„Du musst am Netz, wenn der Gegner seinen offensiv-Stop gespielt hat, Cross kurz ablegen, technisch ist er Dir doch weit überlegen.“ So oder so ähnlich starten häufig wohlgemeinte Coaching-Tipps während eines Punktspiels oder Turniers. Dazu kommt, dass oftmals unzählige Ratschläge aufeinander folgen, von mehreren Personen stammen und sich auch noch oftmals widersprechen.

Im Gegensatz zu den typischen Teamsportarten (Fußball, Handball, Hockey, ...), bei welchen der Trainer für die Spiele der Mannschaft die Taktik festlegt und die Möglichkeit hat, während einer Begegnung die gesamte Mannschaft am Spielfeldrand zu beobachten, die Strategie anzupassen und die Mannschaft zu coachen, ist es beim Badminton üblicherweise so, dass bei einer Begegnung oder einem Turnier mehrere Spiele gleichzeitig stattfinden. Der Trainer hat also (wenn er bei den Spielen überhaupt anwesend ist) gar nicht die Möglichkeit, sich allen Spielen und Spielern gleichermaßen zu widmen.

Dies führt in der Regel dazu, dass sich die Spieler eines Vereins gegenseitig selbst coachen. Dagegen ist auch nichts einzuwenden, denn Coaching ist ein sehr wichtiges und hilfreiches Element und daher hilft es den Spielern und stärkt (wenn es auf gute Art und Weise erfolgt) den Teamgeist. Da beim Coaching aber oft viele Fehler gemacht werden, ist der Frust und die Enttäuschung beim gecoachten Spieler wie auch beim Spieler, der gecoacht hat, groß. Nachfolgend wird dargestellt, welche Fehler typischerweise beim Coaching erfolgen. Im Anschluss wird vermittelt, welche Schritte helfen können, das Coaching bewusster und effektiver zu gestalten.

Typische Coachingfehler

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Wenn sich Spieler beim Coaching keine Gedanken machen und lediglich aus reiner Intuition einige Tipps geben, erfolgt das Coaching oft nicht zweckmäßig oder nicht zweckmäßig genug. Nachfolgend sind einige typische Coachingfehler aufgelistet, die aus "intuitivem" Coaching heraus entstehen.

Verallgemeinerung eines kleinen Spielausschnitts

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Des öfteren sind Spieler beim Coaching abgelenkt, da sie sich nebenher unterhalten oder mehrere Spiele gleichzeitig verfolgen. Demnach bekommen sie viele Spielsituationen nicht mit. Wenn sich der Spielstand dann der Pause nähert werden die letzten Ballwechsel kurz vor der Pause betrachtet und daraus wird auf das gesamte Spiel verallgemeinert. Die letzten Ballwechsel geben aber den Spielverlauf, die Stärken und Schwächen der beiden Spieler sowie ggf. bereits erfolgte Änderungen der Spieltaktik nicht ausreichend wieder. Vielleicht hat der gerade bei den letzten zwei Ballwechseln mal "was neues" ausprobiert und deshalb einige vermeintlich "dumme" Fehler gemacht. Dann hilft es dem Spieler nicht, wenn der coachende Spieler genau diese Fehler anspricht bzw. diese verallgemeinert als hätte der Spieler die ganze Zeit schon so gespielt. Noch frustrierender ist es für den Spieler, wenn sich sein Gegner in den letzten zwei Ballwechseln auf eine bestimmte Spielweise eingestellt hat und der coachende Spieler dies kritisiert "...mit dem Ball kommst Du nie durch!"

Analog zu der Ernsthaftigkeit mit welcher ein Spieler ein Spiel coachen möchte, sollte seine Aufmerksamkeit beim Beobachten des Spielverlaufs sein. Das zeigt seine Wertschätzung gegenüber dem anderen Spieler sowie der Aufgabe des Coachings.

Das eigene Spiel Coachen

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Bei einem "intuitiven" Coaching sieht sich ein Spieler das Spiel als Unbeteiligter von außen an. Spielt der zu coachende Spieler einen Ball, den der coachende Spieler in dieser Situation selbst nicht gespielt hätte, fällt das dem coachenden Spieler sofort auf. Folgt in dieser Situation ein Fehler des gecoachten Spielers oder ein verwandelter Punkt des Gegners, wird der coachende Spieler dies auf die unterschiedliche Spielweise zurückführen. In der Pause wird er dem Spieler suggerieren so zu spielen, wie er selbst gespielt hätte.

Das kann eine gute Lösung sein, wenn der coachende Spieler und der gecoachte Spieler einen ähnlichen Spielstil (sowie ein ähnliches Spielniveau) haben. Allerdings kann es auch oftmals der Fall sein, dass der coachende Spieler versucht, dem gecoachten Spieler "sein" Spiel "aufzudrücken", der gecoachte Spieler dieses Spiel aber gar nicht spielen kann bzw. mit dem Spiel nicht umgehen kann. So wird ein Läufer immer die Spielsicherheit in den Vordergrund stellen, ein Angriffsspieler dazu auffordern, das Spiel durch mehr Druck zu beherrschen und ein Conterspieler wird darauf bestehen, auf bestimmte Bälle zu spekulieren und auf diese mit gekonnten Rückschlägen das Spiel zu drehen. Die Beispiele werden an dieser Stelle etwas überspitzt dargestellt, um plakativ zu beschreiben, worin der Coachingfehler liegt.

Die hohe Kunst eines guten Coachings liegt aber darin, die Schwächen des Gegners zu identifizieren und mit den Stärken des gecoachten Spielers zu kombinieren. Es ist wichtig den gecoachten Spieler in seinem eigenen Spielstil und seinen eigenen Möglichkeiten zu coachen. Das Umstellen eines Spielstils während eines laufenden Spiels ist nur dann möglich, wenn dies vorher im Training geübt wurde. Wurde es nicht vorher geübt, wird der Spieler lediglich aus dem Konzept gebracht. Er wird viel mehr Fehler machen als zuvor.

Konzentration auf Fehler

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Ein weiterer typischer Fehler, der sich beim "intuitiven" Coaching gerne einschleicht ist die Konzentration auf Fehler. Der coachende Spieler steht am Spielfeldrand, sieht sich das Spiel an und wenn ihm etwas auffällt, was er anders gemacht hätte oder was durch den Spieler nicht gut gemacht wurde, teilt er dem gecoachten Spieler mit, dass dieser sein Verhalten ändern soll. Es ist aber genausowichtig zu erfassen, womit der Spieler seine Punkte macht oder den Gegner unter Druck setzt. Das hat zwei Gründe: Zum einen ist es wichtig, dem gecoachten Spieler zu vermitteln, was er beibehalten oder gar öfter machen soll, um noch mehr Punkte zu holen, sonst ändert der Spieler nach dem Coaching vielleicht auch seine erfolgreichen Spielanteile, zum anderen ist es wichtig für die Kommunikation, dem Spieler auch zu vermitteln, was er gut gemacht hat.

Des weiteren ist es wichtig, die Stärken und Schwächen des Gegners zu analysieren, um das Coaching des gecoachten Spielers auf die Stärken und Schwächen des Gegners ausrichten zu können.

Ein guter Coach könnte immer beide Parteien coachen, da er bei beiden sowohl die Stärken als auch die Schwächen identifiziert. Natürlich setzt dies ein hohes Maß an Aufmerksamkeit bei der vorangegangenen Beobachtung voraus.

Interpretation vorwegnehmen

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Viele Spieler unterscheiden beim Coachen nicht zwischen Fakten bzw. Beobachtung und Interpretation. In ihren Gehirnen wird ihre eigene Interpretation zur Realität bzw. zur Tatsache. Passt dies Realität aber nicht mit der Realität des gecoachten Spielers, reden beide aneinander vorbei und sind beide frustriert. Um dies etwas greifbarer zu machen nachfolgend ein Beispiel:

Bei einem Spiel ist es eine Tatsache wenn der Gegner fünf Punkte in Folge durch einem Smash verwandelt. Mögliche Ursachen dafür können sein:

  • Die Abwehr des Spielers ist schlecht
  • Der Spieler steht auf dem Feld schlecht
  • Die Lauftechnik des Spielers ist schlecht
  • Der Gegner hat einen sehr offensiven, harten, gut platzierten Smash
  • Der vorherige Ball des Spielers war zu kurz
  • Der vorherige Ball des Spielers war zu flach
  • Der Spieler hat auf einen anderen Ball spekuliert
  • Der Spieler wurde fünf mal in Folge durch die Sonne geblendet

Bei der Folgerung einer Ursache für eine Beobachtung findet zwingend eine Interpretation statt. Manche Interpretationen (z.B. zu kurze Bälle) können durch genauere Beobachtungen bestätigt oder ausgeschlossen werden. Dennoch wird es zu Tatsachen immer viel Interpretationsspielraum geben. Es ist wichtig, dafür bewusstsein zu schaffen. Sowohl beim gecoachten Spieler als auch beim coachenden Spieler. Des weiteren gibt es Interpretationen, die sich durch genauere Beobachtung nicht schärfen lassen, da diese mit dem Spielverständnis, der Spieltaktik und dem "Glauben" an die beste Spielweise zu tun haben. Ein Beispiel dafür ist, wo der Spieler auf dem Feld stehen muss. Gerade beim Doppel findet dann schnell eine Diskussion über "Glaubensfragen" statt, die während des Spiels aber nicht hilfreich ist.

Auch eine folge des "intuitiven" Coachings ist, dass der coachende Spieler bei der Beobachtung einfach alles aufnimmt, was der gecoachte Spieler verbessern könnte und ihm dann alle beim Coaching auch mitteilt und dadurch den gecoachten Spieler überlastet. Ein Beispiel dafür ist, dem gecoachten Spieler mitzuteilen, dass seine Stops nicht weit genug an den Rand des Spielfelds gespielt werden. Das kann zwar durchaus richtig sein, wird aber in den meisten Fällen das Spiel nicht entscheidend beeinflussen, dem gecoachten Spieler jedoch Konzentration "wegnehmen" und auch den Blick vom wesentlichen ablenken. Der gecoachte Spieler benötigt eine Art Spielplan mit drei bis vier einfachen Regeln, die er befolgen kann. Es ist die Aufgabe des Coachs, diesen Spielplan zur Verfügung zu stellen bzw. (im Falle des coachenden Vereinskameraden) zu diesem Spielplan beizutragen. Dazu muss er von Details abstrahieren können.

Keine Details

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Genauso wichtig, wie Details weg zu lassen ist, es auf Details zu achten, da wo nötig und sinnvoll bzw. da wo die Details das Spiel entscheidend beeinflussen können. Ein typisches Beispiel dafür wo Details spielentscheidenden Einfluss haben können, ist der Aufschlag beim Doppel. Wenn durch die Umstellung des Aufschlags von der Eins auf die Drei für sechs zusätzliche Punkte sorgen kann, dann ist dieses Detail durchaus spielentscheidend. Gleiches gilt für die Aufschlagannahme oder für spielerische Besonderheiten die ein aufmerksamer Coach bei Gegnern entdecken kann.

Oft wird beim Coaching der Fehler gemacht, vollkommen von konkreten Details zu abstrahieren und nur noch in trivialen Weisheiten zu landen "Ihr müsst das Spiel drehen und den Angriff an euch reißen, um danach den Punkt zu verwandeln." Eine solche Aussage hilft den gecoachten Spielern nicht.

Unmögliches

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Ein weiterer Fehler, der beim "intuitiven" (typischerweise, wenn ein technisch besserer Spieler einen technisch schlechteren Spieler coacht) Coaching zutage tritt, ist das Verlangen von "unmöglichem", also von Fähigkeiten, die der gecoachte Spieler gar nicht hat. Beispielsweise ist es insbesondere beim Mixed ratsam den Ball oft zu schieben, statt kurz abzulegen oder hoch raus zu spielen oder einen schnellen aufsteigenden Ball zu spielen. Wenn der gecoachte Spieler aber das Schieben im Trainig noch nie geübt hat, kann er einfach nicht schieben. Diese Alternative steht also bei der Anpassung des Spiels nicht zur Verfügung. Es müssen andere Handlungsalternativen gefunden werden, durch die das Spiel im Sinne der gecoachten Partei beeinflusst werden kann (z.B. den Stop öfter cross zu spielen). Erneut ist es wichtig die Stärken (und überhaupt die Fähigkeiten) sowie die Schwächen der gecoachten Partei den Stärken und Schwächen der gegnerischen Partei gegenüberzustellen und aufeinander abzustimmen.

Kein Coaching

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Viele Spieler realisieren, dass Coaching keine einfache Aufgabe ist und dass es bei den falschen Tipps zu viel Frust kommen kann. Aufgrund dessen haben viele Spieler nicht das Selbstvertrauen, einen anderen Spieler zu coachen. Auch das ist nicht die Lösung, die dem Spieler auf dem Spielfeld am besten hilft. Der Blick von Außen ist sehr hilfreich. Der Spieler auf dem Feld ist sehr mit sich selbst beschäftigt, so dass jede Information über den Spielverlauf helfen kann.

Jeder Spieler kann von außen ein Spiel beobachten und Tatsachen wiedergeben, die er entdeckt hat. Mit diesen Tatsachen kann der Spieler dann seine Spielstrategie ggf. selbst gestalten. Der beobachtende (coachende) Spieler braucht die beobachteten Informationen nicht selbst zu Interpretieren und zu Handlungsanweisungen und Spielstrategien zu verfeinern. Er muss lediglich seine Beobachtungen wiedergeben. Das hilft dem Spieler auf dem Feld bereits sehr. Es ist die Interpretation, die Handlungsanweisung und die Spielstrategie, die beim Coaching einer gewissen Erfahrung des Coachs bedarf und die zu Konflikten und zu Frust führen kann. Bei der Beobachtung kann nicht viel falsch gemacht werden. Als einfachstes Beispiel sei hier die Länge der Clears genannt: "Deine Clears sind fast zwei Meter zu kurz!"

Kommunikation

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Die Art, wie einem gecoachten Spieler Informationen vermittelt werden, hat einen großen Einfluss darauf, ob der Spieler diese Informationen

  1. überhaupt verstehen, nachvollziehen und verarbeiten
  2. für sich akzeptieren
  3. mit einer positiven verstärkenden Rückmeldung verbinden
  4. sich merken
  5. und schließlich zur Anwendung bringen

kann.

Typische Fehler, die bei der Kommunikation gemacht werden, sind:

  • Beziehungsebene missachten: Es spielt bei der Kommunikation eine große Rolle, ob der coachende Spieler gleichzeitig der Trainer, ein Spieler aus einer höheren Liga oder ein Spieler der gleichen Mannschaft oder gar einer niedrigeren Liga ist. Je nachdem welche Rolle derjenige einnimmt und welche Akzeptanz er und seine spielerischen sowie analytischen Fähigkeiten derjenige beim gecoachten Spieler hat und welche Beziehung allgemein zwischen coachendem und gecoachten Spieler vorliegt, sollte der coachende Spieler seine Informationsvermittlung anpassen zwischen
    • Anerkannter Trainer / sehr gutes Vertrauensverhältnis: Coacht der Trainer, weiß er üblicherweise sehr gut über die Stärken und Schwächen seines "Schützlings" bescheid. Außerdem hat er bereits mehrfach Tipps gegeben und kann so relativ kurz und knapp (da der Spieler die Handlungsanweisungen bereits kennt und wenige Missverständnisse entstehen) die Spielstrategie bestimmend vermitteln. Durch ein gutes Vertrauensverhältnis wird der Spieler die Strategie auch für sich Akzeptieren können und diese auf dem Spielfeld umsetzen können. Eine Herleitung der Spielstrategie über die Beobachtungen ist hier gar nicht nötig und sogar kontraproduktiv, da dadurch wertvolle Zeit sowie Konzentration beim Spieler verloren gehen. Der gecoachte Spieler wünscht sich bei einem Trainer als Coach konkrete Handlungsanweisungen und Spielstrategien. Er möchte nicht mit dem Trainer die Strategie noch erarbeiten müssen.
    • Spieler aus einer höheren Liga / gutes Vertrauensverhältnis: Ein Spieler, der nicht Trainer des gecoachten Spielers ist, aber dennoch ein gutes Vertrauen genießt und in einer höheren Liga spielt, sollte als erfahrener Berater auftreten. So sollte er nicht mehr bestimmend die Spielstrategie definieren (dieses "recht" obliegt nur dem Trainer), aber dennoch seine Spielstrategie vorschlagen / nahelegen. Damit sollte er anfangen. Wenn die Zeit es zulässt, macht es sicherlich Sinn, den Blick des gecoachten Spielers auf mögliche Handlungsalternativen zu lenken, aber der erfahrene Spieler sollte nicht mit dem gecoachten Spieler versuchen, die Spielstrategie zu erarbeiten. Der gecoachte Spieler erwartet sich Hilfe und Lösungen, da der coachende Spieler erfahrener ist als er selbst und auch sein Vertrauen hat.
    • Spieler aus der gleichen Liga / positives Vertrauensverhältnis: Ist der coachende Spieler von einer ählichen Spielstärke wie der gecoachte Spieler, sollte er als "Sparings Partner" bei den strategischen Überlegungen dem gecoachtem Spieler zur Seite stehen. Die beiden begegnen sich als Partner, die gemeinsam überlegen, wie unter den gegebenen Tatsachen das Spiel angepasst werden kann. Bei den Tatsachen fängt das ganze an. Der coachende Spieler legt den Schwerpunkt auf die Beobachtungen. Hat der gecoachte Spieler diese Beobachtungen verstanden und akzeptiert, kann der coachende Spieler Handlungsalternativen aufzeigen und eine Spielstrategie aus seiner Sicht vorschlagen. Der gecoachte Spieler kann diese akzeptieren oder nicht. Es liegt in seiner Verantwortung, das Spiel nun zu gestalten.
    • Spieler aus einer niedrigeren Liga / keine Beziehung vorhanden: Ein Spieler, der noch kein Vertrauensverhältnis zu dem Spieler auf dem Feld hat oder schwächer Spielt als der Spieler auf dem Feld sollte dem gecoachtem Spieler lediglich seine Beobachtungen vermitteln. Die Interpretation der Beobachtungen, die Herleitung von Handlungsalternativen und das Aufstellen einer Strategie sollte im Nachgang dem gecoachten Spieler selbst überlassen werden.
  • Negativ wertende Vermittlung Informationen: Wenn ein Spieler hinten liegt und dann in der Spielpause zu hören bekommt, was er alles falsch macht und wie schlecht sein Spiel ist, wird er nach der Pause von der Motivation her nicht aufgebaut sein. Es ist wichtig zu realisieren, dass kein Spieler auf dem Spielfeld absichtlich schlecht spielt. Um den Spieler aufzubauen macht es Sinn, das Coaching immer mit den Beobachtungen / Handlungen zu beginnen, die der Spieler gut gemacht hat und die er weiter so machen oder gar intensivieren soll. Wenn im weiteren Verlauf des Coachings auf die Verbesserungspotentiale oder auf die zu verändernden Handlungen eingegangen wird, sollten "...nicht"-Botschaften vermieden werden. Statt "Spiel ihm nicht hoch auf die Rückhandseite, ..." sollte mit den Beobachtungen begonnen werden "Von vier Bällen, die Du hoch auf die Rückhandseite gespielt hast, hat er vier Punkte verwandelt. Zwei als cross-Drop und zwei als longline Smash. Die kann er sehr gut." Nach der Formulierung der Beobachtung kann dann auf die Handlungsalternative eingegangen werden: "Spiel hoch auf die Vorhand.", "Leg oft kurz ab." Auch sollten Formulierungen der Art "Du bist ihm spielerisch unterlegen" / "Du bist ihm technisch unterlegen" / "Er ist Dir läuferisch überlegen" verzichtet werden. Diese Aussagen bringen dem gecoachten Spieler nichts außer eine Ausrede das Spiel zu verlieren ("Der war Dir/mir ja sowieso spielerisch überlegen"). Lieber Tatsachen darstellen und auf Stärken und Schwächen eingehen. Statt "...er ist dir am Netz spielerisch überlegen" sagen "von sechs Netzbällen, die er gespielt hat, hat er mit vieren den Punkt sofort verwandelt und bei zweien warst Du danach unter Druck. Bei dem cross-Swip war er mit der Rückhand zu spät dran. Dort hat er eine Schwäche."
  • Zu viele Informationen: Ein Spieler kann sich im Coaching vielleicht auf drei bis fünf Dinge konzentrieren. Eher zwei bis drei. Deshalb ist es wichtig, dem Spieler eine übergreifende Spielstrategie mit den wichtigsten Dingen knapp mitzuteilen.
  • Vermittlung einzelner Aussagen, keine zusammenhängende Spielstrategie: Da sich der Spieler nur drei bis fünf "Dinge" oder Informationseinheiten merken kann, ist es gut Informationen zu bündeln. Die Aussage "Halte Deinen Gegner durch hohes Tempo bei Angriffsclears und Drops am Laufen" beinhaltet eine Informationseinheit (hohes Tempo), während die Aussage "Spiels flache schnelle Angriffsclears und schnelle Drops" zwei Informationseinheiten (Angriffsclears und Drops) beinhaltet.
  • Widersprüchliche Informationen: Wenn sich die Aussagen des coachenden Spielers widersprechen, hat der gecoachte Spieler keine Akzeptanz für das Coaching. Dies gilt auch dann, wenn sich die Aussagen in den Augen des coachenden Spielers nicht widersprechen. Wenn dieser beispielsweise folgende Anweisung gibt "Spiel nicht so offensiv, Dein Gegenspieler ist Dir spielerisch so überlegen, dass er Dich auf dem Feld herumführt." und später die nachfolgende Anweisung hinzufügt "Du darfst ihm keine Zeit geben, seine spielerische Überlegenheit zu nutzen also schraub das Tempo hoch." kann der gecoachte Spieler dies als widerspruch interpretieren, da er laut der ersten Aussage weniger offensiv, laut der zweiten Aussage offensiver spielen soll. Der coachende Spieler mag in den Aussagen gar keinen Widerspruch sehen, da er vielleicht in der ersten Aussage meinte "Spiel nicht sofort den Smash, wenn Du aus der Balance bist, da der Gegner eine gute Conter-Abwehr spielen kann, wenn er gut steht." und mit der zweiten Aussage sagen wollte "Du musst ihn erst aus der Mitte holen, damit er nicht gut steht. Spiele dazu ein hohes Tempo." An diesem Beispiel wird deutlich, wie wichtig auch Präzision bei der Kommunikation ist, damit kein Interpretationsspielraum und somit vorprogrammierte Missverständnisse entstehen.
  • Vermittlung eigener Interpretationen: Gerade wenn die Beziehungsebene zwischen coachendem und gecoachtem Spieler eine eher gleichwertige Ebene ist, sollte der coachende Spieler davon absehen, sein coaching mit Handlungsanweisungen oder Interpretationen zu beginnen. Das führt auf der Seite des gecoachten Spielers schnell zu widerständen, wenn er "die Welt anders sieht."

Spielerfehler beim Coaching

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Beim Coaching führen auch manche Verhaltensweisen des Spielers zu einem unerwünschten Ergebnis im Spiel. Nachfolgend sind die typischen Spielerfehler beim Coaching aufgelistet:

  • Keine Pause machen: Gerade in den unteren Ligen machen die Spieler oft keine Pause, wenn sie nicht müde sind und noch keine Pause benötigen. Manchmal in der Hoffnung, der bis zur Pause bessere Gegner würde dann nach einer Weile aus Mangel an Ausdauer einbrechen. Dieser Fall tritt aber fast nie ein. Wenn ein Spieler bei der Pause vorne liegt hilft üblicherweise nur eine bewusste Umstellung des Spiels (und nicht das hoffen, der Gegner würde mit der Zeit schlechter oder erschöpfter werden). Für diese Umstellung des Spiels kann ein Coaching sehr wertvoll sein. Es kann aber nur stattfinden, wenn eine Pause gemacht wird. Selbst wenn kein Coaching stattfindet, sollte der Spieler die Gelegenheit nutzen, um während der Pause in sich zu gehen und das Spiel für sich selbst zu analysieren. Die einigen Situationen, in welchen von einer Pause abgesehen werden kann, sind, wenn der Spieler vor der Pause drei oder vier Punkte in Folge gemacht hat oder wenn der Spieler zur Pause fünf Punkte Vorsprung hat.
  • Am Netz stehen bleiben: Viele Spieler bleiben während der Pause beim Netz stehen. Dort wo der Gegner dann die gesamte neue Spielstrategie mithören und sich von vorherein darauf einstellen kann. Es ist nicht ratsam, am Netz stehen zu bleiben.
  • Unüberzeugt das Spiel umstellen: Manche Spieler sind so konfliktscheu, dass sie genau das machen, was der coachende Spieler gesagt hat, selbst wenn sie von dem, was der coachende Spieler gesagt hat, nicht überzeugt sind. Nach dem verlorenen Spiel sagen sie dann (nicht dem coachenden Spieler, sondern anderen), sie seien von der Spielstrategie des coachenden Spielers nicht überzeugt gewesen. Das ist keine faire Verhaltensweise! Außerdem muss jedem Spieler bewusst sein, dass er alleine auf dem Spielfeld den Spielausgang entscheidet. Nicht der coachende Spieler am Spielfeldrand. Die einzige Ausnahme ist, wenn der Trainer coacht. Dann sollte der Spieler machen, was der Trainier gesagt hat (ohne dabei das eigene Gehirn völlig auszuschalten).
  • Coaching nicht glauben: Das genaue Gegenstück, dem Coaching nicht zu glauben und einfach zu ignorieren, was der coachende Spieler anzumerken hat, ist auch keine angemessene Verhaltensweise. Zwar obliegt es dem Spieler zu entscheiden, welches Spiel er auf dem Spielfeld spielen möchte (und wird), aber er sollte die wertvollen Beobachtungen von außerhalb des Spielfelds nutzen. Ist er mit der Interpretation und mit den vorgeschlagenen Handlungsalternativen und der vorgeschlagenen Spielstrategie nicht einverstanden, sollte er seinerseits versuchen, auf die Beobachtungen zurück zu lenken und die Spielstrategie gemeinsam aufzubauen: "Woran machst Du das fest?", "Was veranlasst Dich zu glauben, mehr kurze am Netz würden das Spiel zu meinen gunsten drehen? Was hast Du beobachtet?", "Glaubst Du es wäre eine Möglichkeit, die kurzen nur als Reaktion auf seine Drops zu spielen?"
  • Kein Durchhaltevermögen bei Strategieumstellung: Sollte das Umstellen der Spielstrategie nicht sofort zum gewünschten Resultat führen, ist es nur natürlich wenn der Spieler versucht, in sein übliches (sichereres) Spiel zurückzukehren. Wenn der Spieler mit dieser Spielstrategie das Spiel aber auch nicht gewinnt, ist durch das zurückkehren zur alten Spielstrategie außer einem vermeintlich sichererem Gefühl nichts gewonnen. Statt sofort zur alten Spielstrategie zurück zu kehren, ist es zielführender, das Spiel sehr bewusst zu verfolgen und zu analysieren, weshalb die Strategieumstellung nicht zum gewünschten Resultat führt. Waren die Beobachtungen nicht korrekt oder präzise genug. Sind die identifizierten Stärken und Schwächen des Gegners falsch interpretiert worden. Sind die gewählten Handlungsalternativen die richtigen und werden sie korrekt ausgeführt? Welche Anpassungen an der Spielstrategie können versucht / vorgenommen werden?
  • 100% Änderung des Spiels: Wer nach dem Coaching sein Spiel komplett umstellt, kann vor dem Coaching nicht richtig gemacht haben. Da das normalerweise nicht der Fall ist, ist es normalerweise auch nicht angebracht, das Spiel komplett umzustellen. Das Coaching muss durch den Spieler als eine Hilfestellung gesehen werden, seine aktuelle Spielstrategie den gegebnen Umständen anzupassen. Außerdem wird eine allzu extrem ausgerichtete Spielweise schnell vom Gegner durchschaut und der Gegner kann sich darauf einstellen (als Beispiel sei hier der Coaching-Tipp "Spiele mehr Angriffsclears auf die Rückhand" genannt, der vom Spieler so umgesetzt wird, dass dieser nur noch Angriffsclears auf die Rückhand spielt).
  • Gehirn ausschalten: Oftmals sehen Spieler die Aufgabe des Coaches darin, das Spiel zu analysieren, damit sie selbst sich auf das Spielen konzentrieren können. Der Coach kann aber nur eine weitere Sicht auf das Spiel bieten. Und seine Sicht ist mit deutlich weniger Informationen versehen, denn er spürt nicht, welche Schläge anstrengend zu erreichen sind. Er merkt nicht bei welchen Bällen sich der Spieler sicher fühlt. Er weiß nicht, wie die Tagesform des Spielers ist. Niemand kenn den Spieler so gut wie der Spieler selbst. Und das Spiel auf dem Spielfeld ist immer ein anderes als das Spiel von außen. Von außen sieht immer alles ganz selbstverständlich und einfach aus. Insofern ist es hauptsächlich Aufgabe des Spielers, seine Spielstrategie zu verfolgen. Seine Analyse zu betreiben. Seine Spielstrategie anzupassen. Wenn der Spieler sebst ein Bild vom Spielgeschehen hat, kann er mit der Sicht von außen auch viel besser umgehen.
  • Verlust von Konzentration, Aufmerksamkeit, Emotion: Ein sehr häufig auftretender Fehler bei Spielern nach dem Coaching ist, dass diese zwar mehr Bewusstsein für das haben, was auf dem Spielfeld passiert, dafür aber an Spannung und Haltung verlieren. Die grundlegenden Spielverhalten beim Badminton (Hand vor Fuß, tief stehen, Balance halten, Rückhand umlaufen / korrekte Lauftechnik, Bälle früh nehmen, ...) gehen oft nach der Pause verloren. Dabei sollte die Pause gerade dazu dienen, auch die Konzentration für diese Aspekte wieder zu sammeln. Des weiteren darf durch die analytische Sichtweise, die durch das Coaching ins Spiel gebracht wird und die der Spieler durchaus auch im Spiel weiter verfolgen soll, die Emotion (und damit der Siegeswille) nicht vermindert werden.
  • Sich kritisiert fühlen: Genauso wichtig, wie es ist zu verstehen, dass kein Spieler absichtlich schlecht Spielt, ist es zu wissen, dass kein coachender Spieler dem gecoachten Spieler schaden möchte. Der coachende Spieler möchte dem gecoachten Spieler helfen. Der Spieler darf dies nicht als kritik auffassen, sondern als Unterstützung.
  • Nicht trinken: Sind die Spieler so mit dem Coaching beschäftigt, dass sie vergessen während der Pause zu trinken, kann das von Nachteil sein.

Teilschritte für systematischeres Coaching

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Nachdem dargelegt wurde, welche Fehler typischerweise beim Coaching erfolgen, wird nachfolgend ein systematisches Verfahren beschrieben, welches dabei helfen kann, die beschriebenen Fehler zu vermeiden. Durch die bewusste Trennung von Beobachtung, Interpretation, der Herleitung von Handlungsalternativen und schlussendlich der Spielstrategie, kann im Nachgang eine zielgerichtete kompakte Informationsvermittlung an den gecoachten Spieler erfolgen. Die etablierte Spielstrategie ist natürlich auch nach dem ersten Coaching weiter zu verfeinern und nach dem Spiel in Vorbereitung auf das nächste Spiel niederzulegen.

Beobachten

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Wer sein Coaching ernst nimmt, muss zunächst aufmerksam beobachten, was auf dem Spielfeld passiert. Bei maximal 21 Ballwechseln bis zur ersten Pause (Spielstand 11:10) liegt dem Beobachter gar nicht viel Information als Grundlage für ein fundiertes Coaching vor. Natürlich konnte der Beobachter bei diesen 21 Ballwechseln unzählige Details beobachten (die er dem Spieler in der Pause sowieso nicht alle vermitteln könnte), aber aus dieser Information eine allgemeine Spielstrategie zu extrahieren ist nicht einfach, da die Ballwechsel in ihrer Art oft sehr unterschiedlich sind. So ist es beispielsweise bei einem Doppel sehr wichtig, die Aufschläge und Aufschlagannahmen aller beteiligten Spieler zu analysieren. Bei (maximal!) 21 Punkten hat jede Partei etwa zehn Aufschläge und zehn Rückschläge vollzogen. Da es sich um zwei Spieler pro Partei handelt, hat jeder Spieler (maximal!) etwa fünf Aufschläge und fünf Rückschläge vollzogen. Da nach jedem Aufschlag die Seite wechselt, von welcher aufgeschlagen wird (linke oder rechte Seite), hat jeder Spieler von jeder Seite (maximal!) etwa zwei bis drei Aufschläge und zwei bis drei Rückschläge vollzogen. Dies ist wenig um eine Tendenz zu erkennen, die den gecoachten Spielern als Beobachtung mitgegeben werden kann. Und genauso verhält es sich auch bei den anderen Ballwechseln und Spieldisziplinen. Auch bei einem Einzel werden die Punkte alle unterschiedlich erzielt. Manche durch Unforced Errors, manche durch Drops, manche durch Smashs, manche am Netz und manche durch Finten. Und bei jedem dieser Punkte gibt es noch unzählige Verfeinerungen (Cross Drop, longline Drop, geschnitten, gewischt, ...) Es ist also essenziell, so viel wie möglich zu beobachten, um verallgemeinern zu können.

Beim Beobachten ist es wichtig, die Interpretation bewusst außen vor zu lassen. Augenmerk der Beobachtungen sollten also möglichst objektive Tatsachen sein (, die auch andere Beobachter so bestätigen würden, würden diese das Spiel auch beobachten). Worauf das Augenmerk der Beobachtungen gelenkt werden sollte, hängt von der Spielstärke der Spieler auf dem Spielfeld ab. Bei Spielern der unteren Ligen sind wichtige Tatsachen die Anzahl der Unforced Errors sowie die hauptsächlich angespielten Ecken. Bei Spielern höherer Ligen werden so gut wie keine Unforced Errors gemacht und kaum Ecken nicht angespielt. Hier ist es eher wichtig zu identifizieren, welche Schlagfolgen gerne gespielt werden oder welche "Schokoladenseiten" exitieren. Von welcher Seite werden die meisten Punkte verwandelt? Mit welchem Schlag? Wie oft wird auf einen Stop ein Gegenstop gespielt? Spielt der Spieler eher longline oder cross? Welche Finten Spielt der Spieler gerne? In welcher Spielsituation? Hat er vielleicht ein unübliches Lauf- oder Schlagverhalten in einigen Situationen? Unabhängig von der Spielstärke der Spieler ist es wichtig zu beobachten, wer das Spiel bestimmt (Vorsicht! Hier fängt Interpretation an.) Obwohl es sehr von der Auffassung des Beobachters abhängt, wer das Spiel bestimmt, ist es immer möglich mitzuzählen, wer die Punkte verwandelt. Auch ist es möglich, relativ objektiv zu beobachten, wer welche Angriffsschläge verwendet. Und es ist möglich zu beobachten, wer in der Verteidigung ist (bzw. dem Ball hinterherrennt) und wer im Angriff ist. Außer wenn beide Spieler das Spiel kontinuierlich mit Clears und Drops Aufbauen und immer gut stehen. Aber auch das zu erkennen ist eine nützliche Beobachtung.

Interpretieren

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Nachdem in der Beobachtung festgestellt wurde, wer das Spiel dominiert oder zumindest bestimmt und mit welchen Schlägen Punkte verwandelt wurden, ist es für die Herleitung von Handlungsalternativen wichtig zu wissen, weshalb welcher Spieler das Spiel dominiert oder bestimmt und weshalb welche Punkte verwandelt werden oder weshalb in welchen Situationen die Punkte verwandelt werden. Die Suche nach dem "Weshalb?" also die Suche nach der Ursache unterliegt der Einschätzung des coachenden Spielers. Er soll seine Erfahrung nutzen, um die Ursache für das, was auf dem Spielfeld passiert, zu schätzen. Um dem Spieler in der Pause ein möglichst weites Handlungsrepertoire bieten zu können und optimal auf den Spieler eingehen zu können, kann es hilfreich sein, mehrere mögliche Ursachen in Betracht zu ziehen. Beispiele für den Unterschied zwischen Beobachtung und Interpretation finden sich im Abschnitt Interpretation vorwegnehmen.

Um die Ursachen für die Beobachtungen zu identifizieren, soll der coachende Spieler aufgrund seiner Beobachtungen Vermutungen anstellen, welche Stärken und Schwächen der gecoachte Spieler sowie sein Gegenspieler haben. Dabei kann sich der coachende Spieler neben seinen Erfahrungen auch an den Charakteristika der Einzel-Spielertypen orientieren. Selbstverständlich kann und soll der coachende Spieler sein bereits extisierendes Wissen über die Spieler auf dem Feld in die Interpretation mit aufnehmen. Zusätzlich können folgende Faktoren Ursachen für Stärken oder Schwächen der Spieler sein:

  • Im Einzel
    • Schnelligkeit / Trägheit / Lauftechnik im Allgemeinen
    • Schnelligkeit / Trägheit / Lauftechnik in die vorderen Ecken zum Netz hin
    • Schnelligkeit / Trägheit / Lauftechnik in die hinteren Ecken
    • Felddeckung im Allgemeinen
    • Schlagweite / Schlaghöhe
    • Antizipation / Spekulation
    • Finten
    • Schlagtechnik im Allgemeinen
    • Schlagtechnik aus den hinteren Ecken
    • Smashhärte / Dropgeschwindigkeit
    • Spiel am Netz / Schlagtechnik aus den vorderen Ecken
  • Im Doppel und Mixed
    • Aufschlag
    • Rückschlag
    • Abwehr
    • Fähigkeit das Spiel in den Angriff zu drehen
    • Fähigkeit Angriff zu halten
    • Angriffslücke (wo muss die Verteidigung die Bälle hin spielen, damit die Angreifer das Spiel nicht im Angriff halten können)
    • Fähigkeit den Punkt zu verwandeln
    • Verteidigungslücke (wo hört der Verteidigungsbereich eines Spielers auf und wo fängt der Verteidigungsbereich des anderen Spielers an)
    • Smashhärte / Smash-Plazierung
    • Wann wird hoch gespielt
    • Netzdeckung
    • Stellungsspiel
    • Stärkerer / Schwächerer Spieler
  • Im Mixed (zusätzlich zu den Faktoren aus dem Doppel)
    • Schieben
    • Mixed-Ecke
    • Seitendeckung der Dame
    • Mixed-Stellungsspiel

Natürlich handelt es sich bei dieser Auflistung nicht um alle möglichen Faktoren, die bei den Ursachen für Stärken und Schwächen eine Rolle spielen. Es sind nur die zentralen Elemente der einzelnen Spieldisziplinen, die dem coachenden Spieler zur Orientierung beim Coachen (und beim Beobachten) dienen können.

Handlungsalternativen herleiten

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Nachdem die Stärken und Schwächen der Spieler auf dem Feld durch den coachenden Spieler identifiziert wurden, ist es die Aufgabe des coachenden Spielers, die Stärken des gecoachten Spielers mit den Schwächen des Gegners zusammenführen. Dazu sollte der coachende Spieler sich ganz konkrete Spielsituationen vor Augen führen, in welchen eine andere Spielweise möglicherweise zu einem besseren Ergebnis geführt hätte. Hat der Gegner des gecoachten Spielers beispielsweise die Stärke eines sehr harten Smashs, kann eine Handlungsalternative darin bestehen, keine hohen Bälle mehr zu spielen. Für eine konkrete Spielsituation soll der coachende Spieler mehrere mögliche Handlungsalternativen in Betracht ziehen (beispielsweise kann alternativ dazu, hohe Bälle komplett zu vermeiden auch vermieden werden zwei Mal hintereinander hoch zu spielen und es können Swips gespielt werden). Für die identifizierten Handlungsalternativen sollte sich der coachende Spieler überlegen, welche dieser Handlungsalternativen für die konkrete Spielsituation durch den gecoachten Spieler am leichtesten umzusetzen ist (was sind die Särken des gecoachten Spielers) und welchen Erfolg verspricht (beispielsweise ist die Alternative, gar keine hohen Bälle mehr zu spielen, nicht sehr erfolgversprechend, wenn der Gegner auch am Netz viel Druck ausüben kann).

Spielstrategie aufstellen

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Bereits zu Anfang dieses Kapitels wurde darauf hingewiesen, dass ein Mensch sich etwa drei bis fünf Informationseinheiten merken kann. Unter Stress, müde und evtl. unkonzentriert eher drei als fünf Informationseinheiten. Da der gecoachte Spieler während der Spielpausen nur sehr begrenzt Informationen aufnehmen kann, ist es wichtig die einzelnen Handlungsalternativen aus den einzelnen konkret beobachteten Situationen zu einer zusammenhängenden Spielstrategie zu aggregieren. Wichtige Spielsituationen und die zugehörigen Handlungsalternativen lassen sich dann als Beispiele an die Spielstrategie koppeln, so dass sich der Spieler leichter merken kann, was er tun soll. Im weiter oben genannten Beispiel des Gegners mit dem starken Smash könnte die zusammenhängende Strategie beispielsweise darin bestehen, den Gegner keine Zeit bei seinen Angriffen zu geben. Konkrete Beispiele zu Handlungsanweisungen könnten dann um die Spielstrategie herum aufgebaut werden, wie beispielsweise keine sehr hohen Bälle zu spielen in welchen der Gegner lange Zeit hat, sich zu positionieren oder keine zwei Mal hintereinander einen hohen Ball zu spielen, sondern den Gegner immer wieder ans Netz zu holen, um danach offensive Swips oder Angriffsclears zu spielen.

Informationen vermitteln

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Wer ist coach? Ist das der Trainer? Ist es ein Spielpartner? ... --> Je nachdem: Schnelle kurze Handlungsanweisungen: Alternativ: Erst Beobachtung vermitteln ("Er vier mal nach dem Clear auf Deine Rückhand den Punkt verwandelt") --> Darstellung von Fakten: Das ist so. Dann Interpretation: "Ich glaube..." / "Ich finde..." / "Meiner Meinung nach..." (keine Darstellung von Fakten mehr, sondern Interpretation / Glaube / Meinung) , dann Handlungsalternativen: "Du könntest versuchen..." (Kein Imperativ: "Du musst" oder "Spiel so oder so") Zusammenfassung: Kurze prägnante Stichpunkte. Evtl. vier Bullets als Kurztext: Länge. Rückhand schützen. Weg vom Netz. Konzentrierter Aufschlag

Verfeinern

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Nach dem Coaching verändert der gecoachte Spieler sein Spiel (oder manchmal auch nicht, je nach Verständnis dessen, was der coachende Spieler dargelegt hat, dem Willen und der Fähigkeit die Umstellung durchzuführen). Die Veränderung des Spiels gibt dem coachenden Spieler eine gute Gelegenheit, weitere Beobachtungen vorzunehmen sowie seine Interpretationen über Stärken und Schwächen beider Spieler durch Beobachtungen weiter zu verfeinern, zu ergänzen oder zu revidieren. Auch kann der coachende Spieler beobachten, wie gut die Handlungsalternativen Wirkung zeigen. Evtl. bringt die Umstellung des Spiels nicht den gewünschten Effekt. In diesem Fall muss der coachende Spieler seine Interpretationen (entweder der Stärken und Schwächen seines gecoachten Spielers oder der Stärken und Schwächen des Gegners) in Frage stellen und nach anderen Handlungsalternativen suchen oder gar die gesamte Spielstrategie den neuen Beobachtungen und Interpretationen angleichen.

Niederlegen

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Im Nachhinein ist man immer schlauer und üblicherweise haben Spieler nach einem Spiel einen wesentlich besseren und neutraleren Blick auf das Spiel. Es fällt ihnen leichter zu erkennen, was sie hätten anders machen können und welche Spielsituationen für sie gut waren. Allerdings ist das Spiel dann ja bereits vorbei. Üblicherweise spielen Spieler der gleichen Liegen normalerweise aber auch immer wieder gegen die gleichen Gegner und so ist nach dem Spiel vor dem Spiel. Allerdings muss sich der Spieler an eine ganze Menge Spieler und bei jedem Spieler an eine ganze Menge Eigenheiten erinnern. Aus diesem Grund ist es gut, Erkenntnisse über Spieler aufzuschreiben.

Ein guter Coach kennt alle Spieler aus der von ihm gecoachten Liga und kann so seine Spieler bereits vor dem Spiel coachen. Wichtig ist dabei, dass der Coach nicht vergisst, dass er die Spieler hinsichtlich ihrer eigenen Stärken und Schwächen, angepasst auf die Stärken und Schwächen der jeweiligen Gegner, coachen muss. Viele Coaches machen den Fehler, dass sie für jeden Gegner immer nur jeweils eine Strategie coachen "gegen den musst Du immer lang spielen. Halte ihn fern vom Netz!" Für einen Läufer mag das eine gute Spielstrategie sein. Für einen Netzsucher evtl. nicht. Coaches müssen die Spielerkombination aus gecoachtem Spieler und Gegner coachen, statt ihr coaching alleine auf den Gegner auszulegen.