Radioonkologie (PORT)/ Diagnosen/ HNO/ Mundhöhlenkarzinom
Übersicht
BearbeitenZu den Mundhöhlentumoren zählen Tumoren der Schleimhaut von
- Lippen
- Wangen
- Alveolarfortsätze / Gingiva
- vordere 2/3 der Zunge
- Mundboden
- harter Gaumen. Selten, denn die meisten Tumoren am harten Gaumes gehen von den kleinen Speicheldrüsen aus.
Inzidenz 9 /100.000
Männer: Frauen = 5:1
Altersgipfel 50-69 J
Diagnostik
BearbeitenNotwendig:
- Lokalstatus inkl. Palpation des Tumors und der LK
- Sono Hals
- Panendoskopie / Spiegelung
- Rö Tx 2 Eb
- Biopsie
fakultativ:
- CT Hals
- MRT Hals
- Skelettszinti
Histologie
Bearbeitenüber 90% Plattenepithelkarzinome, überwiegend gut differenziert
selten: Basalzellkarzinome und Adenokarzinome
Lokalisation
Bearbeitenhäufigste Lokalisation: Zunge
dann Alveolarfortsätze und Mundboden
selten: harter Gaumen und Wangenschleimhaut
Ausbreitung
Bearbeitenüberwiegend endophytisches Wachstum.
LK-Metastasen bei ED in mehr als 50% .
LAW Zunge
- Die Lymphbahnen der zentralen Anteile der Zunge kreuzen in der Mitte zur Gegenseite.
- Die Zungenspitze drainiert in die submentalen, kranialen sowie medialen jugulären LK.
- Der Zungenrand drainiert nach submandibulär sowie nach kranial jugulär.
- Die zentralen und posterioren Zungenanteile drainieren nach jugulär.
LAW Mundhöhle
- Die Wange und die äußeren Anteile des Alveolarkamm drainieren nach submandibulär
- Die inneren Anteile des Alveolarkamms sowie der harte (und weiche) Gaumen drainieren nach submandibulär, retropharyngeal und in die kraniale juguläre Gruppe. Die Lymphgefässe kreuzen in der Mittellinie.
- Die Gingiva der Manibula drainiert nach submental und in die kranialen jugulären LK.
- Der Mundboden drainiert nach submental, sublingual, submandibulär und in die kranialen sowie medialen jugulären LK.
Stadieneinteilung
BearbeitenTNM 7. Auflage (gültig ab 2010)
Bearbeitens. [1]
T- Status | ||
---|---|---|
T1 | Tumor bis 2 cm | |
T2 | Tumor über 2 cm, maximal 4 cm | |
T3 | Tumor über 4 cm | |
T4 | Infiltration von Nachbarorganen | |
T4a |
| |
T4b | Infiltration des Spatium masticatorium, oder Proc. pterygoideus, oder Schädelbasis, oder Tumor umschließt A. carotis interna | |
N- Status | ||
N1 |
solitäre Metasase, maximal 3 cm | |
N2 | ||
N2a |
solitäre Metasase über 3 cm, maximal 6 cm | |
N2b |
mehrere Metastasen ipsilateral, keine über 6 cm | |
N2c |
| |
N3 | ||
N3 |
Metastase über 6 cm | |
M- Status | ||
M1 | Fernmetastasen |
UICC Stadien (7. Auflage, gültig ab 2010) | |||
---|---|---|---|
I | T1 | N0 | M0 |
II | T2 | N0 | M0 |
III | T1, T2 | N1 | M0 |
T3 | N0, N1 | M0 | |
IVA | T1, T2, T3 | N2 | M0 |
T4a | N0, N1, N2 | M0 | |
IVB | T4b | jedes N | M0 |
jedes T | N3 | M0 | |
IVC | jedes T | jedes N | M1 |
frühere und alternative Klassifikationen
BearbeitenTNM 2002 - wie TNM 7. Auflage -
Anm.:
- Eine oberflächliche Knocheninfiltration alleine bedeutet nicht T4
- in der Mittellinie gelegene LK gelten als ipsilateral
UICC Stadien 2002
Stadium I:
T1 N0 M0
Stadium II:
T2 N0 M0
Stadium III:
T3 N0 M0
bis T3 N1 M0
Stadium IV
IV A: T4 N0-1 M0 oder jedes T N2 M0
IV B: jedes T N3 M0
IV C: M1
TNM 1997
T1: bis 2 cm
T2: > 2cm, bis 4 cm
T3: > 4cm
T4: Infiltration von Nachbarstrukturen
N1: ipsilateral, solitär bis 3 cm
N2a: ipsilateral, solitär, > 3 cm, bis 6 cm
N2b: ipsilateral, multipel, alle bis 6 cm
N2c: kontralateral bis 6cm
N3: > 6 cm
UICC 1997
Stadium I:
T1 N0 M0
Stadium II:
T2 N0 M0
Stadium III:
T3 N0 M0
bis T3 N1 M0
Stadium IV
IV A: T4 bis N1 M0 oder jedes T N2 M0
IV B: jedes T N3 M0
IV C: M1
Therapieprinzipien
BearbeitenPrimäre RT
- Bei Zungenkarzinomen am dorsalen Rand im Stadium T1 N0 ist eine primäre Radiatio als interstitielle Brachytherapie möglich.
- bei fortgeschrittenen UICC Stadien III und IV, wenn eine Operation nicht möglich oder sinnvoll ist.
Standardvorgehen ist die primäre Operation. Abhängig von der Risikokonstellation ist eine zusätzlich Radiatio nötig.
Eine postoperative RT ist bei allen Tumoren des Mundbodens und der Zunge indiziert (DEGRO 8/2001). Ausnahme: pT1 pN0 Tumoren der Zunge, die weit im Gesunden reseziert worden sind.
Die Indikation zur simultane Chemotherapie wird in den DEGRO Empfehlungen 8/2001 nur allgemein für HNO Tumoren formuliert. Demnach soll sie erfolgen bei (s. a. "HNO: alle Tumoren")
- pT4
- Resektionssaum unter 5 mm
- "multiplen" Lymphknotenmetastasen
- extranodaler Ausbreitung von LK-Metastasen
Indikation RT
Bearbeitenprimär
- interstitielle RT von Zungenrandtumoren der hinteren Anteilen der freien Zunge im Stadium T1.
- bei ausgedehnten Tumorleiden mit inoperablen Befunden
postoperativ (in Anlehnung an DKG)
- knapper Resektionsrand (DEGRO < 5mm, DKG: R1/2)
- ab pT3 (pT4 wegen schlechter Prognose nur mit Einschränkungen)
- pT2: RT und engmaschige Nachbeobachtung möglich.
- ab pN2
- pN1 fakultativ
- LK-Kapseldurchbruch oder Lymphangiosis (allgemeine Richtlinien DKG)
Zielvolumen
BearbeitenPrimärtumor
entsprechend Primärtumorausdehnung + 2 cm Sicherheitssaum
LAW
Wenn N0:
ipsilaterale LAW entsprechend Drainage ausreichend. Siehe "05. Ausbreitung". Untere Grenze Schildknorpel.
Wenn N1 bis N2b:
der komplette ipsilaterale Lymphabfluss muss bestrahlt werden.
Bei kontralateralem LK-Befall, Tumoren, die die Mittellinie erreichen und bei Tumoren des Gaumens oder des inneren Alveolarkamms:
Bestrahlung der LAW bds.
Bei T3/4 oder bei fehlender neck diss.
Supraklavikulärer Lymphabfluss mitbestrahlen
Dosis RT
Bearbeitenprimär 70 Gy, wenn hyperfraktioniert mit 2 x 1,2 Gy: 70 - 76 Gy
NW unter Chemotherapie könen eine Dosisreduktion erforderlich machen.
adjuvant: 60 Gy, nicht befallene LAW 50 Gy.
Nebenwirkungen
BearbeitenPrognose
BearbeitenStadien I und II: 5-J-ÜL-Raten bis 90%.
T3/4 oder N+ deutlich schlechter: unter 30%.
Nachsorge
BearbeitenLiteratur
Bearbeiten- ↑ Wittekind C, Meyer H. TNM: Klassifikation maligner Tumoren. 7. Aufl. Wiley-VCH Verlag GmbH & Co. KGaA; 2010.
DEGRO: Leitlinien in der Radioonkologie 8/2001
Feyerabend / Richter 2002
Kirikuta 2001
Überlebensraten, Robert-Koch-Institut 1999