Gotisch/ Band2/ Zwischenlektion1/ Geschichte

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Zwischenlektion 1
Dies ist eine Zwischenlexikon, die der Verbesserung und dem Ausbau des bisher Gelernten dienen soll.
Sie enthält kein neues Lernmaterial und kann bei Bedarf übersprungen werden:
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Die Sprache der Goten ist eng mit deren Geschichte verknüpft, die stark von den Wanderungsbewegungen durch Europa geprägt ist. Während diesen Wanderung wurden die Goten kulturell wie auch sprachlich von den angetroffenen Völkern beeinflussten, hinterließen aber auch umgekehrt Wörter in einigen heutigen Sprachen.

Geschichte - Wer waren die Goten?
Ausbreitung der Willenberg-Kultur (rot), die man mit den Goten gleichsetzt (2. Jh.)
Ausbreitung der Willenberg-Kultur (rot), die man mit den Goten gleichsetzt (2. Jh.)

Woher kamen die Goten?

Der Ursprung der Goten ist nicht geklärt. Bereits Tacitus nennt im 1. Jh. ein Volk namens Gotonen, das in der Gegend der Weichselmündung gelebt haben soll. Andere antike Geschichtsschreiber nennen Skandinavien als Heimatland. Daneben gab es zahlreiche weitere Völker ähnlichen Namens, die man versuchte mit den Goten gleichzusetzen. Dazu zählten u. a. die Geten, die Gauten und die Geaten. Im 6. Jahrhundert ließ der ostgotische König Theoderich die Historia Gothorum ("Die Geschichte der Goten") verfassen. Erhalten ist jedoch nur eine verkürzte Fassung vom gotischen Geschichtsschreiber Jordanes, genannt Getica (um 550). Nach der dort niedergeschriebenen Legende gab es einen mythischen Stammesgründer Gapt von der Insel Scandza (vermutlich Skandinavien). Von dort seien Sie nach Süden umgesiedelt. Historische Dokumente belegen diese Geschichte allerdings nicht.

Wie sind die Goten mit den anderen Germanen verwandt?

Die Goten zählen traditionell zu den sog. Ostgermanen. Zu diesen gehörten auch die Vandalen, Burgunder, Rugier und einige weitere Stämme. Die ostgermanischen Sprachen zeichnen sich durch ihre archaistischen Strukturen aus und gelten als dem Urgermanischen am ähnlichsten. Man nimmt an, dass sich das Ostgermanische bereits vor dem 1. Jahrhundert von den anderen germanischen Sprachen abspaltete. Das Nord- und Westgermanische dürfte sich Anfang des 1. Jahrhunderts getrennt haben. Inwieweit das Gotische mit den anderen ostgermanischen Sprachen verwandt war, ist aufgrund deren unzureichenden Überlieferungen nicht mehr nachvollziehbar.

Wie unterteilt man die Goten?

Die Goten werden in Ostgoten, Westgoten und Krimgoten unterteilt. Laut Getica geschah die Trennung der Ost- und Westgoten, da während einer Flussüberquerung die Brücke einstürzte. Tatsächlich datiert man die Spaltung auf um 290, nach dem sog. Gotensturm auf das römische Imperium. Die sog. Terwingen ("Waldbewohner"; von got. triu "Baum") bildeten die Visigothi ("die guten Goten") und die Greutungen ("Steppenbewohner") die Austrogothi (Bedeutung umstritten). Dies ist eine oft genannte, aber stark vereinfachte Darstellung. Entsprechend empfiehlt sich der Verweis auf die Fachliteratur. Jedenfalls deutete man später die Visigoten als Westgoten und die Austrogoten als Ostgoten. Auf der Krim ließ sich 257 ein Teil der Goten nieder. Erst durch den Einfall der Türken von 1475 wurden die Krimgoten unterworfen.

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