Labormedizin: Blut-Untersuchungen - Grundlagen und Präanalytik



Zusammensetzung des Blutes Bearbeiten

 
Lässt man frisch entnommenes Blut (rechts), das mit einem Gerinnungshemmer (hier EDTA) behandelt wurde etwas stehen, so sedimentieren die Zellen nach unten (Hämatokrit). Oben bleibt das Plasma stehen. Durch Zentrifugieren lassen sich noch weiße (buffy coat) und rote Zellen trennen.
  • Zelluläre Bestandteile (Hämatokrit)
    • Erythrozyten (rote Blutkörperchen)
    • Leukozyten (weiße Blutkörperchen)
      • Granulozyten
      • Lymphozyten
      • Monozyten
    • Thrombozyten (Blutplättchen)
  • Blutplasma (Serum + Gerinnungsfaktoren)
    • Wasser
    • Elektrolyte (K+, Na+, Ca2+, Mg2+, Cl-, Phosphat, Sulfat)
    • Andere kleinmolekulare Substanzen und Gase (H+ (H3O+), O2, CO2, HCO3-)
    • Proteine
      • Albumin
      • Enzyme
      • Transportproteine, z.B. Transferrin, TBG, HDL, LDL, VLDL
      • Gerinnungsfaktoren
      • Akute-Phase-Proteine wie z.B. CRP bei Entzündungen
    • Hormone (Steroidhormone, Aminosäurenrivate, Peptidhormone)
    • Lipide wie z.B. Cholesterin, Triglyceride (wie alle lipophilen Stoffe i.d.R. gebunden an Transportmolküle).
      • Viele weitere Zwischenprodukte des Intermediärstoffwechsels
    • Xenobiotika, z.B. Medikamente, Schadstoffe

Was kann man untersuchen? Bearbeiten

Blut kann auf zahllose Parameter hin untersucht werden. Dazu gehören:

  • Quantifizierung der Blutbestandteile - Screening, Diagnostik, Verlaufs- und Therapiekontrolle vieler Erkrankungen.
  • Mikrobiologische Diagnostik zum Nachweis und zur Verlaufskontrolle von Infektionen (Versand in ein virologisches oder mikrobiologisches Labor).
    • Blutkulturen (aerob, anaerob, Pilze)
    • Antigen-Nachweis
    • Antikörper-Bestimmung
  • Fremdstoffnachweis/Toxikologie - Nachweis von Vergiftungen, Drogen, Medikamenten (Spiegel-Bestimmung)

Materialgewinnung Bearbeiten

Techniken der Blutentnahme (BE) Bearbeiten

Venöse BE Bearbeiten

Periphervenöse BE

Technik: BE mit Punktionsnadel oder Butterfly, ggf. auch über venösen Verweilkatheter (VVK, Viggo), notfalls V. femoralis.

Indikation: Standardmethode für die Routinebestimmung der meisten Blutwerte.

Zentralvenöse BE

Technik: Messung im Bereich von V. cava superior/Atrium dextrum, BE über ZVK.

Indikation: Messung der Sauerstoffausschöpfung (Intensivmedizin), Alternative zur peripheren BE bei schlechten Venenverhältnissen und/oder häufigen BE.

Gemischtvenöse BE

Technik: Messung im Bereich der A. pulmonalis, BE über Pulmonaliskatheter.

Indikation: Noch genauer als zentralvenöse Messung, daher ggf. wenn genaue Werte erforderlich.

Arterielle BE Bearbeiten

Technik: Punktion der A. radialis, ggf. auch der A. femoralis.

Indikation: Blutgasanalyse (BGA) bei V.a. respiratorische Störung oder Störung des Säure-Basen-Haushalts.

Kapilläre BE Bearbeiten

Technik: Stich mit einer Stechhilfe (Lanzetten sollten wegen Traumatisierung und Narbenbildung nicht benutzt werden) in die seitliche Fingerbeere oder Ohrläppchen und BE mittels Kapillare oder Teststreifen.

Indikation: Blutzuckermessungen (BZ) mit BZ-Messgerät, Lactat-Bestimmung, Quick-Bestimmung mit Selbsttestgerät, Blutgasanalyse (weniger aussagekräftig als arterielle BGA).

Fehlerquellen Bearbeiten

  • Zu langes Stauen und/oder „pumpen“ lassen -> Falsch erhöhte Werte von überwiegend intrazellulär lokalisierten Stoffen wie z.B. Kalium und LDH.
  • Bei BE über Katheter evtl. Verfälschung durch Reste von Infusionslösungen, adhärenten Blutbestandteilen etc.
  • Arterielle BE: Venenpunktion
  • Bei BZ-Messung: Marmelade/Honig/Zucker am Finger.

Vorbehandlung Bearbeiten

 
Verschiedene Monovetten, die sich u.a. im zugesetzten Gerinnungshemmer unterscheiden.

Lässt man frisches Blut stehen, so gerinnt es sehr schnell. Dabei trennen sich die Zellen und Gerinnungproteine vom Serum. Durch die Bildung des Gerinnsels lassen sich Blutbestandteile wie Zellen, Gerinnungsfaktoren u.a. nicht mehr auswerten. Für die meisten Untersuchungen wird nicht-geronnenes Blut benötigt. Je nach gewünschter Untersuchung sind unterschiedliche Gerinnungshemmer geeignet:

EDTA (Ethylendiamintetraacetat) ist ein Komplexbildner. Als 6-zähniger Chelator bindet er u.a. Kalzium-Ionen. Ohne Kalzium findet keine Gerinnung statt. Verwendung: Blutbild, Blutausstrich, Durchflusszytometrie.

Citrat fängt als 3-zähniger Chelator ebenfalls Kalzium-Ionen. Verwendung: Gerinnungs-Analyse, BSG.

Heparin aktiviert Antithrombin III, ein Gegenspieler des Thrombins. Verwendung: Klinische Chemie (Plasma).

 
EDTA bindet Metalle und Kalzium-Ionen.
 
Citrat.
 
Heparin.

Links Bearbeiten


Hinweis: Soweit nicht anders angegeben gelten die angegebenen Referenzwerte (Normalwerte) für Erwachsene.



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