Ing Mathematik: Numerisches Lösen von Eigenwertproblemen


Insbesondere bei Schwingungen sind Eigenwerte und -vektoren von Bedeutung (siehe z.B.  Schwingung oder Hagedorn, Hochlenert: Technische Schwingungslehre. Harri Deutsch, 2012, ISBN 978-3-8171-1890-8). Aber auch die Hauptspannungen in der Festigkeitslehre können als Eigenwertproblem behandelt werden (siehe z.B.  Mechanische_Spannung#Hauptspannung_und_Hauptspannungsrichtung und Hagedorn, Wallaschek: Technische Mechanik Bd.2, Festigkeitslehre. Europa, 5.Aufl., 2015, ISBN 978-3-8085-5691-7).

Eigenwerte und Eigenvektoren - Allgemeines

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Es sei

  mit  .

  mit   als nxn-Einheitsmatrix.

 

Für nicht triviale Lösungen ( ) muss gelten:

  (charakteristische Gleichung oder Säkulargleichung).

 . Die Lösungen dieses Polynoms heißen Eigenwerte.

 

Ein Polynom vom Grad n hat maximal n Nullstellen. D.h. es gibt auch höchstens n Eigenwerte. Die zu   gehörenden Vektoren   heißen Eigenvektoren.

Siehe auch   Eigenwerte und Eigenvektoren.

Ein Beispiel mit Python und SciPy:

import numpy as np
import scipy.linalg as la

A = np.array([[ 24,  54, -38,  -8],
              [-11, -27,  20,  -2],
              [  0,  -2,   3,  -6],
              [  6,  14,  -10, -1]])

w, v = la.eig(A)

# Eigenwerte
print(w)
# Eigenvektoren
print(v)

Ausgabe:

[-3.+0.j  2.+0.j  1.+0.j -1.+0.j]
[[-9.05821627e-01  4.08248290e-01 -9.25820100e-01  9.17662935e-01]
 [ 3.39683110e-01  4.08248290e-01  1.54303350e-01 -2.29415734e-01]
 [-1.13227703e-01  8.16496581e-01 -3.08606700e-01  2.29415734e-01]
 [-2.26455407e-01  1.93235474e-14 -1.54303350e-01  2.29415734e-01]]
 

Siehe auch [1]

Spektrum einer Matrix

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Die Menge der Eigenwerte nennt man das Spektrum  . Der Spektralradius ist  .

Vielfachheiten

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  • Algebraische Vielfachheit:   (k-facher Eigenwert von  )
 
 
  • Geometrische Vielfachheit:  

Mehrfache Nullstellen werden entsprechend ihrer Vielfachheit gezählt.

Symmetrische Matrizen

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Für reelle, symmetrische Matrizen gilt:

  • Eigenwerte sind reell
  • Eigenwerte stehen senkrecht aufeinander
  • geometrische und algebraische Vielfachheit stimmen bei jedem Eigenwert überein.

Seien

  • p ... Anzahl der positiven Eigenwerte der symmetrischen Matrix  
  • q ... Anzahl der negativen Eigenwerte der symmetrischen Matrix  
  • d ... Anzahl der Eigenwerte die Null sind.

Dann sind

  • (p, q) ... Signatur von  
  • p-q ... Trägheitsindex von  
  • d ... Defekt von  .

Eine symmetrische Matrix ist positiv definit, wenn alle ihre Eigenwerte > 0 sind.

Siehe auch   Defekt (Mathematik).

Diagonalisierbarkeit

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Eine Matrix   lässt sich diagonalisieren, wenn sie n linear unabhängige Eigenvektoren   aufweist.

 

 

Jordansche Normalform

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Marie Ennemond Camille Jordan (französischer Mathematiker, 1838-1922)

Nicht jede Matrix ist diagonalisierbar. Aber jede quadratisch komplexe Matrix   lässt sich auf die jordansche Normalform   bringen.

 

mit   regulär komplex,  

Wie man die Transformation auf die jordansche Normalform durchführt (Berechnung von   aus gegebenen  ), siehe z.B. Burg, Haf, Wille, Meister: Seite 237ff. Dies ist einigermaßen aufwendig. Umgekehrt ist das natürlich sehr einfach.

Shift - Verschieben von Eigenwerten

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Sind   die Eigenwerte der nxn-Matrix  , so hat die Matrix   die Eigenwerte  .   und die   haben gleiche algebraische Vielfachheit.

Hessenbergmatrix

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Eine (obere) Hessenbergmatrix ist eine quadratische Matrix  , deren Einträge unterhalb der ersten Nebendiagonalen gleich Null sind, also   für alle  .

 

Siehe auch   Hessenbergmatrix.

Jacobi-Verfahren

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Dieses Verfahren eignet sich für kleine reelle symmetrische Matrizen. Es arbeitet mit Givens-Rotationen:

 

 

Damit folgt wieder die symmetrische Matrix  . Führt man dies immer weiter durch, so ergibt sich eine Diagonalmatrix.

 

Siehe auch   Jacobi-Verfahren (Eigenwerte), Burg, Haf, Wille, Meister: Seite 251ff, Hanke-Bourgeois: Seite 238ff oder [2].

Potenzmethode nach von Mises

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Richard von Mises (österreichisch-US-amerikanischer Mathematiker, 1883-1953)

Sie wird auch Vektoriteration oder Von-Mises-Iteration genannt und berechnet den betragsgrößten Eigenwert. Sie eignet sich besonders für dünnbesetzte Matrizen.

Siehe auch   Potenzmethode, Burg, Haf, Wille, Meister: Seite 254ff, Hanke-Bourgeois: Seite 218ff

Gedruckte Werke (auszugsweise)

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  • Burg, Haf, Wille, Meister: Höhere Mathematik für Ingenieure, Band II: Lineare Algebra. 7. Auflage, Springer Vieweg, 2012, ISBN 978-3-8348-1853-9
  • Hanke-Bourgeois: Grundlagen der Numerischen Mathematik und des Wissenschaftlichen Rechnens. 3. Aufl., Vieweg+Teubner, 2009, ISBN 978-3-8348-0708-3