Wie schreibe ich ein Drehbuch/ Die Ausführung


Die Ausführung

Da Sie nun über einige grundlegenden Informationen über das Drehbuchschreiben verfügen, können Sie loslegen. Überprüfen sie aber bitte, ob Sie sich sorgfältig genug vorbereitet haben (siehe Kapitel Vorarbeit).

Die Charaktere

Wenn Sie sich nun sicher sind, was für eine Story Sie schreiben möchten, ist Folgendes von besonderer Bedeutung: Die Charaktere Ihres Filmes!

Zuerst stellt sich die Frage nach Protagonist und Antagonist. Jede Geschichte braucht einen (oder mehrere) Helden, den Protagonisten, dem der Zuschauer folgt und der die Geschichte erlebt. Der Protagonist muss kein Held sein. Er kann auch einen Antihelden verkörpern. Der Unterschied der beiden ist, dass der Held ein Ziel hat, das er erreichen will und für das er sich aktiv einsetzt. Der Antiheld will eigentlich in gar keiner Geschichte vorkommen, er will sein gewohntes Dasein führen, wird aber durch eine Person oder ein Ereignis zum Handeln gezwungen. Ihm geht es (zumindest am Anfang) nicht darum, ein Ziel zu erreichen, sondern darum, endlich wieder seine Ruhe zu haben.

Außerdem braucht es einen Antagonisten, der sich dem Protagonisten entgegenstellt. Dabei muss es sich nicht unbedingt um einen Charakter wie z. B. "Dr. No", "Agent Smith", "Cruella deVille" oder einen anderen Bösewicht handeln. Es kann auch die Schüchternheit des Helden, seine vielleicht tödliche Krankheit oder seine Abhängigkeit von seiner Mutter sein.

Jeder gute Film lebt von den Charakteren, nicht von bloßen Personen (z. B. Bruce Willis in "Die Hard"). Wie wird aber eine Person zu einem besonderen Charakter? Charaktere zeichnen sich durch markante Eigenschaften, Erlebnisse oder Verhaltensweisen aus (egal ob positive oder negative). Diese in Szenen dem Zuschauer näher zu bringen, ist die Aufgabe eines Drehbuchautors. Er muss versuchen, über die gesamte Dauer des Filmes aus einer gewöhnlichen Person einen wirklichen Charakter zu schaffen. Etwas Einzigartiges.

Dies erreicht er, indem er sich Szenen, Dialoge oder Ereignisse in seiner Geschichte einfallen lässt, die seinen Charakter dem Zuschauer vermitteln. Dabei sollte für den Drehbuchautor die oberste Prämisse die Glaubwürdigkeit des Charakters seiner Figur sein. Nichts ist schädlicher für einen Film als unglaubwürdige Charaktere.

Dabei sollten Sie aber beachten, dass die meisten anspruchsvollen Cineasten nicht die stereotypen Helden und Bösewichter mögen. Sie sollten immer versuchen, besondere Charaktere zu schaffen, die alle auf ihre Art und Weise einzigartig sind (so wie Ihr Drehbuch). Warum ist dies wichtig? Die meisten Menschen schauen sich Filme in Kinos oder im Fernsehen zwar an, weil sie unterhalten werden möchten, aber sehr viele möchten sich, wenn auch meistens unterbewusst, auch mit den Charakteren des Filmes identifizieren. Wenn Sie schaffen, dies in einem Drehbuch umzusetzen, haben Sie schon die Hälfte geschafft.

Sie sollten deswegen auch auf stereotype Helden und Bösewichte oder Ähnliches verzichten. Lassen Sie ihre Charaktere etwas Besonderes sein. Die Originalität ihrer Charaktere macht einen großen Teil der Vitalität ihres Filmes aus (Beispiele gibt es genügend in der Filmwelt (Captain Jack Sparrow - Pirates Of The Caribbean)). Außerdem muss der Protagonist im Laufe ihrer Geschichte eine Wandlung durchlaufen, zu einer Erkenntnis gelangen, etc. Bleibt er von allen Vorkommnissen unbeeindruckt, erscheint er schnell hölzern und unrealistisch.

Ein Werkzeug zur Schaffung einer interessanten und wandlungsfähigen Figur ist z. B. das Must-need-Konzept. Eine Figur, vor allem der Protagonist, braucht ein dramatisches Ziel, das "must". Er hat aber auch eine unbewusste Eigenschaft, das "need", das diesem Ziel entgegensteht. Im Verlauf der Geschichte wird immer wieder auf diese Schwäche abgezielt ("wounding"). So muss sich die Figur wandeln, um am Ende ihr Ziel erreichen zu können.

Die Handlung

Die Handlung ist ebenso wichtig wie der Aufbau des Charakters. Hierbei ist es besonders wichtig, dass die Handlung LOGISCH korrekt ist (auch wenn sich erst am Ende alles aufklärt). Nichts vergrault einen Zuschauer mehr als eine unlogische Handlung. Er verliert dann schnell die Lust am Rest des Filmes und wird wahrscheinlich nicht sehr positiv über Ihren Film sprechen. Deswegen sollten Sie versuchen, alle Geschehnisse in irgendeiner Weise zu erklären. Nehmen Sie dies aber nicht zum Anlass, leicht vorhersehbare Geschichten zu erzählen. Natürlich lebt ein Film auch von erst unlogisch wirkenden Ereignissen. Der Zuschauer erwartet aber dann immer eine Erklärung. Bleiben Sie ihm diese nie schuldig! Versuchen Sie also immer das richtige Maß an Originalität, Logischem & Unvorhergesehen zu finden.

Wie kommt nun aber die Handlung voran? Die Antwort zu dieser Frage ist eigentlich ganz einfach. Durch die Charaktere. Durch die Erlebnisse ihrer Charaktere, deren Umwelt und deren Verhalten (Thomas hat sein Flugzeug verpasst, weil er wieder mal zu viel getrunken hatte. Deswegen muss er sich einfallen lassen, wie er nun nach ...). Hier kommen dann die sogenannten Plot Points (Handlungswendepunkte) ins Spiel. Ein gutes Drehbuch kommt nicht ohne Spannung aus. Diese muss kontinuierlich aufgebaut werden. Spannung treibt die Geschichte voran. Sie steigt meistens an bis zu den Plot Points. Normalerweise erreicht die Spannung kurz vor Ende des Filmes ihren Höhepunkt. Es klären sich alle ungelösten Fragen, und der Film ist dann meistens zu Ende.

Kurz: Am Anfang steht ein Problem, welches aufgebaut wird und sich immer weiter steigert, bis es am Ende gelöst wird.

Beschreiben von Szenen

Wenn all diese Punkte geklärt sind, können Sie sich an das Ausformulieren der Szenen machen. Hierbei ist zu beachten, dass Sie möglichst eine allgemeine, kurze Beschreibung der Örtlichkeit abgeben. (Café, Kneipe, Wohnzimmer…) Versuchen Sie nicht, ganze Romane über die Örtlichkeit zu verschwenden. Schreiben Sie kurz, wie es dort aussieht. Zusätzliche Beschreibungen müssen nur aufgenommen werden, wenn diese Dinge für die Handlung von Bedeutung sind.

Versuchen Sie möglichst passende und interessante Orte für Geschehnisse zu verwenden.

Wenn Sie planen, einen Hobbyfilm/Lowbudget zu schreiben, sollten Sie auf Außenszenen weitestgehend verzichten, da dies mit geringen finanziellen Mitteln nur schwer gut/realistisch zu schaffen ist. Wenn die Handlung in einem Haus stattfindet, wird nur eine oder zwei Außenaufnahmen in der Totalen vom Haus und der Umgebung bei vielleicht Tag und Abend aus der gleichen Kameraposition geschossen. Dadurch wird dem Zuschauer vermittelt, dass die Personen gerade in diesem Haus sind.

Und zum Schluss

Ganz generell kann man zwei Tipps geben, um sich dem Drehbuchschreiben anzunähern:

- Lesen Sie!

Lesen Sie Drehbücher. Am besten von Filmen, die Sie interessant finden! Im Internet gibt es einige Drehbücher von Hollywoodfilmen, die dort kostenlos zu Lehrzwecken in PDF-Form, allerdings in englischer Sprache, angeboten werden. Die Eingabe von Stichworten wie „Storybook“ oder „Drehbuch“ sollte einige Treffer bei den Suchmaschinen ergeben, da es im englischen Sprachraum sehr viele Menschen gibt, die gerne Drehbücher lesen, um daraus zu lernen. Es gibt mittlerweile auch Drehbücher von bereits gelaufenen Hollywoodfilmen in deutscher Sprache im Buchhandel zu kaufen.

- Schreiben Sie!

Zur Übung kann mit dem Drehbuch für einen Sketch oder einen Werbefilm für ein Phantasieprodukt begonnen werden. Dies sollte erheblich leichter fallen, als ein Drehbuch für einen kompletten Spielfilm auszuarbeiten. Später kann dann versucht werden, einen guten Roman als Grundlage für das Drehbuch zu benutzen. Wenn dies aber nicht nur eine Übung sein soll, ist es ratsam, sich vorher mit dem Autor des Romans abzusprechen, wieviel die Filmrechte dafür kosten würden. Sonst hat man zwar ein tolles Drehbuch, aber man darf es nicht umsetzen, weil die Filmrechte zu teuer sind.

Lassen Sie es von mehreren Leuten in Ihrer nächsten Umgebung lesen. Nun können Sie anfangen. Viel Glück!