Wir werden hier eine Beweisstruktur angeben, die zeigt, wie du immer die Linearität einer Abbildung zeigen kannst.
Wiederholung: Definition der linearen Abbildung
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Wir erinnern uns daran, dass eine lineare Abbildung (oder auch Homomorphismus) eine strukturerhaltende Abbildung von einem
-Vektorraum
in einen
-Vektorraum
ist. Das bedeutet, für die Abbildung
müssen folgende zwei Bedingungen gelten:
muss additiv sein, d.h. für
gilt: 
muss homogen sein, d.h. für
gilt: 
Bei einer linearen Abbildung ist es also egal, ob wir zuerst die Addition bzw. Skalarmultiplikation im Vektorraum
durchführen und dann die Summe in den Vektorraum
abbilden, oder zuerst die Vektoren
in den Vektorraum
abbilden und dort die Addition bzw. Skalarmultiplikation mit den Bildern der Abbildung durchführen.
Beweisstrukur für eine lineare Abbildung
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Der Beweis, dass eine Abbildung linear ist, kann nach folgender Struktur durchgeführt werden.
Zunächst gehen wir davon aus, dass eine Abbildung
zwischen Vektorräumen gegeben ist. Das heißt,
und
sind
-Vektorräume und
ist wohldefiniert.
Dann ist für die Linearität von
zu zeigen:
- Additivität:

- Homogenität:

Aufgabe (Einführendes Beispiel)
Wir betrachten folgende Abbildung
und zeigen, dass diese linear ist.
Beweis (Einführendes Beispiel)
Zunächst sind
und
Vektorräume über dem Körper
. Außerdem ist die Abbildung
wohldefiniert.
Beweisschritt: Additivität nachweisen
Seien
.
Damit haben wir die Additivität von
nachgewiesen.
Beweisschritt: Homogenität nachweisen
Die Nullabbildung ist diejenige Abbildung, die alles auf die Null abbildet. Im Beispiel der Nullabbildung von
nach
sieht diese Abbildung folgendermaßen aus:
Aufgabe (Nullabbildung ist linear)
Zeige, die Abbildung
ist linear.
Beweis (Nullabbildung ist linear)
Wir wissen bereits, dass
und
beide
-Vektorräume sind und dass die Nullabbildung wohldefiniert ist.
Beweisschritt: Additivität
Für alle
gilt
Beweisschritt: Homogenität
Für alle
gilt
Damit ist die Nullabbildung linear.
Ein Beispiel im 
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Wir betrachten ein Beispiel für eine lineare Abbildung von
nach
:
Aufgabe (Linearität von
)
Sei
gegeben mit
Zeige, dass die Abbildung
linear ist.
Lösung (Linearität von
)
ist ein
-Vektorraum. Außerdem ist die Abbildung wohldefiniert.
Beweisschritt: Additivität
Beweisschritt: Homogenität
Damit ist die Abbildung linear.
Eine lineare Abbildung im Folgenvektorraum
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Als nächstes betrachten wir den Raum aller Folgen reeller Zahlen. Dieser ist nicht endlich-dimensional, denn es gibt nicht endlich viele Folgen, die diesen Folgenraum erzeugen. Er ist aber ein Vektorraum, wie wir im Kapitel über Folgenräume gezeigt haben.
Aufgabe (Folgenvektorraum)
Sei
der
-Vektorraum aller Folgen reeller Zahlen. Zeige, dass die Abbildung
linear ist.
Wie kommt man auf den Beweis? (Folgenvektorraum)
Um Linearität zu zeigen, sind zwei Eigenschaften zu prüfen:
ist additiv:
für alle 
ist homogen:
für alle
und 
Die Vektoren
und
sind Folgen reeller Zahlen, d.h. sie sind von der Form
und
mit
für alle
.
Lösung (Folgenvektorraum)
Beweisschritt: Additivität
Seien
und
. Dann gilt
Daraus folgt, dass
additiv ist.
Beweisschritt: Homogenität
Sei
und
. Dann gilt
Also ist
homogen.
Somit wurde nachgewiesen, dass
eine
-lineare Abbildung ist.
Wir beschäftigen uns in diesem Kapitel mit etwas abstrakteren Vektoren. Seien
beliebige Mengen;
ein Körper und
ein
-Vektorraum. Wir betrachten nun die Menge aller Abbildungen der Menge
in den Vektorraum
und bezeichnen diese Menge mit
. Weiterhin betrachten wir auch die Menge aller Abbildungen der Menge
in den Vektorraum
und bezeichnen diese Menge mit
. Die Addition zweier Abbildungen definieren wir für
durch
Die skalare Multiplikation definieren wir für
durch
Analog definieren wir die Addition und die skalare Multiplikation für
.
Wie kommt man auf den Beweis? (Die Menge
ist ein Vektorraum über
)
Überprüfe einfach die Vektorraumaxiome.
Wir zeigen nun, dass die Präkomposition mit einer Abbildung
eine lineare Abbildung von
nach
ist.
Aufgabe (Die Präkomposition mit einer Abbildung ist linear.)
Sei
ein Vektorraum, seien
Mengen und sei
bzw.
der Vektorraum der Abbildungen von
bzw.
nach
. Sei
beliebig, aber fest. Wir betrachten die Abbildung
Zeige, dass
linear ist.
Es ist wichtig, dass du dich genau an die Definitionen hältst. Mache dir klar, dass
eine Abbildung ist, die jeder Abbildung von
nach
eine Abbildung von
nach
zuordnet. Diese Abbildungen, die Elemente von
bzw.
sind, müssen selbst aber nicht linear sein, da auf den Mengen
und
keine Vektorraumstruktur vorhanden ist.
Lösung (Die Präkomposition mit einer Abbildung ist linear.)
Seien
.
Beweisschritt: Additivität
Seien
und
.
Beweisschritt: Homogenität
Die Additivität und Homogenität von
bedeutet aber, dass
eine lineare Abbildung ist.