Maxwell-Gleichungen in der klassischen Elektrodynamik/ Elektrostatik

Aus der Elektrodynamik folgt die Elektrostatik über die Forderung


,


wodurch sich die (makroskopischen) Maxwellgleichungen wie folgt vereinfachen:

  • (keine magnet. Monopole),
  • (woraus u.a.

auch das Coulomb-Gesetz folgt),

(Ampère'sches Durchflutungsgesetz) und

  • (rotationsfreies elektrisches

Feld).

Aus diesen Grundgleichungen werden wir in den nächsten Kapiteln die Gesetze der Elektrostatik herleiten.


Kontinuitätsgleichung Bearbeiten

Die Kontinuitätsgleichung nimmt wegen des Ampère'schen Durchflutungsgesetzes die folgende Form an


 


wegen  .


Elektromagnetische Potentiale Bearbeiten

(1) Ein skalares Potential können wir folgendermaßen einführen:


 .


Die Konsequenzen hieraus sind die Wegunabhängigkeit für Kurvenintegrale über das elektrische Feld, der Begriff der Spannung bzw. der Potentialdifferenz sowie die Möglichkeit, das Skalarpotential angeben zu können. Dies alles zeigen wir unter den folgenden beiden Punkten (a) und (b)

(a) Die Wegunabhängigkeit:

 
Fig:  : Weg von   nach  ;  : Weg von   nach  

Aus   folgt mit dem Satz von Stokes:


 
 ,


obwohl   .

Es gibt daher eine Spannung zwischen   und   :


 ,


eine sog. Potenzialdifferenz, die mit der potentielle Energie für eine Punktladung q wie folgt zusammenhängt:


 
 
 .


(b) Bestimmen von  :

 , isotrope Dielektrika:  .


 
 ,
 .


Für das Beispiel einer Punktladung, d.h.


 ,


erhalten wir


 ,


also das berühmte Coulomb-Feld.

(2) Ein Vektorpotential resultiert aus der Gleichung


 .


Mit Hilfe des Ampère'schen Durchflutungsgesetztes


 ,


und unter der Annahme isotroper Magnetika, d.h.  ,

erhalten wir über die Greensfunktion   der Elektrostatik, für die


 


gilt, folgende Bestimmungsgleichung für das Vektorpotential:


 .


In Coulomb-Eichung, d.h.  , wird hieraus


 
 ,


woraus für das Vektorpotential


 


folgt.


Poisson-Gleichung Bearbeiten

Die Lösung der Poisson-Gleichung,


 ,


wird erst durch die an sie gestellten Randbedingungen eindeutig.

Zunächst aber ein kleiner mathematischer Exkurs über die Sätze von Green.

Aus dem Satz von Gauß ergibt sich der Satz I von Green:


 


und hieraus resultiert wiederum der Satz II von Green:


 .


Setze jetzt in Green II  ,   ein und verwende  :


 .


Als Green'sche Funktion erhalten wir hieraus:


 ,
 


für die


 


gilt, d.h.


 
 .


Es können folgende Arten der Randbedingungen unterschieden werden:

(a) Dirichlet'sche Randbedingungen:   für   sowie

(b) Neumann'sche Randbedingungen: für ein   gilt mit dem Gauß'schen Satz


 


  für ein   .

Über die Green'sche Funktion können u.a. die folgenden beiden Aussagen getroffen werden.

  • Die Green'sche Funktion ist in ihren Argumenten symmetrisch, d.h.

 :


 
 
 


wegen der Dirichlet'schen Randbedingung   für  .

  • Die Lösung der Poisson-Gleichung wir mit z.B. der Dirichlet'schen

Randbedingung bis auf eine Konstante eindeutig.

Um dies zu zeigen, nehmen wir zunächst das Gegenteil an, d.h. es existieren zwei Lösungen der Poisson-Gleichung zur selben Ladungsverteilung  :


 ,
 ,
 


Mit Green I folgt hieraus:


 ,


wenn z.B. Dirichlet'sche Randbedingungen, d.h.  , angewandt werden. Wegen   gilt somit auch  , d.h.  


Biot-Savart'scher Satz Bearbeiten

Da wir bereits das Vektorpotential in der Elektrostatik bestimmt haben,


 ,


erhalten wir aus   und   unmittelbar:


 
 .


Mit   resultiert hieraus der berühmte Biot-Savart'sche Satz,


 ,


mit dem in der Elektrostatik z.B. das Magnetfeld eines stromdurchflossenen Leiters bestimmt werden kann.


Dipolentwicklung des elektrischen Feldes Bearbeiten

Der Beobachter sei weit von der Quelle des elektrischen Feldes, einer Ladungsverteilung um  , entfernt, d.h.  .

Daher kann eine Taylor-Entwicklung bis zur ersten Ordnung in   um Null durchgeführt werden:


 ,


die man auch wie folgt einsehen kann:


 
 


mit dem Winkel   zwischen   und  , d.h.  . Somit erhalten wir


 .


Bei Abwesenheit von Dielektrika (d.h.  ) gilt:


 ,


mit der Ladung


 


und dem Dipolmoment


 .


  ist also eine Summe aus einem Monopolterm (Term mit q) und einem Dipolterm (Term mit  ).

Aus dem Skalarpotential können wir das elektrische Feld  ,

mittels


 ,


und


 


errechnen:


 .


Dipolentwicklung des magnetischen Feldes Bearbeiten

Der Beobachter sie weit von der Quelle des magnetischen Feldes, einer Stromverteilung um  , entfernt, d.h.  :


 .


Bei Abwesenheit von Magnetika (d.h.  ) gilt daher:


 


Wegen der Quellfreiheit des Stromes in der Elektrostatik, d.h.


 ,


vereinfacht sich folgendes Integral


 
 ,


in dem nach dem Satz von Gauß der Divergenzterm


 ,


auf dem Rande des Integrationsvolumens verschwindet, weil im Unendlichen kein Strom fließe. Hieraus resultiert der im Folgenden noch oft verwendete Hilfssatz:

Für   gilt  .

Hierin setzten wir nacheinander

(a)  :


 .


D.h. der Monopol-Anteil verschwindet!

(b)  :


 ,


(c)  .

Aus (a) bis (c) erhalten wir somit für das Vektorpotential


 
 
 ,


d.h.


 


mit dem magnetischen Moment


 .


Aus dem jetzt bekannten Vektorpotential lässt sich selbstverständlich wieder ein magnetisches Feld berechnen:


 
 ,
 ,  ,


woraus ein magnetisches Dipolfeld resultiert:


 .


Außerdem ist es noch möglich, mittels (a) bis (c) die magnetische Dipolenergie und das Drehmoment auf eine lokalisierte Stromverteilung zu bestimmen.

  • Die magnetische Dipolenergie können wir durch das Betrachten einer

Kraft


 


auf eine wenig ausgedehnte Stromverteilung im äußeren Magnetfeld gewinnen, d.h.


 :
 
 
 
 
 
 ,


weil ja  

Die magnetische Dipolenergie beträgt somit:


 .


  • Drehmoment auf eine lokalisierte Stromverteilung:

Aus


 


folgt unmittelbar


 
 .


Für   gilt ja:  .

Hierin setzen wir ein:


 ,


woraus sich für das Drehmoment


 
 
 


ergibt.


Skalarpotential bei Anwesenheit von Dielektrika Bearbeiten

Bei Anwesenheit von Dielektrika, die nicht unbedingt isotrop sein müssen, gilt:


 .


Für das Skalarpotential ergibt sich somit


 
 
 
 ,


wobei wir hier den Gauß'schen Integralsatz verbunden mit der Tatsache verwendet haben, dass im Unendlichen keine polarisierbare Materie vorhanden ist. Außerdem haben wir


 


genutzt.

Deutung des Ergebnisses: Das Skalarpotential


 


entsteht aus der Dipolentwicklung von  ,


 ,


durch eine Volumenintegration über:


 


mit


 .


Vektorpotential bei Anwesenheit von Magnetika Bearbeiten

Bei Anwesenheit von Magnetika, die nicht unbedingt isotrop sein müssen, gilt:


 .


Zeitableitungen werden aber in der Elektrostatik vernachlässigt - daher:


 .


Diese Stromdichte erfüllt dann auch wieder die Divergenzfreiheit (Kontinuitätsgleichung):  , weil  .

D.h. wir erhalten


 .


Im zweiten Integral können wir den Integranden mittels


 


umformen:


 .


Es gibt zudem eine spezielle Variante des Gauß'schen bzw. Stokes'schen Satzes, die wir hier anwenden können:


 ,


wobei  . Der folgende Oberflächenterm verschwinde:


 .


Somit erhalten wir


 ,


woraus schließlich


 


resultiert.

Hierauf kommen wir auch über (s. das Kap. über das skalare Potential bei Anwesenheit von Dielektrika)  :

  entsteht durch Volumenintegration über


 .


Daraus können wir die magnetische Flussdichte bestimmen:


 
 
 .


Der letzte Summand lässt sich noch weiter umformen:


 ,


worin wiederum der letzte Term berechnet werden kann:


 .


Aus der Rotation dieser Gleichung für   und der Maxwell-Gleichung


 


erhalten wir


 ,


woraus wir schließlich


 


ablesen können.


Elektrostatische Energie in Dielektrika Bearbeiten

Die potentielle Energie einer Probeladung q im elektrischen Feld beträgt


 ,


woraus sich


 


ergibt, wenn man z.B. die Platten eines Kondensators auflädt. Hieraus erhalten wir durch partielle Integration mittels Green I, d.h.


 


mit   und  ,


 .


Das Oberflächenintegral


 ,


da entsprechend dem Coulomb-Feld  ,   und  ,   (Kugelkoordinaten), sodass


 .


Wegen


 


erhalten wir schließlich


 .


Bei einem linearen Zusammenhang zwischen   und  , d.h.  , folgt:


 .


Elektrisches Quadrupolmoment Bearbeiten

Eine sog. Multipolentwicklung der Energie einer Ladungsverteilung im äußeren Feld   (d.h.  ) können wir folgendermaßen vornehmen: In


 


entwickeln wir das Skalarpotential nach Taylor um den Ursprung:


 ,


woraus


 


mit


 


und


 


resultiert. Diese Entwicklung besteht also aus einem Monopol-Term mit der Ladung q, einem Dipolterm mit dem Dipolmoment   sowie einem sog. Quadrupolterm mit dem Quadrupolmoment  :


 .


Energie des Magnetfeldes Bearbeiten

Über die durch Joule'sche Wärme abgegebene Leistung, d.h.


 ,


und die Induktionsspannung


 


können wir auf eine Änderung der potentiellen Energie schließen:


 
 ,


wobei wir hierin von


 


Gebrauch machen, um


 


zu erhalten. Mit dem Satz von Gauß gilt:


 ,


sodass sich


 


ergibt.

Bei einem linearen Zusammenhang zwischen   und  , d.h.  , gilt:


 .