 8 bis 10 Grain pro Pfund Zuggewicht (abgekürzt: 10 gpp). Ein Bogen, der mit 40 Pfund gezogen wird, kann somit mit Pfeilen geschossen werden, die bis 320 Grain leicht sind ( ), das sind 21 Gramm. Es hat sich folgende Einteilung etabliert:[2][3]

  • Unter 6 gpp: Zu leicht. Der Bogen wird früher oder später brechen.
  • 6–8 gpp: Nur geeignet für Bögen, die extra dafür gebaut wurden (mit leichten Wurfarmenden).
  • 8–10 gpp: Solche Pfeile sollten alle Bögen aushalten; fürs Zielschiessen wohl am besten geeignet.
  • Über 10 gpp: Je schwerer die Pfeile sind, desto leiser ist der Bogen im Abschuss und desto mehr wird der Bogen geschont. Pfeile mit 15 gpp und mehr sind schon deutlich schwerer, und bei Bögen mit mittlerer Zugkraft macht sich der Höhenverlust bereits auf kurze Distanz bemerkbar. Es macht natürlich trotzdem Spass, mit solchen Pfeilen zu schiessen.

Durchmesser

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Der Schaftdurchmesser spielt bei Pfeilschäften praktisch keine Rolle, da er aufs Schiessen keinen direkten Einfluss hat. Ausserdem hängt er stark vom verwendeten Holz ab, und zwar nicht nur von der Baumart – sogar Holz vom selben Baum kann an unterschiedlichen Stellen unterschiedlich steif sein (durch höheren Spätholzanteil etwa) und für identischen Spine einen Durchmesser von 9 statt 10 Millimetern benötigen.

Typische Schaftdurchmesser liegen bei 8 bis 12 Millimeter. Im Handel werden wie bei Spitzen die Zollmasse 5/16, 11/32 und 23/64 Zoll verwendet (7.94, 8.73 und 9.13 mm), wobei 5/16er Standard sind und die dickeren erst für Pfeile mit höherem Spine benötigt werden.

Forward of Center

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FoC-Berechnung. x ist gerichtet; liegt der Schwerpunkt S hinter der Mitte, ist x und auch der FoC negativ.

FoC beschreibt die Schwerpunktverschiebung eines Pfeiles zur Spitze hin in Prozent der Pfeillänge. (Im AMO-Standard wird die Pfeillänge ohne die Spitze gerechnet.) Ein grösserer FoC bedeutet schnellere Stabilisierung des Pfeiles in der Luft. Bei der Jagd wird auch das Penetrationsvermögen verbessert; dort ist laut Ed Ashby[4] ein FoC von 19–30 % am besten.

Beim Flightschiessen auf möglichst grosse Distanzen muss der Pfeil und somit auch die Spitze möglichst leicht sein. Der FoC kann dabei ins Negative fallen. Pfeile für den normalen Einsatz haben üblicherweise einen FoC um 10 %.

Der Schwerpunkt eines Pfeiles kann ermittelt werden, wenn man ihn auf den Handkanten balanciert und dann langsam die Handflächen aneinander legt; der Pfeil wird im Schwerpunkt ausbalanciert, also dort, wo sich die Handflächen berühren.


Rohschafttest

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Beim zuvor angesprochene Rohschafttest wird der Pfeilschaft, noch ohne Befiederung, auf den Bogen abgestimmt. Die Befiederung wird weggelassen, weil sie den Pfeil im Flug stabilisiert und so kleine Fehler im Spine «versteckt» – gut auf den Bogen abgestimmte Pfeilschäfte fliegen aber auch ohne Federn noch auf eine Entfernung von etwa 20 m gerade.

Schäfte, die nicht gerade fliegen, können auch einen falschen Schwerpunkt haben: Dieser muss vor der Mitte liegen.

Wenn sich der Schaft vertikal bewegt, ist der Nockpunkt falsch eingestellt und der Schaft unschuldig.

Wichtig beim Rohschafttest ist ein konstanter Schussablauf; Ablassfehler werden ohne Federn sehr deutlich sichtbar und sind dann nur schwer von falschem Spine zu unterscheiden.

  1. Archers Paradox - Super slow motion video – zeigt auch die Auswirkungen eines zu weichen Pfeils.
  2. Pfeilgewicht und Bogen. (http://www.fletchers-corner.de/viewtopic.php?f=6&t=19243).
  3. Minimales Pfeilgewicht ?. (http://www.fletchers-corner.de/viewtopic.php?f=15&t=19342).
  4. [http://www.arrowtrademagazine.com/articles/sept_10/Sept2010-TraditionalFocusExtremeFrontOfCenter.pdf The Effectiveness of Extreme Forward of Center Arrow Weight]