Türkisch: Sonderfälle: Wiedergabe von "sein" und "haben"

Warum dieses Kapitel mit Sonderfällen am Beginn der Kapitel über die Verben steht

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Es handelt sich zum einen um im Deutschen sehr häufig gebrauchte Wörter, die im Türkischen ganz anders ausgedrückt werden, zum anderen bilden die Formen, mit denen die Präsensformen von "Sein" ausgedrückt werden, die Grundlage des größten Teils der türkischen Konjugation

Es gibt keine direkten Entsprechungen im Türkischen für die Wörter "Haben", "Gehören" und (im Präsens) für "Sein".


"Haben" (var und yok)

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"Haben" bzw. "Nicht-Haben" wird im Türkischen mithilfe folgender Wörter ausgedrückt:

  • var: Es gibt (existiert, ist anwesend) und
  • yok: Es gibt nicht (existiert nicht, fehlt)

Ein besessener Gegenstand steht dann im Nominativ, der Besitzer steht im Genitiv oder wird durch das Possessivsuffix ausgedrückt;

  • Benim param var, Param var: Ich habe Geld
  • Ahmet'in parası var: Ahmet hat Geld
  • Osman'ın parası yok: Osman hat kein Geld

Soll ausgedrückt werden, dass jemand aktuell etwas bei sich führt, steht der Besitzer im Lokativ:

  • Ahmet'te para var: Ahmet hat Geld (in der Tasche, möglicherweise gehört es ihm nicht)
  • Osman'da para yok: Osman hat kein Geld bei sich (, ist aber vielleicht schwerreich)

Daneben treten "var" und "yok" natürlich auch in ihrer Grundbedeutung auf:

  • Çorba var, ama pirzola yok: Es gibt Suppe aber kein Kotelett

Das Präsens von "Sein"

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Es gibt im Türkischen für die Gegenwart keine verbale Entsprechung für das deutsche Wort "Sein", also für "ich bin ...", "du bist ..." etc. Im Türkischen wird dafür entweder (in den 3. Personen) überhaupt kein Wort verwendet:

  • Ayşe güzel: Ayşe (ist) schön

oder es werden in den ersten und zweiten Personen an Stelle dessen unbetonte Endungen verwendet. Diese folgen der großen Lautharmonie und lauten wie folgt (hier mit "i"):

Person Endung
Ben -(y)im
Sen -sin
O (-)
Biz -(y)iz
Siz -siniz
Onlar (-ler)

Dabei handelt es sich um verschliffene Personalpronomen. Zur besonderen Betonung kann den Endungen (fast ausschließlich in der 3. Person) noch die Nachsilbe -dir,-dır,-dür,-dur (nach "hartem" Konsonanten, nämlich "h", "f", "p", "t", "k": -tir, -tır, -tür, -tur), die der großen Vokalharmonie folgt, nachgesetzt werden. Das Prädikat wird also in erster Linie durch die als Prädikatsnomen verwendeten Substantive und Adjektive gebildet.
Beispiele:

  • Çalışkansın: Du bist fleissig
  • Öğrenciyiz: Wir sind Schüler
  • Ahmet çok tembel: Ahmet ist sehr faul
  • Dünya yuvarlaktır: Die Erde ist rund.


(wenn kurz zuvor von Mädchen die Rede war:)

  • Onlar çok güzel(dir)


oder:

  • Çok güzeller(dir)/güzel(dir)ler: Sie sind (3. P. Pl.) sehr schön

"Gehören"

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Mit diesen Personalendungen, mit denen die Präsensformen von "Sein" wiedergegeben werden, wird auch das Besitzverhältnis ausgedrückt, das im Deutschen mit "gehören" wiedergegeben wird.

Wem die Sache gehört, wer der "Eigentümer" ist, wird dabei - entsprechend der Konstruktion mit var - durch den Genitiv ausgedrückt:

Bir cüzdanım var: Ich habe eine Brieftasche

Mehmet'in cüzdanı var: Mehmet hat eine Brieftasche

umgekehrt:

Bu cüzdan benim(dir): Diese Brieftasche gehört mir

Bu cüzdan Mehmet'in: Diese Brieftasche gehört Mehmet

Bei wem die Sache sich befindet, wird durch den Lokativ ausgedrückt:

Mehmet'te bir cüzdan var: Mehmet hat eine Brieftasche (bei sich)

umgekehrt:

Çalınmış olan cüzdan Mehmet'te(dir): Die gestohlene Brieftasche ist im Besitz vom Mehmet (hat Mehmet bei sich. Wenn man Mehmet durchsucht, wird man die Brieftasche schon finden)

Weiteres und weitere Zeitstufen (Tempora) von "Sein", var und yok

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Die Personalendungen, mit denen das Präsens von "Sein" wiedergegeben wird, sind keine Verben. Es gibt daher für sie keine weiteren Zeitstufen. Diese müssen vielmehr umschrieben werden. Dies gilt auch für "var" und "yok". Diese Vokabeln sind eigentlich Adjektive mit der Bedeutung "vorhanden, anwesend" (var) und "nicht vorhanden, fehlend" (yok). Sie werden aber so gut wie niemals, und wenn dann regelmäßig in der Form "var olan" und "yok olan" als Attribute zu einem Substantiv, sondern fast immer nur als Prädikatsnomen auf. Ausnahmen sind vokabelmäßig zu lernen. "Var" kann auch die Bedeutung "Hab und Gut" annehmen, "yok" auch die Bedeutungen "Nein" und "(das) Nichts".