Gitarre: Sologitarre für Fortgeschrittene
Inhalt ausschlachten und der Sologitarre hinzufügen. Derzeit gibt es nicht genügend Inhalte für einen Fortgeschrittenen-Band, so dass man sich mit den Grundlagen begnügen muss.
Die Ansprüche an das Können eines Lead-Gitarristen sind seit den 50er Jahren immer weiter gewachsen. Besonders im Hinblick auf die Geschwindigkeit ist die moderne Sologitarre kaum noch mit den technischen Möglichkeiten der "Klassiker" wie Jimi Hendrix, Jimmi Page oder Ritchie Blackmore zu vergleichen. Um solche Geschwindigkeiten überhaupt erreichen zu können, sind vollkommen neue Ansätze notwendig.
Den Technik-Flash haben Gitarristen wie Eddie Van Halen, Yngwie Malmsteen oder Joe Satriani zu verantworten, die mit ihrer atemberaubenden Technik die ganze Gitarrenwelt auf den Kopf gestellt haben. Man darf zwar niemals vergessen, dass es neben Schallgeschwindigkeits-Licks auch zahlreiche andere Arten der Griffbrettbearbeitung gibt, es kann jedoch nicht schaden, sich wenigstens etwas in die Materie der Hightech-Gitarre einzuarbeiten.
Die neuen Konzepte ermöglichen nicht nur schnelle Soli, sie eröffnen auch im Hinblick auf die harmonischen Möglichkeiten viele neue Seiten des Lead-Gitarrenspiels. An dieser Stelle muss deshalb wieder mal betont werden, dass es hier nicht um Geschwindigkeit, sondern um neue Möglichkeiten des Solospiels geht. Würden sich die schnellen Soli bekannter Künstler nicht vor allem harmonisch anhören, wären diese Griffbrettartisten niemals berühmt geworden!
Die folgenden Kapitel erfordern unbedingt ein vorhandenes Fundament, da die dort beschriebenen Konzepte sonst nicht richtig erlernt oder eingesetzt werden können. Wichtig ist, dass bereits alle Pentatonik- und Major-Patterns verstanden und einstudiert sind, sonst ergeben die folgenden Beschreibungen nur wenig Sinn!
Häufig vorkommende Melodieläufe Bearbeiten
Bis jetzt haben wir die verschiedenen Skalen nur durch einfaches Rauf- und Runterspielen geübt. Leider ist diese Art des Übens aber auf Dauer äußerst öde, deshalb hat der eine oder andere Leser auch bestimmt schon versucht, Melodien mit Hilfe der gezeigten Patterns zu spielen.
In diesem Kapitel soll nun behandelt werden, wie man Skalen am besten üben kann. Natürlich muss anfangs immer damit begonnen werden, ein neues Pattern Note für Note rauf und runter zu spielen. Wenn das allerdings erstmal sitzt, sollte man zu den hier gezeigten Gruppierungsübungen übergehen.
Die Einteilung der Noten erfolgt in Dreier- oder Vierergruppen, da man dann für die am häufigsten vorkommenden Takte gewappnet ist. Mit diesen beiden Gruppen ist es nämlich möglich, sich in allen Unterarten des 3/4- und 4/4-Taktes sicher zu bewegen.
Die Dreier-Gruppe Bearbeiten
Bei den Dreier-Gruppen werden immer drei Noten einer beliebigen Skala nacheinander gespielt, angefangen bei ihrer ersten Note. Danach geht man zur zweiten Note der Tonleiter über, und spielt wieder drei aufeinanderfolgende Noten nacheinander, bevor man zur dritten Note der Skala übergeht...
Dieses Spiel lässt sich solange fortsetzen, bis man am Ende der Skala angekommen ist. Natürlich kann und sollte man die Dreier-Gruppen auch rückwärts üben. Dabei muss man nur bei der letzten Note der Skala anfangen und drei Noten rückwärts spielen, um anschließend bei der vorletzten Note weiterzumachen...
Als Beispiel für die Anwendung der Dreier-Gruppen soll mal wieder die C-Dur Tonleiter herhalten.
Dreiergruppen vorwärts sehen so aus:
Reihenfolge: 1-2-3 2-3-4 3-4-5 4-5-6 5-6-7 6-7-1 7-1-2 Note: C-D-E D-E-F E-F-G F-G-A G-A-B A-B-C B-C-D
Dreiergruppen rückwärts sehen so aus:
Reihenfolge: 1-7-6 7-6-5 6-5-4 5-4-3 4-3-2 3-2-1 2-1-7 Note: C-B-A B-A-G A-G-F G-F-E F-E-D E-D-C D-C-B
Pentatonische Beispiele Bearbeiten
Pentatonik-Dreiergruppe aufwärts:
Klangbeispiel: C-Dur Pentatonik 3er-Gruppe aufwärts
Pentatonik-Dreiergruppe abwärts:
Klangbeispiel: C-Dur Pentatonik 3er-Gruppe abwärts
Beispiele mit Majorpatterns Bearbeiten
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Die Vierer-Gruppe Bearbeiten
Die Vierer-Gruppe ist nur eine andere Form der Gruppierung. Man fängt hier auch beim ersten Ton einer Skala an, spielt vier Noten nacheinander und setzt dieses Schema dann beim zweiten Ton fort.
Auch hier kommt man irgendwann zwangsläufig am Ende der Skala an. Natürlich lassen sich auch die Vierer-Gruppen rückwärts spielen, dann fängt man eben auch wieder beim letzten Ton einer Skala an und spielt vier Noten rückwärts, um das Schema auf der vorletzten Note der Skala zu wiederholen.
Auch hier soll als Beispiel für die Praxisanwendung der Vierer-Gruppen wieder die C-Dur Tonleiter dienen.
Vierergruppen vorwärts sehen so aus:
Reihenfolge: 1-2-3-4 2-3-4-5 3-4-5-6 4-5-6-7 5-6-7-1 6-7-1-2 7-1-2-3 Note: C-D-E-F D-E-F-G E-F-G-A F-G-A-B G-A-B-C A-B-C-D B-C-D-E
Vierergruppen rückwärts sehen so aus:
Reihenfolge: 1-7-6-5 7-6-5-4 6-5-4-3 5-4-3-2 4-3-2-1 3-2-1-7 2-1-7-6 Note: C-B-A-G B-A-G-F A-G-F-E G-F-E-D F-E-D-C E-D-C-B D-C-B-A
Pentatonische Beispiele Bearbeiten
Pentatonik-Vierergruppe aufwärts:
Klangbeispiel: C-Dur Pentatonik 4er-Gruppe aufwärts
Pentatonik-Vierergruppe abwärts:
Klangbeispiel: C-Dur Pentatonik 4er-Gruppe abwärts
Beispiele mit Majorpatterns Bearbeiten
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Zusammenfassung Bearbeiten
Die Schemen der Dreier- und Vierer-Gruppen lassen sich auf jede beliebige Skala (auch auf Pentatonik und Arpeggios) übertragen. Dies sollte man auch unbedingt tun, denn die Gruppierung der Noten ermöglicht ein wesentlich abwechslungsreicheres und rhythmischeres Spiel der Skalen. Wenn man von vornherein alle Skalen in Dreier- und Vierer-Gruppen übt, dann hat man beim Improvisieren nicht nur die Möglichkeit verschiedene Skalen auszuwählen, sondern kann auch die gleichen Skalen auf verschiedene Weise spielen.