Radioonkologie (PORT)/ Diagnosen/ HNO/ Hypopharynxkarzinom
Übersicht
BearbeitenHypopharynxkarzinome machen nur wenig Beschwerden. Daher befinden sich die meisten in einem fortgeschrittenen Stadium (bis zu 90%). Sensorische Efferenzen werden über den Vagus weitergeleitet. das ist der Grund, warum das Hypopharynx Karzinom Ohrenschmerzen machen kann: Fortleitung über präaurikuläre Fasern des Vagus.
Diagnostik
Bearbeitenobligat:
(lokale) Untersuchung
Lupenlaryngoskopie (Stimmlippenbeweglichkeit?)
Sono Hals
Spiegeluntersuchung oder Panendoskopie
Biopsie, histologische Diagnosesicherung
Rö Tx
CT oder MR, wenn Hinterwand befallen oder bei fortgeschrittenen Stadien.
fakultativ:
Ösophagusendosono
Exfoliativzytologie
interdisziplinäre Untersuchung (DKG)
PET
Histologie
BearbeitenLokalisation
BearbeitenAm häufigsten sind die Karzinome des Sinus piriformis (ca. 2/3), gefolgt von der Postkrikoid-Region und Pharynxwand.
Ausbreitung
BearbeitenDer Hypopharynx ist sehr gut lymphatisch drainiert. Daher sind bereits in den frühen Stadien LK-Metastasen häufig. Das T-Stadium korrelliert nicht mit dem N-Stadium.
Bei ED in 60 bis 75% LK-Metastasen. Erste Station ist meist ipsilateral jugulodigastrisch.
In 10- 15% bilaterale LK-Metastasen. Kontralateral ist die häufigste Lokalisation submaxillär.
Nach alleiniger Operation kommt es in 90% zur kontralateralen Metatasierung.
Eine initiale Fernmetastasierung besteht in 2 - 4%.
Stadieneinteilung
BearbeitenTNM 7. Auflage (gültig ab 2010)
BearbeitenT- Klassifikation | ||
---|---|---|
T1 | Tumor auf einen Unterbezirk* begrenzt und maximal 2 cm groß. | |
T2 |
Invasion von mehr als einem Unterbezirk*, Invasion eines angrenzenden Bezirk (z. B. Sinus piriformis und aryepiglottische Falte oder Invasion in die Schleimhaut des Ösophagus), oder Tumor größer als 2 cm bis maximal 4 cm | |
T3 |
Tumor grösser als 4 cm, oder Fixation des Hemilarynx | |
T4 |
Tumor infiltriert Nachbarstrukturen | |
T4a |
Infiltrationen von Nachbarstrukturen (Schild-, Ringknorpel, Zungenbein, Schilddrüse, Ösophagus, zentrale Halsweichteile | |
T4b |
Infiltration der prävertebralen Faszie, Ummauerung der A. carotis interna, oder Infiltration mediastinaler Strukturen | |
N- Status | ||
N1 | solitäre Metastase, maximal 3 cm | |
N2 | ||
N2a | solitäre Metastase über 3 cm, maximal 6 cm | |
N2b | mehrere Metastasen ipsilateral, keine über 6 cm | |
N2c | Metastasen bilateral oder kontralateral, keine über 6 cm | |
N3 | ||
N3a | Metastase über 6 cm | |
N3b | Ausdehnung bis in die Spraklavikulargrube | |
M- Status | ||
M1 | Fernmetastasen |
Anmerkungen
- *Unterbezirke: Sinus piriformis, postkrikoidal (pharyngeal-ösophageale Verbindung), oder Pharynxwand.
- zentrale Weichteile - gerade Halsmuskulatur und subkutanes Fett
- in der Mittellinie gelegene LK gelten als ipsilateral
UICC Stadien (7. Auflage, gültig ab 2010) | |||
---|---|---|---|
I | T1 | N0 | M0 |
II | T2 | N0 | M0 |
III | T1, T2 | N1 | M0 |
T3 | N0, N1 | M0 | |
IVA | T1, T2, T3 | N2 | M0 |
T4a | N0, N1, N2 | M0 | |
IVB | T4b | jedes N | M0 |
jedes T | N3 | M0 | |
IVC | jedes T | jedes N | M1 |
frühere und alternative Klassifikationen
Bearbeiten- TNM 2002
- wie 7. Aufl. (2010)
- UICC 2002
- wie 7. Aufl. (2010)
- TNM 1997
T1 | Tumor auf einen Unterbezirk* begrenzt und maximal 2 cm groß. | |
T2 | Invasion von mehr als einem Unterbezirk*, Invasion eines angrenzenden Bezirk (z. B. Sinus piriformis und aryepiglottische Falte oder Invasion in die Schleimhaut des Ösophagus), oder Tumor > 2 cm bis maximal 4 cm | |
T3 | Tumor grösser als 4 cm, oder Fixation des Hemilarynx | |
T4 | Infiltration von Nachbarstrukturen (Schildknorpel, Ringknorpel, A. carotis int. / externa, Weichteile des Halses, prävertebrale Faszie oder Muskeln, Schildrüse, Ösophagus jenseits der Schleimhaut. |
*Unterbezirke: Sinus piriformis, postkrikoidal (pharyngeal-ösophageale Verbindung), oder Pharynxwand.
N1 | Metastase solitär ipsilateral, bis 3 cm | |
N2 | N2a | Metastase solitär ipsilateral über 3 cm und maximal 6 cm |
N2b | Metastasen multipel ipsilateral, keine größer als 6 cm | |
N2c | Metastasen kontralateral oder bilateral, keine über 6 cm | |
N3 | LK Metastase über 6 cm |
UICC Stadien 1997
- Stadium I
- T1 N0 M0
- Stadium II
- T2 N0 M0
- Stadium III
- T3 N0 M0
- bis T3 N1 M0
- Stadium IV
- IV A
- T4 bis N1 M0 oder jedes T N2 M0
- IV B
- jedes T N3 M0
- IV C
- M1
Therapieprinzipien
BearbeitenOP bei T1-Tumoren. Bei Kontraindikationen zur OP im Stadium I (T1N0) alleinige Radiatio. Wenn eine Laryngektomie erforderlich sein kann, z. B. bei Tumoren der Postkrikoidregion, sollte eine primäre RT erwogen werden.
Auch in den anderen Stadien kann, wenn eine Laryngektomie indiziert ist, eine primäre Radiatio erwogen werden mit der Option eine Salvage-Laryngektomie.
Bei inoperabelen Tumoren kombinierte Radio-Chemotherapie, siehe Ausführungen in der übergeordneten HNO-Kategorie.
Indikation RT
BearbeitenDKG
postoperativ:
R1, R2, wenn Nachresektion nicht möglich.
ab pT3 pN0, ab pN1
fakultativ auch bei pT2 pN0, wenn Lymphangiosis am Primärtumor.
DEGRO zusätzlich: knapper Resektionsrand. pT2 obligat. Indikation gilt auch für Oropharynxkarzinom.
Zielvolumen
BearbeitenNach Laryngektomie Mitbestrahlung des Tracheostomas.
Beidseitige LAW inkl. Supra.
Beim Tumorsitz an der Pharynxwand und bei ausgedehnten Tumoren auch die hochzervikalen LAW.
Ist der Sinus piriformis oder die Hinterwand befallen, müssen auch die retropharyngealen LAW bestrahlt werden. Diese sind zu 40% befallen.
Dosis RT
BearbeitenNebenwirkungen
BearbeitenPrognose
Bearbeiten5-J-ÜLR (Alle Stadien, alle Lokalisationen) 12 bis 41%.
Am günstigsten kleine Sinus piriformis Tumoren ohne LK-Metastasen: Heilungsrate 70%.
Fortgeschrittene Stadien oder N+: 20%
Postkrikoid Tumoren: selbst in den frühen Stadien nur 40% für kleine Tumoren ohne LK-Metastasen. Ansonsten lediglich 15%.
Pharynxwand: 5-J-ÜL 14-33%.
Perez/Brady geben eine 5-J-ÜL-Raten von 56% für alle Hypopharynxkarzinomen an. Im Vergleich zu den siebziger Jahren hat die Heilungsrate von 45% auf 56% in den 80er / 90er zugenommen. Die eigenen Daten des Autors sind: Aryepiglottische Falte 66%, Sinus piriformis 55% und Hypopharynxwand 49% krankheitsfreies Überleben.
Das Rezidiv tritt meist im ersten Jahr auf. Aber auch späte Rezidive sind möglich. Acht Prozent der Rezidive treten nach 6 - 20 Jahren auf.
Bei 18% der Patienten kommt es metachron zu Fernmetastasen, die in der Regel zeitlich nach den Lokalrezidiven auftreten.
Nachsorge
BearbeitenDKG: mindestens alle 3 Monate im 1. Jahr, mindestens alle 4 bis 6 Monate im 2. Jahr. Mindestens alle 6 Monate in den Jahren 3 bis 5, dann jährlich.
NCI: im ersten Jahr jeden Monat. alle 2 Monate im 2. Jahr und im dritten Jahr alle 3 Monate. Anschliessend alle 6 Monate.
Literatur
Bearbeiten
DKG kurzgefasste Leitlinien 2004
Perez/Brady 1998
NCI 2/2002