Praktikum Anorganische Chemie/ Schwefel
Schwefel
BearbeitenSchwefel kommt im anorganischen Praktikum als Sulfat SO42–, Thiosulfat S2O32−, Sulfit SO32– und Sulfid S2– vor.
Sulfid
BearbeitenSulfid-Anionen mit Bleiacetatpapier
BearbeitenNachweisreaktion | |
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Reaktionstyp: | Fällungsreaktion |
pH | ? |
Indikation | schwarze Färbung |
Sulfid-Ionen (S2−) lassen sich mit Bleiacetatpapier nachweisen, wobei eine schwarze Färbung des Papiers eintritt, hervorgerufen von Bleisulfid.
Erklärung
Bearbeiten- Sulfid-Ionen reagieren mit Blei(II)acetat zu Blei(II)sulfid und Acetat-Ionen.
Stinkprobe: Nachweis als Schwefelwasserstoff
BearbeitenNachweisreaktion | |
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Reaktionstyp: | Verdrängungsreaktion |
pH | <<7 |
Indikation | Gestank |
Eine weitere Möglichkeit ist das Ansäuern einer festen Probe mit einer starken Säure. Es entsteht ein abscheulicher, charakteristischer Geruch nach faulen Eiern, hervorgerufen durch das Gas Schwefelwasserstoff, welches mit der Säure aus dem Sulfid verdrängt werden konnte. Das H2S-Gas hat die gleiche Toxizität wie Blausäure und sollte entsprechend unter dem Abzug gehandhabt werden.
Erklärung
Bearbeiten- Sulfid-Ionen reagieren mit Oxonium-Ionen zu dem Gas Schwefelwasserstoff.
Iod-Azid-Reaktion
BearbeitenNachweisreaktion | |
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Reaktionstyp: | Redoxreaktion |
pH | ? |
Indikation | Entfärbung, Gasentwicklung |
Reine Lösungen von Natriumazid (NaN3) und Iod (I2) sind längere Zeit nebeneinander beständig. Sie werden aber durch Einwirkung von S2− (auch schwerlösliche Schwermetallsulfide) katalytisch zersetzt. SCN− und Thiosulfat (und auch alle entsprechenden Verbindungen mit Schwefel der Oxidationsstufe -2) reagieren analog.
Durchführung
BearbeitenReagenz: 1 g NaN3 in 75 ml Wasser bzw. 1 g I2 in 75 ml Ethanol
Auf der Tüpfelplatte wird etwas Ursubstanz oder eine kleine Menge Niederschlag mit 1 Tropfen Reagenzlösung versetzt. Die Entwicklung von freien Gasbläschen (durch Zersetzung von Azid-ionen) und gleichzeitige Entfärbung der Reaktionslösung (durch Reduktion von Iod) deuten auf Anwesenheit von S2−.
Da die eingesetzten Substanzmengen meist relativ gering sind, ist die Gasentwicklung nicht immer gut zu erkennen.
Erklärung
Bearbeiten- Sulfidanionen und Iod reagieren zu Schwefel und Iodid. (Entfärbung)
- Schwefel und Azidionen reagieren zu Sulfid und molekularem Stickstoff. (Gasentwicklung)
Störungen
BearbeitenGrößere Mengen an I− stören die Reaktion. In diesem Fall bewirkt die Zugabe von einigen Tropfen Hg(NO3)2-Lösung die Bildung von [HgI4]2−. Letzteres hat keinen Einfluss auf die beschriebene katalytische Zersetzung von Iod/Azid.
Sulfit
BearbeitenSulfit mit Permanganat
BearbeitenNachweisreaktion | |
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Reaktionstyp: | Redoxreaktion |
pH | <7 essigsauer |
Indikation | Entfärbung |
Schon die Redoxreaktion mit Kaliumpermanganat als Oxidationsmittel kann einen Hinweis auf Sulfit (SO32–) geben (wie auch auf Eisen(II)-Ionen und alle anderen Reduktionsmittel). Diese Reaktion kann man sich jedoch für einen indirekten Nachweis zu Nutze machen
Durchführung
BearbeitenMan gibt zu 10 ml einer essigsauren (keinesfalls schwefelsauer!) Kaliumpermanganat-Lösung (schwach rosaviolett) 10 Tropfen verdünnte Bariumchloridlösung. (siehe Bild: linkes Reagenzglas)
Die zu untersuchende Substanz wird nun dieser Reagenzlösung zügig zugegeben. Beim Verschwinden der rosavioletten Farbe und Ausfällen eines weißen Niederschlages, enthielt die Ursubstanz Sulfit-Ionen (siehe Bild: mittiges Reagenzglas).
Erklärung der Erscheinung: Kaliumpermanganat oxidiert wie oben beschrieben Sulfit-Ionen zu Sulfat-Ionen; das Permanganat selbst wird zu farblosem Mangan(II) reduziert; Folge: Entfärbung. Das entstandene Sulfat kann nun mit der Nachweisreaktion #Sulfat als Bariumsulfat bestätigt werden.
Achtung! Es kann passieren, dass die violette Farbe anfangs immer schwächer wird, ein weißer Niederschlag auch ausfällt, jedoch eine gewisse Farblichkeit bestehen bleibt und diese trotz Zugabe weiterer Ursubstanz nicht verschwindet (siehe Bild: rechtes Reagenzglas). Dann haben sich Permanganat-Ionen im regelmäßigen Kristallgitter des Bariumsulfats eingelagert. Diese sind dort fest angeordnet und können folglich nicht reduziert werden. Dieser Sachverhalt tritt hauptsächlich ein, wenn die Ursubstanz zu langsam zugegeben wurde oder die Konzentration der Sulfit-Ionen zu schwach ist. Der Vorgang sollte dann wiederholt werden.
Erklärung
BearbeitenErklärung der Erscheinung: Kaliumpermanganat oxidiert wie oben beschrieben Sulfit-Ionen zu Sulfat-Ionen; das Permanganat selbst wird zu farblosem Mangan(II) reduziert; Folge: Entfärbung.
- Sulfit-Ionen reagieren mit Permanganat-Ionen in saurer Umgebung zu Mangan(II)-Ionen, Sulfat-Ionen und Wasser.
Störung
BearbeitenUm das Entstehen von Bariumcarbonat zu verhindern, muss die Reagenzlösung essigsauer sein. Bevor man den Nachweis durchführt, ist die Probelösung mit salzsaurer Bariumchloridlösung unbedingt auf Sulfat-Ionen zu prüfen. Bei Anwesenheit dieser müssen sie zuvor vollständig entfernt werden. Dies kann man wie folgt beschrieben ohne Sulfit-Verlust erreichen:
Zum Gelingen der Trennung ist zügiges Arbeiten zu verlangen. 20 mL der Probesubstanz werden mit 10 ml einer HCl/BaCl2-Lösung (c(H3O+)=1 mol/L) filtriert. (Zusammenführen der Lösungen erst kurz vor Filtrierung!) Im Erlenmeyerkolben werden 10 mL einer 0,5-molaren Natronlauge vorgelegt. Die Sulfat-Ionen werden gefällt und bleiben als Bariumsulfat im Rückstand. Entstehendes Bariumsulfit ist säurelöslich, sodass die Sulfit-Ionen ins Filtrat gelangen. Die vorhandene Natronlauge verhindert den Verlust der Sulfit-Ionen durch eventuelle Reaktion mit den Wasserstoff-Ionen der Säure. Ein Niederschlag im Filtrat durch entstehendes Bariumhydroxid kann in einem sauberen Filter abfiltriert werden. Jetzt kann die Lösung auf Sulfit-Ionen geprüft werden.
Sulfit mit Schwefelsäure
BearbeitenNachweisreaktion | |
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Reaktionstyp: | Verdrängungsreaktion |
pH | <7 essigsauer |
Indikation | Schwefeldioxidgas |
Durchführung
BearbeitenSulfit-Ionen (SO32−) lassen sich auch per Verdrängungsreaktion mit (konzentrierter) Schwefelsäure nachweisen. Es entsteht ein stechender Geruch von Schwefeldioxid, der mittels feuchtem Unitest-Papier nachgewiesen werden kann:
Erklärung
Bearbeiten- Sulfit-Ionen reagieren mit Schwefelsäure zu Schwefeldioxid, Wasser und Sulfat-Ionen.
Sulfat
BearbeitenNachweisreaktion | |
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Reaktionstyp: | Fällungsreaktion |
pH | <7 leicht salzsauer |
Indikation | farbloser Niederschlag |
Sulfat (SO42–) lässt sich durch Fällung als Bariumsulfat nachweisen.
Durchführung
BearbeitenDazu wird die leicht mit Salzsäure (HCl) angesäuerte Probenlösung mit einigen Tropfen Bariumchloridlösung (BaCl2) versetzt. Ist Sulfat vorhanden, so fällt unmittelbar ein farbloser, feinkristalliner Niederschlag aus.
Erklärung
BearbeitenStörung
BearbeitenDieser Nachweis kann durch Vorliegen von F–-Ionen gestört werden. In diesem Fall kann sich BaF2 bilden, welches ebenfalls ausfällt. Dieses geht allerdings beim Erhitzen mit Salzsäure wieder in Lösung. Falls nicht angesäuert wird, können andere schwerlösliche Bariumsalze ausfallen.
Modifikation: Nachweis als Bariumsulfat-Kaliumpermanganat-Mischkristall
BearbeitenWird die Probelösung wie oben beschrieben mit Bariumchlorid und zusätzlich mit verdünnter Kaliumpermanganatlösung (KMnO4) versetzt, so bildet sich ein blassrosa Mischkristall, BaSO4 · KMnO4. Dieser lässt sich durch Zugabe von Wasserstoffperoxidlösung (H2O2) nicht entfärben.
Thiosulfat
BearbeitenSonnenuntergangsreaktion
BearbeitenNachweisreaktion | |
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Reaktionstyp: | Fällungsreaktion, Disproportionierung (Redox) |
pH | <7 leicht salzsauer |
Indikation | farbloser Niederschlag, dann über gelb, orange, braun zu schwarz |
Thiosulfat-Anionen (S2O32−) werden durch Zugabe von Silbernitratlösung im Überschuss bei pH um 7 nachgewiesen („Sonnenuntergang“): Es entsteht ein farbloser Niederschlag, der sich langsam von gelb, orange über braun bis hin zum schwarzen Silbersulfid verfärbt (Reaktion in 2 Schritten – Ausfällung mit anschließender Redoxreaktion in Form einer Disproportionierung).
Wird die Lösung eisgekühlt, lässt sich der Farbwechsel besser verfolgen.
Erklärung
Bearbeiten- 1.Schritt: Thiosulfat wird durch Silberionen schnell ausgefällt, es entsteht sofort weißes Silberthiosulfat.
Thiocyanat
BearbeitenStierblutprobe
BearbeitenNachweisreaktion | |
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Reaktionstyp: | Komplexbildung |
pH | |
Indikation | tiefrote Färbung |
Thiocyanat-, oder auch Rhodanid-Ionen werden qualitativ mit der „Stierblutprobe“ nachgewiesen. Diese Reaktion wird auch zum Nachweis von Eisen mit Thiocyanatlösung eingesetzt.
Durchführung
BearbeitenDabei wird der zu untersuchenden Lösung eine gesättigte Eisen(III)-chlorid-Lösung zugegeben. Erscheint eine intensiv „stierblutrote“ Färbung, so waren Thiocyanat-Ionen vorhanden.
Erklärung
Bearbeiten- Reaktion: Thiocyanat-Ionen und Eisen(III)-Ionen reagieren im wässrigen Milieu zum Komplex Pentaaquathiocyanatoferrat(III), welcher blutrot erscheint.
Nachweis mit Kupfersulfat
BearbeitenNachweisreaktion | |
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Reaktionstyp: | Redoxreaktion, Komplexbildung |
pH | |
Indikation | zunächst grün, im Überschuss schwarz, mit Sulfit weiß |
Ein weiterer spezifischer Nachweis kann mit Kupfersulfatlösung erfolgen.
Durchführung
BearbeitenZur in Wasser gelösten Ursubstanz wird frisch bereitete Kupfer(II)-sulfat zugegeben. Bei Reaktion von Thiocyanat-Ionen mit Kupfer(II)-Ionen beobachtet man zunächst eine grüne Färbung der Lösung (siehe Bild linkes Reagenzglas). Beim Vorhandensein von Thiocyanat-Ionen oder Kupfer(II)-Ionen im Überschuss bildet sich ein schwarzer Niederschlag. (siehe Bild mittiges Reagenzglas) Wird der Niederschlag mit Sulfit-Ionen behandelt, so löst sich der schwarze Niederschlag und es bildet sich ein weißer NS. (Redoxreaktion, siehe Bild rechtes Reagenzglas)
Erklärung
BearbeitenReaktion: Thiocyanat-Ionen reagieren mit Kupfer(II)-Ionen zu schwarzem, wasserunlöslichem Kupfer(II)-thiocyanat.
Reaktion: Schwarzes Kupfer(II)-thiocyanat reagiert mit Sulfit-Ionen im wässrigen Milieu zu weißem Kupfer(I)-thiocyanat, Thiocyanat-Ionen, Sulfat-Ionen und Oxonium-Ionen.