Im Folgenden untersuchen wir die Additionstheoreme. Diese befassen sich mit beziehungsweise für . Veranschaulichen können wir uns diesen Satz, indem wir Sinus und Kosinus am Einheitskreis betrachten.
To-Do:
Einführung schreiben
Veranschaulichen durch Drehungen in der Ebene durch Drehmatrizen
mit Bild
Satz (Additionstheoreme)
Für reelle Zahlen und gilt
Wie kommt man auf den Beweis? (Additionstheoreme)
Aus der Polardarstellung komplexer Zahlen wissen wir, dass für gilt .
Dadurch können wir dann auch und in Abhängigkeit von darstellen. Nämlich als und als . Also können wir so auch und für betrachten.
Außerdem kann es nützlich sein, sowie für komplexe Zahlen zu betrachten.
Beweis (Additionstheoreme)
Zuerst betrachten wir zwei komplexe Zahlen . Dann gilt
Somit folgt
und
Außerdem wissen wir, für gilt . Folglich gilt
, sowie
Seien nun und , dann gilt
Genauso folgt auch
Alternativer Beweis (Additionstheoreme)
Wir können den Satz ebenso beweisen, indem wir die rechte Seite explizit ausrechnen. Dafür nutzen wir die folgende Definition von und : Für gilt
Im letzten Kapitel haben wir Sinus und Kosinus sowohl anschaulich als Funktion eines Winkels definiert, als auch analytisch über eine Reihe bzw. über die Exponentialfunktion.
Wie du vielleicht noch aus der Schule weißt, wird bei der ersten Definition der Winkel im Bogenmaß gemessen. Zum Beispiel hat ein rechter Winkel die Größe ,
denn wenn man aus dem Einheitskreis einen Viertelkreis herausschneidet, hat dieser die Länge . Somit ist auch anschaulich klar, dass gilt.
Ein Grund der rein analytischen Definition von Sinus und Kosinus ist, die Werte der Sinus- und Kosinusfunktion mathematisch präzise festzulegen, ohne auf die geometrische Anschauung zurückgreifen zu müssen.
Daher macht es Sinn, auch die berühmte Kreiszahl rein analytisch zu definieren. Die bekannte Definition von als Verhältnis von Umfang zu Durchmesser eines Kreises erweist sich nämlich in der Analysis als nicht geeignet zur strengen Beweisführung.
Die Idee ist nun, einfach so zu definieren, dass gilt. Genauer gesagt wollen wir festlegen, dass die kleinste positive Nullstelle des Kosinus sein soll ( ist dann das Doppelte davon). Damit diese Definition funktioniert, müssen wir aber erst beweisen, dass eine kleinste solche Nullstelle überhaupt existiert.
Satz
Die Funktion besitzt eine kleinste positive Nullstelle.
Zusammenfassung des Beweises
Wir müssen zuerst zeigen, dass es überhaupt positive Nullstellen gibt. Wir wissen ja, dass gilt. Es reicht also, eine positive Stelle zu finden, an der der Kosinus einen negativen Wert annimmt, denn aufgrund der Stetigkeit wird dann nach dem Zwischenwertsatz auch der Wert angenommen. Anschließend muss noch bewiesen werden, dass die Menge aller positiven Nullstellen ein Minimum hat. Dazu verwenden wir erneut die Stetigkeit.
Beweis
Es gilt , denn
Weil die Kosinusfunktion stetig ist und gilt, gibt es nach dem Zwischenwertsatz ein mit .
Sei die Menge aller positiven Nullstellen des Kosinus. Wir haben gerade gezeigt. Somit existiert
das Infimum . Wir wollen zeigen. Sei eine Folge in , die gegen konvergiert.
Dann gilt
Hier wurde die Folgenstetigkeit von angewandt. Das Infimum ist also ebenfalls eine Nullstelle des Kosinus.
Aber ist es auch eine positive Nullstelle? Da eine untere Schranke an ist und die kleinste untere Schranke ist, gilt .
Doch ist unmöglich, da sonst wäre. Also ist und daher . Folglich ist
das Minimum der Menge .
Jetzt können wir endlich definieren.
Definition (Kreiszahl )
Die Kreiszahl ist das Doppelte der kleinsten positiven Nullstelle der Kosinusfunktion. In Formeln:
Die Existenz dieses Minimums war gerade die Aussage des vorangegangenen Satzes. Aus dem Beweis dieses Satzes geht auch hervor, dass gilt. Wir haben also .
Dass die kleinste positive Nullstelle des Kosinus ist, hat eine Fülle von Aussagen über die Kosinusfunktion zur Folge, die es uns erlaubt, ein vollständiges Bild vom qualitativen Verhalten
der Kosinusfunktion zu bekommen. Insbesondere werden wir zeigen, dass bijektiv und streng monoton fallend ist und dass die Funktionswerte auf ganz unmittelbar
aus den Funktionswerten auf hervorgehen.
Aus dem trigonometrischen Pythagoras folgt , also , sodass wir den Kosinus als Funktion auffassen können.
Wäre für ein , so gäbe es wegen nach dem Zwischenwertsatz ein mit ,
doch das steht im Widerspruch dazu, dass die kleinste positive Nullstelle des Kosinus ist. Also können wir die Einschränkung des Kosinus auf das Intervall
sogar als Funktion auffassen. Wir zeigen nun, dass diese Einschränkung bijektiv und streng monoton fallend ist.
Satz
Die Funktion ist bijektiv und streng monoton fallend.
Beweis
An den Intervallgrenzen wissen wir schon, was passiert: Es gelten und . Nach dem Zwischenwertsatz werden also zwischen und alle Werte aus angenommen. Damit ist bereits die Surjektivität gezeigt. Wenn wir noch zeigen, dass die Funktion streng monoton fallend ist, sind wir fertig, denn daraus folgt insbesondere die Injektivität.
Seien also mit . Wir wollen zeigen. Wir führen die Zahlen und ein.
Dann sind nämlich und wir haben sowie (damit ist ). Mithilfe der Additionstheoreme berechnen wir nun
Falls und beide positiv oder beide negativ sind, folgt wie gewünscht .
Andernfalls gilt oder . Nach dem Zwischenwertsatz gibt es also ein mit .
Damit ist
Weil aber die kleinste positive Nullstelle der Kosinusfunktion, sprich die einzige Nullstelle im Bereich ist, muss gelten.
Wegen ist demnach . Daraus folgt jedoch im Widerspruch zu .
Wir stellen zunächst fest, dass sich aus folgender Zusammenhang ergibt, den man als eine Punktsymmetrie der Kosinusfunktion um die Stelle beschreiben könnte.
Satz
Für alle gilt
Beweis
Es gilt
Daraus folgt die Behauptung.
Indem wir in diesem Satz wählen, erkennen wir, dass die Einschränkung des Kosinus auf das Intervall
eine Funktion darstellt, die erneut bijektiv und streng monoton fallend ist.
Insgesamt ergibt sich also:
Satz
Die Funktion ist bijektiv und streng monoton fallend.
Dieser Satz wird bei der Definition des Arkuskosinus eine wichtige Rolle spielen.
Wir haben bereits gezeigt, dass für alle gilt. Wir beweisen jetzt, dass die kleinste Zahl mit dieser Eigenschaft ist. Daher macht es Sinn, den Kosinus als -periodische Funktion zu bezeichnen.
Satz
Sei mit für alle . Dann gilt für ein .
Beweis
Wir setzen und erhalten . Somit gilt für ein . Wegen ist .
Alle möglichen Periodenlängen sind also Vielfache von , womit die kleinste Periodenlänge ist.
In diesem Abschnitt werden wir erkennen, dass die Sinusfunktion lediglich eine Verschiebung der Kosinusfunktion ist. Auf diese Weise lassen sich alle Eigenschaften der Kosinusfunktion aus dem vorherigen Abschnitt leicht
auf die Sinusfunktion übertragen.
Wir überlegen uns zunächst, was ist. Da gilt, folgt aus dem trigonometrischen Pythagoras sofort .
Es gilt also entweder oder . Um Letzteres auszuschließen, treffen wir für folgende Abschätzung:
Wir wissen ja, dass gilt. Somit ist und es folgt .
Ebenso leicht lässt sich die Bestimmung von Nullstellen, Maxima und Minima auf die Sinusfunktion übertragen, denn deren Lage verschiebt sich lediglich um nach rechts.