Paprikapflanze

Anmerkung zu Beginn

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Mit Paprika ist hier die ganze Gattung Paprika (Capsicum) gemeint. Diese Kulturanleitung lässt sich also auf alle Sorten der Gattung anwenden; es wird nicht unterschieden zwischen Chili, Peperoni, Pfefferoni etc., wie es im Sprachgebrauch der Fall ist.

Einleitung

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Paprika ist eine der ältesten Kulturpflanzen der Welt. Die aus Südamerika stammende Pflanze hat sich auf der ganzen Welt verbreitet. Über die Jahre haben sich zahlreiche Sorten entwickelt die unter den unterschiedlichsten Bedingungen angebaut werden. Die Bandbreite an Aroma und Schärfe lässt fast unendlich viele Kombinationen zu.


Wikipedia hat einen Artikel zum Thema:


Saatgut ist im Samenhandel, in Baumärkten und Garten-Centern zu bekommen. Die dort angebotenen Sorten beschränken sich meistens auf wenige kommerzielle Sorten; wer ausgefallene Sorten sucht, wird in Asiashops, Spezialitätenläden oder bei Onlinehändlern fündig oder kann in Internetforen nach Gleichgesinnten suchen und mit diesen Saatgut tauschen. Empfehlenswert ist es ebenfalls, exotische Sorten von einem Auslandsaufenthalt mitzubringen, wobei Zollbestimmungen beachtet werden müssen. Auch aus reifen Früchten kann Saatgut gewonnen werden. Sobald die Ernte eingefahren wird, können den geernteten Früchten die Samen für die nächste Saison entnommen werden. Das wird weiter unten noch genauer besprochen.

Utensilien für die Anzucht

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Neben Saatgut wird noch einiges zur Aufzucht benötigt.

Substrat

Es gibt mehrere Substrate, die sich für die Aufzucht eignen. 3 mögliche Substrate werden hier mit ihren jeweiligen Vor- und Nachteilen vorgestellt. Jeder muss für sich das richtige Substrat finden.

Klassisch ist die Aussaaterde, das ist fein gesiebte Erde, der manchmal Sand und wenig Dünger beigemengt sind. Sie ist für 3 bis 5 Euro pro 20 Liter in Gärtnereien oder Baumärkten erhältlich. Dadurch, dass diese Erde feinkörnig ist, fällt das Vereinzeln der Pflanzen hinterher leichter. Die leichte Vordüngung reicht aber nicht sehr lange, deswegen muss rechtzeitig nachgedüngt werden.

Eine andere Möglichkeit ist Kokos-Erde, auch unter dem Namen Kokohum bekannt. Sie wird in Brikettform gekauft und quillt auf, wenn sie mit Wasser in Berührung kommt. Ein Brikett ergibt etwa 7 Liter Substrat und kostet zwischen 1,60 und 3,00 Euro. Dieses Substrat ist geringfügig gedüngt und muss sehr bald nachgedüngt werden, damit das Wachstum der Pflanzen nicht ins Stocken gerät.

Auch normale Blumenerde kann als Aufzuchts-Substrat verwendet werden, wobei diese meistens schon gut gedüngt ist und deshalb etwas problematisch sein kann, falls sie zu viel Dünger enthält. Hier reichen die Preise von 1 bis 10 Euro für 45 Liter. An der Erde sollte jedoch nicht gespart werden, weil billige Erde manchmal zu aggressiv für die Keimlinge ist.

Diese Erde ist meist etwas grob, weshalb es sich empfiehlt, sie vorher von groben Stücken zu befreien.


Aufzuchtbehältnisse

Hier kann alles benutzt werden was beliebt. Alte ausgewaschene Joghurtbecher, kleine Plastikblumentöpfe oder Torftöpchen. Die Behältnisse sollten vorher jedoch auf jeden Fall gut gereinigt werden.


Optimal für die Aufzucht ist ein kleines Gewächshaus, in dem die Paprika vorgezogen werden kann, bis es draußen warm genug geworden ist.

Zeitpunkt

Die Aussaat erfolgt vergleichsweise früh im Jahr. Je nach Art und Sorte zwischen KW 2 und KW 12, also zwischen Anfang Januar und Mitte März.

Vorbereitung

Bevor die Samen in die Erde kommen, empfiehlt es sich, sie nach Sorten getrennt 2 Tage in lauwarmem Kamillentee einzuweichen. Durch diese Behandlung werden eventuell vorhandene Pilze vernichtet und die spätere Quellphase wird etwas verkürzt. Auch eine Behandlung mit Salzwasser (über Nacht quellen lassen, nicht länger!) scheint in einigen Fällen, gerade auch bei langsamer keimenden Pflanzen wie der Capsicum-chinense-Sorte Habanero gute Resultate zu erzielen. Viele Versender von Saatgut empfehlen, vor der Anzucht einen Keimtest durchzuführen. So erspart man sich unnötige Vorbereitungsarbeit und unliebsame Überraschungen durch nicht keimende Samen. Dazu nimmt man Küchenpapier oder Watte, feuchtet diese an und legt die Samen im Abstand von einigen Zentimetern darauf. Das Material wird dann befeuchtet und mit Frischhaltefolie abgedeckt. Diesen Schritt kann man sich im Hobbybereich ersparen, da sich zuviel gezogene Pflanzen problemlos verschenken lassen. Da die Samen oft nicht unterhalb einer Temperatur von 22 °C keimen, müssen sie auf einer speziellen Pflanzenheizmatte oder in der Nähe eines Heizkörpers gelagert werden.

Aussäen

Die Samen werden 0,5 - 1 cm tief unter einer Erdschicht gelegt, wobei die Tiefe von der Samengröße abhängt. Die Samen sollten etwa doppelt so tief gesetzt werden wie sie groß sind. Einige Züchter berichten allerdings von Erfahrungen mit Sorten, die nur bei Licht keimen; grundsätzlich scheint die Gattung Capsicum jedoch nicht zu den obligaten Lichtkeimern zu gehören. Einigen Arten, wie z. B. die o. g. Capsicum chinense, keimen offensichtlich nur im Dunkeln, also unter der Erde. Die Erde wird fest angedrückt, das soll helfen dass sich die Samenhülse vom Keimling trennt. Danach die Erde befeuchten aber nicht durchnässen.

Licht

Die Behältnisse sollen an einem lichtreichen Platz aufgestellt werden, z. B. auf dem Fensterbrett eines Südfensters. Es können auch Kunstlichtquellen benützt werden. Dazu eignen sich z. B. die besonders preisgünstigen Leuchtstoffröhren, die es in jedem Baumarkt zu kaufen gibt. Die beste Farbtemperatur haben hierbei die kaltweißen oder noch besser die sogenannten Daylight-Farbtöne (Nr. 830/ 865), die in den für Pflanzen relevanten Bereichen des Farbspektrums einen hohen Lichtstrom erzeugen. Sogenannte Pflanzenlampen sind aufgrund des weitaus schlechteren Wirkungsgrades nicht zu empfehlen.

Temperatur

Zum Keimen brauchen die Samen eine Temperatur von mindestens 22 °C, sonst kann es dazu kommen, dass sie faulen. Ideal ist tagsüber zwischen 24 °C und 27 °C und 22 °C während der Nacht. Sobald alle Keimlinge aus dem Samen geschlüpft sind, kann man, falls kein Kunstlicht verwendet wird, die Temperatur etwas vermindern. Das verlangsamt das Wachstum und verhindert ein Vergeilen der Pflanze. Damit diese Temperaturen erreicht werden, sollten die Behältnisse in der Nähe einer Heizung gestellt werden oder es kann eine Heizmatte verwendet werden.

Pikieren

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Sobald die Pflanzen eine Höhe von ca. 10 cm erreicht haben (bzw. sich ein zweites Blattpaar entwickelt hat) sollten sie einzeln in Töpfe verpflanzt werden. Die Töpfe sollten nicht zu gross sein, da die Pflanze sonst ihre Hauptenergie in das Wachsen der Wurzeln steckt. Zu diesem Zeitpunkt ist die Pflanze noch äußerst empfindlich. Der Wurzelballen muss besonders schonend behandelt werden; es empfiehlt sich, diesen mitsamt Erdreich aus dem Topf zu nehmen. Um das Pflänzchen nicht zu beschädigen, kann man auch eine Pinzette aus Holz verwenden.

Endgültiges Umtopfen / Auspflanzen

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Grundsätzlich ist in unseren Breiten sowohl Auspflanzen in das Gemüsebeet als auch die Kultur in Kübeln denkbar. Beim Auspflanzen ins Freibeet ist zu beachten, dass ein windgeschützter, sonnenreicher Standort gewählt wird.

Sobald der letzte Frost vorbei ist, kann ausgepflanzt werden. Die Temperatur darf nach dem Auspflanzen nicht mehr unter 5° C fallen, das würden die Pflanzen nicht überleben. Daher bietet es sich an, die Pflanzen in Kübeln zu ziehen, die bei Bedarf nachts ins Haus geholt werden können. Vor dem endgültigen Auspflanzen kann man die Pflanzen zur Abhärtung gegen UV-Licht einige Stunden täglich an die frische Luft bringen. Auch wird die Pflanze so schnell kräftiger, da sie auf Windeinwirkung mit stabileren Trieben reagiert.

Wird die Pflanze in Kübeln gezogen, muss auf eine ausreichende Größe des Pflanzgefäßes geachtet werden. Der Bedarf ist hier je nach Sorte unterschiedlich. Wegen des relativ niedrigen Preises bieten sich beispielsweise Mörteleimer (Fassungsvermögen 20l) aus dem Baumarkt an, diese bieten den meisten Sorten auf jeden Fall genug Platz. Für kleinwüchsige Sorten können jedoch teilweise auch 5 l-Pflanzgefäße bereits ausreichen. In jedem Fall ist jedoch auf Löcher im Boden des Kübels zu achten (notfalls selber bohren), um ein Abfließen des Wassers zu gewährleisten, da Staunässe sehr schlecht vertragen wird. Über die Löcher kann eine Tonscherbe gelegt werden, darüber kommt eine Schicht Blähton (ebenfalls als Schutz vor Staunässe), darüber wiederum das letztendliche Substrat. Als Substrat lässt sich normale Garten- oder am besten Blumenerde verwenden, die mit einem guten Langzeit-Dünger etwas vorgedüngt werden darf.

Ob im Freibeet oder im Topf, die Pflanzen sollten nach dem Auspflanzen zunächst gestützt werden (Bambus- oder Plastikstäbe), da sie häufig noch nicht sehr kräftig sind. Den meisten Pflanzen (besonders Sorten mit schweren Früchten wie z.B. Gemüsepaprika) kann es auch nicht schaden, sie weiterhin zu stützen. Allen Sorten gemein ist der hohe Lichtbedarf der Pflanzen. Ein optimaler Standort ist beispielsweise vor einer Hauswand auf der Südseite oder ein Südbalkon.


Im Sommer müssen die Pflanzen täglich gegossen werden. Staunässe wird dabei ebensowenig vertragen wie Trockenheit. Ist die Oberfläche der Erde trocken, sollte nachgegossen werden. Moderates Gießen hilft, faulende Wurzeln zu vermeiden.

Einige Chili-Züchter empfehlen, für besonders scharfe Schoten die Pflanzen kurzzeitig Trockenstress auszusetzen. Da es jedoch relativ schwierig ist, hier das richtige Maß zu halten, ist vor allem Anfängern von dieser Maßnahme eher abzuraten. Die durch den Capsaicin-Gehalt der Schote bestimmte Schärfe lässt sich auch durch einen besonders heißen und sonnigen Standort erhöhen.

Da Paprika und Chili zu den Starkzehrern zählen, ist eine zusätzliche Düngung der Pflanzen anzuraten. Das N-P-K-Verbrauchsverhältnis liegt bei 3-1-5. Preiswerter Tomatendünger wird oft mit 9-6-15 angeboten. Für Paprika/Chili im Freiland hält man sich an die Anleitung und nimmt ca. 75% der angegebenen Menge. Bei Topfkultur ist entweder ein Langzeitdünger zu empfehlen oder der normale Tomatendünger wird ca. alle 10 Tage mit 1 Gramm je Topf verabreicht. Ein Teelöffel fasst 3-4 Gramm Dünger. Möchte man auf Dünger verzichten, obwohl der Pflanze die Nahrung ausgeht, kann man sie auch einfach in einen Topf mit neuer Erde umtopfen.

 
blühende Paprika

Die Ernte erfolgt ca. September bis Oktober, der genaue Zeitpunkt bleibt dem individuellen Geschmack überlassen. Einige Sorten, wie z.B. die mexikanischen Jalapenos werden meist im noch grünen Zustand geerntet, bei anderen wie z.B. der Gemüsepaprika, werden die Früchte sowohl rot als auch grün verwendet. Auch reifen die Früchte in der Farbe je nach Art und Sorte unterschiedlich.

Grundsätzlich lässt sich jedoch sagen, dass die Früchte aromatischer und weniger bitter werden, wenn der letzte Farbwechsel bereits erfolgt ist. Die industrielle Ernte der grünen Früchte bezweckt hauptsächlich ein erneutes Austreiben und damit mehrere Ernten im Jahr.

Bei der Ernte sollte man vorsichtig mit einer Schere arbeiten, um die Pflanze nicht zu verletzen.

Möchte man aus den geernteten Früchten neue Saat gewinnen, muss man die endgültige Reife der Frucht abwarten und sie lieber einen Tag länger an der Pflanze lassen. (Da sich aber Paprika und Chilis sehr leicht kreuzen, ist für eine sortenreine Nachzucht die "Handbestäubung" bzw. eine räumlich getrennte Anzucht anzuraten. Garantiert sortenrein befruchtete Blüten werden mit einem Wollfaden markiert.) Danach werden die Früchte aufgeschnitten, die Samen entfernt und noch einige Tage an der Luft getrocknet. Sobald die Samen nicht mehr feucht sind, sollte man sie möglichst luftdicht, kühl und dunkel lagern. Hierzu eignen sich z.B. Tütchen aus Papier oder Plastik, wobei beides Vor- und Nachteile hat. In Plastikbeutelchen ist die Gefahr von Schimmelbildung etwas grösser, dafür trocknen die Samen nicht so extrem aus wie in Papiertütchen. Sie sind dann normalerweise noch einige Jahre keimfähig, wobei die Keimfähigkeit nach 4-7 Jahren (abhängig auch von der Lagerung) erheblich abnehmen kann.

Überwintern

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Alle Paprikasorten lassen sich überwintern, auch wenn auf der Samenpackung einjährig angegeben ist. Der Vorteil: Im zweiten Jahr sind die Pflanzen noch ertragsreicher. Um die Paprika zu überwintern, gehen Sie wie folgt vor:

1. Die Pflanzen werden gründlich auf Schädlinge, wie z.B. Blattläuse, untersucht. 2. Zum Überwintern wird ein heller, wenig beheizter, aber frostfreier Standort gesucht. 3. Während der Wintersaison die Pflanzen nur wenig giessen. 4. Auf Dünger komplett verzichten.

Wenn die Tage wieder länger werden (ab Anfang März), die Pflanzen in größere Töpfe umtopfen, natürlich in frische Erde. Man kann einen Tomaten-Langzeitdünger hinzugeben. Werden die Pflanzen zurückgeschnitten, treiben sie neu aus. Diese Methode ist aber umstritten.

Krankheiten

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Es gibt mehrere Krankheiten.

Schädlinge

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Paprika werden vor allem durch saugende Schädlinge geschwächt. Diese entziehen der Pflanze zum einen Flüssigkeit mit den darin gelösten Nährstoffen, zum anderen können durch die entstehenden Verletzungen Viren- und Pilzkrankheitserreger in die Pflanze eindringen. Zu den wichtigsten Schädlingen gehören Blattlaus, Weiße Fliege, Rote Spinne, Thrips, Frostspanner und Trauermücken. Neben diesen Insekten sind beispielsweise auch Fressschädlinge wie Schnecken eine Gefahr für Paprikapflanzen.