Einführung in die Theorien der internationalen Beziehungen/ Historisches


2. Historische Entwicklung der Theorien der internationalen Beziehungen Bearbeiten

Internationales System Bearbeiten

Als Beginn dessen, was heute unter internationalen Beziehungen verstanden wird, kann in Europa der Dreißigjährige Krieg gesehen werden. So sprach der schwedische Reichskanzler Bengt Gabrielsson Oxenstierna in dieser Zeit erstmals von der hohen Bedeutung der „Balance of Power“ – allerdings damals noch bezogen auf das Innere des Heiligen Römischen Reiches.

Auch die Bedeutung des Westfälischen Friedens und der Westfälischen Verträge, die den Dreißigjährigen Krieg im Jahre 1648 beendeten und ebenfalls als Beginn der Geschichte der internationalen Beziehungen verstanden werden können, ist hervorzuheben. Mit diesen Verträgen wurden wichtige Schritte in die Richtung des uns heute bekannte modernen Staatssystems unternommen, der Begriff Herrschaft aufgenommen und das mittelalterliche auf religiöser Legitimation basierende System Europas überwunden.

Durch diese Entwicklung wurde die Bildung moderner Staaten mit organisierter Bürokratie, Diplomatie und Militär wesentlich gestützt. Nicht zuletzt durch Kolonialisierungen fand dieses in Europa wurzelnde System weltweite Verbreitung. Grundlegend für das heutige internationale System sind das Ende des Kalten Krieges und die Unabhängigkeit der meisten ehemals kolonialisierten Gebiete und deren Gründung eigener souveräner Staaten.

Neben dem Dreißigjährigen Krieg und dem Westfälischen Frieden, der Kolonialpolitik und späteren Unabhängigkeit der Kolonialgebiete sind der Zweite Weltkrieg und die beispiellosen nationalsozialistischen Verbrechen (Holocaust), der Ost-West-Konflikt und dessen Ende im Jahr 1990 wichtige Eckpunkte in der Geschichte der internationalen Beziehungen und auch für die Theorienbildung der internationalen Beziehungen innerhalb der Politikwissenschaft bedeutend.

Die Geschichte der IB-Theorie Bearbeiten

Erste Ansätze einer theoretischen Reflexion zwischenstaatlicher Beziehungen finden sich bei Niccolò Machiavelli (1469–1527) und sind also historisch am Beginn der Neuzeit und in etwa parallel zu den ersten Entwicklungen in Richtung neuzeitlicher Nationalstaaten zu verorten. Neben Niccolò Machiavelli greifen die heute etablierten Theorien der internationalen Beziehungen (IB-Theorien) auch auf Ausführungen so bedeutender politischer Philosophen und Ideengeschichtler wie Thomas Hobbes und Jean-Jacques Rouseau (Anarchie im internationalen System / Realismus) und Immanuel Kant (Frieden durch Demokratisierung / Idealismus, Theorie des Demokratischen Friedens, konstruktivistische Ansätze) zurück. Daneben ist hier auch Karl Marx, dessen Theoriebildung für die Erklärung internationaler ökonomischer Zusammenhänge fundamental ist, zu nennen. Der Marxismus innerhalb der IB-Theorie wird üblicherweise als eigenständige Theorie gesehen, darüber hinaus sind Marxsche Grundlagen aber auch für postmoderne Theorien wie den Neogramscianismus bedeutend.

Der Teilbereich internationale Beziehungen etablierte sich innerhalb der Politikwissenschaft aber erst etwa um 1900 – so können sich die bis hier genannten politischen Philosophen und Ideengeschichtler auch keinesfalls als Vertreter dieses politikwissenschaftlichen Teilbereiches verstanden haben.