Türkisch: Allgemeines zur Konjugation
Besonderheiten der türkischen Konjugation
BearbeitenDie türkischen Verben treten in verschiedenen Konjugationsformen auf, die man etwas ungenau als Tempora (türkisch: zaman) bezeichnet. Von den geläufigen europäischen Sprachen unterscheidet sich das Türkische dabei dadurch, dass die differenzierte Unterscheidung zwischen Genus Verbi (Aktiv/Passiv), Tempus (Zeit) und Modus (Indikativ/Konjunktiv) im Türkischen fehlt.
Das Türkische kennt nur eine Kategorie der Konjugation, die man als "Zeit" ("Tempus", türkisch: "Zaman") bezeichnet. Diese "Zeiten" sind dabei aber nicht auf eine rein zeitliche Funktion beschränkt. Einige dieser "Zeiten" haben dabei durchaus Bedeutungen, die den Modi in den europäischen Sprachen entsprechen; im Türkischen fehlen auch die Parallellitäten wie Indikativ/Konjunktiv oder Präsensstufe mit Imperfekt, Präsens, Futur einerseits und Perfektstufe mit Plusquamperfekt, Perfekt, Futur exakt andererseits. Dafür spielt der Aspekt, die Stellung des Sprechers zum Gesprochenen eine größere Rolle als im Deutschen.
Das Genus Verbi ist nicht auf Aktiv und Passiv beschränkt; zusätzlich bilden allerdings nicht alle Verbalstämme Formen wie den Faktitiv/Kausativ, den Reflexiv oder den Reziprok, die (das Passiv eingeschlossen) an der Grenze zwischen Wortbildung und Formenbildung stehen. Anschließend an diese Formen, aber vor den Zeitendungen finden sich die Endungen für die Verneinungsform oder die Unmöglichkeitsform.
Türkisch | Deutsch | Form |
---|---|---|
Salonda bekledim. | Ich wartete im Salon. | (Grundform) |
Ev sahibi salonda beni bekletti. | Der Hausherr ließ mich im Salon warten | (Kausativ) |
Salonda bekletildim | Man ließ mich im Salon warten. (Wörtlich: Ich wurde im Salon warten gelassen.) | (Passiv) |
Salonda bekletilmedim. | Man ließ mich im Salon nicht warten. | (Verneinungsform) |
Als Beispiel für den Gebrauch der Zeiten im Türkischen soll noch folgendes Beispiel dienen:
Situation: Der Sprecher steht auf weiter Flur am Straßenrand und beobachtet den Verkehr. Sein Begleiter sieht nicht auf die Straße. Die Straße ist leer. Da taucht im Gesichtsfeld des Sprechers ein Auto auf, das an den beiden wohl vorbeifahren wird, denn es ist nicht ersichtlich, dass es irgendwo anhalten oder von der Straße abbiegen könnte.
Der Sprecher: "Bir araba geçiyor." (Ein Auto fährt vorbei: Präsens)
Jetzt kommt das Auto näher, es hat seine Geschwindigkeit nicht verlangsamt, es ist nun gewiss, dass es vorbeifahren wird:
"Araba geçecek." (Das Auto wird vorbeifahren: Futur!)
Das Auto hat nun den Sprecher erreicht:
"Araba geçmek üzere." (Das Auto ist dabei, vorbeizufahren: Eine umschriebene Präsensform für unmittelbar bevorstehende/sich gerade ereignende und dann abgeschlossene Handlungen/Vorgänge)
Der Sprecher hat das Auto gerade vorbeifahren sehen und sieht jetzt gerade dessen Heck:
"Araba geçti." (Das Auto ist vorbeigefahren: Präteritum)
Warum fällt der Sprecher, als das Auto näher kommt und das Vorbeifahren gegenwärtiger wird, vom Präsens ins Futur? Die Antwort: Er wird genauer und legt gewissermaßen auf den Vorgang die Lupe an.
Arten der türkischen Konjugation
BearbeitenEs gibt zwei Formen der Konjugation der Verben im Türkischen:
Die Mehrzahl der Tempora wird aus einem Partizip gebildet, an das die Personalendungen angehängt werden, die das Präsens von "sein" bilden. Diese Partizipien werden in der Mehrzahl auch als Adjektive, als Attribute zu Substantiven verwendet. Lediglich die Grundformen des Präsens (-yor) und der Notwendigkeitsform (-mali) werden nur als Prädikat und nicht als Attribut verwendet. Die Grundformen des Aorists ("yenilir": "essbar"; "içilmez": "nicht trinkbar (Wasser)"; "gelir": "Einkommen"; "yazar": "Schriftsteller"), des Futurs ("gelecek": "kommen werdend, Zukunft"; "yazacak": "schreiben werdend") und der Vergangenheit auf -miş ("ölmüş": "gestorben"; "geçmiş": "vergangen, Vergangenheit") werden dagegen auch als Adjektive und substantivierte Adjektive gebraucht.
Die anderen Zeiten, Präteritum/Perfekt, Konditionalis und Optativ werden zumeist mit Endungen gebildet, die Ähnlichkeiten mit den Possessivendungen aufweisen. Der Imperativ schließlich verfügt über ganz eigene Endungen.