Soziologische Klassiker/ Soziale Ordnung/ Hume, David

Startseite Soziale OrdnungGesellschaftsvertragInstitutionenInternalisierungKonflikteKonventionenSchützTönniesMeadSmithHumeGoffmanGarfinkel


David Hume

Bearbeiten

Der Mensch ist nicht auf ein bestimmtes Verhalten festgelegt, sondern lernt aus Erfahrungen. Mit Hilfe von Wahrnehmung und Erinnerung eignet sich der Mensch die Wirklichkeit erkennend an.

In unserem alltäglichen Leben verlassen wir uns auf unsere Erfahrung. Menschen gehen davon aus, dass beobachtete Ereignisse mit bereits gemachten Erfahrungen übereinstimmen.

Somit gibt es also auch keine natürlichen Regeln des Umgangs miteinander. Diese werden erst aus den Handlungen der Menschen selbst entwickelt und verändert. Die funktional notwendigen Regeln sind demnach das Ergebnis eines sozialen Prozesses. Sie entwickeln sich aus der sozialen Praxis heraus.


Es gibt keine Naturordnung - die Menschen finden ihre Ordnung selbst.[1]


Wie sind rationale Egoisten zur Einhaltung von Regeln fähig?

Bearbeiten

Hume geht davon aus, dass ein unveränderlicher Teil der menschlichen Natur ein rationaler Egoismus ist und er somit nach rationalen Nützlichkeitserwägungen handelt.

Diese Natur des Menschen lässt sich nicht verändern. Aus diesem Grund müssen gesellschaftliche Verhältnisse geschaffen werden, in denen die rationalen Egoisten selbst erkennen, dass eine Zurückstellung des nutzenmaximierenden Handelns zugunsten des Kollektivs von ihrem eigenen Interesse ist. Sie müssen Interesse an der Einhaltung der Regeln, die für eine erfolgreiche Kooperation vorgesehen sind, zeigen.

Dazu muss der Mensch wissen, dass etwas Nutzen bringt, um es zu tun.[2]

Um zu sichern, dass sich jeder an die Regeln hält, müssen sie mit einem Gefühl beim Akteur verbunden sein. Zum Interesse an der Einhaltung der Regel muss also eine moralische Bindung hinzutreten.

Erst wenn mit der Regel moralische Gefühle verbunden sind, wird die Befolgung der Regel von den kurzfristigen (Eigen-)Interessen der Menschen unabhängig.[3]


Wie ist "moral sense" möglich?

Bearbeiten

Nun stellt sich die Frage, wie es überhaupt möglich ist, dass rationale Egoisten nicht nur ein Interesse an der Einhaltung der Regeln, sondern auch moralische Gefühle dafür entwickeln. Denn weder die Regeln, noch die moralische Bindung an sie sind „natürlich“, sondern gesellschaftliche Konstruktionen.

Dies erklärt Hume, anders als beispielsweise Thomas Hobbes, damit, dass Menschen nicht ausschließlich rationale Egoisten, sondern auch mitfühlende Wesen sind. Sie haben Gefühle der Sympathie für andere und Gefühle der Menschenwürde. Diese Sympathie ist die Grundlage dafür, dass Menschen nicht nur egoistisch nutzenorientiert handeln.[4]

Hume geht davon aus, dass diese beiden Antriebe (egoistische Nützlichkeitserwägungen und Gefühle der Sympathie) sich in der Weise ergänzen, dass dadurch sozial nützliche Handlungen eine positive Beurteilung erfahren und Menschen dazu angehalten werden, sozial nützliche Tätigkeiten zu tun.[5]

Sein Moralempfinden („moral sense“) findet das Individuum also im Umgang mit anderen. Er lässt sich vom „moral sense“ leiten, weil dieser sich als nützlich erwiesen hat/erweist.[6]


Die Familie

Bearbeiten

Der „moral sense“ ist dem Menschen nicht angeboren, sondern wird vor allem in der Familie anerzogen. Der Mensch lebte immer schon in der Familie und ist dadurch schon immer ein gesellschaftliches Wesen. Menschen sind gesellschaftliche Wesen, weil sie in Familie hineingeboren sind. Deshalb sind sie gezwungen, Gesellschaft zu erhalten. Die Familie ist die wichtigste Konstellation, in der Menschen angemessenes soziales Verhalten erlernen. Durch das Leben in der Familie werden dem Menschen Verhaltensweisen anerzogen, die sowohl seine individuellen Neigungen, als auch das Wohl der Gemeinschaft fördern.

In der Familie werden die Leidenschaften und Bedürfnisse des Menschen so umgeformt, dass sie für die Gesellschaft erträglich beziehungsweise sogar nützlich sind.

So wird dem Einzelnen in der Familie der Nutzen der Gesellschaft klargemacht.[7]


Bearbeiten

David Hume in der deutschsprachigen Wikipedia


Literatur

Bearbeiten
  • Abels, Heinz (2007):
    "Einführung in die Soziologie. Bd.1: Der Blick auf die Gesellschaft. 3.Auflage"
    Wiesbaden
  • Esser, Hartmut (2000):
    "Soziologie. Spezielle Grundlagen. Bd.3: Soziales Handeln"
    Frankfurt/Main
  • Gabriel, Manfred (2008):
    "Vorlesung Geschichte der Soziologie. Sommersemester 2008"
    Paris-Lodron-Universität Salzburg

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Vgl. Abels 2007, S. 88; Gabriel 2008
  2. Esser 2000, S.149
  3. Esser 2000, S. 151f
  4. Esser 2000, S.152f
  5. Gabriel 2008
  6. Abels 2007, S. 88
  7. Gabriel 2008