Traktorenlexikon: Lanz HL

Traktorenlexikon Hersteller-/Markenübersicht Kapitel „Lanz“

Der ab 1921 gefertigte HL (Kürzel für „Huber/Lanz“ nach seinem Konstrukteur Dr. Fritz Huber) war der erste der legendären Bulldogs der Heinrich Lanz AG in ‎Mannheim. Er erreicht eine Dauerleistung von 12 PS (daher oft „12er Lanz“ genannt) und wurde in mehreren verschiedenen Ausführungen gefertigt. Die meisten HL-Bulldogs wurden als Zugmaschinen im Fuhr- und Transportwesen eingesetzt. Als „kleine Ausgabe“ des HL wurde ab 1923 der HM („Mops“) mit nur 8 PS Leistung angeboten.

Lanz HL
Lanz HL (Baujahr 1921)
Lanz HL (Baujahr 1921)
Basisdaten
Hersteller/Marke: Lanz
Modellreihe:
Modell: HL
Produktionszeitraum: 1921–1929
Stückzahl: 6030
Maße
Eigengewicht: 1850–2360 kg
Länge: 2250 mm
Breite: 1370 mm
Höhe: 2195 mm
Radstand: 1390 mm
Spurweite: 1160 mm
Standardbereifung: vorne: 720 mm x 120 mm
hinten: 960 mm x 120 mm
Motor
Nennleistung: 9 kW, 12 PS
Nenndrehzahl: 420/min
Zylinderanzahl: 1
Hubraum: 6400 cm³
Kraftstoff: Teeröl, Rohöl, Petroleum, Diesel u.a.
Kühlsystem: Verdampfungskühlung
Antrieb
Antriebstyp: Hinterradantrieb
Getriebe:
Höchstgeschwindigkeit: 4,2–12 km/h

Der Name „Bulldog“ leitet sich aus der gedrungenen Form ‎des Fahrzeugs sowie dem Glühkopf ab, der einer Hundeschnauze ähnelt. Im schiffsförmigen gusseisernen Rumpf des HL befindet sich das Kühlwasser für den Motor und die Schallkammer des Auspuffs. Bei den späteren Modellen mit nach oben geführtem Auspuff befindet sich ein Werkzeugkasten an der Stelle der Schallkammer.

Die ersten Modelle des HL waren „Gespann-Bulldogs“, die als Antriebsaggregate für ‎Dreschmaschinen und andere Geräte dienten, aber noch mit Zugtieren zum Einsatzort bewegt ‎werden mussten. Außerdem wurde der Motor des HL auch als Stationär- oder Bootsmotor angeboten und in ‎Kleinlokomotiven verwendet. Er wurde dann – da als ortsfeste Maschine konzipiert – „Ortbulldog“ genannt.

Der schließlich bei der DLG-Ausstellung 1921 in Leipzig präsentierte und mit der „großen silbernen Denkmünze“ der DLG ausgezeichnete Selbstfahrer war mit Eisenrädern ‎ausgestattet. Seine Hinterräder waren zur Gewährleistung der Traktion stark profiliert. Etwas ‎später war auch eine Version mit Hartgummireifen, zunächst nur an den Hinterrädern, erhältlich („Verkehrsbulldog“, „Gummibulldog“). Darüber ‎hinaus gab es für schwieriges Gelände verbreiterte Eisenräder mit sehr hohem Profil (Greiferräder). ‎Exemplare mit breiteren Hinterrädern werden manchmal auch als „Balkan-Bulldogs“ bezeichnet, während ‎für den Einsatz im Moor überbreite Reifen an beiden Achsen montiert wurden („Moor-Bulldogs“). Für den Straßentransport gab es ab 1923 den „Doppelbulldog“ mit doppelten Hartgummireifen an der Hinterachse (eventuell ist mit „Doppel-Bulldog“ auch die ab 1923 gebaute Version mit Zwei-Gang-Motor gemeint).

Gelegentlich wird der HL als „erster ‎Dieseltraktor der Welt“ bezeichnet. Zwar konnte ‎er mit Dieselkraftstoff betrieben werden, das Arbeitsprinzip seines Motors entsprach aber ‎nicht dem des von Rudolf Diesel entwickelten Selbstzündermotors, sondern im Wesentlichen ‎dem des vom Briten Herbert Akroyd Stuart entwickelten Glühkopfmotors. Hierbei wird ‎der Kraftstoff in einem heißen, ungekühlten Teil des Zylinderkopfes, dem sogenannten ‎Zündsack, auf Grund des Leidenfrost-Phänomens verdampft. Dies ermöglicht den ‎Betrieb der Zugmaschine mit schweren Ölen, die einen hohen Zündpunkt haben, wie ‎verschiedene Pflanzenöle, Ablassöl oder Teeröl. Diese Kraftstoffe waren wesentlich ‎günstiger als Benzin, weshalb die Firma Heinrich Lanz den Bulldog als „Schweröl-‎Selbstfahrer“ bewarb.

Wie alle Bulldogs mit Motoren aus Lanz-Eigenfertigung besitzt der HL einen liegenden Einzylinder-Zweitakt-Motor. Auf Grund der Schlitzsteuerung des Motors sind weder Ventile noch eine ‎Nockenwelle erforderlich, was eine einfache und robuste Bauweise zulässt. Die Kühlung erfolgt durch Verdampfen des Kühlwassers.

Zum Anlassen des ‎Motors muss der Kraftstoff im Zündsack mit einer Lötlampe vorgeheizt werden – abhängig ‎von den Außentemperaturen und dem verwendeten Kraftstoff dauert es bis zu 20 Minuten, ‎bevor der Traktor am Schwungrad angeworfen werden kann. Da es unmöglich ist, den Kolben über ‎den oberen Totpunkt zu bewegen, muss der Motor entgegen der Fahrtrichtung angeworfen ‎werden. Dabei wird der Kolben nach vorne bewegt und das Gemisch aus Luft und ‎Kraftstoffdampf verdichtet und zur Zündung gebracht. Infolge des Rückschlages stellt sich dann die ‎gewünschte Fahrtrichtung ein.

Die Drehzahl wird über einen Handhebel reguliert. Die Dauerleistung des Motors wurde mit 9 kW (12 PS) bei 420/min angegeben, bei Überlast konnten bis 11 kW (15 PS) erreicht werden. Als Stationärmotor war auch eine Ausführung mit 11 kW (15 PS) Dauerleistung bei 500/min lieferbar. Entsprechend der Leistungsangaben wird auch vom „HL 12“ und „HL 15“ gesprochen.

Kupplung

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Lanz HL mit Vollgummibereifung (Baujahr 1928, 12 PS)
 
Lanz HL (Baujahr 1928, 12 PS)

Zur Unterbrechung des Kraftflusses dient die selbe Backenkupplung, die auch zur Betätigung der Riemenscheibe verwendet wird. Die Kupplungbremse kann auch zum Abbremsen des Bulldogs verwendet werden. Für den Stationärbetrieb lässt man die Antriebskette ablaufen. Um diese zu lösen befinden sich auf der Kette zwei Schlösser.

Getriebe

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Der HL hatte kein Getriebe i.e.S. Zur Änderung der Fahrtrichtung wird der Motor umgesteuert. Ab 1923 konnte der Bulldog optional mit einem Zwei-Gang-Getriebe ohne Rückwärtsgang ausgestattet werden. Es war jedoch nicht möglich, während der Fahrt zu schalten.

Der Antrieb erfolgt über eine Kette von der Kurbelwelle auf ein Vorgelege an der Hinterachse umd von dort auf einen Zahnkranz in der Hinterachse, in der sich auch das Differenzial befindet.

Geschwindigkeiten vor- und rückwärts

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Bei der Standardausführung des HL beträgt die Höchstgeschwindigkeit 4,2 km/h vor- und rückwärts, ab 1923 mit Eisenbereifung 5,5 km/h bzw. mit Gummireifen 6 km/h.

Das ab 1923 erhältliche Zwei-Gang-Getriebe wurde in zwei Ausführungen mit unterschiedlicher Übersetzung angeboten. Die Geschwindigkeiten betragen dabei je nach Ausführung 3,7 km/h oder 6 km/h im ersten Gang und 7 km/h oder 12 km/h im zweiten Gang. Durch Umsteuern des Motors stehen die Geschwindigkeiten auch für die Rückwärtsfahrt zu Verfügung.

Zapfwelle

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Der HL hat keine Zapfwelle; der Antrieb von Geräten erfolgt über die Riemenscheibe.

Der HL hat eine Kupplungsbremse und Holzbackenbremse, die mittels einer Kurbel über eine Spindel betätigt wird und auf die Laufflächen der Hinterräder wirkt. Ab 1923 war für den Verkehrs- und den Doppelbulldog eine Fußbremse erhältlich, die als Hinterradinnenbremse ausgeführt ist.

Der HL hat zwei Achsen, von denen die hintere angetrieben ist, während die Vorderachse als Spurachse dient.

Die Lenkung erfolgt über eine Vorderachse ohne Achsschenkel, die vorne am Rumpf angebracht und auf einem Drehschemel gelagert ist. Sie wird mittels eines Schneckengetriebes über das Lenkrad verstellt.


Elektrische Ausrüstung

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Der HL hat keine Elektrik; für den Verkehrs-Bulldog war eine Karbidbeleuchtung erhältlich.

Maße und Abmessungen

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  • Eigengewicht: 1850 kg, bei der Verkehrsausführung 2000 kg bzw. 2360 mit Doppelbereifung.

Bereifung

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Füllmengen

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Verbrauch

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Sonderausrüstung

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Ab 1923 konnte der Verkehrsbulldog mit Stoffverdeck geliefert werden. Zu den weiteren Sonderausrüstungen zählen das Zwei-Gang-Getriebe, Hartgummibereifung hinten und vorne sowie Eisenräder mit Überbreite.

Sonstiges

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Literatur

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  • OLDTIMER TRAKTOR Ausgabe 03/2020, Seite 28 ff.
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  Commons: Lanz HL – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
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