Die sechs Frauen von Heinrich VIII./ Katharina von Aragón

Katharina von Aragón: „Meine Augen verlangen nur nach dir. Lebwohl.“
Quelle: Letzte Worte aus ihrem letzten Brief an ihren Mann Heinrich VIII. von England

Als Kind nahm Katharina von Aragón an einem der größten Ereignisse in der Geschichte der Menschheit teil. Im Auftrag ihrer Mutter Isabella hatte Christoph Kolumbus am 12. Oktober 1492 die Neue Welt entdeckt und die Grundlage für das spätere spanische Weltreich, in dem die Sonne nicht unterging, geschaffen. Als Kolumbus im Triumphzug durch Spanien zog, war Katharina gerade erst 7 Jahre alt.

Die Spanische Krone förderte Christoph Kolumbus

In England hatte König Heinrich VII. in der Schlacht von Bosworth Field das Heer des Hauses York unter Richard III. geschlagen und damit die Rosenkriege beendet. Er konnte jedoch seinen Thronanspruch nur sehr vage und beruhend auf einer illegitimen Nachkommenschaft begründen. So sah er sich selber als ein König durch Eroberung der Krone. Heinrich Tudor sah es als wichtigste Aufgabe an, seine Macht als Monarch zu stärken und seine oberste Gewalt zu sichern. Die Heirat seines Sohnes mit der spanischen Prinzessin würde seinen Anspruch weiter verbessern und ein starkes Bündnis zwischen England und Spanien würde entstehen. Sein Sohn Arthur war jedoch auch erst 6 Jahre alt.


Im September 1501 verließ Katharina Spanien. In der Saint Paul’s Cathedral heiratete die 16-Jährige den 14 Jahre alten Thronfolger am 14 November 1501.

Katharina von Aragón
Arthur, Prinz von Wales

Als Prinz von Wales entsandte man Arthur nach Ludlow Castle an der walisischen Grenze, um dem Rat von Wales vorzusitzen, wobei Katharina ihn begleitete. Schon kurz nach der Heirat wurden beide schwer krank. Nur Katharina überlebte das Fieber und wurde bereits nach vier Monaten Ehe Witwe. Nach dem Willen seines Vaters sollte nun der 12-jährige neue Thronfolger, der künftige Heinrich VIII., Katharina von Aragón heiraten, sobald er 14 Jahre alt würde. Der Levitikus der Bibel verbietet es, die Witwe seines Bruders zu heiraten. Nachdem die Hofdamen jedoch bezeugt hatten, dass die Ehe mit Arthur wegen der Jugend des Paares nicht vollzogen worden sei, erteilte Papst Julius II. einen Dispens, und die Ehe mit Arthur Tudor wurde für ungültig erklärt. Als Isabella I. von Kastilien am 26. November 1504 starb, wurden diese Heiratspläne zunächst auf Eis gelegt. Die Engländer warteten ab und nahmen neue Heiratsverhandlungen auf. Heinrich sollte nun Eleonore von Kastilien heiraten, die Tochter des neuen Königs von Spanien, Philipp dem Schönen. Als jedoch Philipp I. im Jahr 1506 starb und seine Frau Johanna dem Wahnsinn verfiel, wendete sich das Blatt wieder zugunsten Katharinas, die während dieser Zeit in England verblieb.

Königin von England

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Am 21. April 1509 starb Heinrich VII. Am Sterbebett soll er seinen Sohn gebeten haben, die als Prinzessin von Wales überaus populäre Katharina von Aragón nun doch zu heiraten.

Nur wenige Wochen nach der Hochzeit war Katharina schwanger, hatte jedoch im Mai 1510 eine Totgeburt, ein Mädchen. Das zweite Kind, Prinz Heinrich, wurde am Neujahrstag 1511 geboren, starb aber nach 52 Tagen. Katharina hatte dann eine Fehlgeburt, gefolgt von einem weiteren früh verstorbenen Sohn. Im Jahr 1514 fiel Heinrich im Zuge der Italienischen Kriege mit seiner Armee in Frankreich ein und ernannte Katharina zur Regentin während seiner Abwesenheit. Mit einer großen Armee von 30.000 bis 40.000 Mann setzte er nach Calais über und eroberte dort die Stadt Thérouanne. Der schottische König Jakob IV., der durch die Auld Alliance mit Frankreich verbündet war, erklärte England den Krieg. Katharina schickte eine Armee nach Norden. Der Feldzug fand kurze Zeit später seinen blutigen Höhepunkt in der Schlacht von Flodden Field. Nahe der englisch-schottischen Grenze fielen der schottische König und mit ihm viele hochrangige Adlige sowie zehntausend seiner Untertanen.

Im Februar 1516 gebar Katharina im Palast von Placentia in Greenwich, London, die Tochter Mary, später Königin Maria I. von England. 1518 brachte sie ein totes Mädchen zur Welt. Seit einigen Jahren wird vermutet, dass Heinrich sich bei einer Mätresse mit Syphilis angesteckt hatte und diese Krankheit an seine Frauen weitergab, wodurch die Schwierigkeiten Katharinas und auch seiner späteren Frauen mit ihren Schwangerschaften und Geburten erklärt wären (Anna Boleyn hatte eine Totgeburt, Jane Seymour starb im Kindbett, Katharina Parr und ihr Kind ebenfalls, ihr Kind stammte jedoch von ihrem späteren Ehemann Thomas Seymour). Weil sich kein männlicher Thronnachfolger einstellte, begann Heinrich zu glauben, seine Ehe sei verflucht und eine Bestätigung des Buches Leviticus, nachdem eine Ehe eines Mannes mit der Frau seines Bruders kinderlos bliebe. Als abzusehen war, dass Katharina keine Kinder mehr zur Welt bringen würde, begann man damit, ihre Tochter Maria auf die Rolle der Thronfolgerin vorzubereiten. Ab 1520 verschlechterte sich das Verhältnis zwischen Heinrich und Maria rapide.

Prozess und Exil

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Heinrich hatte in den späteren Ehejahren eine Reihe von Mätressen. Elisabeth Blount gebar ihm sogar einen Sohn, Heinrich Fitzroy. Spätestens seit Ende 1526 war Anne Boleyn, eine von Katharinas ehemaligen Zofen und Schwester der früheren Mätresse Mary Boleyn, die Geliebte Heinrichs VIII. Aus den Jahren 1527 und 1528 sind 17 Liebesbriefe des Königs an sie erhalten geblieben. Anne verführte den König systematisch. Sie war ehrgeizig und ihr Ziel die Krone Englands. Mit Hilfe des Kardinals Thomas Wolsey wurde Katharina der Lüge bezichtigt, als sie den Nichtvollzug ihrer Ehe mit Arthur bestätigt hatte, so dass ihre Ehe in Gottes Augen unrecht sei. Im Juni 1529 wurde ein Verfahren gegen Katharina eingeleitet. Es kam jedoch zu keiner Entscheidung, und der Fall wurde nach Rom an Papst Clemens VII. übergeben.

Nach fünf Jahren des Wartens forderte Heinrich im März 1534 den Papst Clemens VII. auf, der Scheidung zuzustimmen. Der Papst lehnte ab, auch wegen der Tatsache, dass Katharinas Neffe Karl V., Kaiser des Heiligen Römischen Reiches, die Macht über das Papsttum hatte. Nachdem Heinrich heimlich Anna Boleyn geheiratet hatte, verabschiedete er am 23. Mai 1533 eine Parlamentsakte zur Annullierung seiner Ehe mit Katharina. Die päpstliche Ablehnung der Annullierung der Ehe trieb die Reform der englischen Kirche und die Etablierung der Kirche von England voran und gipfelte im Bruch mit der römisch-katholischen Kirche. Katharina lehnte die Einwilligung in die Scheidung ab und ging vor Gericht, verlor aber und wurde gezwungen, den königlichen Hof zu verlassen. Sie wurde von ihrer Tochter (die als illegitim erklärt wurde) getrennt und in fern gelegene Schlösser geschickt, wo man hoffte, dass sie sich unter den demütigenden Umständen in das Unvermeidliche fügen werde; sie aber akzeptierte die Scheidung nie und unterzeichnete ihren letzten Brief mit "Katharina die Königin". Zu dieser Zeit erfuhr sie, dass die Ehe Heinrichs mit Anna sich zum Schlechten wandte; sie hatte die Hoffnung nicht aufgegeben, dass er eines Tages zu ihr zurückkehren würde.

Katharina starb 1536 an einer Krebserkrankung auf Schloss Kimbolton und wurde in der Kathedrale von Peterborough mit der Zeremonie der Witwe eines Fürsten von Wales, nicht der einer Königin beigesetzt. Weder Heinrich gab ihr das letzte Geleit, noch erlaubte er dieses Prinzessin Maria.


Quelle: Wikipedia, deutsche Ausgabe, Artikel Katharina von Aragón

Stichwortauflistung

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Mutter   Isabella I. (Kastilien)

1502   Katharina von Aragón reist nach England

1502 Heirat mit   Arthur Tudor

1509   Heinrich VII. stirbt

1514 Krieg gegen Frankreich und Schottland

Heirat mit   Heinrich Tudor

Besuch von   Johanna von Kastilien

1520 Field of the Cloth of Gold

1525 Beginn von   Anne Boleyn und The King's Great Matter