Innere Medizin kk: Windpocken

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Mann mit Windpocken

Die Windpocken sind eine häufige Krankheit im Kindesalter und sind die Primärinfektion mit Varizellen, einem Virus aus der Herpesfamilie. Wie alle Herpesviren persistieren die Varizellen im Körper, bevorzugt in Ganglien und können dann Jahre später als Herpes zoster – Gürtelrose reaktivieren. Das hochkontagiöse vesikuläre Sternhimmel-Exanthem ist meist für die Diagnosestellung ausreichend. Für immunkompetente Kinder sind die Windpocken in der Regel harmlos, es können jedoch schwerwiegende Komplikationen des Respirationstrakts und des ZNS auftreten.


Titel Krankheitsnummer ( ICD )

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B01.-Varizellen [Windpocken]

B01.0 Varizellen-Meningitis (G02.0*)
B01.1 Varizellen-Enzephalitis (G05.1*)
       Inkl.:Enzephalitis nach Varizelleninfektion, Varizellen-Enzephalomyelitis
B01.2 Varizellen-Pneumonie (J17.1*)
B01.8 Varizellen mit sonstigen Komplikationen
B01.9 Varizellen ohne Komplikation
Meldepflicht!!

englische Bezeichnung Abkürzungen

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Chickenpox VZV als Virusabkürzung (Varizella-Zoster-Virus)

Ätiologie Ursachen

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Die Ansteckung erfolgt via aerogener Tröpfcheninfektion aus dem Bläscheninhalt, wobei die Viren als Aerosole über den Respirationstrakt aufgenommen werden, was ein wichtiger Grund für die rasante Ausbreitung einer VZV-Infektion ist. Hinzu kommt noch, dass in den Bläschen eine sehr hohe Last von Viruspartikeln besteht, ein Vielfaches der Infektionsdosis, die nötig ist, die Windpocken weiter zu verbreiten. Auch an Zosterbläschen können sich Personen, die noch keine Windpocken hatten anstecken, wobei die Kontagiosität hier geringer ist.

Epidemiologie

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Die Erkankung erfolgt zumeist im Kindesalter, bei 90% der Bevölkerung bereits vor dem 20ten Lebensjahr. Danach besteht Immunität. Aber etwa 2-5% der Schwangeren sind seronegativ für VZV! Achtung: Bei Verdacht, Erkrankung, Tod und Labornachweis einer VZV-Infektion besteht Meldepflicht!

Pathologie Pathophysiologie

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Die Viren werden durch die Schleimhäute im Nasenrachenraum und die Konjunktiven aufgenommen, gehen ins Blut über und verursachen eine generalisierte Infektion. Nach 1 bis 3 (!) Wochen Inkubationszeit tritt das vesikuläre Exanthem an Haut und Schleimhäuten auf, in dessen Bläscheninalt die Viren in hoher Zahl enthalten sind. Durch schubweisen Befall der Zellen in der Epidermis entsteht das polymorphe Sternhimmelnild, bei dem alle Stadien der Bläschen, von Roseolen zu Papeln zu Bläschen zu Krusten, nebeneinander zu sehen sind. Mit dem Aufbrechen der Bläschen oder Kratzen können die Viren dann weiterverbreitet werden. Wie alle Herpesviren persistieren die Varizellen in einigen Körperzellen, sie gehen in eine Latenzform ohne Replikation über, können aber bei Immunsuppression und bei im Alter verminderter Immunität als Herpes zoster – Gürtelrose reaktivieren. Die Zellen, in denen die VZVs überdauern sind in der Regel Spinalganglien, was das streng Dermatombezogene Bild des Zoster erklärt. Doch ebensogut können die VZVs in Ganglien im Gesichtsbereich persistieren, was zu gefürchteten Komplikationen wie dem Zoster oticus (Ggl geniculi) und Zoster ophthalmicus(Ggl trigeminale) führen kann.

Symptome und Klinik

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Das klassische Hautbild der Windpocken beginnt am Stamm und breitet sich auf Gesicht und Extremitäten aus, auch auf Schleimhäute und Kopfhaut. Hierbei sind die verschiedenen Stadien der abheilenden Bläschen nebeinander zu sehen (Sternenhimmel) --> siehe Bild. Bei Immunkompetenten können die Windpocken mit Fieber einergehen, bei Erwachsenen deutlich häufiger und in stärkerer Ausprägung außerdem kommt es häufiger zu Komplikationen. Die heilenden Krusten verursachen starken Juckreiz, doch das Kratzen sollte möglichst verhindert werden: erstens verbreitet man eventuell die Windpocken nur noch weiter und zweitens besteht so die Gefahr einer Superinfektion mit Bakterien wie Staphylokokken.

Diagnostik

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In der Regel Blickdiagnose, Differentialdiagnosen sind Infektionen mit Orthopoxviren (sog. Katzenpocken) oder die Hand-Mund-Fuß-Krankheit von CocksackieA Virus. Von anderen infektös bedingten Exanthemen wie den Ringelröteln, Masern, etc. lassen sich die Windpocken dank des Bläschencharakters und des polymorphen Gesamtbilds recht gut unterscheiden. Mikrobiologischer Nachweis erfolgt nur in unklaren Fällen/ bei Risikopatienten, wobei hier aufgrund der hohen Durchseuchungsrate der direkte Erregernachweis per PCR oder Antigen-Nachweis mehr Sinn macht als eine Serologie. Serostatus kann auf Wunsch bestimmt werden, vor Schwangerschaft, bei unklarem Impf/Immunitätsstatus...

Komplikationen

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Vorsicht geboten sei wenn Windpocken bei Risikopatienten auftreten: seronegative Schwangere & Embryo/Fetus, Neugeborene, Immunsupprimierte/ Immundefekte, Neurodermitiker

Bakterielle Superinfektion (meist Hautflora --> bei schwerer Superinfektion Antibiotikum) VZV kann zu Otitis media, Meningitis und Cerebellitis, die sich mit plötzlicher Ataxie bemerkbar macht, führen, wobei diese Komplikationen jeweils eine günstige Prognose haben

Selten können schwere Enzephalitiden auftreten, der Verlauf verschlechtert sich dadurch. Schwerwiegend ist die Varizellenpneumonie (wobei auch Superinfektionen mit Bakterien möglich sind) und ist vor allem bei Schwangeren mit einer erhöhten Sterblichkeit verbunden.

Fetales Varizellen syndrom: Eine intrauterine Infektion (Primärinfektion der Mutter) bis 20.SSW, kann in etwa 12% der Fälle zu Fehlbildungen führen, bei 1-2% der infizierten schwer. Die psychische Belastung für die Mutter durch die Infektion stellt zudem ein nicht zu vernachlässigendes Problem dar und sollte nicht einfach übergangen werden.

Konnatales Varizellensyndrom: Bei einer Infektion der Mutter innerhalb der letzten drei SSW kann das Kind noch bis 2 Wochen nach der Geburt erkranken, am gefährlichsten ist eine Infektion in den Tagen direkt vor und nach der Geburt (Übertragung auch durch Muttermilch und andere Personen), denn hier fehlt dem Kind noch der Nestschutz durch mütterliche Antigene. Worst Case: hämorhagisches Exanthem mit 30% Letalität.

Windpocke

Als Komplikation können auch Thrombopenien auftreten.

Therapie

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Kinder symptomatisch Lotionen gegen den Juckreiz (falls nötig Fiebersenkung oder Anthistaminika bei starkem Juckreiz) + Kratzverbot verhängen und Fingernägel schneiden. Dran denken: Meldepflicht! Kein Aspirin !! Außerdem dürfen Erkrankte (bei unkompliziertem Verlauf) für mind 1 Woche nach Beginn des Exanthems keine Gemeinschaftseinrichtungen besuchen.

Superinfektionen mit Bakterien antibiotische behandeln (Haut fakultativ, Pneunmonie auf jeden Fall). Schwerere Verläufe: Virustatische Therapie (Aciclovir/ Famciclovir/ Valaciclovir) muss innerhalb von 24 Stunden nach Ausbruch des Exanthems einsetzen. Zudem werden Risikopatienten bei Exposition mit Immunglobulinen behandelt (bis maximal 4 Tage nach Exposition, dann Erkrankung verhinderbar).

Prophylaxe

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Kinder werden mit 5 oder 6fach Impfstoff auch gegen Varizellen geimpft: G1: 11.-14.Monat (1.Lj) G2: 15.- 23. Monat (--> Abstand ca 4 Monate) Bei unklarem Impfstatus und Indikation kann auch noch im Erwachsenenalter geimpft werden, Schema entspricht der KinderImpfung (Mindestabstand zwischen beiden Impfungen 6 Wochen!) Kontraidikation: Schwangere und Immunsupprimierte!!!!! --> Lebend impfstoff, wohl aber seronegative mit Kinderwunsch vor Familienplanung, Personal in Gesundheitswesen, Kinderbetreuung, sowie vor Immunsuppressiver Therapie und Patienten mit Malignomen, sowie deren Kontaktpersonen! UAW: Die Lebend-Impfung mit dem abgeschwächten Okavirus schützt vor Windpocken und Zoster, es können aber sog "Impfpocken", eine leichte Lokal/Allgemeinreaktion auf die Viren, auch ein abgeschwächter "Impfzoster" ist möglich.

Die Kontagiosität ist so lange gegeben wie nässende Effloreszenzen die Haut bedecken und beginnt schon einen Tag vor Auftreten des Exanthems. Expositionsprophylaxe: Erkrankte mind 1 Wo nach Beginn Exanthem gegenüber Nicht-Immunene isolieren.

Verlauf und Prognose

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Kinder in der Regel unkompliziert, bei Erwachsenen und Neugeborenen wesentlich höhere Sterblichlkeit! Aber bei Komplikationen sind die Windpocken zu Teil sehr gefährlich, vor allem bei Schwangeren und Neugeborenen, die Sterblichkeit bei Schwangeren mit VZV-Pneunmonie liegt bei 40%! Eine frühzeitige antivirale Therapie ist demnach essentiell und verbessert die Prognose.

Fragen,Anmerkungen =

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Literatur

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Impfkalender der Stiko:
http://www.rki.de/DE/Content/Kommissionen/STIKO/Empfehlungen/Aktuelles/Impfkalender.pdf?__blob=publicationFile
Zur Kinderimpfung Windpocken von Jessica Kilonzo, Kinder und Jugendärztin
https://praxiskind.de/impfungen/impfung-gegen-windpocken-varizellen.html