Soziologische Klassiker/ Alexander, Jeffrey

Grundstruktur des Kapitels:

Biographie in Daten

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Alexander Jeffrey


Ausbildung:
  • B. A. Harvard College, 1969, Abschluss mit "Cum Laude"
  • Ph. D. University of California, 1978


Beruflicher Werdegang:
  • Dozent an der University of California, Berkely von 1974 bis 1976
  • Ass.-Prof. an der University of California, Los Angeles von 1976 bis 1981
  • Professor an der University of California, Los Angeles von 1981 bis 2001, danach Emeritierung
  • Dozent an der "School of Social Science" des dortigen Instituts für Advanced Studies in Princeton, New Jersey von 1985 bis 1986
  • Dozent am Schwedischen Collegium für Advanced Study der Sozialwissenschaften in Schweden in den Jahren 1992 und 1996
  • Dozent am Center for Advanced Study der Verhaltensforschung in Stanford von 1998 bis 1999
  • Professur an der Yale University von 2001 bis 2004


  • Lilian Chavenson Saden Professor of Sociology an der Yale University seit 2004
  • Ständiger Gastprofessor an der Universität Konstanz seit 2004


Weitere Tätigkeiten:
Gastprofessuren: Nankai University (1989), Hebrew University (1993), University of Bordeaux (1994), Ecole des Hautes Etudes des Siences Politiques (1993), Ecole des Hautes Etudes en Sciences Sociales (1994, 2001), Konstanz University (2002).
Mit Ron Eyeerman zusammen ist er Co-Direktor des Center for Cultural Sociology (CCS)


Historischer Kontext

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Als Student des Harvard Colleges und als Hochschulabsolvent der University of California (vom Ende der 1960er bis Anfang der 1970er) nahm Alexander an diversen Studentenprotestbewegungen teil und entwickelte sich in seinen ersten beiden Studienjahren in Berkeley zu einem intellektuellen Marxisten. Er wurde darüber hinuas mit dem Gedankengut des Sozialwissenschafters Fred Block vertraut und beschäftigte sich intensiv mit der Zeitschrift "Socialist Revolution" (später "Socialist Review").

Großen Einfluss auf seine Entwicklung hatten sicherlich die Studentenbewegungen in den 60ern und 70ern sowie der Watergate-Skandal in den frühen 70ern. Letzteren nahm er zum Anlass, über die kulturellen Werte der Amerikaner sowie über die stark geteilte Amerikanische Gesellschaft nachzudenken. Er befasste sich mit der Entstehung der Verfassungskrise und versuchte diese zu erklären.

Nachdem er sich politisch vom Revolutionär zum demokratischen Sozialisten (und mitunter zum Linksliberalen) entwickelt hatte, stellte er nach und nach fest, dass er in diesen ersten drei Jahren eine entscheidende intellektuelle Phase durchlebt hatte. Dies verdankte er u.a. Neil Smelser, Robert Bellah und Leo Lowenthal, bei denen er Kurse besuchte und deren Werke er schließlich auch in seiner Disseration reflektierte.


Theoriegeschichtlicher Kontext

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Alexander beruft sich, wie auch andere Neofunktionalisten, auf Talcott Parsons, eine in den 50er Jahren konkurrenzlose Leitfigur soziologischer Theorie. Während Alexander versucht, die Theorie Parsons weiterzuentwickeln, zählt er gleichzeitig zu dessen Kritikern. Einerseits konnte, so Alexander, Parsons Modell vom Sozialsystem nur in den fünfziger Jahren, als die USA als Wirtschaftswunder galt, nicht jedoch in den darauf folgenden Krisenjahren bestätigt werden. Einen weiteren Problempunkt sieht Alexander in Parsons Theorie „Veränderungen am Zustand eines Gleichgewichts als Idealzustand zu messen“, was Parsons allerdings als früherer Dozent für Ökonomie nur als heuristisches Modell verstanden hatte. Alexander gilt neben anderen Neofunktionalisten als einer der wenigen Weiterdenker von Parsons. Neben einer allgemeinen Wiederbesinnung auf den soziologischen Klassiker soll eine Einbeziehung der historischen Dimension stattfinden.

Auch Emile Durkheims Schaffen hatte auf Alexanders Werk Einfluss. Vor allem seine Ausführungen über Religion zur Erklärung des Wandels der Bewertungen haben seinem Aufsatz über den "Watergate Skandal" eine zusätzliche intellektuelle Dimension verliehen.


Publikationen:
Theoretical Logic in Sociology (University of California Press and Routledge Kegan Paul, 1982-1983)
vol. I: Positivism, Presuppositions, and Current Controversies
vol. II. The Antinomies of Classical Thought. Marx and Durkheim.
vol. III: The Classical Attempt at Syntheesis: Max Weber.
vol. IV: The Modern Attempt at Synthesis: Talcott Parsons.
auch in japanischer Übersetzung
Twenty Lectures: Sociological Theory Since World War II (Columbia University Press, Hutchinson, 1987)
auch in ungarischer, spanischer, koreanischer und chinesischer Übersetzung
Action and Its Environments: Towards a New Synthesis (Columbia University Press, 1988)
Structure and Meaning: Relinking Classical Sociology (Columbia University Press, 1989)
Fin-de-Siècle Social Theory: Relativism, Reduction and the Problem of Reason (Verso, 1995)
auch in chinesischer Übersetzung"
Neofunctionalism and After. (Basil Blackwell, 1998)
auch in chinesischer und portugisischer Übersetzung"
Zuletzt veröffentlicht:
The Meanings of Social Life: A Cultural Sociology. (Oxford University Press, 2003)
Cultural Trauma and Collective Identity mit Eyerman, Giesen, Smelser und Sztompka (University of California Press, 2004)
The Civil Sphere (Oxford University Press, 2006)
Essaysammlungen in Übersetzung
Sociología cultural. Formas de clasificación en las sociedades complejas. (Barcelona: Anthropos, 2000)
La Réduction: Critique de Bourdieu (Paris: le Cerf, 2000)
Neo kino shugi to shimin shakai (Neofunctionalism and Civil Society) (Tokyo: Koseisha-Koseikaku Co., Ltd., 1996)
Soziale Differenzierung und kultureller Wandel: Studien zur Neofunktionalistischen Gesellschaftstheorie (Frankfurt: Campus Verlag, 1993)
Teoria sociologica e mutamento sociale. Un'analisi multidimensionale della modernità. (Rom: Franco Angeli, 1990)


Das Werk in Themen und Thesen

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Von Anbeginn seiner soziologischen Tätigkeit beschäftigt sich Alexander mit dem sozialen Handeln. Heute sieht er Handeln als „multidimensional“ an, da er „Handeln nicht als entweder instrumentell oder normativ“ begreift, „sondern als beides zu gleich“. Handeln solle auch nicht als eindimensional gelten, sondern durch interne und externe Strukturen geordnet dargestellt werden. Als Analyseinstrument, welches sich sowohl für Mikro- als auch für Makroprozesse eignet, hat Alexander folgenden Handlungsbezugsrahmen ausgearbeitet: personality, cultural system & social system -> action (interpretation/strategization). Es ist unschwer zu erkennen, dass Alexander diese 3 Handlungsumwelten von Parsons übernommen hat, der erstmals die Unterscheidung zwischen Persönlichkeitssystem, kulturellem und sozialem System vorgenommen hat.

Immer wieder hat sich Alexander mit kulturellen Werten (am Beispiel des Watergate-Skandals, des Holocaust, etc.)beschäftigt und dazu Kultur als "für das Verhalten begrenzend wirkend" definiert. Unser Verhalten wird durch die Verinnerlichung von kulturellen Standards sowie durch das Empfinden verschiedener Erwartungen von außen, gehemmt. Damit grenzt sich Alexander von Parsons Sichtweise über das Wirken von Normen auf das Verhalten ab.

Auszüge aus einem Interview mit Jeffrey Alexander

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I: Warum die Wendung zur Kultur in der Amerikanischen Soziologie, und warum erst vor kurzem?

A: Es gibt kein bestimmtes tragisches Ereignis oder einen soziologischen (social) Grund. Sinnsuche war immer schon ein zentrales Thema in den Humanwissenschaften. Es soll zentral sein und war es auch, von Dewey and Mead zu Parson. Die Frage ist warum, sie im Interregnum von Anfgang der 70er bis in die Mitte der 90er gefehlt hat. Die Antwort war eine Rebellion gegen den Parsonianismus. Genau dieser Rebellion hat er sich in „Twenty Lectures: Sociological Theory since World War II“ gewidmet.

I: Im zunehmenden Interesse an der Kultursoziologie scheint es ein gleichzeitiges Aufleben vom Spätschaffen Durkheims zu geben. Vor 17 Jahren haben Sie die Kollektion „Durkheimian Sociology“ herausgegeben worin sie beschreiben wie viele prominente Geisteswissenschaftler, die sich von Durkheim beeinflussen ließen, diesen Einfluss aber dann nicht zugaben. Welche Rolle spielt Durkheims Religionssoziologie in der Theorie heute und geben diese Wissenschaftler nun zu, dass er Einfluss auf ihre Arbeiten hatten?

A: Wie Philip Smith und ich in der Einleitung zu „The Cambridge Companion to Durkheim“ – die in den nächsten Monaten herauskommen soll – gab es eine dramatische Verschiebung was die Interpretation Durkheims betrifft. Eben die spätere Arbeit, die Religionssoziologie ist nun im Mittelpunkt. Die früheren und mittleren Arbeiten, die mehr soziologischen und mechanischen Schriften sind heute weniger interessant und gewichtig. Das ist eine sehr wichtige Verlagerung und sie reflektiert neue theoretische Interessen in der Soziologie und Anthropologie. Welche Rolle dieser späte Durkheim heute spielt ist schwierig zu sagen. Wenn wir diesen Einfluss durchdringen durch die Zeichensprache, Rituale und Diskurse, wie ich glaube, dass wir es tun müssten, dann hat diese späte Arbeit einen ziemlich weiten Einfluss erlangt. Und, ja, Autoren geben es nun zu zB. Randall Collins.

I: Sie scheinen sehr kampfbereit in Ihrem paradigmatischen Ringen einerseits zu fördern andererseits eine Sinn-orientierte Kultursoziologie in den US zu begründen (Gregor McLennan beschreibt diese Ringen als „ein Bemühen die „neue Amerikanische Kultursoziologie“ als die führende Marke im kulturtheoretischen Marktplatz zu begründen). Wie erfolgreich war ihr Projekt bisher, und worin hat sich dieser Erfolg am meisten manifestiert? Weiters, was sind für Sie die hauptsächlichen Hindernisse um das Ziel Legitimität für das „strong program“ (starke, engerische Programm) in der Kultursoziologie als Bereich zu geben? Für einen Außenstehenden scheint dies ein sehr anspruchsvolles Bestreben zu sein, vor allen wenn man sich die momentan dominante Annäherung der „Entstehung von Kultur“ (production of culture) ansieht.

A: Ich kann nicht sagen ob es bisher erfolgreich war – was meine Anstrengungen eine Alternative zur „Entstehung von Kultur“ zu kreieren - betrifft. Wenn Sie sich die Serien, die ich bei Cambridge herausgegeben habe ansehen (Cultural Social Studies), sehen Sie 50 Bücher, von denen keine auf die entstehungsorientiert ist. Diese Reihe hatte einen ziemlichen Einfluss auf die Amerikanische Soziologie and gab den Nährboden für eine strengere Programmannäherung. Amerikanische Soziologie, wie die Britische oder Französische ist sehr auf Reduzierung ausgerichtet, wenn es um Kultur/Ideologie geht – ich habe das als „schwache Programm“-Annäherung bezeichnet. Es gibt offensichtliche Gründe dafür in der soziologischen Konzeption selbst. Es gibt ein Bestreben die Soziologie in eine Naturwissenschaft zu verwandeln.

Rezeption und Wirkung

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Immer wieder beschäftigt sich Alexander in seinen Aufsätzen mit realen Sachverhalten, wie dem oben bereits erwähnten "Watergate-Skandal". "Für uns", so schreibt Erwin K. Scheu, "wird aber gerade am Erklärungsgegenstand Skandal Watergate der Verdacht dichter, es handle sich hier weitgehend nicht um den Vorschlag einer weitergehenden Erklärung, sondern um eine façon de parle."


Internetquellen

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