Praktikum Anorganische Chemie/ Stickstoff
Stickstoff
BearbeitenAnorganisch gebundener Stickstoff kommt als NH4+ Ammoniumkation sowie in den Anionen Cyanid CN−, Thiocyanat SCN−, Nitrat NO3– und Nitrit NO2– vor.
Ammonium
BearbeitenNachweis mittels Kreuzprobe
BearbeitenNachweisreaktion | |
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Reaktionstyp: | Verdrängungsreaktion |
pH | >7 alkalisch |
Indikation | verfärbtes Indikatorpapier |
Durchführung
BearbeitenIn einem Uhrglas wird angefeuchtetes Universalindikatorpapier befestigt, in ein zweites Uhrglas gibt man die Probe, etwas Natronlauge und einige Tropfen Wasser und bedeckt nun das zweite Uhrglas mit dem ersten. Eine Blaufärbung des Indikatorpapiers zeigt Hydroxidionen, die durch Ammoniak entstanden sind, das aus dem Ammoniumsalz freigesetzt wurde. Das Indikatorpapier kann dabei nicht die Lauge, die durch das NaOH eingebracht wurde, anzeigen, weil dieses die wässrige Lösung nicht verlassen können. Das Indikatorpapier sollte also nicht in die Lösung fallen. Zum Vergleich legt man meist außerhalb der beiden Uhrgläser nochmal einen Streifen Indikatorpapier darüber und befeuchtet ihn mit dest. Wasser, das auch schon leicht alkalisch ist.
Erklärung
Bearbeiten- Ammonium-Ionen und Hydroxid-Ionen reagieren zu gasförmigem Ammoniak und Wasser.
Nachweis mittels Neßlers-Reagenz
BearbeitenDurchführung
BearbeitenNachweisreaktion | |
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Reaktionstyp: | Komplexbildung |
pH | >7 alkalisch |
Indikation | gelbbrauner Niederschlag |
Beim Nachweis mit der Neßlers-Reagenz wird eine Kaliumtetraiodomercurat(II)-lösung mit Natronlauge alkalisiert. Die Probelösung, die auf Ammonium-Ionen untersucht werden soll, wird mit wenig Neßlers Reagenz umgesetzt. Bei gelbbrauner Färbung bzw. brauner Ausflockung sind Ammonium-Ionen nachgewiesen, es entsteht das Iodidsalz der Millonsche Base.
Erklärung
Bearbeiten- Ammonium-Ionen, Kaliumtetraiodomercurat(II), Natronlauge und Hydroxid-Ionen reagieren zum Iodidsalz der Millonschen Base, die in wässriger Lösung ausflockt, Kaliumiodid, Natriumiodid und Wasser.
Cyanid
BearbeitenNachweis als Berliner Blau
BearbeitenNachweisreaktion | |
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Reaktionstyp: | Komplexbildung |
pH | 8-9 |
Indikation | tiefblaue Lösung |
Durchführung
BearbeitenZur Prüfung auf Cyanid-Ionen in einer Probe wird, sofern noch nicht geschehen, die Probe mit Natronlauge auf pH-Wert 8 bis 9 alkalisiert. Anschließend wird Eisen(II)-sulfatlösung im Unterschuss hinzugegeben und diese Mischung mit fächelnder Flamme bis zur Trocknung eingedampft (Arbeit unter dem Abzug unabdingbar! Giftige Cyaniddämpfe können entweichen!). Anschließend wird der Rückstand mit verdünnter Salzsäure gelöst, es entsteht eine klare Lösung, die mit verdünnter Eisen(III)chloridlösung versetzt wird. Bei Anwesenheit von Cyanid bildet sich das tiefblaue Pigment Berliner Blau.
Erklärung
Bearbeiten- Cyanid-Ionen reagieren mit Eisen(II)-Ionen zu Hexacyanidoferrat(II)-Ionen.
- Hexacyanoferrat(II)-Ionen reagieren mit Eisen(III)-Ionen zu blauem Eisen(III)hexacyanoferrat(II).
Nachweis mit Polysulfiden
BearbeitenNachweisreaktion | |
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Reaktionstyp: | Komplexbildung |
pH | |
Indikation | tiefrote Lösung |
Durchführung
BearbeitenAlternativ können Cyanide mit Polysulfiden zu Thiocyanat umgesetzt werden. Dazu werden einige Tropfen Ammoniumpolysulfidlösung (gelbes Ammoniumsulfid) zu der in Wasser gelösten Ursubstanz gegeben. Die Lösung wird bis zur Trocknung erhitzt und der Rückstand in wenig verdünnter Salzsäure suspendiert. Anschließend wird filtriert. Die klare Lösung wird mit wenig verdünnter Eisen(III)-chloridlösung versetzt. Beim Entstehen einer tiefroten Färbung, hervorgerufen durch Eisen(III)-thiocyanat, war Cyanid zugegen.
Erklärung
Bearbeiten- Cyanid-Ionen reagieren mit Polysulfid-Ionen zu Thiocyanat-Ionen und Sulfid-Ionen.
- Thiocyanat-Ionen reagieren mit Eisen(III)-Ionen zu blutrotem Eisen(III)-thiocyanat.
Thiocyanat
BearbeitenStierblutprobe
BearbeitenNachweisreaktion | |
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Reaktionstyp: | Komplexbildung |
pH | |
Indikation | tiefrote Färbung |
Thiocyanat-, oder auch Rhodanid-Ionen werden qualitativ mit der „Stierblutprobe“ nachgewiesen. Diese Reaktion wird auch zum Nachweis von Eisen mit Thiocyanatlösung eingesetzt.
Durchführung
BearbeitenDabei wird der zu untersuchenden Lösung eine gesättigte Eisen(III)-chlorid-Lösung zugegeben. Erscheint eine intensiv „stierblutrote“ Färbung, so waren Thiocyanat-Ionen vorhanden.
Erklärung
Bearbeiten- Reaktion: Thiocyanat-Ionen und Eisen(III)-Ionen reagieren im wässrigen Milieu zum Komplex Pentaaquathiocyanatoferrat(III), welcher blutrot erscheint.
Nachweis mit Kupfersulfat
BearbeitenNachweisreaktion | |
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Reaktionstyp: | Redoxreaktion, Komplexbildung |
pH | |
Indikation | zunächst grün, im Überschuss schwarz, mit Sulfit weiß |
Ein weiterer spezifischer Nachweis kann mit Kupfersulfatlösung erfolgen.
Durchführung
BearbeitenZur in Wasser gelösten Ursubstanz wird frisch bereitete Kupfer(II)-sulfat zugegeben. Bei Reaktion von Thiocyanat-Ionen mit Kupfer(II)-Ionen beobachtet man zunächst eine grüne Färbung der Lösung (siehe Bild linkes Reagenzglas). Beim Vorhandensein von Thiocyanat-Ionen oder Kupfer(II)-Ionen im Überschuss bildet sich ein schwarzer Niederschlag. (siehe Bild mittiges Reagenzglas) Wird der Niederschlag mit Sulfit-Ionen behandelt, so löst sich der schwarze Niederschlag und es bildet sich ein weißer NS. (Redoxreaktion, siehe Bild rechtes Reagenzglas)
Erklärung
BearbeitenReaktion: Thiocyanat-Ionen reagieren mit Kupfer(II)-Ionen zu schwarzem, wasserunlöslichem Kupfer(II)-thiocyanat.
Reaktion: Schwarzes Kupfer(II)-thiocyanat reagiert mit Sulfit-Ionen im wässrigen Milieu zu weißem Kupfer(I)-thiocyanat, Thiocyanat-Ionen, Sulfat-Ionen und Oxonium-Ionen.
Nitrat
BearbeitenNitratnachweis mittels Ringprobe
BearbeitenNachweisreaktion | |
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Reaktionstyp: | Redoxreaktion, Komplexbildung |
pH | <<7 schwefelsauer |
Indikation | brauner Ring |
Durchführung
BearbeitenZum Nitratnachweis mittels Ringprobe wird die Analysensubstanz mit einigen Tropfen Eisen(II)-sulfat-Lösung und verdünnter Schwefelsäure versetzt. Anschließend hält man das Reagenzglas schräg und lässt am Rand vorsichtig einige Tropfen konzentrierter Schwefelsäure herunterlaufen, um die Lösung zu unterschichten. Eine ringförmige Braunfärbung an der Grenzschicht zeigt Nitrat an. Zum besseren Erkennen bei geringer Konzentration hält man das Reagenzglas vor einen weißen Kittelärmel oder gegen ein Blatt Papier. Je nach Konzentration kann der Ring auch bis auf ein fahles Violett verringert sein, es ist daher eine Negativprobe zum Vergleich sehr hilfreich.
Erklärung
BearbeitenAn der Schichtgrenze von Probelösung und Schwefelsäure findet eine Redoxreaktion statt:
- Nitrat-Ionen werden zu Stickstoffmonoxid reduziert und die Eisen(II)-Ionen zu Eisen(III)-Ionen oxidiert
Im weiteren Reaktionsverlauf bildet sich ein Komplex, der für die Braunfärbung sorgt, die namensgebend für die Nachweisreaktion ist:
- Aus Eisen(II)-Ionen an den sich Stickstoffmonoxid angelagert hat, bildet sich in wässriger Lösung der Pentaaquanitrosyleisen(II)-Komplex
Störung
BearbeitenEs kann zu Konzentrationsniederschlag entlang der Schichtgrenze kommen. Diese ist meist weiß und lässt subtil positive Ergebnisse nicht mehr erkennen.
Nitrit-Ionen stören ebenfalls diesen Nachweis, da sich die Lösung bereits bei der Zugabe der Eisen(II)-Lösung braun färbt. Durch Kochen mit Harnstoff werden anwesende Nitrit-Ionen beseitigt.
- Salpetrige Säure und Harnstoff reagieren zu Stickstoff, Kohlendioxid und Wasser
Nitratnachweise mit Lunges Reagenzien
BearbeitenNachweisreaktion | |
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Reaktionstyp: | Redoxreaktionen, Bildung eines Azofarbstoffes |
pH | < essigsauer |
Indikation | rote Farbe |
Durchführung
BearbeitenBei dieser Reaktion muss die Lösung Nitritionen-frei sein. Man kann entweder eine Abtrennung (siehe #Nitratnachweis mittels Ringprobe) probieren oder vor der Zugabe von Zink die Nitritionen mit Amidoschwefelsäure zu Stickstoff reduzieren.
Die Lösung wird, wenn sie sauer ist, mit Carbonationen neutralisiert und anschließend mit Essigsäure, auf einer Tüpfelplatte, angesäuert. Danach kommen einige Tropfen Sulfanilsäure und ein Kristall 1-Naphthylamin hinzu. Es darf an dieser Stelle keine Färbung auftreten, ansonsten ist die Probelösung nitrithaltig, was mit Zugabe von Harnstoff behoben werden muss. Nun wird noch etwas Zinkstaub hinzugegeben, der Nitrationen zu Nitritionen reduziert und für eine langsame gelb-orange Färbung der Lösung und eine rote Färbung des Kristalls sorgt.
Erklärung
Bearbeiten- Nitrat wird durch Zinkstaub und Eisessig (Ethansäure) zu Nitrit reduziert.
- Salpetrige Säure wird Amidoschwefelsäure zu Schwefelsäure, Stickstoff und Wasser reduziert
Der Rest ist analog zum Nitritnachweis mit Lunges Reagenzien.
Störung
BearbeitenDer Nachweis wird durch die Anwesenheit von Nitrit-, Sulfit-, Thiosulfat- und Hexacyanoferrat(III)-Ionen gestört.
Nitrit
BearbeitenNitrit (NO2-) kommt als Salz der Salpetrigen Säure (HNO2) vor.
Nitritnachweis mit Lunges Reagenzien
BearbeitenNachweisreaktion | |
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Reaktionstyp: | Bildunges eines Azofarbstoffes |
pH | <7 schwach sauer |
Indikation | Rotfärbung |
Durchführung
BearbeitenDie Probelösung muss bei Untersuchung auf Nitrit-Ionen keine besonderen Eigenschaften besitzen. Sie sollte nur nicht zu sauer sein, ansonsten muss die Lösung mit Carbonat-Ionen neutralisiert werden. Nun wird die Probelösung wiederum mit stark konzentrierter Essigsäure angesäuert. Danach kommen jeweils 2–3 Tropfen Sulfanilsäure (Lunge I) hinzu und ein Kristall 1-Naphthylamin (Lunge II). Nimmt der Kristall an dieser Stelle eine rote Färbung an, so sind Nitrit-Ionen in der Lösung enthalten.
Erklärung
BearbeitenDurch Zugabe von Sulfanilsäure (1) und 1-Naphthylamin (3) bildet sich zuerst ein Diazoniumsalz (2), das mit Naphthylamin weiter zu einem Azofarbstoff (4) reagiert und die Lösung sehr schnell rot färbt: