Psychoanalyse nach Sigmund Freud: Das Es


„Es“ bezeichnet jene psychische Struktur, in der die

  • Triebe (z. B. Nahrungstrieb, Sexualtrieb),
  • Bedürfnisse (z. B. Geltungsbedürfnis, Angenommenseinsbedürfnis)
  • und Affekte (Neid, Hass, Vertrauen, Liebe) gründen.

Die Triebe, Bedürfnisse und Affekte sind auch psychische Muster (psychische „Organe“), mittels denen man weitgehend unwillentlich bzw. unbewusst wahrnimmt und die menschliches Handeln leiten.

Das Es ist die psychisch zuerst entstehende Strukturinstanz. Wenn ein Mensch geboren wird, scheint er psychisch nichts anderes zu sein als ein Triebbündel. Folgende angeborene Triebe (u. a.) lassen sich feststellen:

  • mit dem Mund etwas zu vereinnahmen, aufzunehmen, zu spüren,
  • satt sein zu wollen,
  • ein angenehmes Hautgefühl haben zu wollen (nicht frieren, trockengelegt sein zu wollen, Bedürfnis nach großflächigem Hautkontakt, Berührung).

Die Art und Weise, wie die Bedürfnisbefriedigung immer wieder erlebt wird, das Maß und die Art der Lust- und Unlusterfahrungen, bildet die weiteren Bedürfnisse und Emotionen aus: die Triebstruktur eines Menschen bzw. seinen unbewussten Charakter. Vernachlässigung wie Überversorgung seitens einer Mutter prägen den Charakter des Kindes unteroptimal. Je nachdem, wie die Mitwelt - vor allem die Mutter - auf die Triebäußerungen des Kindes eingeht, entstehen aus Triebimpulsen Gefühle und Bedürfnisse.

Emotionen und Bedürfnisse entwickeln sich also in der Kommunikation zwischen den Reaktionen der Erwachsenen und der sich emotional immer weiter differenzierenden affektiven Organsprache des Kindes (Mimik, Gebärden, schreien, lachen, greifen, weg krabbeln, umwerfen...)

Und die Art der frühen Emotions- und Bedürfnisbildung bestimmt auch die Art der späteren – etwa pubertären oder adoleszenten – Emotions- und Bedürfnisbildungen erheblich mit.