Radioonkologie (PORT)/ Diagnosen/ HNO/ Oropharynxkarzinom
Übersicht
Bearbeiten1,6 % der Tumoren, 5% der HNO-Malignome.
Männer zu Frauen 4:1.
Altersgipfel 50-70.
Diagnostik
Bearbeitensiehe übergeordnete Kategorie HNO allgemein
Histologie
Bearbeitensiehe übergeordnete Kategorie "HNO allgemein"
Lokalisation
BearbeitenTonsille häufiger als Zungengrund. Selten Rachenhinterwand und weicher Gaumen.
Zungengrund: Zunge hinter den Papillae vallatae. Diese gehört zur Vorderwand, wie auch die Valleculae.
Ausbreitung
BearbeitenInfiltration der Nachbarstrukturen: frei bewegliche Zunge, Parapharyngealraum, Trigonum retromolare, Hypopharynx, Larynx, Nasopharynx.
Frühzeitige lymphogene Metastasen: Bis zu 70% bei ED. Selbst in den frühen Stadien liegt bei > 40 % eine LK-Metastasierung vor.
Stadieneinteilung
BearbeitenTNM 7. Auflage (gültig ab 2010)
BearbeitenT- Klassifikation | ||
---|---|---|
T1 | Tumor maximal 2 cm | |
T2 |
Tumor größer als 2 cm, maximal 4 cm | |
T3 |
| |
T4 |
Tumor infiltriert Nachbarstrukturen | |
T4a |
Larynx, äussere Muskulatur der Zunge, Lamina med. d. Proc. pterygoideus, harter Gaumen, Unterkiefer | |
T4b |
M. pterygoideus lat., Lamina lat. d. Proc. pterygoideus, Schädelbasis, tumoröse Ummauerung d. A. carotis int. | |
N- Status | ||
N1 |
solitäre Metasase, maximal 3 cm | |
N2 | ||
N2a |
solitäre Metasase über 3 cm, maximal 6 cm | |
N2b |
mehrere Metastasen ipsilateral, keine über 6 cm | |
N2c |
| |
N3 | ||
N3a |
Metasase über 6 cm | |
N3b |
Ausdehnung bis in die Spraklavikulargrube | |
M- Status | ||
M1 | Fernmetastasen |
- UICC Stadien 7. Aufl. (gültig ab 2010)
- Stadium I
- T1 N0 M0
- Stadium II
- T2 N0 M0
- Stadium III
- T3 N0 M0
- bis T3 N1 M0
- Stadium IV
- IV A: T1-3 N2 M0, oder T4a N0-2 M0
- IV B: jedes T N3 M0, oder T4b N0-3 M0
- IV C: M1
frühere und alternative Klassifikationen
Bearbeiten- TNM 2002
T1 | bis 2 cm | |
T2 | über 2 cm, bis 4 cm | |
T3 | über 4 cm | |
T4 | Infiltration von Nachbarstrukturen | |
T4a | Larynx, äussere Muskulatur der Zunge, Lamina med. d. Proc. pterygoideus, harter Gaumen, Unterkiefer | |
T4b | M. pterygoideus lat., Lamina lat. d. Proc. pterygoideus, Schädelbasis, tumoröse Ummauerung d. A. carotis int. |
N1 | ipsilateral, solitär bis 3 cm | |
N2 | N2a | ipsilateral, solitär, über 3 cm, bis 6 cm |
N2b | ipsilateral, multipel, alle bis 6 cm | |
N2c | kontralateral bis 6cm | |
N3 | über 6 cm |
- UICC Stadien 2002
- Stadium I
- T1 N0 M0
- Stadium II
- T2 N0 M0
- Stadium III
- T3 N0 M0
- bis T3 N1 M0
- Stadium IV
- IV A: T1-3 N2 M0, oder T4a N0-2 M0
- IV B: jedes T N3 M0, oder T4b N0-3 M0
- IV C: M1
- TNM 1997
T1 bis 2 cm
T2 über 2 cm, bis 4 cm
T3 > 4 cm
T4 Infiltration von M. pterygoideus, Unterkiefer, harter Gaumen, Skelettmuskel der Zunge, Larynx.
N1: ipsilateral, solitär bis 3 cm
N2a: ipsilateral, solitär, > 3 cm, bis 6 cm
N2b: ipsilateral, multipel, alle bis 6 cm
N2c: kontralateral bis 6cm
N3: > 6 cm
- UICC Stadien 1997
Stadium I:
T1 N0 M0
Stadium II:
T2 N0 M0
Stadium III:
T3 N0 M0
bis T3 N1 M0
Stadium IV
IV A: T4 bis N1 M0 oder jedes T N2 M0
IV B: jedes T N3 M0
IV C: M1
Therapieprinzipien
BearbeitenDEGRO
Radiochemotherapie postoperativ ab 3 LK-Metastasen.
Durch eine Chemotherapie mit Cisplatin kann das lokoregionäre Rezidivrisiko bei "Hochrisikopatienten" halbiert werden. Hochrisiko heißt Tumorbefall von mindestens 2 LK, oder Kapselpentration, oder knapper R-Status (< 5 mm). Die entsprechende RTOG-Studie verwendete Cisplatin 100 mg / m² d1, 22, 43.
Indikation RT
Bearbeitenprimäre RT Im Stadium I und II erzielen RT und OP gleich gute Ergebnisse. Daher sollte die RT bevorzugt werden, wenn funktionelle Defekte drohen, z. B.: Zungengrund. (Mendenhall, JCO 2000).
RT postop.
- Uvula, Gaumenbögen
Richter/Feyerabend und AWMF: ab pT1
DKG: ab pT2
bei DEGRO keine Differenzierung zwischen Oro- und Hypopharynx - bei knappem Resektionsrand < 5 mm "ggfs." ab pT1.
Rationale für T1: Am Gaumenbogen gehäuft Skip-lesions.
- Tonsille und Zungengrund ab pT2ab pN1
- bei Lymphangiosis peritumoral
Zielvolumen
BearbeitenTonsille Bei kleineren Tonsillentumoren:
Tonsilenregion einschließlich des weichen Gaumens, die hinteren Anteile des harten Gaumens, Rachenhinterwand, Zungengrund kaudal bis zum Zungenbein.
Bei größeren Tumoren entsprechend Tumorausdehnung.
Zungengrundtumoren Keine Mitbestrahlung des weichen und harten Gaumens. Das mittlere Drittel der Zunge, die Rachenhinterwand und die Valleculae müssen dagegen erfasst werden.
LAW (in Anlehnung an Kirikuta)
- N0 und N1: Level II - IV. Wenn Oropharynxhhinterwand befallen auch die retropharyngealen LK.
- ab N2 (b?): Level I - V, zusätzlich retropharyngeale LK.
- kontralateral: bei bilateraler Lymphdrainage, also Vallecula, Zungengrund, mittellinienüberschreitendem Tumorwachstum. Ob in den übrigen Fällen die kontralateralen LAW bestrahlt werden sollen, hängt vom Nodalstatus ab. Das Risiko für kontralaterale LK-Metastasen ist mit einem ipsilateralen Befall erhöht. Eine erhöhte Rate an lokoregionären Rezidiven tritt auf, wenn 2 oder mehr LK befallen sind, oder wenn eine LK-Kapsel durch Tumor penetriert wird (Cooper, Head And Neck 1998). Allerdings treten weniger als 10% der LK-Rezidive kontralateral auf. Auch initial liegen nur in 10% bei der Primärdiagnose kontralaterale LK-Metastasen vor (Perez/Brady). Die Bestrahlungsindikation hängt also in erster Linie davon ab, wie sehr der ipsilaterale Nodalstatus ein nennenswertes Risiko für kontralaterale Metastasen nahelegt. Neigt man zu einer Maximaltherapie (z. B. junger Patient, guter AZ), sollten alle nodalpositiven Patienten auch kontralateral bestrahlt werden. Appliziert man eine Chemotherapie mit dem Ziel, das lokoregionäre Rezidivrisiko zu senken, wäre es inkonsequent, ein erhöhtes Risiko kontralateral durch einen Verzicht auf die Mitbestrahlung kontralateral in Kauf zu nehmen.
Dosis RT
BearbeitenEs gelten die allgemeinen Ausführungen unter "HNO allgemein"
Nebenwirkungen
BearbeitenPrognose
Bearbeiten15% entwickeln klinisch manifeste Fernmetastasen. In der Autopsie findet man in 29% Fernmetastasen. Das Plattenepithelkarzinom ist dabei unterrepräsentiert mit 14%.
5-J-ÜL-Raten
Tonsille, alle Stadien: 30-35% durch alleinige RT. 35-40% durch OP + RT.
Tonsille, Stadium I/II: 75-80% OP oder RT
Tonsille, bilateral N+: 10%
Zungengrund, alle: 20 - 30%
Zungengrund, N0: 40%
weicher Gaumen u. Uvula, Stadium I/II: 60%.
weicher Gaumen, fortgeschritten: 20 - 40%.
Nachsorge
BearbeitenLiteratur
Bearbeiten
Richter / Feyerabend 2002
NCI 1/2002
DKG Leitlinie 10/2001
DEGRO Leitlinie 9/2001
AWMF Leitlinie HNO 1999
Perez/Brady 1998
Cooper, Head&Neck 1998: 588-594
Lindner 1996.