Homestudio/ Analog
Richtig Analog?
BearbeitenIm analogen Studio muss nicht alles analog sein. Ein virtuell-analoger Synthesizer macht noch lange kein Digitalstudio. Beschränken wir uns mit dem Begriff analog auf den wesentlichen Signalpfad. Wenn im Studio also überwiegend Kabel mit Klinken- oder XLR-Steckern vorkommen und die zentralen Verarbeitungseinheiten ebenfalls analog angesteuert werden, so dass keine Synchronisation zwingend notwendig ist, handelt es sich noch um ein Analogstudio.
Klang
BearbeitenViele schwören auf den analogen Klang, andere bevorzugen die digitale Signaltreue. Mit einem kurzen Ausflug in die Schaltungstechnik und Signaltheorie sieht man, dass alle elektronischen Bauteile in irgendeiner Form Tiefpass-Charakter aufweisen, d.h. sie besitzen eine obere Grenzfrequenz. Selten ist der Weg zu dieser Grenzfrequenz linear. In der digitalen Signalverarbeitung ist das der Fall. Das Signalspektrum auf einer CD fällt ab 20kHz abrupt ab, bei einer Abtastfrequenz von 44.1kHz ist nach der Nyquist-Theorem Hälfte Schluss. In der Analogtechnik werden die oberen Höhen (>10kHz) langsam aber sicher gedämpft. Deswegen klingt es nicht gleich dumpf, aber wärmer, weniger schrill. Man kann das mit einem Equalizer ausprobieren, in dem man alle Frequenzen oberhalb 10kHz langsam dämpft, so dass am Ende (16-20kHz) weniger als 3dB Abschwächung entsteht. Vergleicht man dasselbe Signal mit und ohne Equalizer-Filterung, merkt man den Unterschied deutlich[1].
Mixer
BearbeitenNeben dem Signalpfad wurden die zentralen Verarbeitungseinheiten angesprochen. Die wichtigste davon ist wohl der Mixer. Im analogen Studio muss dieser nicht zwangsläufig analog sein. Man kann auch ein Digitalpult verwenden, denn sie haben oft bereits integrierte A/D-Wandler, um analoge Signale direkt verarbeiten zu können. Wenn man dann alle digitalen Fähigkeiten wie auf einer analogen Konsole nutzt, macht es keinen großen Unterschied und digital und analog werden austauschbar.
Dennoch würde ich mich dazu hinreißen lassen, ein analoges Studio auch nur als richtig analog zu bezeichnen, wenn das Mischpult analog ist, d.h. ganz ohne Wandler das Audiosignal verarbeitet. Einer der Nachteile ist der geringe Miniaturisierungsgrad von analoger Technik. Bei Mischpulten fällt das schnell ins Auge und sogar ins Gewicht. Schon 32 Eingangskanäle[2] erzeugen mit der notwendigen umgebenden Steuerung tischgroße Mixer. Bei kleineren Konsolen geht das oft zu Lasten der Möglichkeiten.
Der Mixer sollte nämlich nicht nur Eingangskanäle, eine Mischebene und einen Master-Kanal zur stereophonen Ausgabe besitzen. Mit weiteren Abgriff- und Einschleifmöglichkeiten wird das Mischpult erst zur zentralen Steuereinheit und das Routing (engl. to route - leiten, einen Weg beschreiten) sorgt für Effektanteil, Hörbarkeit auf den Monitoren und Zusammenfassung zu Gruppen.
Es ist ganz wichtig, dass man sich über die Dimensionen seines Studios, ganz besonders der Signale, im Klaren ist. Wenn man viel mit Samples arbeitet, die man selbst erstellt, vielleicht noch aus eigenem Material, dann möchte man wenig umstecken. Man benötigt also einen Kanal zum Abgreifen jedes beliebigen Signals, um es in den Sampler einzuspeisen. Mit externen Effektgeräten ist es genauso, man muss einen Punkt wählen, von dem aus die Effekte mit Signal gefüttert werden. Das kann ein einzelner Kanal-Insert[3] sein und nur einen Kanal betreffen, das kann über die Inserts der Subgruppen geschehen oder klassisch über Aux-Wege und Stereo-Returns.
Instrumente und Klangerzeuger
BearbeitenWie schon zuvor angemerkt, müssen analoge Studios nicht nur aus analogen Instrumenten bestehen. Dennoch wird deren Zahl wesentlich sein. Die Schwierigkeit besteht nun darin, den Klang in die übrigen Geräte einzuspeisen. Eine elektrische Gitarre hat u.U. einen Line-Anschluss am Verstärker, mit Akustikgitarren sieht das schon anders aus. Unverstärkte und sogar exotische Instrumente oder sehr dynamische wie ein Schlagzeug erfordern einiges an Aufwand, um sie aufnehmen zu können. Bei jedem dieser Instrumente müssen nämlich Mikrofone zum Einsatz kommen.
Für den einfachen Heimgebrauch werden zwei Mikrofone wohl reichen. Ein dynamisches Mikrofon und ein Kondensator-Mikro sollten genügen. Wenn Platz, Budget oder die Erwartungshaltung begrenzt sind, dann reicht auch ein einzelnes Kondensatormikrofon. Dynamische Mikrofone neigen zur klanglichen Färbung, wenn sie nicht besonders aufwändig verarbeitet sind und damit teuer. Allerdings ist Vorsicht geboten, ein teures Mikrofon ist nicht automatisch besser. Nahezu jedes hat seine ideale Anwendung, abhängig vom Frequenzbereich, der Empfindlichkeit und der Richtcharakteristik.
Eine akustische Gitarre kann auch mit einem Gesangsmikrofon direkt über dem Loch im Deckel abgenommen werden, ein Schlagzeug wird mit verschiedenen Mikrofonen versehen um den Direktschall jedes Schlagwerkes aufzunehmen und den Raumschall darüber einzufangen. Die Snare-Drum kann sogar mit einem Mikro über dem Fell und einem am Boden abgenommen werden. Ein Piano oder Klavier erfordert schon ein breitbandiges Kondensatormikrofon, vielleicht sogar ein Grenzflächenmikrofon, direkt auf den schwingenden Teilen, um den Körperschall aufzunehmen.
Wie bei den Monitoren ist probieren und vergleichendes Hören sehr wichtig. Was allerdings bei der Abnahme mit einem Mikrofon nicht eingespeist wurde, lässt sich später schwer hinzufügen. Es gibt hier wieder Literatur, die sich ausgiebig mit der Mikrofonierung der verschiedenen Instrumente und Aufnahmesituationen beschäftigt.
Noch ein letztes Wort zu Vorverstärkern und Rückkopplungen. Heutzutage ist die Rechentechnik schon sehr leistungsfähig und es gibt sehr gute Software, die verschiedenste Vorverstärker nachzubilden in der Lage ist. Es genügt also, das unveränderte Geräusch aufzunehmen, um es später klanglich auszuformen. Bei Rückkopplungen im Homestudio lässt sich immer mit der Lautstärke arbeiten. Prozessoren, die für teures Geld einfache Arbeit wie Klangregelung oder Laufzeitveränderungen vornehmen sind unnötig.