Traktorenlexikon: Stihl
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Stihl ist ein deutscher Maschinenbau-Konzern mit Sitz im baden-württembergischen Waiblingen-Neustadt, der insbesondere für die Produktion von Motorkettensägen bekannt ist und damit seit den 1970er Jahren Weltmarktführer ist. In den Jahren von 1948 bis 1963 wurden unter dem Namen Stihl Diesel ca. 2000 Traktoren gefertigt.
Geschichte
Bearbeiten- 1926 gründet Andreas Stihl in Stuttgart-Bad Cannstatt das A. Stihl Ingenieurbüro [1].
- 1927 die erste Motorsäge (mit Elektromotor) von Stihl wurde vorgestellt.
- 1929 die erste Stihl-Motorsäge mit einem Benzinmotor kommt auf den Markt.
- 1929 aus dem Ingenieurbüro wurde die Maschinenfabrik Andreas Stihl.
- 1938 die Papiermühle in Neustadt (Waiblingen) wurde gekauft.
- 1944 die Fabrik in Stuttgart-Bad Cannstatt wurde bei einem Bombenangriff stark beschädigt. Darauf verlagerte man die Produktion nach Neustadt (Waiblingen).
- 1948 wurde der Prototyp des Allzweck-Bauernschlepper Typ 140 vorgestellt.
- 1960 beteiligt Andreas Stihl seine vier Kinder an dem Unternehmen und wandelte es in eine KG um.
- 1963 wurde die Fertigung der Traktoren eingestellt.
- 1965 folgte das Ende der Produktion von Dieselmotoren.
- Seit den 70er Jahren ist Stihl der Weltmarktführer bei Motorsägen.
Traktorenbau bei Stihl
BearbeitenNach dem zweiten Weltkrieg lief der Verkauf von Motorsägen schlecht, da neuwertige und wenig gebrauchte Sägen aus Wehrmachtbeständen auf den Markt kamen. Somit sah sich Andreas Stihl nach einem weiteren Standbein für sein Unternehmen um. In Europa herrschte Hunger, und somit sah er die Investition in landwirtschaftliche Maschine als vielversprechend an. Die Landwirtschaft in Süddeutschland mit ihren kleinen Parzellen war zu dieser Zeit noch nicht sehr motorisiert. Dadurch war die Nachfrage nach günstigen Kleinschleppern ziemlich groß. So wurde unter Leitung von Ing. Krauter ein Allzweckschlepper entwickelt. Im Jahre 1948 wurde dann der erste Prototyp vorgestellt. Durch die einfache Bauweise mit dem Zentralrohrrahmen und einen Gewicht von ca. 750 kg unterschied sich der Traktor recht deutlich von den Schleppertypen anderer Hersteller. Er war ideal für Pflegearbeiten im Hackfruchtanbau, doch für schwere Pflug- und Erntearbeiten war er nicht so geeignet. Doch die Kosten für Entwicklung und Fertigung waren recht hoch und wegen des geringen Absatzes von Motorsägen kam kaum Geld in die Kasse. Als dann noch Probleme mit den selbst entwickelten Dieselmotoren auftraten, wurde der Schlepperverkauf gestoppt. Die Ursache lag an der Ölpumpe, doch es dauerte zwei Monate, bis das Problem gelöst war. Dies führte zu Kurzarbeit, und als dann die Löhne und Gehälter nicht mehr voll ausgezahlt werden konnten, wurde im Februar 1950 ein Vergleichsverfahren beantragt. Nachdem der Schlepperverkauf dann wieder anlief und neue Exportaufträge für Motorsägen hinzukamen, stimmten im Mai 1950 die Gläubiger dem Vergleichsvorschlag zu und das Unternehmen schaffte es, die Krise zu überwinden.
Schon Mitte der 1950er Jahre wurde Andreas Stihl gedrängt, die Fertigung der Traktoren einzustellen. Doch er hatte sein Herz an die Schlepper und Dieselmotoren verloren. Erst als die Verluste im Schlepperverkauf immer größer wurden, ließ er sich 1963 dazu überreden, die Traktorenfertigung zu Gunsten der Motorsägenherstellung aufzugeben. Zwei Jahre später wurde dann auch die Fertigung von Dieselmotoren eingestellt.
Typen
BearbeitenEs wurden Schlepper mit folgenden Typenbezeichnungen vertrieben:
Baureihe 140
BearbeitenBaureihe 380
Bearbeiten- 380 10 PS (1958?) keine Serienproduktion?
- 381 14 PS (1958-1960)
- 382 14 PS (1958?-1960?)Schmalspurversion des 381
- 381S (S 15) 14/15 PS (1959-1963)
- 383 (S 20) 20 PS (1959-1963)
Stihl Dieselmotoren
BearbeitenStihl begann nach dem 2. Weltkrieg mit der Entwicklung von luftgekühlten Zweitakt-Dieselmotoren. Eine Besonderheit dieser Motoren war, dass nicht wie bei anderen Dieselmotorenherstellern die Luft über ein Gebläse oder einen Ladekolben vorverdichtet wird, sondern über das Kurbelgehäuse, ähnlich wie bei Zweitakt-Ottomotoren, angesaugt wird. Das bedeutet aber, dass kaum Öl im Kurbelgehäuse sein darf, da dieses von der Luft mitgerissen wird und anschießend verbrennt. Deshalb wurde das Öl von einem Tank aus über die Ölpumpe in den Motor gefördert, wo es sich dann im Kurbelgehäuse sammelte und von dort aus sofort wieder zurück in den Öltank gepumpt wurde. Nach längeren Standzeiten kann es sein, dass geringfügig über das Rückschlagventil vom oberhalb liegenden Tank Öl ins Kurbelgehäuse zurück fließt. Vor dem Starten des Motors muss dieses Öl abgelassen werden, denn die hohe Verdichtung reicht aus, dass das Öl verbrennt und den Motor so lange beschleunigt, bis alle Ölreste verbraucht sind. Dabei kann es zu einer überhöhte Drehzahl kommen, welche zu einem Motorschaden führt. Wenn beim Starten der Motor überdreht, dann hilft nur noch ganz fix die Luftzufuhr zu kappen oder den Dekompressionshebel zu ziehen. Um den Spülprozess zu optimieren, hatten die Stihl-Dieselmotoren ein Auslassventil, mit welchem der Zylinder senkrecht gespült werden konnte. Durch diese Eigenschaften waren es sehr leichte und wirtschaftliche Dieselmotoren, welche auch von anderen Herstellern (z.B. Bungartz, Metallwerk Creußen, ...) in ihren Einachsschleppern bzw. Kleintraktoren verbaut wurden. Auch gab es Notstromaggregate und Lastenaufzüge mit Stihl-Dieselmotoren. Durch ihr geringes Gewicht hatten sie keine große Schwungmasse und somit nur ein geringes Drehmoment im unteren Drehzahlbereich. Deshalb waren sie auch nicht unbedingt für Ackerschlepper geeignet. Dies hatte auch Stihl erkannt und bot somit beim Typ 383 (S 20) wahlweise einen MWM-Motor an, der bei den Kunden einen sehr großen Zuspruch fand.
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Typ | 130 [2] | 131 [2] | 131 A [2] | 131 B [3] | 135 [3] | 136 [3] | 137 [3] | 160 A [3] |
Baubeginn | 1948 | 1950 | 1952 | 1954 | 1955 | 1957 | 1957 | 1956 |
Leistung PS | 12 | 12 / 14 | 14 | 14 | 10 | 12 | 12 | 26 |
Nenndrehzahl U/min | 2.000 | 1.850 / 1.900 | 1850 | 1.850 | 2.000 | 2.100 | 2.100 | 1.850 |
max. Drehmoment mkg | 5,9 | 4,4 | 4,0 | 4,0 | 10,3 | |||
bei Drehzahl U/min | 1.650 | 1.600 | 1.700 | 1.700 | 1.550 | |||
Zylinderanzahl | 1 | 1 | 1 | 1 | 1 | 1 | 1 | 2 |
Bohrung mm | 82 | 90 | 90 | 90 | 82 | 85 | 85 | 90 |
Hub mm | 120 | 120 | 120 | 120 | 94 | 95 | 95 | 120 |
Hubraum ccm | 633 | 763 | 763 | 763 | 496 | 534 | 534 | 1.526 |
Verdichtung | 1:15 | 1:15 | 1:15 | 1:15 | 1:15 | |||
Gebläseart | axial | axial | axial | axial | radial | axial | axial | axial |
Gebläsedrehzahl U/min | 4.150 | 4.800 | 2.100 | 5.000 | 4.300 | |||
Gewicht kg | 95 | 95 | 78 | 95 | 90 | 175 | ||
Verbrauch l/h | ca. 1,0 | 0,8 |
Literatur
Bearbeiten- Alexander Oertle: Vom Wald aufs Feld - Der Traktorenbau bei Stihl 1949-1963. In: Der Schlepperfreund. Nr. 96, Stuttgart, ISSN 1439-3212, S. 50-61.
- Waldemar Schäfer: Stihl - Von der Idee zur Weltmarke. Schäffer-Poeschel Verlag, Stuttgart, ISBN 3-7910-2582-1.
Weblinks
BearbeitenWikipedia: Stihl – enzyklopädische Informationen |
- www.stihl.de: Unternehmensgeschichte
- www.handelsblatt.com: Firmenchronologie
- www.fahrzeugseiten.de Stihl - ein Überblick zur Geschichte
- www.stihldiesel.de (Private Website zu Stihl-Schleppern)
- www.bungartz.nl: Übersicht über Stihl Dieselmotoren
Einzelnachweise
Bearbeiten- ↑ www.stihl.de:Unternehmensgeschichte
- ↑ 2,0 2,1 2,2 Bungart.nl Stihl Dieselmotoren
- ↑ 3,0 3,1 3,2 3,3 3,4 *Erwin Neubauer: Das gelbe Schlepperbuch 1957/58. Reprint Auflage. Bulldog Press, Limburg/Lahn 1995, ISBN 9-78398-333252, S. 455-456.
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