Biochemie und Pathobiochemie: Kalzium
Kalzium | ||||||||||
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Basisdaten und Verweise | ||||||||||
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Allgemeines
BearbeitenKalzium dient als Bausubstanz von Knochen und Zähnen, als intrazellulärer Botenstoff, als Coaktivator der Blutgerinnung und als Cofaktor verschiedener Enzyme.
Vorkommen und biologische Funktionen
Bearbeiten- Bausubstanz der Knochen und Zähne in Form von Calciumhydroxylapatit ([Ca5OH(PO4)3])
- Second messenger - z.B. bei der Muskelkontraktion oder in anderen Zellen im Rahmen der IP3-Kaskade
- Coaktivator der Blutgerinnung
- Als Cofaktor von Enzymen:
- NAD(P)H-Oxidase - ROS-Bildung
- Apyrase - Pyrimidin- und Purin-Stoffwechsel
- Phospholipase A2 - Phosphoglycerid- und Arachidonsäure-Stoffwechsel
- Inositol-trisphosphat-3-Kinase - Inositolphosphat-Stoffwechsel
- 3-Isopentenyl-pyrophosphat-Isomerase - Cholesterinbiosynthese
Kalzium-Stoffwechsel
BearbeitenIm Körper befinden sich etwa 1 kg Kalzium, 99 % davon im Knochen. Das Skelett dient als inneres Stützsystem des Körpers, aber auch als Kalziumspeicher, um den Blutkalziumspiegel konstant zu halten. Der Tagesbedarf eines Erwachsenen beträgt etwa 1 g. Der Kalzium-Stoffwechsel wird von den folgenden Hormonen kontrolliert:
Anhebung der S-Kalzium-Spiegels durch
- Parathormon (PTH, aus der Nebenschilddrüse)
- -> Aktiviert (indirekt) die Osteoklasten und hemmt die Osteoblasten.
- -> Fördert in der Niere die Calcium- und hemmt die Phosphat-Rückresorption.
- -> Fördert die Calcitriol-Bildung in der Niere.
- Prolactin (aus der Adenohypophyse)
- -> Fördert die Calcitriol-Bildung in der Niere.
- Vitamin D-Hormon (Calcitriol, 1,25-Dihydroxycholecalciferol, 1,25-(OH)2-D3)
- -> Fördert direkt den Knochenabbau.
- -> Fördert die intestinale Kalzium-Aufnahme, geringer auch die Phosphat-Aufnahme. Dadurch indirekt Förderung des Knochenaufbaus.
- -> Fördert die Kalzium- und Phosphat-Rückresorption in der Niere. Dadurch indirekt Förderung des Knochenaufbaus.
Senkung des S-Kalzium-Spiegels durch
- Calcitonin (aus den C-Zellen der Schilddrüse) - Gegenspieler des Parathormons
- -> Hemmt die Osteoklasten.
- -> Hemmt die Kalzium-Aufnahme im Darm.
- -> Hemmt die Kalzium- und Phosphat-Aufnahme in der Niere.
Pathiobiochemie
BearbeitenHypokalzämie
- Hypoparathyreoidismus z.B. bei Strumektomie, wenn unbeabsichtigt alle Nebenschilddrüsen mitentfernt wurden.
- Kalziummangel (Vitamin-D-Mangel)
Klinik: Hypokalzämische Tetanie durch erhöhte neuromuskuläre Erregbarkeit - Parästhesien und Pfötchenstellung der Hände, Chvostek-Zeichen (Beklopfen des Nervus facialis vor dem Ohr -> Zuckungen im Gesicht).
Hyperventilationstetanie
- Hyperventilation (z.B. bei Aufregung) -> Vermehrte Abatmung von CO2 -> metabolische Alkalose -> H+-Ionen lösen sich von den negativ geladenen Gruppen (z.B. Carboxylgruppen) der Serumproteine und des Hämoglobin ab -> Ca2+-Ionen lagern sich stattdessen dort an -> Abnahme des ionisierten Anteils des S-Kalziums -> Funktionelle Hypokalzämie.
Klinik: wie oben.
Knochenerkrankungen:
- Verminderung der Knochenmineralisierung bei normaler oder vermehrter Interzellularsubstanz
- Rachitis - Kindlicher Vitamin-D-Mangel/Lichtmangel
- Osteomalazie - Erwachsener Vitamin-D-Mangel/Lichtmangel, Kalziummangel
- Verminderung der Knochenmineralisierung und der Interzellularsubstanz
- Osteopenie, Osteoporose - Vitamin-D-Mangel/Lichtmangel, Kalziummangel, Alter, hormonelle Faktoren (Glucokortikoide fördern den Knochenabbau, Östrogene fördern den Knochenaufbau)
Hyperkalziämie bei:
- Hyperparathyreoidismus (HPT)
- Malignome (Osteolysen, Sekretion von parathormone-related peptide)
- Immobilisation (Knochenresorption)
- Sarkoidose (Calcitriol-Bildung durch aktivierte Makrophagen)
- Familiäre hyperkalziurische Hyperkalziämie (OMIM)
- Renal-tubuläre Azidose Typ I (OMIM)
Klinik: „Stein-, Bein- und Magen-Pein“ (s.u.)
Hyperparathyreoidismus (HPT, Überfunktion der Nebenschilddrüse):
- Primärer HPT: NSD-Adenome, NSD-Karzinom -> PTH-Anstieg -> Hyperkalziämie, Hypophosphatämie, erhöhte alkalische Phosphatase.
- Sekundärer HPT: Chron. Niereninsuffizienz, Malabsorption -> Calcitriol-Mangel -> Kalzium-Defizit -> PTH-Anstieg, NSD-Hyperplasie -> Hypo- oder Normokalziämie, Hyper- oder Normophosphatämie, alkalische Phosphatase im Serum erhöht.
- Tertiärer HPT: Fixierter sekundärer HPT durch zunehmende Autonomie des hyperplastischen NSD-Gewebes -> Hyperkalziämie, Hypophosphatämie, erhöhte alkalische Phosphatase.
- Pseudohyperparathyreoidismus: Sekretion von parathormone-related peptide durch Malignome -> Hyperkalziämie, Hypophosphatämie, erhöhte alkalische Phosphatase.
Klinik: Beim prim. und tert. HPT „Stein-, Bein- und Magen-Pein“: Hyperkalzämie, Osteoporose, Akroosteolysen, Knochenschmerzen, Polyurie, Nierensteine (Hyperkalziurie), Weichteilverkalkungen, Gastritis, Pankreatitis, Obstipation, psychiatrische Symptome (Adynamie, Depression), HRST. Beim sek. HPT dominieren die Symptome der Grunderkrankung.
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