Ratgeber für Hobbyfilmer: Bildgestaltung

Dieses Kapitel bzw. dieser Abschnitt wird durch intensive Zusammenarbeit sicher schnell besser. Der Hauptautor freut sich über jeden, der mitmacht. Versucht dich vielleicht nur an den schon vorgegebenen Inhalt und an die Form (bei Listen z.B.) anzupassen. Aber wenn etwas nicht passt, rührt sich der Hauptautor bestimmt. Kaputtmachen kannst du nicht viel – also sei mutig. Danke.

In der Geschichte des Films hat sich eine gewisse Bildsprache entwickelt, die von den großen Pionieren des Films entdeckt, erprobt und weiterentwickelt wurde. Die Bildgestaltung ist eines der wichtigsten Mittel, den Stil und Rhythmus eines Films zu bestimmen. Die nachfolgend beschriebenen Einstellungsgrößen haben alle einen unterschiedlichen Zweck und jede hat ihre Schwerpunkte, wo sie besonders geeignet ist. Erst ein Wechsel zwischen diesen Einstellungen macht einen Film reizvoll. Wann ein Wechsel erfolgt und welche Einstellungsgröße jeweils die nächste ist, kann von einer Vielzahl von Faktoren abhängen – dem Inhalt und Thema des Films, dem persönlichen Stil des Regisseurs, dem beabsichtigten Tempo des Films, der Länge eines Dialogs, der Dauer eines Schwenks. Alles zusammen macht den Stil aus.

Es lohnt sich, die Arten und Nutzen der verschiedenen Einstellungsarten gut zu kennen, da man damit die Aussage des Films auf relativ einfache Weise verstärken kann. Bis vor einigen Jahren galt allerdings die Empfehlung, daß Filme, die später auf einem Fernseher gezeigt werden sollen, am besten mit Halbnah- bis Großaufnahmen umgesetzt werden sollten: die PAL-Auflösung in Verbindung mit herkömmlichen Röhrenfernsehern, die eine maximale Bilddiagonale von 85 cm hatten, führte bei Varianten der Totale meist zu kleinen und unscharfen Objekten vor einem weiten Hintergrund. Durch die höheren Auflösungen von 720p und 1080i sowie großformatige Flachbildschirme können sich nun auch selbstgedrehte Totalen sehen lassen. Dramaturgisch wirken nähere Einstellungsgrößen jedoch weiterhin intensiver.

Bildgestaltung ist ein weites Feld und nur die Fantasie setzt dir hier Grenzen. Nachfolgend eine Liste der wichtigsten Begriffe und Gestaltungsmerkmale.

Einstellungsgrößen

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Supertotale

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Die Supertotale, auch Extreme Totale oder Long Shot genannt, zeigt einen Charakter aus einer weiten Entfernung oder mit einem Weitwinkel, so dass er im Vergleich zum Bildausschnitt äußerst klein erscheint. Mit ihr kann Einsamkeit oder Isolierung, aber auch Freiheit assoziiert werden. Häufig wird die Supertotale von einem etwas erhöhten Standpunkt aus gefilmt.

Bildbeispiele
    

Die Totale, auch Wide Shot, wird häufig als Einführung (Establishing Shot) in die Handlung oder in neue Szenen verwendet. Sie verschafft einen Überblick über die Örtlichkeit und das dort stattfindende Geschehen. Da Totalen schnell dazu neigen, sehr statisch zu wirken, bewegt man die Kamera häufig.

Bildbeispiele
    

Halbtotale

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Die Halbtotale, auch Full Shot, bildet einen Charakter vollständig ab. Sie kann zur Einführung oder Begleitung einer Person genutzt werden.

Bildbeispiele
    

Amerikanische

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Die Amerikanische, auch Three Quarter Shot, bildet einen Charakter von den Knieen an aufwärts ab. Ihr Namen leitet sich von den Westernfilmen ab, bei denen es, gerade während Duellen, notwendig war, noch den Revolver an der Hüfte der Protagonisten zu zeigen.

Bildbeispiele
    

Halbnahe

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Die Halbnahe, auch Medium Shot, zeigt einen Charakter von der Hüfte an aufwärts. Sie entspricht oft dem üblichen Sichtfeld des Charakter und zeigt die Gestik besser, als etwa die Nahe.

Bildbeispiele
    

Die Nahe, auch Head & Shoulder, zeigt einen Charakter etwa ab der Brust aufwärts. Sie wird gerne bei Dialogen oder Interviews eingesetzt, wo Gestik und Mimik für uns gut erkennbar sein sollen.

Bildbeispiele
    

Großaufnahme

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Die Großaufnahme, auch Close-Up, zeigt das Gesicht eines Charakters oder andere für den Film relevante Details (z. B. Hände, Briefe, usw.). Wir erhalten einen detaillierten Blick auf das relevante Objekt / den Kopf und können so etwa die Mimik des Charakters besonders gut erkennen. Die Großaufnahme vermittelt ein starkes Gefühl der Nähe und wird, zumindest teilweise, bei Dialogen verwendet oder für starke Gefühlsregungen.

Bildbeispiele
    

Bei der Detailaufnahme, auch Extreme Close-Up, wird unser Augenmerk auf einen ganz bestimmten Ausschnitt, beispielsweise die Augen eines Charakters oder einen Teil eines Objekts, gelenkt. Sie wird etwa bei starken Gefühlsregungen eingesetzt, um diese angemessen zur Geltung zu bringen. Oder sie zeigt besonders wichtige Details, die von uns sonst übersehen werden würden.

Bildbeispiele
    

Kamerawinkel

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Frontalansicht

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Die Frontalansicht, auch Vorderansicht oder en face, zeigt einen Charakter direkt von vorne. Die Mimik ist so sehr gut zu erkennen, das Gesicht hat eine geringere plastische Wirkung im Vergleich zu anderen Winkeln. Weil die Person mehr uns und weniger den Geschehnissen im Film zugewandt erscheint, wird sie gerne in Nachrichten und seltener in Spielfilmen verwendet.

Bildbeispiele
   Datei:GorkaOtxoaDSC 0055-wiki.jpg

¾, ½- und ¼-Profil

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Das Dreiviertel-, Halb- und Viertelprofil zeigen einen Charakter schräg zur Kamera gewandt. Beim Dreiviertel-Profil (drittes Bildbeispiel von links) ist das Gesicht am stärksten der Kamera zugewandt, das Viertelprofil (erstes Bildbeispiel von links) zeigt das Gesicht schon beinahe im Profil. Im Vergleich zu anderen Kamerawinkeln wirkt das Gesicht im Profil am plastischsten. Die Figur scheint stärker den Geschehnissen im Film, als uns zugewandt.

Bildbeispiele
    

Das Profil zeigt eine Person von der Seite. Sie ist eindeutig den Geschehnissen im Film zugewandt. Die Mimik ist nur noch teilweise erkennbar. Wie auch bei der Frontalansicht und der Rückansicht, ist die plastische Wirkung im Profil reduziert. Die Aufnahmen wirken schneller flach.

Bildbeispiele
    

Rückansicht

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Die Rückansicht versperrt uns weitgehend die Sicht auf Gestik und Mimik des Charakters. Sie gibt uns dieselbe Sichtrichtung wie dem Charakter und kann etwa dazu genutzt werden, uns mit dem Charakter in neue Örtlichkeiten einzuführen oder einen Bezug zwischen Charakter und Ort zu geben.

Bildbeispiele
    

Kamerahöhe

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Froschperspektive

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Die Kamera befindet sich bei der Froschperspektive in der Nähe des Bodens unmittelbar vor dem Charakter. Die Menschen ragen wie Türme in den Himmel. Der Kopf wirkt ungewöhnlich klein, der Bauch und Unterkörper relativ groß. Durch die starke Verfremdung wird sie relativ selten eingesetzt. Sie erhöht noch stärker als die Untersicht den Charakter. Ein aus der Froschperspektive aufgenommener Charakter wird als dominant wahrgenommen, resp. der Zuschauer dem Charakter unterworfen.

Bildbeispiele
  

Untersicht

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Die Kamera befindet sich bei der Untersicht unterhalb der Augenhöhe des Charakters. Psychologisch gesehen erhöht sie den Charakter gegenüber uns, macht ihn mächtiger und wichtiger. Wichtige Persönlichkeiten werden gerne aus einer leichten Untersicht gefilmt oder fotografiert.

Bildbeispiele
 Datei:Álvaro Rudolphy Valdivia.JPGDatei:Mischa-Sarim Verollet.jpg 

Augenhöhe

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Die Kamera befindet sich auf Augenhöhe mit dem Charakter. Wir und der dargestellte Charakter sind gleichwertig auf einer Ebene. Die Augenhöhe wird beim Film und Fotografien am häufigsten verwendet.

Bildbeispiele
Datei:Burgazliev.jpg   

Aufsicht

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Die Kamera befindet sich bei der Aufsicht oberhalb der Augenhöhe des Charakters. Wir sind mächtiger und dem Charakter überlegen. Die Erniedrigung des Charakters kann Gefühle wie Mitleid, Verletzbarkeit oder Devotion beim Zuschauer unterstreichen.

Bildbeispiele
    

Vogelperspektive

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Die Vogelperspektive zeigt den Charakter (fast) von oben. Um sein Gesicht zu sehen, muss er zu uns aufblicken. Diese Perspektive setzt den Charakter in einen starken Kontext zu seiner Umgebung, die von unserem erhöhten Blickwinkel gut zu erkennen ist.

Bildbeispiele
  Datei:Snezic.jpg

Perspektive

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Fluchtpunktperspektive

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Bei der Fluchtpunktperspektive scheinen alle Linien im Bild einem Punkt in der Ferne zuzustreben. Sie gibt dem Bild eine tiefe und sehr räumliche Wirkung.

Bildbeispiele
    

Komposition

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Die Bildkomposition ist die gleiche wie bei der Photographie oder Malerei. Ziel ist eine möglichst ästhetische Aufteilung des Motivs innerhalb des rechteckigen Bildes. Als von vielen natürlich wahrgenommen wird der Goldene Schnitt. Für die Praxis kann man sich an der Drittel-Regel orientieren.

Gewichtung

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Over-Shoulder

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Ein Dialog zweier Personen wird über die Schulter der zuhörenden Person gefilmt. Die Schulter ist dabei immer sichtbar, häufig auch noch ein Teil des Hinterkopfes. Diese Sichtweise zeigt primär die sprechende Person aus der Sicht der zuhörenden, aber man sieht diese auch noch. Häufig wird das Schuss-Gegenschuss-Verfahren angewendet, bei dem sich die over-shoulder beider Gesprächsparnter abwechseln (je nach dem, wer geradespricht). Wichtig beim Schuss-Gegenschuss-Verfahren ist, dass die Achse der beiden Personen nicht übersprungen wird (180-Grad-Regel), da das den Zuschauer verwirren würde.

Kamerabewegungen

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Ein Schwenk (um die Z-Achse gieren) sollte aus der Ruhestellung der Kamera heraus beginnen, dann mit gleichmäßiger Geschwindigkeit das Motiv zeigen und dann wieder zur Ruhe kommen.

Darstellender Schwenk

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Hier wird ein Schwenk über ein Motiv durchgeführt, meist weil es nicht komplett ins Bild paßt. Typische Beispiele sind Landschaften und große Objekte. Anfänger führen diese Art des Schwenks oft zu schnell aus.

Verfolgungsschwenk

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Dieser Schwenk orientiert sich in der Geschwindigkeit an seinem bewegten Motiv, etwa einem Fahrzeug oder einer Person, um sie nicht aus dem Bild zu verlieren.

Rollen erfolgt um die Y-Achse, also die Achse, die durch das Objektiv hindurch geht. Im Film wird selten gerollt. Ein möglicher Anwendungsfall kann sein, dass eine Person umkippt oder ins Bett fällt, diese aber ohne Schnitt weiterhin verfolgt werden soll, damit das Gesicht weiterhin im Bild aufrecht steht. Damit das Rollen auf einem Stativ mit nur zwei Freiheitsgraden erfolgen kann, muss die Kamera um 90° gedreht montiert werden. Falls freihändig gerollt wird, empfiehlt es sich von einer weiteren Person führen zu lassen, da das Rollen eine ungewohnte Bewegung ist, die den Kameramann, der durch den Sucher schaut, schnell aus dem Konzept bringt.

Nicken erfolgt um die X-Achse, genau dem Nicken, das im europäischen Raum dem zustimmenden Nicken entspricht.