Geschichte der Menschheit: Entwicklung des Menschen

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Entwicklung des Menschen

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Man nimmt heute an, dass die Menschwerdung vor etwa 5-8 Millionen Jahren in Afrika begann. Stammesgeschichtlich haben sich die Vorfahren der Schimpansen zu dieser Zeit von der zum Menschen führenden Entwicklungslinie abgetrennt. Nach dem gegenwärtigen Forschungsstand hat sich der Mensch vor etwa zwei Millionen Jahren entwickelt und in lang andauernden Wanderungen über die Kontinente ausgebreitet. Die Hominisation (lat. die Menschwerdung) bezeichnet die biologische und kulturelle Entwicklung der Gattung des Menschen (Homo) im Verlauf der Stammesgeschichte. Dieser Prozess fand nach heutigem Forschungsstand in Ostafrika statt. Durch zufällige Veränderungen (Mutationen) des Erbguts, genetische und Selektionsprozesse entstanden in mehreren Ansätzen und teilweise parallel aus schimpansenähnlichen Vorfahren neue Zweige des Stammbaums, wobei aus einem davon der moderne Mensch (Homo sapiens) hervorging.

Warum von allen engen Verwandten des Menschen nur eine einzige Art übrig blieb, ist noch ungeklärt. Beispiele für Übergänge von einer Art zu einer anderen sind noch nicht gefunden worden. Da die Entstehung neuer Zweige zumeist auf nur wenige Individuen einer Kernfamilie beschränkt bleibt, wäre das aber auch äußerst unwahrscheinlich. In der Mehrzahl der Fälle findet man unvollständige Fossilien (meist nur Schädelteile, Unterkieferknochen, Zähne, Bein- und Armknochen, Teile des [Beckens etc.) von Individuen, die lediglich einem Seitenzweig der Entwicklung entstammen.

Der „Stammbaum“ des Menschen

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Evolution des Menschen ab den Australopithecinen; von unten nach oben: Ardipithecus ramidus, Australopithecus afarensis, Australopithecus africanus, Homo habilis, Homo ergaster, Homo rudolfensis, Homo erectus, Homo heidelbergensis, Homo neanderthalensis, Homo sapiens

Die Frühgeschichte der Hominiden (Menschenaffen und Homininen -alle Menschenarten-) kann etwa 32 Mio. Jahre zurückverfolgt werden. Die ersten Funde stammen aus der Provinz Madinat al-Fayyum in Ägypten. Dort konnten die Überreste von sechs verschiedenen Primatengattungen gefunden werden. Man nimmt heute an, dass die Menschwerdung vor etwa 6,5 - 5,5 Millionen Jahren in Afrika begann. Stammesgeschichtlich haben sich die Vorfahren der Schimpansen zu dieser Zeit von der zum Menschen führenden Entwicklungslinie abgetrennt.

Die frühesten aufrecht gehenden Homininen

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Nach dem Fund eines Schädelknochens im Tschad im Jahr 2001 und Funden im Rift Valley (Kenia), einem Teil des Ostafrikanischen Grabenbruchs, im Jahr 2000 gelten der Sahelanthropus tchadensis (Tschad), der auch als Toumaï bezeichnet wird, und der so genannte „Millennium-Mann“ der Art Orrorin tugenensis (Kenia) als mögliche Anwärter auf die Bezeichnung „älteste Vorläufer des Menschen“. Sollten sich die Annahmen der Experten bestätigen, gab es schon vor 6-7 Millionen Jahren aufrecht gehende Homininen.

Gegen Ende des Jahres 1994 hat ein internationales Forscherteam in der Afar-Senke (Äthiopien) etwa 5,2 bis 5,8 Millionen Jahre alte fossilierte Knochen und Zähne entdeckt, die nach Freilegung weiterer Knochenfragmente der Gattung Ardipithecus zuzuordnen sind. Wegen teils primitiverer Merkmale bilden sie jedoch die Unterart Ardipithecus kadabba.

Bereits 1994 wurden Homininen-Fossilien in Äthiopien entdeckt, die etwa 4,4 Millionen Jahre alt sind und zu einer Art gehören, die als Ardipithecus ramidus (von ramid = die Wurzel) bezeichnet wird. Diese Individuen sahen noch menschenaffenähnlich aus, konnten aber wahrscheinlich aufrecht gehen, wie 3D-animierte Computersimulationen zu belegen scheinen.

Jüngere, im Sommer 2006 in der Zeitschrift Nature veröffentlichte Genanalysen[1] des Broad Institute, eines gemeinsamen Instituts des Massachusetts Institute of Technology (MIT) und der Harvard University, legen nahe, dass eine erste Abspaltung noch wesentlich früher erfolgte und der gemeinsame Weg von Menschen- und Menschenaffenvorfahren länger dauerte und ungewöhnlicher verlief, als bisher angenommen wurde. Bei dieser Studie wurden 800fach mehr Gene als in früheren DNA-Analysen verglichen, nämlich 20 Millionen Basenpaare von menschlicher DNA, Schimpansen- und Gorilla-DNA. Die Untersuchungen bezogen sich primär auf die so genannte molekulare Uhr: Dabei wird der Verlauf der Evolution mit Hilfe von Genmutationen berechnet, die sich in besonderen „Schlüsselsequenzen“ des Erbguts abgespielt haben. Dies ermöglichte eine weit präzisere Datierung und Bestimmung der Auseinanderentwicklung von Mensch und Hominiden.

Danach teilte sich eine frühe Affenart vom gemeinsamen Vorfahren bereits vor ca. 10 Millionen Jahren ab. Die unterschiedlichen Populationen vereinigten sich jedoch einige Jahrtausende später wieder und bildeten eine Mischpopulation, die zu Kreuzungen mit den Vorfahren tendierte. Die Analysen machen einen komplizierten und etwa 4 Millionen Jahre währenden Prozess der Kreuzungen sich auseinander entwickelnder Gruppen wahrscheinlich, bis eine letztmalige grundlegende Trennung der Schimpansenvorfahren und der Vorfahren des Homo vor ca. 6,3 bis 5,4 Millionen Jahren erfolgte. Dieser letzte Genaustausch sei durch das durchgängig sehr junge Alter der X-Chromosomen belegt, die sich erst zu diesem späten Zeitpunkt in der für Menschen charakteristischen Form herausbildeten und den X-Chromosomen des Schimpansen erstaunlich ähnelten.

Dieses konkrete Szenario blieb nicht unwidersprochen, wirft aber ein neues Licht differenzierterer Betrachtungen auf den Prozess der Menschwerdung, was allgemein anerkannt wurde.

Australopithecinen

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Zu den relativ gut bekannten Vorläufern des Menschen gehören die Australopithecinen, deren Funde bisher auf Ost-, West- (Tschad) und Südafrika beschränkt sind. Nach den bisher vorliegenden Funden unterscheidet man verschiedene Arten, darunter Australopithecus anamensis, Australopithecus africanus und Australopithecus afarensis.[2]

Der erste Fund eines Australopithecus wurde 1924 in Taung im heutigen Südafrika gemacht und von Raymond Dart 1925 in der Zeitschrift Nature wissenschaftlich beschrieben. Der gut erhaltene Schädel eines ungefähr drei Jahre alten Individuums ist heute als das „Kind von Taung“ bekannt. Es gehört zur Art Australopithecus africanus. Ein ebenfalls sehr gut erhaltenes Australopithecinen-Skelett wurde 1974 von Donald Johanson in Hadar (Afar-Region), Äthiopien, entdeckt. Bei diesem Fund handelt es sich um die Knochen eines 3,18 Millionen Jahre alten Individuums, von dem sich erst später herausstellte, dass es sich um ein Männchen handelt und das unter dem Namen „Lucy“ berühmt wurde. Wissenschaftlich gehört der Fund zur Art Australopithecus afarensis. Der Knochenbau zeigt eine Verdickung unter dem Kniegelenk (zum Abfangen des Körpergewichts beim Aufrechtgehen) und weist keine tiefe Grube mehr für die Elle im Ellbogen auf (wie bei Primaten, die sich mit den Fingerknöcheln beim Gehen abstützen). Das Skelett bestätigt somit den aufrechten Gang der Australopithecinen. Lucy befindet sich heute im Nationalmuseum von Äthiopien in Addis Abeba, ein Abguss vom Original ist im Frankfurter Senckenbergmuseum zu sehen.

Die Sonderform des „Flat Faced Man“

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Etwa zeitgleich mit „Lucy“ lebte in Afrika im selben Verbreitungsgebiet der 1999 in Kenia entdeckte Kenyanthropus platyops. Wegen seines flachen Gesichtsschädels wird er auch „Flat Faced Man“ genannt. Seine Stellung als eigene Gattung neben der Gattung Australopithecus ist umstritten.

Zeittafel (nach Fossilfunden)

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Eine schematische und grobe Einteilung nach dem zeitlichen Auftreten der unterschiedlichen Hominiden-Gattungen bis hin zum Auftreten der Gattung Homo bietet die folgende Übersicht:


  Homo Paranthropus Australopithecus Kenyanthropus Ardipithecus Orrorin Sahelanthropus
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Millionen Jahre Vergangenheit


Die Gattung Homo

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Aus den Australopithecinen, womöglich aber auch aus dem „Flat Faced Man“, entwickelten sich vor zwei bis drei Millionen Jahren die ersten Vertreter der Gattung Homo, deren Fossilien insbesondere aufgrund von Werkzeugfunden zu Homo gestellt wurden.

Hierbei handelt es sich um Homo rudolfensis (benannt nach dem Rudolf-See, heute Turkana-See, in Kenia) und Homo habilis (der „geschickte“ Mensch). Als etwas jüngere Art gilt Homo ergaster. Die Verwandtschaftsbeziehungen dieser Arten sind bislang umstritten.

Vor etwa eineinhalb bis zwei Millionen Jahren entwickelte sich Homo erectus. Diese Menschenform gilt bislang als die erste, die Afrika verließ und sich über den vorderen Orient nach Europa und Asien auszubreiten begann; der erste Nachweis der Gattung Homo außerhalb Afrikas stammt allerdings von den homininen Fossilien von Dmanisi, die auf 1,8 Millionen Jahre datiert wurden und deren Anbindung an den Stammbaum der Gattung Homo ungeklärt ist. Als gesichert gilt, dass Homo erectus als erster das Feuer zu beherrschen lernte. Umstritten ist jedoch, ob die in Kenia gefundenen 1,4 Millionen Jahre alten Spuren verbrannten Lehms bereits als Feuerstellen des Homo erectus gedeutet werden können. Gesichert ist der Feuergebrauch vor 500.000 Jahren in China und vor 400.000 Jahren in der Bretagne.

Vor ca. 800.000 Jahren entwickelte sich aus Homo erectus eine Form mit größerem Gehirn, die als Homo heidelbergensis bezeichnet wird. Es ist umstritten, ob sie als eine Unterart des Homo erectus (europäische Paläoanthropologie) oder als eigene Art (angloamerikanische Paläoanthropologie) zu klassifizieren ist. Aus Homo heidelbergensis bzw. Homo erectus heidelbergensis entwickelten sich in Europa die Neandertaler (Homo neanderthalensis), während zur selben Zeit aus den in Afrika verbliebenen Populationen des Homo erectus der Homo sapiens hervorging, der heutige Mensch (siehe auch: Archaischer Homo sapiens).

Die vier genannten Menschenformen könnten sogar teilweise gleichzeitig gelebt haben, denn noch aus der Zeit von vor ca. 50.000 Jahren wurden in abgelegeneren Gebieten, so auf Java, Fossilien des Homo erectus gefunden.

Homo sapiens - Out of Africa?

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Über die Ursprünge des Homo sapiens gingen die Meinungen lange Zeit auseinander: Die sogenannte Out-of-Africa-Theorie basiert auf Fossilfunden, denen zufolge die Ausbreitung vor etwa 60.000 bis 70.000 Jahren durch eine zweite Auswanderungswelle von Homo sapiens aus Afrika in alle anderen Regionen der Erde begann. Vertreter der „multiregionalen Hypothese“ vertraten hingegen die Ansicht, dass sich lokale Populationen des Homo erectus, die viel früher aus Afrika auswanderten, mehrfach unabhängig voneinander in verschiedenen Regionen der Welt zum modernen Menschen entwickelten, wobei es in Kontaktzonen zu einer genetischen Vermischung lokaler Gruppen der dortigen frühen Menschen gekommen sei. Genetische Analysen des Y-Chromosoms und der Mitochondrien des Menschen stützen inzwischen die Out-of-Africa-Theorie. Erste Analysen von vier Milliarden Basenpaaren, die das Max-Planck-Institut in Leipzig präsentiert hat, weisen allerdings mittlerweile darauf hin, dass Neandertaler im Genom einiger moderner Menschen Spuren hinterlassen haben.[3]

Die ältesten Funde des modernen Menschen in Afrika sind etwa 160.000 Jahre alt. Außerhalb Afrikas reichen Funde des Homo sapiens bis etwa 100.000 Jahre zurück. Es handelt sich bei ihm um die einzige Menschenart, die Amerika (vor etwa 11.500 bis 15.000 Jahren, nach mancher Ansicht wesentlich früher) und Australien (vor etwa 60.000 Jahren) besiedelt hat. Homo sapiens ist zugleich der letzte Überlebende der Gattung Homo innerhalb der Familie der Hominiden.

Der Hofmeyr-Schädel aus Südafrika

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Mitte des letzten Jahrhunderts wurde nahe der Stadt Hofmeyr in der südafrikanischen Provinz Ostkap ein menschlicher Schädel gefunden, der auf ein Alter von etwa 36.000 Jahren datiert werden konnte. Diese Datierung bestätigt genetische Untersuchungen, die darauf hindeuten, dass der moderne Mensch (Homo sapiens) vom subsaharischen Teil Afrikas aus vor rund 40.000 Jahren die "Alte Welt" besiedelte, die "Out of Africa"-Hypothese. Der neu untersuchte Schädel gibt erstmals Einblicke in die Morphologie dieser subsaharischen Population.[4]. Der moderne Mensch scheint also vor etwa 40.000 Jahren aus seinem Ursprungsgebiet Afrika südlich der Sahara aufgebrochen zu sein und die Welt besiedelt zu haben. Damit schließt der Schädel eine wesentliche Lücke bei den im subsaharischen Afrika gefundenen menschlichen Fossilien, die aus der Zeit von vor etwa 70.000 bis 15.000 Jahren stammen (in Afrika das "Later Stone Age", in Europa das Jungpaläolithikum). Der Hofmeyr-Schädel weist überraschende Ähnlichkeit mit etwa gleich alten Schädeln aus Europa auf und unterstützt damit zum ersten Mal die auf genetischen Untersuchungen basierende "Out of Africa"-Hypothese.[5] [6]

Anatomische Besonderheiten und Evolution

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Ikonografie des Fortschritts. Diese überaus populäre Darstellung der (menschlichen) Evolution vermittelt die falsche Vorstellung der Evolution als einen gerichteten Verbesserungsprozess.

Fünf Merkmale unterscheiden dem US-amerikanischen Anatomen Owen Lovejoy zufolge den Menschen von den anderen hominoiden Arten: ein großer Neocortex, der aufrechte Gang, verkleinerte Schneide- und Eckzähne, materielle Kultur sowie ein einzigartiges sexuelles und reproduktives Verhalten.[7]

Aufrechter Gang

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Aufgrund der Skelettmerkmale zahlreicher Fossilfunde konnte belegt werden, dass sich der aufrechte, zweibeinige Gang des Menschen deutlich früher entwickelte als die starke Vergrößerung des Gehirns.[8] Richard Leakey zufolge ist diese Veränderung derart einzigartig, „dass wir berechtigt sind, alle Arten von zweibeinigen Menschenaffen als menschlich (human) zu bezeichnen.“[9] Eine so weitgehende Festlegung ist allerdings in Fachkreisen umstritten, da nicht alle Fossilfunde von zumindest zeitweise aufrecht gehenden, menschenaffen-ähnlichen Individuen der unmittelbaren Vorfahrenreihe des Menschen zuzuordnen sind.[10]

Hirnentwicklung

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Die Vergrößerung des Gehirns lässt sich nach neueren Erkenntnissen mit Mutationen der Kaumuskulatur oder des Keilbeins in Verbindung bringen.

Fest steht, dass unter allen Primaten der Homo sapiens den kleinsten Kauapparat und den größten Gehirnschädel besitzt. Die Mutation, die dafür sorgte, dass sich die Muskulatur des Kauapparates zurückbildete, wodurch das Gehirn mehr „Platz“ für eine Vergrößerung vorfand, erfolgte vor etwa 2,4 Millionen Jahren. Erst seit jener Zeit lassen sich Funde menschlicher Fossilien mit runderen Schädeln, flacheren Gesichtern, kleineren Zähnen und einem schwächeren Gebiss nachweisen. Schimpansen und andere Primaten verfügen nach wie vor über das intakte, nicht mutierte Gen, was bei ihnen für die Bildung einer kräftigeren Kaumuskulatur und eines größeren Kiefers sorgt, jedoch die Vergrößerung des Gehirnschädels verhindert hatte.[11][12]

Anpassungen bei Australopithecinen

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Eine Klimaveränderung, ausgelöst durch die plattentektonische Hebung Ostafrikas, bewirkte eine weitgehende Versteppung des angestammten Lebensraums. Diese Grassteppe bot in erster Linie Nahrung für Grasfresser (Paarhufer, Wiederkäuer), die es vorher schon, meist in kleineren Formen, als Waldbewohner gab. Diese traten nun bald in großen Herden auf, und weil sie zahlreicher wurden, konnten sich auch Raubtiere und Aasfresser vermehren.

So differenzierten sich zwei Typen von Vormenschen. Die eine Strategie war eine biologische Anpassung an das neue zellulosereiche Nahrungsangebot. Australopithecus robustus und andere Arten entwickelten als Anpassung eine gewaltige Kaumuskulatur und entsprechend mächtige Zähne. Die Muskulatur setzte dabei an einem deutlich sichtbaren Knochenkamm auf dem Scheitel des Schädels an. Es gab verschiedene, meist mächtige und große Primaten, die diese ökologische Nische zu nutzen versuchten, die allerdings allesamt wieder ausstarben.

Eine andere Strategie war die des Fleischfressers. In den Anfängen dürfte sich dies aber auf Aas und Beuteraub beschränkt haben, da der Mensch weder die Fähigkeit besaß, als Raubtier größere Beutetiere zu stellen, noch über Klauen oder Zähne verfügte, die geeignet gewesen wären, ein Beutetier zu töten oder aufzubrechen. Sehr wahrscheinlich kam es hier zum ersten Werkzeuggebrauch, indem zufällig gefundene scharfkantige Steine dazu benutzt wurden, Beutetiere aufzubrechen. In dieser Phase der Evolution gab es also primitiven Werkzeuggebrauch und sehr wahrscheinlich auch einfache Formen der Kommunikation.

Die frühe Menschheit stand unter einem starken Selektionsdruck. Die anderen Lebewesen der Steppe waren schon seit Millionen von Jahren an ihre Umgebung angepasst. In körperlicher Leistung konnte man es nicht mit ihnen aufnehmen. Jedoch verfügten die Affen über ein leistungsfähiges Gehirn.

Der größte evolutionäre Schritt war dann aber wohl die Entwicklung der Jagd. Kommunikation und Waffen wurden dabei so weiterentwickelt, dass der frühe Mensch sein biologisches Manko durch kulturelle Leistungen aufhob und nun befähigt war, selbst zu jagen.

Aber damit war die biologische Evolution nicht abgeschlossen. Unter dem Selektionsdruck, Werkzeuge und Kommunikation zu verfeinern, und dem Angebot von reichlich hochwertigem Eiweiß waren höhere intellektuelle Fähigkeiten von Vorteil. Nachdem der Mensch schon Jahrmillionen zuvor den aufrechten Gang erworben hatte, entwickelte er nun auch ein größeres Gehirn. Da sich das weibliche Becken unter Einfluss des aufrechten Ganges aber nicht an den wachsenden Kopfumfang des Neugeborenen anpassen konnte, kamen diese zu einem biologisch immer weiter vorverlegten Termin, also immer weniger weit entwickelt und immer mehr und länger auf Brutpflege angewiesen, zur Welt. Zudem war mehr Zeit nötig, um die Fähigkeiten von den Erwachsenen zu erlernen (vertikale Proliferation im Gegensatz zur horizontalen Proliferation durch Vererbung). Die Evolution half mit der „Erfindung“ der Pubertät. Die Entwicklung der Keimzellen wird für einige Jahre gestoppt, wodurch eine längere Zeit von Kindheit und Jugend entsteht, die es dem Menschen ermöglicht, alle überlebensnotwendigen Fähigkeiten zu erlernen (Neotenie). Das menschliche Gehirn wächst bis zum 23. Lebensjahr; bei den Primaten ist es nach 6 bis 12 Monaten ausgewachsen. Das ermöglicht eine verlängerte Lernphase. Die Geschlechtsreife findet jedoch schon vorher statt, (Menschen)Affen werden im Verhältnis zu ihrer mentalen Reife erst „spät“, mit 6 bis 7 Jahren, geschlechtsreif.

Eine weitere biologische Anpassung war das Schwitzen am gesamten Körper. Die ersten Primaten regulierten ihre Körpertemperatur vermutlich wie andere Säugetiere über die Atmung, was den Umfang der Wärmeabfuhr stark einschränkte. Kein anderer Primat verfügt über eine so hohe Dichte an Schweißdrüsen wie der Mensch. Er nutzte nun zur Wärmeabfuhr den ganzen Körper und wurde damit in puncto Ausdauer und Anpassungsfähigkeit den meisten Tieren überlegen. Außerdem ermöglichte das Schwitzen, auch unter großer Hitze oder Anstrengung die Kommunikationsfähigkeit über die Sprache zu erhalten. Wirklich effektiv war die Fähigkeit zu schwitzen jedoch nur, wenn kein Fell die Luftzirkulation behinderte. In der Folge wurde der Mensch also weitgehend unbehaart. Eigentlich ist es effektiver, ein kurzes Fell wie das eines Löwen zu tragen. Wärmeabsorption und UV-Schädigung sind auf nackter Haut weitaus höher. Jedoch war wohl der Selektionsdruck so stark, dass die Vorteile durch die Kühlung alle Nachteile aufwogen. Später entwickelte der Mensch als Ersatz schützende Kleidung, die ihm das Überleben in kälteren Regionen ermöglichte.

Behaarung

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Auffallend ist eine geringe Körperbehaarung; selbst bei Primaten der wärmsten Regionen ist die Körperbehaarung dichter. Daher wird die relative Nacktheit des Menschen in Bezug gebracht mit seiner Fähigkeit, sich am Feuer zu wärmen sowie sich zu kleiden und ein Vorteil wird beim Lausen gesehen.

Das Gesicht des Menschen ist teilweise arm an Behaarung, im Gegensatz zu anderen Primaten. Die Funktion des nackten Gesichtes wird darin gesehen, die beim Menschen sehr ausgeprägte Mimik in ihrer Erkennbarkeit zu unterstützen.

Der Bart des Mannes kann dahingehend gedeutet werden, ihn auf Entfernung als erwachsen und männlich zu identifizieren. Dem wirkt die Kultur mit Rasur entgegen, vielleicht um die Mimik besser zur Geltung kommen zu lassen, insbesondere nachdem geschlechtsspezifische Kleidungen in nördlichen und gemäßigten Breiten entwickelt wurden.

Sexualverhalten

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Genetisch determinierte Besonderheiten
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  • Versteckter Eisprung: Die Fruchtbarkeit von Tierweibchen wird in der Regel durch körperliche oder Verhaltens-Signale mitgeteilt, damit in dieser Phase eine Befruchtung stattfinden kann; bei Menschen ist dies nicht der Fall, die fruchtbare Phase ist für beide Geschlechter kaum ohne hochentwickelte Diagnostik erkennbar.
  • Anders als bei fast allen Tieren wird Sexualität bei Menschen nicht nur zu bestimmten, genetisch fixierten Zeiten (Brunftzeiten) praktiziert. Menschen können grundsätzlich ganzjährig miteinander sexuell verkehren, und der Geschlechtsakt ist weniger stark als bei den Tieren mit der Fortpflanzung verbunden. Die jederzeit praktizierte Sexualität ist aber auch bei den nächsten Verwandten des Menschen angelegt: Sowohl Bonobos als auch Schimpansen sind für ihr ausgeprägtes Sexualverhalten bekannt.
  • Geschlechtsverkehr ist in vielfältigen Positionen möglich, die eher häufig praktizierte zugewandte Lage kommt bei anderen Primaten - außer beim Orang Utan - nicht vor und ist auch sonst selten im Tierreich. Der Nutzen des vis-a-vis könnte in der Kommunikation liegen.
  • Der direkten Ansicht verborgene primäre Geschlechtsorgane bei der erwachsenen Frau.
  • Eine Hervorhebung der adulten primären Geschlechtsorgane durch deutlich abgesetzte Schambehaarung bei sonst geringer Behaarung ist im Tierreich einzigartig. Die Funktion könnte darin liegen, Menschen im unbekleideten Zustand auf größere Entfernung hinweg als adult zu erkennen.
  • Beginn der Fruchtbarkeit im Vergleich zu anderen (auch langlebigen) Primaten erheblich verzögert.
  • Beendigung der Fruchtbarkeit von Frauen: Ab einem Alter von ca. 50 Jahren erleben Frauen durch die Wechseljahre ein Ende ihrer Fruchtbarkeit.
Kulturell etablierte Besonderheiten
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  • Kopplung von Schamgefühl und Sexualität: Menschen sind die einzige Spezies, die kulturell Scham für Sexualität entwickeln kann; Geschlechtsverkehr findet üblicherweise unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, während Tiere in der Regel vor den Augen der Artgenossen kopulieren.
  • „Offizielle“ Monogamie: Dieses umstrittene Merkmal bezieht sich darauf, dass viele (nach einer anderen Position: die meisten) menschlichen Kulturen mehr oder weniger langfristige Paarbeziehungen zwischen einer Frau und einem Mann zum Zweck der Kinderaufzucht kennen. Relativ selten kommen offizielle Polygynie oder Polyandrie vor. Die offizielle Monogamie ist allerdings nachweisbar gekoppelt mit einer Neigung beider Geschlechter zu „Seitensprüngen“ („Kombinierte Fortpflanzungsstrategie“).
  • Vorschriften und Verbote von Sexualpraktiken in vielen (oder den meisten) Kultur- und Religionsvorschriften.

Eine Reihe von Autoren vertritt die Position, dass der versteckte Eisprung, die Sexualität zum Vergnügen und die Privatheit des Sexualaktes Merkmale sind, die die Bindung des Mannes an eine Frau, d.h. die zur Kinderaufzucht notwendige langfristige wirtschaftliche Kooperation von Paaren begünstigt haben. Die Beendigung der Fruchtbarkeit der Frau ab einem Alter, in dem die Lebensgefährdung durch eine Geburt eine bestimmte Schwelle überschreitet, komme ebenfalls der Kinderaufzucht zugute und habe sich deshalb in der Evolution bewährt und durchgesetzt.

Weitere anatomische und kulturelle Besonderheiten

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Zu den anatomischen Besonderheiten zählen vor allem die leistungsfähige Greifhand, das größere Gehirn, der aufrechte Gang und sehr modulationsfähige Stimmbänder als Voraussetzung für die Fähigkeit des Sprechens.

Zu den kulturellen Merkmalen zählen die extrem gesteigerte Fähigkeit zu kollektivem Lernen durch Sprache (d.h. symbolische Kommunikation), Kooperation und Technikeinsatz (Feuer, Werkzeuge, Landwirtschaft etc.). Mit zunehmender Leistungsfähigkeit der menschlichen Technik wächst die Abhängigkeit von ihr und gleichzeitig der Aufwand, der bei der Kinderaufzucht zur Weitergabe des technischen Wissens betrieben werden muss, bis die Nachkommen sich relativ selbständig ernähren und wiederum fortpflanzen können. Dieser wachsende Aufzuchtaufwand wirkte über hunderte von Generationen als Selektionsdruck auf Anatomie und Sexualphysiologie zurück.

  1. Nick Patterson, Daniel J. Richter, Sante Gnerre, Eric S. Lander, David Reich (2006): Genetic evidence for complex speciation of humans and chimpanzees. In: Nature, Bd. 441 (29. Juni 2006), S. 1103-1108.
  2. Ferner wird eine Sonderlinie von Australopithecinen mit einem robusteren Gebiss neuerdings zur Gattung Paranthropus gezählt.
  3. Siehe Pressemitteilung und Pressemappe des Max-Planck-Instituts für evolutionäre Anthropologie vom 6. Mai 2010 „Der Neandertaler in uns“.
  4. "Aus dieser Population stammen die Vorfahren aller heute lebender Menschen ab", so Teamleiter Grine (Science vom 12. Januar 2007)
  5. F. E. Grine, R. M. Bailey, K. Harvati, R. P. Nathan, A. G. Morris, G. M. Henderson, I. Ribot und A. W. G. Pike: Late Pleistocene Human Skull from Hofmeyr, South Africa and Modern Human Origins. In: Science vom 12. Januar 2007.
  6. Max-Planck-Gesellschaft: „Hofmeyr-Schädel unterstützt "Out of Africa"-Theorie“ Pressemitteilung vom 12. Januar 2007
  7. Owen Lovejoy: The Origin of Man. Science, Band 211, 1981, S. 341–350, – „Five characters separate man from other hominoids – a large neocortex, bipedality, reduced anterior dentition with molar dominance, material culture, and unique sexual and reproductive behavior.“
  8. Owen Lovejoy, ein Anatom an der Kent State University, bezeichnete 1988 den Übergang zum aufrechten Gang als die augenfälligste Veränderung der Anatomie, die man in der gesamten Evolutionsbiologie bisher nachgewiesen habe. (C. Owen Lovejoy: Evolution of Human Walking. Scientific American, November 1988, S. 118–125)
  9. Richard Leakey: The origin of humankind. Phoenix, a division of Orion Books Ltd., 1995, S. 13
  10. www.pbs.org: The Transforming Leap, from Four Legs to Two. Eine Übersicht zum Stand der Forschung
  11. Nach Ansicht der US-Anthropologin Andrea Taylor, die die Gebiss-Anatomie sowie die Nahrungsgewohnheiten der Menschenaffen näher studierte, ist jedoch die Annahme, dass sich das menschliche Gehirn allein wegen der Rückbildung der Kiefer- und Kaumuskulatur entfalten konnte, nicht schlüssig. Sie untersuchte das Verhältnis des Kauapparates zum Rest des Schädels bei Berg- und Flachland-Gorillas, Schimpansen und Bonobos und fand keine signifikanten Unterschiede im Gebiss von Blatt- und Obstfressern. „Unsere Ergebnisse zeigen zwar, dass einige Körpermerkmale vielleicht mit den Nahrungsunterschieden der afrikanischen Menschenaffen zusammenhängen. Als einziger Grund für diese Abweichungen in der Körpergestalt scheidet die Ernährung jedoch aus.“ Für die Vergrößerung des menschlichen Gehirnschädels müssten laut Taylor andere Einflüsse wie eine veränderte Umwelt in Betracht gezogen werden.
  12. Während seit den 80er Jahren des 20. Jahrhunderts die Entwicklung des aufrechten Ganges vor allem als Reaktion auf veränderte Umweltbedingungen zurück geführt wurde, kommen französische Forscher wie die Paläontologin Anne Dambricourt-Malassé und die Kieferorthopädin Marie Josèphe Deshayes durch langjährige vergleichende anatomische Untersuchungen zu einem ganz anderen Schluss: Für sie spielt die Evolution des Keilbeins, eines geflügelten Knochens, den der menschliche Embryo als ersten Knochen im mittleren Schädelbereich ausbildet und welcher einen Teil der Schädelbasis sowie den hinteren Bereich der Augenhöhle formt, die entscheidende Rolle bei der Entwicklung des aufrechten Ganges und des Schädels im Laufe der Hominisation. Ihrer Ansicht nach hat die Lage und die Form des Keilbeins, welches sich durch ständige Mutationen immer wieder verändert, einen entscheidenden Einfluss auf die Ausbildung des Gebisses, die Verflachung des Gesichtsschädels und auf die Vergrößerung des Hirnschädels gehabt.