Ein Schlaganfall (apoplexia cerebri) ist eine plötzliche („schlagartige“) Funktionsstörung des Gehirns. Durch verschiedene Ursachen erhalten die Nervenzellen im Gehirn zu wenig Sauerstoff und Nährstoffe und gehen dadurch zugrunde. Die betroffenen Hirnregionen fallen aus. Andere Begriffe für einen Schlaganfall sind Apoplexie (umgangssprachlich Apoplex), apoplektischer Insult, Hirninsult oder Hirninfarkt.

craniale Computertomographie

Werden die Symptome früh erkannt und rechtzeitig behandelt, so lässt sich der Schaden am Hirn unter Umständen begrenzen; teilweise können andere Regionen des Gehirns die Funktionen der ausgefallenen Bereiche übernehmen.

Ursachen

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Die Durchblutungsstörungen im Gehirn können durch verschiedene Vorgänge ausgelöst werden:

  1. Wie beim Herzinfarkt kann ein Blutgerinnsel, Fettpfropf oder Plaque eine hirnversorgende Arterie verschließen und die Blutzufuhr unterbrechen (Hirninfarkt) und damit sowohl die Sauerstoff- als auch die Nährstoffversorgung erheblich beeinträchtigen. Dadurch kann es zu Ausfällen bestimmter Gehirnfunktionen kommen.
  2. Das Platzen eines Blutgefäßes oder einer Gefäßmissbildung (Aneurysma) im Gehirn kann einen Bluterguss (Hämatom) verursachen. Dadurch entsteht Druck auf Gehirnteile, deren Funktion dadurch ausfällt. Risikofaktoren für eine solche Hirnblutung sind unter anderem Bluthochdruck und Hypercholesterinämie.

Hirninfarkt und Hirnblutung sind von Ersthelfern und vom Rettungsdienst nicht zu unterscheiden und bedürfen weitergehender Diagnostik. Standardmethode ist die Computertomographie des Kopfes.

Erkennen

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Die Symptome sind von der betroffenen Hirnregion abhängig und im Allgemeinen unspezifisch. Häufige Symptome eines Schlaganfalls sind:

  • plötzliche Schwäche (Hemiparese) oder Gefühlsstörungen einer Körperseite,
  • halbseitige Lähmungen im Gesicht –> hängender Mundwinkel (Facialisparese),
  • Verlust der Sprechfähigkeit oder Schwierigkeiten, Gesprochenes zu verstehen,
  • eine plötzliche Sehstörung, vor allem das Fehlen des halben Gesichtsfeldes auf beiden Augen,
  • Wahrnehmungsstörungen (Neglect),
  • vorübergehende Doppelbilder,
  • plötzlich einsetzender Schwindel mit Gangunsicherheit,
  • Unfähigkeit, eigenen Speichel zu schlucken,
  • Übelkeit und Erbrechen
  • Bewusstseinstrübung bis hin zur Bewusstlosigkeit

Die Kombination einer Halbseitenlähmung mit einer gleichzeitig auftretenden Bewusstlosigkeit ist eher selten. Wenn sie auftritt, ist sie ein prognostisch ungünstiges Zeichen.

Seltenere Symptome sind:

  • plötzlich auftretende sehr heftige Kopfschmerzen,
  • unkontrollierter Harn- und/oder Stuhlabgang (Inkontinenz),
  • Cheyne-Stokes-Atmung.

Eine Forschungsgruppe um Amy Hurwitz (Universität North Carolina in Chapel Hill) vereinfachte einen Standardtest zur Diagnose eines Schlaganfalls. So können selbst Laien vor dem Eintreffen ärztlicher Hilfe die Situation beurteilen. (Quelle: Bild der Wissenschaft online)

Die Komponenten:
  • Kann der Patient normal lächeln?
  • Kann der Patient beide Arme korrekt heben und oben halten?
  • Kann der Patient einen einfachen Satz verständlich formulieren?

Gefahren

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  • Bewusstlosigkeit
  • Einatmen von Mageninhalt oder Speichel (Aspiration) durch Schluckstörung oder Bewusstlosigkeit
  • Atem- und Kreislaufstillstand
  • Stürze
  • Es ist möglich, dass die plötzlich aufgetretenen Symptome bestehen bleiben (bleibende halbseitige Lähmung der Muskeln, Taubheitsgefühl, Zittern, Sprachstörungen, Sehstörungen).

Sofortmaßnahmen

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  • schnellstmöglich Notruf veranlassen mit Hinweis „Verdacht auf Schlaganfall“
  • ansprechen, Patienten beruhigen
  • Lagerung des Patienten mit erhöhtem Oberkörper
  • gegebenenfalls bei Bewusstlosigkeit: stabile Seitenlage
  • gegebenenfalls bei Atem-/Kreislaufstillstand: Herz-Lungen-Wiederbelebung
  • Betreuen des Patienten bis zum Eintreffen des Rettungsdienstes
  • ständige Kontrolle der Vitalfunktionen: Herzaktion (Puls), Atmung, Bewusstsein

Weitere Maßnahmen durch den Rettungsdienst

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  • Sauerstoffgabe über Maske, Nasensonde oder Sauerstoff-Brille mit 6–8 l/Min.

Ziel ist die ausreichende Oxigenierung des Blutes zu normalen bis hochnormalen Werten (SpO2 97–99 %).

  • Medikamentengabe über venösen Zugang (z. B. zur Regulation des Blutdrucks, evtl. Gabe von Glucose bei zu niedrigem Blutzucker)
  • schnellstmöglicher Transport in eine Klinik mit Schlaganfall-Einheit (engl. Stroke Unit), sofern der Patient dafür in Frage kommt
  • Lagerung: Oberkörper hoch, paretische Körperteile (Arm oder Bein) weich lagern; bewusstlose Patienten in stabiler Seitenlagerung (ggf. Intubation erwägen)
  • Notarzt zur Transportbegleitung