Wikijunior Alte Zivilisationen/ Germanen


Wer waren sie und in welchem Land lebten sie? Bearbeiten

Mit dem Begriff „Germanen“ bezeichneten die Römer die vielen Stämme rechts vom Rhein. Römische Autoren, wie Tacitus und Caesar, beschrieben die Germanen als blonde, blauäugige Riesen mit enormer Kraft. Tatsächlich waren die Germanen einen Kopf größer als die Römer.

Zu den Germanen gehörten viele Stämme: Skandinavier, Kimbern, Teutonen, Goten, Vandalen, Cherusker, Friesen, Sachsen, Langobarden und andere. Jeder Stamm lebte für sich allein, manchmal bekriegten sie sich auch untereinander. Die Germanen bestimmten ihren Anführer in einer Wahl. Sie schätzten ihre Unabhängigkeit sehr hoch. Sie wurden als treue, loyale Kämpfer auch von den Römern geschätzt und gern für die Leibwache des Kaisers ausgewählt.

Der Ursprung der germanischen Stämme liegt im norddeutschen und südskandinavischen Raum. Von dort breiteten sie sich ab ungefähr 1100 v. Chr. nach Süden und Südosten aus. Drei große Gruppen lassen sich unterscheiden: die in Skandinavien verbliebenen Nordgermanen, die östlich der Elbe siedelnden Ostgermanen und die Westgermanen in den Gebieten um Rhein, Weser, Elbe und Nordsee.

Wie sahen Ihre Gebäude aus? Bearbeiten

Die Germanen wohnten in kleinen Siedlungen mit etwa 200 Bewohnern. Die Dörfer wurden zum Schutz vor wilden Tieren und Räubern oft durch einen Zaun, selten durch eine Palisade geschützt. Ihre sogenannten Langhäuser wurden aus Holz in Skelettbauweise erbaut: Zwischen hölzernen Pfosten befand sich lehmbeschmiertes Flechtwerk. Das Dach war mit Rohr gedeckt, tief herabgezogen und von Holzpfeilern getragen.

Das Haus beherbergte sowohl die Familie als auch alle Halbfreien und Sklaven sowie die Tiere, die lediglich durch eine Wand abgetrennt waren. Die Tiere trugen dazu bei, das Haus in den kalten Wintermonaten mitzuheizen. Der Wohnraum besaß keine weiteren Trennwände, in seiner Mitte befand sich eine Feuerstelle. Der Rauch konnte über eine Öffnung im Dach abziehen. Fenster besaßen die germanischen Häuser nicht. Podeste an den Wänden dienten als Sitz- und Schlafbänke.

Es gab auch kleinere Arbeitshütten für Töpfer und andere Berufe.

Was aßen sie? Bearbeiten

Die Germanen waren hauptsächlich sesshafte Bauern. Es gab auch Handwerker wie Schmiede, Töpfer und Tischler. Obwohl der Pflug bereits seit etwa Christi Geburt bekannt war, setzte er sich bei den Germanen nur langsam durch. Für die Ernährung war besonders die Gerste von großer Bedeutung. Die Äcker ließen sie in regelmäßigen Abständen zur Erholung brach liegen und sie wussten um den Nutzen der Düngung. Getreide wurde hauptsächlich in Form von Brei gegessen, Brot konnte sich bis ins Mittelalter nur die Oberschicht leisten.

Gezüchtet wurden hauptsächlich Rinder, Schafe, Schweine, Ziegen, Pferde und Geflügel. Außerdem war den Germanen der Fischfang, die Bienenzucht sowie die Zubereitung von Hart- und Weichkäse bekannt. Im germanischen Nationalmuseum in Nürnberg kann man viele Angel- u.Jagdutensilien bestaunen. Die Jagd war bei der Oberschicht sehr beliebt.

Die antiken Autoren sind sich einig, dass die Germanen viel Met und Bier tranken. Als Trinkgefäße waren die Hörner von Auerochsen und Hausrindern sehr beliebt. Weil man die Hörner nicht hinstellen konnte, mussten sie immer auf einen Zug geleert werden. Hohe Festtage begingen die Germanen häufig mit einem Gelage. Selbst die Götter, so glaubten sie, würden sich dem Alkoholgenuss hingeben.

Wie kleideten sie sich? Bearbeiten

Den Germanen war die Webkunst bekannt. Die Männer trugen lange Hosen und einen Kittel, die Vornehmen einen mantelartigen Umhang darüber. Die langen, ärmellosen Gewänder der Frauen wurden von Gürteln und Fibeln zusammengehalten, das sind altertümliche Sicherheitsnadeln oder Broschen.

Wie sah ihre Schrift aus? Bearbeiten

Die Germanen benutzten eine Runenschrift, die Futhark genannt wird. Der Name der Schrift kommt von dem ersten Buchstaben des germanischen „Runenalphabets“, dem Buchstaben Fehu. Man kann nicht wirklich von einem Alphabet sprechen, da ein Alphabet immer mit a b (im Griechischen z.B. α β, sprich: alpha beta)... beginnt.

Ab dem zweiten Jahrhundert wurden Runen als magische Zeichen benutzt. Sie wurden in Waffen und Fibeln eingeritzt.

Woran glaubten sie? Bearbeiten

Die Germanen kannten viele Götter. Die wichtigsten waren der Obergott Wodan, der auch Odin genannt wurde, sowie Donar (Thor), der Herr der Blitze und des Donners. In der Wasserwelt herrschte Njord, seine Frau Nerthus war die Erdmutter. Ihre „unbeschreiblich schöne“ Tochter Freyja war Schutzherrin der Liebe und Ehe und außerdem die Frau Wodans. Freyr, der Sohn von Njord und Nerthus, war der Sonnengott, der in jeder Notlage helfen konnte.

Die Germanen hielten ihre Götter weder für vollkommen noch für unsterblich. Sie opferten ihren Göttern, aber sie erwarteten eine göttliche Gegengabe.

Sind einige von Ihnen heute noch berühmt? Bearbeiten

Berühmt ist der Cheruskerfürst Arminius so wurde er von den Römern genannt, hieß aber ursprünglich Irmin, der im Jahre 9 n. Chr. in der Schlacht im Teutoburger Wald drei römische Legionen vernichtete, worauf sich die Römer hinter den Rhein zurückzogen. Die Römer gaben aber nicht auf. In Teilen West- und Süddeutschlands hinterließen sie Bauwerke und ihre Kultur.

Was ist von ihnen geblieben? Bearbeiten

Nach der Völkerwanderung umfasste das Frankenreich Karls des Großen die germanischen Stämme. Nach Zerfall des Frankenreichs wurde Otto I., der „Retter des Abendlandes“, nach seinem Sieg gegen die Magyaren im Jahr 962 vom Papst zum römischen Kaiser ernannt. Im Mittelalter entstand das Heilige Römische Reich deutscher Nation, welches wohl als das erste deutsche Reich auf deutschem Staatsgebiet angesehen werden kann. Die Bauernkriege und der dreißigjährige Krieg schwächte das Kaisertum, während die Fürsten erstarkten. Aus den Kurfürstentümern entstanden einzelne Königreiche, z. B. die Königreiche Preußen, Bayern und Sachsen. Zeitweise gab es in Deutschland dreihundert Kleinstaaten. Napoleon löste 1806 das deutsche Kaiserreich endgültig auf. Der gemeinsame Befreiungskrieg gegen Napoleon festigte das Nationalbewusstsein. Nach einer Zeit der nationalen Besinnung und nach weiteren Kriegen Preußens gegen die europäischen Nachbarn und vor allem gegen Österreich entstand am 18. Januar 1871 das Deutsche Kaiserreich. Nach Gebietsverlusten durch zwei verlorene Weltkriege, nach Spaltung und kaltem Krieg kam es 1990 zur Wiedervereinigung.