Traktorenlexikon: Bergmann

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Die Bergmanns Industriewerke wurden 1893 von Theodor Bergmann in Ottenau gegründet. 1906 wurde dort ein Traktor Prototyp aus Lastwagenteilen der Süddeutsche Automobil-Fabrik GmbH gefertigt, welcher als der älteste erhaltene Traktor aus deutscher Produktion angesehen wird.

Geschichte Bearbeiten

Bergmanns Industriewerke (1893 - 1925) Bearbeiten

Als die Eisenwerke Gaggenau im Jahre 1893 zum wiederholten Male keine Dividenden an ihre Aktionäre ausschütten konnten, musste Theodor Bergmann als alleiniger Direktor die Verantwortung übernehmen und das Unternehmen verlassen. Daraufhin gründete er in Ottenau die Bergmanns Industriewerke, wo er bereits seit 1888 durch seine Bruder Joseph Bergmann und seinem Meister Max Roth die Sägemühle ausbauen ließ und eigene Werkstätten angesiedelt hatte.

 
Prospekt Orient Express

Als der Ingenieur Joseph Vollmer 1894 Pläne von Motorfahrzeugen vorlegte, wurde er vom Bergmann mit deren Konstruktion beauftragt [1]. 1895 wurde das erste Fahrzeug, ein offener Reisewagen mit einem 6 PS Einzylindermotor und Riemenantrieb, in Serie gefertigt. Bis 1897 entwickelte Vollmer eine ganze Fahrzeugpalette, vom Zweisitzer bis zum Lieferwagen, welche unter der Marke Orient Express vertrieben wurden. Insgesamt wurden bis 1899 etwa 350 Fahrzeuge gefertigt, wovon mehr als 200 nach England exportiert wurden.

 
Bergmann Liliput

Im Jahre 1900 konnte dann Theodor Bergmann Georg Wiß, seinen späteren Teilhaber, und den Chefkonstrukteur Franz Knecht nach Gaggenau verpflichten. Bei der Frankfurter Motorwagenausstellung 1900 wurde Theodor Bergmann auf Willy Seck aufmerksam, der dort für seine Hochspannungs-Magnetzündung einen Ehrenpreis errungen hatte. Bei anschließenden Gespräche kam die Idee auf, einen Kleinstwagen zu entwickeln. In Aachen erstellte 1901 Seck dann Zeichnungen für solch ein Fahrzeug, welches ganz nach dem Vorstellungen von Herrn Bergmann war und den Liliput erhielt[2]. Bergmann suchte nach Lizenznehmer für sein Volksautomobil. Als er keine fand, begann er in Gaggenau und in seinem Thüringer Zweigwerk in Suhl, in welchem Waffen produziert wurden, selbst mit der Fertigung. 1905 wurde dann die Automobilabteilung aus dem Unternehmen ausgegliedert. Georg Wiß übernahm die Leitung und gründete angrenzend an die Industriewerke die Süddeutsche Automobil-Fabrik GmbH. Bergmann führte die verbleibenden Geschäftsfelder weiter.

 
Prototyp Baujahr 1906

In dieser Zeit muss auch mit der Entwicklung eines Traktors begonnen worden sein, aus welcher 1906 ein Prototyp entstand.

Im Industriewerk in Gaggenau wurden zuletzt hauptsächlich Herde, Maschinenteile, Reklameschilder, Bügeleisen und Isolierflaschen gefertigt, bis es im Inflationsjahr 1923 an die benachbarten Benzwerke verkauft wurde. Danach widmete sich Bergmann in seiner Waffenfabrik in Suhl der Herstellung von Pistolen und Gewehren.

Süddeutsche Automobil-Fabrik GmbH (1905 - 1911) Bearbeiten

Nach der Gründung wurde vor allem die Nutzfahrzeugfertigung vorangetrieben, welche unter der Marke SAF in Europa und Mittelamerika vertrieben wurden. 1907 geriet das Unternehmen in Schieflage und wurde von der Benz & Cie. in Mannheim übernommen. Ab 1908 wurden die Fahrzeuge unter der Marke SAG vertrieben. Zum 1.1.1911 wurde dann das Unternehmen in die 'Benzwerke Gaggenau GmbH umgewandelt. Vorstand Georg Wiß verließ dann im Sommer 1911 die Benzwerke und gründete die Süddeutsche Industriegesellschaft Karlsruhe, in denen einen Motorpflug entwickelte wurde, der als Vorbild für den ab 1914 von der Daimler Motoren-Gesellschaft in Berlin Marienfelde vertriebenen Motorpflug diente.

Typen Bearbeiten

Literatur Bearbeiten

  • Werner Schmeing, Hans-Jürgen Wischhof: Traktoren der Daimler AG Band 1. 1. Auflage. DLG-Verlag Gmbh, Frankfurt (Main) 2009, ISBN 3-7690-0733-6. Seite 94 - 102

Weblinks Bearbeiten

Einzelnachweise Bearbeiten

  1. www.baiersbronn-magazin.de : Die Automobilindustrie im Murgtal
  2. Murgtal-Chronik.de : Willy Seck entwickelte den Gaggenauer Volkswagen
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