Psychologie: Persönlichkeitstheorien: Psychoanalyse nach Sigmund Freud

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Einleitung

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Ein jeder hat wohl schon mal von Sigmund Freud gehört, dem Begründer der Psychoanalyse. Zusammen mit Albert Einstein gehört er wohl zu den größten Umdenkern an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhunderts. In diesem Buch sollen seine Ideen in einfacher Weise präsentiert werden, so dass jeder sie zu verstehen lernt.

Es gibt Kontroversen und Streitigkeiten um die Richtigkeit oder sogar die Wissenschaftlichkeit von Freuds Theorien. Trotzdem soll hier versucht werden, eine objektive Wiedergabe seines Schaffens zu geben, am Ende aber auch auf Kritiken einzugehen, damit hier nicht ein einseitiges Bild entsteht. Viel Spaß beim Lesen.

Nicht alle psychischen Vorgänge sind bewusst

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Das Unbewusste

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Als unbewusst bezeichnet Freud seelische Vorgänge, um die wir nicht oder nicht mehr wissen, die sich aber immer wieder in das Bewusstsein drängen und unser Erleben und Verhalten maßgeblich bestimmen. Unbewusst bedeutet hier, dass es nicht oder nur unter sehr großer Mühe (z.B. im Rahmen einer Psychoanalyse) möglich ist, diese bewusst zu machen.

Das Vorbewusste

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Seelische Vorgänge, die wir nicht spontan wissen, die jedoch aufgrund einer Bemühung dem Bewusstsein wieder relativ voll zugänglich gemacht werden können, bezeichnet Freud als vorbewusst.

Das Bewusste

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Seelische Vorgänge im Menschen, die er bemerkt und zu denen er unmittelbaren Zugang hat, nennt man bewusst.

Die Instanzen der Persönlichkeit

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Freud nahm an, dass es drei Instanzen der Persönlichkeit gäbe: Das Ich, das Es und das Über-Ich. Davon ist nur das Ich bewusst: Es und Über-Ich befinden sich in den Tiefen des Unterbewusstseins.

Das Es repräsentiert die Triebe eines Individuums, die aus dem Unterbewusstsein herauswirken. Diese Triebe sind nach Freuds Auffassung bereits nach der Geburt vorhanden. Bei den Trieben unterscheidet Freud zwischen dem Lebenstrieb (Eros) und dem Todestrieb (Thanatos). Das Es handelt stets nach dem Lustprinzip und ist blind für die Realität.

Über-Ich

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Das Über-Ich bildet sich in der infantil-genitalen Phase durch die Verinnerlichung der Werte und Normen einer Gesellschaft stellvertretend durch das eines Elternteiles heraus. Es ist eine Art Gewissen, das nicht zulässt, dass das Es, mit dem das Über-Ich im ständigen Konflikt steht, alle seine Triebwünsche durchsetzen kann.

Das Ich liegt als einzige Instanz im Bewusstsein und muss zwischen den Anforderungen des Es und des Über-Ich abwägen, d. h. das Ich ist eine Art Vermittler. Es hat die Aufgabe, Unlust (durch Über-Ich) bzw. Überbefriedigung der Triebe (durch Es) zu vermeiden. Die einzige unbewusste Handlung die das Ich tätigt, sind die Abwehrmechanismen gegen das Es.

"Das Es sagt: 'Ich möchte dies und ich möchte es jetzt.'
Das Ich sagt: 'Ich arbeite schon daran, aber du musst dich gedulden!'
Das Über-Ich sagt: 'Das ist nicht erlaubt, und wenn du es trotzdem tust, werde ich dafür sorgen, dass wir uns alle schuldig fühlen.'"

David Moshman und Mitarbeiter (1987)

Die psychoanalytische Trieblehre

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Freud bennannte zwei konkrete Triebe, die von Entsprechenden Energien angetrieben werden:

  • Der Todestrieb (Thanatos), angetrieben von Destrudo
  • Der Lebenstrieb (Eros), angetrieben von Libido

Thanatos

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Die Antriebskraft bzw psychiche Energie des Thanatos ist Destrudo. Ziel ist die Auflösung bzw. Zurückführung des Lebens in den anorganischen Zustand und somit dessen Vernichtung. Merkmal ist die Lust am Zerstören, die sich entweder nach Innen oder nach Außen richten kann. Nach Innen zeigt sie sich durch Selbsthass Selbstvernichtung, nach Außen durch Aggressionen, Hass und Zerstörung- oder Vernichtungswille.

Die Antriebskraft bzw psychiche Energie des Eros ist Libido. Die Libido (Lebenstrieb) äußert sich als Arterhaltung, des Überlebens, Weiterlebens und der Fortpflanzung. Libido will den Menschen zu einem lustvollen Wesen entwickeln, das viele Betätigungsfelder wie z.B. Freunde, Sex und Sport der Libido benutzt.

Die Libidoentwicklung

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Die orale Phase

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(1. Lebenshalbjahr)
Die Prozesse des Stillens und Saugens spielen in dieser Phase die bedeutendste Rolle. Mund und seine Umgebung ist die bevorzugte Zone von Erregung und Aufmerksamkeit. Sie vermitteln hauptsächlich Lustgewinn für das Baby. Quelle des Lustgewinns ist der Mund. Beim Saugen, Lutschen und in der Nahrungsaufnahme findet das Baby Befriedigung. Deshalb stecken Babys sich auch Spielzeug oder Finger bzw. den Nuckel in den Mund. Das Baby möchte etwas bekommen. Dann fühlt es sich entspannt. Es gewinnt Vertrauen zur Umwelt. Wird es zu hastig abgefertigt, entwickelt es Unruhe und Angst. Später neigt es dann vielleicht auch dazu, rasch Angst vor Enttäuschung zu bekommen und kann den Aufschub von Bedürfnisbefriedigung gar nicht ertragen.

Das kleine Kind lernt eine erste Objektbeziehung. Die Quelle der Triebbeziehung liegt außen. Es ist z.B. die Mutter. Sie kann die Triebe befriedigen oder die Befriedigung versagen. So steht diese Phase im Zeichen der geglückten oder misslingenden Beziehung zur Mutter. Es macht einen großen Unterschied, ob nach Plan und in ungeduldiger Eile abgefüttert wird oder ob die Mutter es sich mit dem Kind gemütlich macht und die Nähe zum Kind und die eigenen Gefühle genießt.

Anale Phase

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(2.-3. Lebensjahr)
Die Aufmerksamkeit richtet sich in dieser Analperiode auf die Darmtätigkeit der Fines. Das Lustgefühl beim Ausscheiden der Exkremente oder das Zurückhalten dieser ist Merkmal dieser Phase. Das Kind übt in dieser Lebensphase Kontrollmechanismen ein und vollzieht die ersten Anpassungen an die Forderungen der Umwelt. Es entwickelt auch stark den eigenen Willen und lernt, wie dieser auf die Umwelt wirkt. So weigern sich manche Kinder oft stundenlang, ihre vollgekotete Windel auszuziehen, oder benutzen ihren Kot als Spielzeug. Mutige Kinder genießen sogar die Spannung zwischen sich und den Eltern. Ängstliche Kinder fürchten sich vor der Strafe, schämen sich ihrer Empfindungen und fürchten deren Offenbarwerden. Störungen in dieser Phase, insbesondere durch zwanghafte Sauberkeitserziehung, können zu „manischen“ oder zwanghaften Persönlichkeitstypen führen. Diese zeichnen sich durch den häufigen Gebrauch der Fäkalsprache aus, und es kann zum übertriebenen Horten und Sammeln führen.

Phallische Phase

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(4.-5. Lebensjahr)
Die Genitalien werden in dieser Phase zu erogenen Zonen. Kinder in diesem Alter sind der Annahme, dass es ein Allgemeinvorkommen des Penises als Sexualorgan gibt. Dies führt dazu, dass Jungen feststellen, dass bei Mädchen ein Penis fehlt, und führen dies auf eine Bestrafung zurück. Daraus entwickelt sich Kastrationsangst laut Freud. Bei Mädchen kommt es zum Penisneid, da sie sehen, dass Jungen etwas haben, was bei ihnen nicht vorhanden ist. Das Kind unterscheidet inzwischen deutlich zwischen sich und anderen. Es selbst und die Eltern stehen im Mittelpunkt. Das Kind wählt sich zum erstenmal ein Liebesobjekt außerhalb seiner selbst (Objekt-Libido). Das heißt es erkennt, dass die Befriedigung der Lebensenergie von dem anderen Menschen kommt. Es baut eine Liebesbeziehung zu den nahestehenden Personen auf. Es wünscht sich, dass diese Person nur für es da ist. Diese Allein-Inanspruchnahme kann nicht vollständig erfüllt werden. Das Kind wird auf sich selbst zurückgeworfen. Es kann die Mutter nicht ganz für sich haben. Es entwickelt diese Bestrebungen immer wieder – und muss schließlich doch akzeptieren, dass es die Mutter nicht allein für sich haben kann.

Die Beziehung zu den Eltern ist durch den Ödipuskomplex bestimmt. Es treten Rivalitätsgefühle mit dem gleichgeschlechtlichen Elternteil auf, der andersgeschlechtliche wird geliebt. Auf der anderen Seite fürchtet das Kind den Verlust der Liebe des gleichgeschlechtlichen Elternteils. Dieser Konflikt wird durch die Unterdrückung der sexuellen Wünsche beigelegt. In der phallischen Phase kommt es zur Übernahme geschlechtlicher Moralbegriffe und zur Entwicklung des Über-Ichs (Gewissen). Störungen in der phallischen Phase können zu einer „hysterischen“ Persönlichkeitsstruktur führen. Diese ist durch ein auffälliges sexuelles Gebaren gekennzeichnet, das aber im Widerspruch zur ängstlichen, passiven Grundstruktur steht, die sexuelle Kontakte zu meiden versucht. Hysteriker sind meist selbstbewusst und energisch-impulsiv.

Latenzperiode (etwa von fünf Jahren bis zur Pubertät mit zwölf Jahren)

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Den vorangegangenen ersten drei Phasen folgt nun eine, aus Freuds Sicht, relativ ruhige Zeitspanne. Hier werden die Sexualtriebe verdrängt, es gibt keine neuen körperlich erregenden Zonen. Der Mensch (Freud spricht vom Kind) „verdrängt / vergisst“ praktisch seine sexuellen Impulse und Phantasien der ersten Lebensjahre und wendet seine Gedanken der Schule zu. Des Weiteren spielt der Mensch vor allem mit Geschlechtsgenossen. Dies ist eine Zeit, in der kognitive Fähigkeiten erworben werden. Hier werden weiterhin auch kulturelle Werte assimiliert, da der Mensch seine Lebenswelt auf Lehrer, Bekannte, Freunde, Nachbarn und Trainer ausdehnt (vgl. P.H. Miller; Theorie of Developmental Psychology; 1983). Zwar (was widersprüchlich klingt) fließen auch weiterhin sexuelle Energien, aber diese werden in den Aufbau sozialer Beziehungen kanalisiert. Dies kann nur geschehen, da die vorherigen Triebenergien nun eine Abwehr gegen die Sexualität aufbauen (Das Es wird von Ich und Über-Ich kontrolliert und diese bauen eine Blockade zum triebhaften Verhalten auf). Hier kommt es zu einer Stärkung von Ich und Über-Ich, diese prägen sich nun weiter aus. Die Tatsache, dass Freud diese und die kommende Phase nur sehr kurz beschreibt, zeigt deutlich bzw. betont Freuds Ansicht über die ersten drei Phasen.

Genitale Phase (Adoleszenz)

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In Folge der körperlichen Entwicklung und Veränderung während der Pubertät des Menschen kommen die in der Latenzperiode unterdrückten / verdrängten sexuellen Impulse (Triebe) wieder in voller Stärke zum Vorschein. Diese Impulse sind den Vorangegangenen sehr nahe, richten sich nun aber auf eine gegengeschlechtliche Person. Ziel dieser ist eine erwachsene Sexualität mit dem Ziel der Reproduktion. Die Selbstbezogenheit (Ich-Libido / Egozentrizmus) nimmt, im Vergleich zu den vorherigen Phasen, stärker ab und bietet Raum für eine selbstlose und uneigennützige (altruistische) Liebe. Natürlich kann die Partnerwahl nach Freud nicht losgelöst von der vorangegangenen Entwicklung geschehen. Der Mensch verliebt sich immer noch in eine „Mutter-“ bzw. „Vaterfigur“, in jemanden, den er dominieren kann, jemanden, der Ihn dominiert, in eine sadistische oder aber auch masochistische Person usw. Dies hängt wesentlich von den sozialen Erfahrungen (Mustern) ab, welche in der Kindheit erworben worden bzw. sich herausgebildet haben.

Zweifellos wird der Mensch sein Leben lang innere Konflikte bewältigen müssen, doch mit Ende der Adoleszenz wird ein zunehmend stabiler Zustand erreicht. Die entwickelte Ich-Struktur sollte nun den Anforderungen der Erwachsenenwelt standhalten können und ein ausgewogenes Verhältnis zwischen Arbeit (Anforderung von außen) und Liebe (innerer Trieb) geschaffen haben.

Hier hat der Mensch seine, in den Augen unserer heutigen Gesellschaft „normale“ Sexualität erlangt.

Kritik und Ausblick

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Kritik findet sich vor allem in der Freudschen Weiblichkeitstheorie, der Neid auf das männliche Geschlechtsorgan bei Mädchen tritt sekundär auf nicht primär wie Freud annahm.