Liederbuch/ Der Blinde und der Lahme


Gedicht Text und Melodie: Christian Fürchtegott Gellert (*1715-†1769) Tonart: mixolydisch bearbeitet von Mjchael 

Die deutsche Folk-Rock-Band Ougenweide gilt als Vorreiter des Mittelalter-Rock und vertonte das Gedicht von Fürchtegott Gellert.

Der Blinde und der Lahme

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(1) Von [D]ungefähr muß einen Blinden
Ein [C]Lahmer auf der Straße finden,
Und [D]jener hofft schon freudenvoll,
Daß [C]ihn der andre leiten [D]soll.

(2) Dir, [D]spricht der Lahme, beizustehn?
Ich [C]armer Mann kann selbst nicht gehn;
Doch [D]scheints, daß du zu einer Last
Noch [C]sehr gesunde Schultern [D]hast.

Kehrvers

Dir, [(][D]spricht der [G][)]Lahme, [(][C]beizu-[A][)]stehn?
Ich [(][D]armer [G][)]Mann kann [(][C]selbst nicht [A][)]gehn;
Doch [(][D]scheints, daß [G][)]du zu [(][C]einer [A][)]Last
Noch [(][D]sehr ge-[G][)]sunde [(][C]Schultern [A][)]hast.[D]

(3) Ent-[D]schließe dich, mich fortzutragen:
So [C]will ich dir die Stege sagen:
So [D]wird dein starker Fuß mein Bein,
Mein [C]helles Auges deines [D]sein.

(4) Der [D]Lahme hängt mit seiner Krücken
Sich [C]auf des Blinden breiten Rücken.
Ver-[D]eint wirkt also dieses Paar,
Was [C]einzeln keinem möglich [D]war.

Kehrvers[1]

Der [D]Lahme [G]hängt mit [C]seiner [A]Krücken
Sich [D]auf des [G]Blinden [C]breiten [A]Rücken.
Ver-[D]eint wirkt [G]also [C]dieses [A]Paar,
Was [D]einzeln [G]keinem [C]möglich [A]war.[D]

(5) Du [D]hast das nicht, was andre haben,
Und [C]andern mangeln deine Gaben;
Aus [D]dieser Unvollkommenheit
Ent-[C]springet die Gesellig-[D]keit.

(6) Wenn [D]jenem nicht die Gabe fehlte,
Die [C]die die Natur für mich erwählte:
So [D]würd er nur für sich allein,
Und [C]nicht für mich, bekümmert [D]sein.

Kehrvers[2]

Be-[D]schwer die [G]Götter [C]nicht mit [A]Klagen!
Der [D]Vorteil, [G]den sie [C]dir ver-[A]sagen
Und [D]jenem [G]schenken, [C]wird ge-[A]mein,
Wir [C]dürfen [G]nur ge-[C]sellig [A]sein.[D]

Der Autor ist vor über 200 Jahren verstorben. Daher bestehen keine Urheberrechtsansprüche mehr an diesem Werk.

Beachte

Die Melodie von Ougenweide ist urheberrechtlich geschützt. Daher kann das Lied nur im Unterricht und im privaten Bereich genutzt werden. Bei einer öffentlichen Aufführung ist die Erlaubnis des Urhebers einzuholen.

Hinweise zur Harmonielehre

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Ougenweide arangierte das Lied in einer mittelalterlich anmutenden mixolydischen Tonart. Damit ist dieses Lied eines der seltenen Lieder in fast reinem Mixolydisch.

Die Akkorde sind jedoch so einfach, dass du dich vorerst nur am Rande mit der Harmonielehre befassen muss. Wir haben hier eine Ausnahme von der Einteilung in Tonika, Subdominante und Dominante. Die folgende Erklärung wird später mal interessant, wenn du dich genauer mit den sogenannten Kirchentonarten beschäftigst.

Doch für die ganz Neugierigigen ist hier schon einmal eine grob vereinfachte Erklärung. Sie ist aber eigentlich für ein späteres Diplom gedacht.

Das Lied verwendet sowohl die Töne als auch die Akkorde der G-Dur-Tonleiter, beginnt und endet jedoch mit dem D-Dur also der 5. Akkordstufe von G-Dur, welchen wir normalerweise als Dominante erwarten. Es sieht demnach fast so aus, als habe die Dominante die Regentschaft übernommen. Dies nennt man grob vereinfacht "mixolydisch".

Kurioserweise kommt als weitere Ausnahme der Akkord A-Dur (hier blau gekennzeichnet) vor und erschwert die Bestimmung der Tonart. In einer 'reinen' mixolydischen Tonart sollte A-Dur nicht vorkommen. Höchstens ein A-Moll. Doch die Lieder der Folklore halten sich nie an eine strenge Harmonielehre und sie haben sich auch nie durch zu strenge Regeln einschränken lassen. A-Dur ist hier eine Zwischendominante, die zum D-Dur weiterleit. Was eine Zwischendominante ist, wird dir in der Abschlusslektion des Lagerfeuerdiploms genauer erklärt. Gedulde dich solange.

Die Akkorde und Vortragsweise sind gegenüber der Vortragsweise von Augenweide etwas vereinfacht worden. In der Version, die verschiedene Pfadfindergruppen bevorzugen, wird auf Modulationen wie beim Solo[3] und Ausweichungen (= größere oder kleinere Tonartenwechsel) wie beim letzten Kehrvers verzichtet.

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  1. Hier ohne Klamnern für den schnellen Griffwechsel.
  2. Ougenweide variiert den letzten Kehrvers ein wenig. Wir singen ihn hier so, wie die vorhergehenden.
  3. Das Solo ist eine Modulation nach G-mixolydisch. Zur Improvisation über die Akkordfolge G F verwendet man das Tonmaterial der C-Dur-Tonleiter. Das wird aber erst im Band "Sologitarre" interessant, und kann bis dahin warten.