Die sechs Frauen von Heinrich VIII./ Katharina Parr

Katharina Parr (engl. Catherine Parr), zeitgenössische Schreibweise Katherine Parr ((* 1512) († 7. September 1548) in Schloss Sudeley bei Winchcombe, Gloucestershire) war die sechste und letzte Gattin von König Heinrich VIII. und für 5 Jahre Königin von England und Irland. Sie wurde 1512 als erstes Kind von Sir Thomas Parr von Kendal († 1517) und Maud Greene († 1529) geboren. Sie hatte zwei Geschwister, William (* 1513) und Anne (*1514).

Catherine Parr

Leben Bearbeiten

Katharinas Vater verstarb früh und vererbte sein Vermögen seiner Frau. Diese verheiratete sich nicht mehr, sondern konzentrierte sich auf die Erziehung und gute Verheiratung ihrer Kinder. Wahrscheinlich wurde Katharina schon als Kind zur Erziehung zu einem Onkel in den Norden Englands geschickt und erhielt die damals übliche Ausbildung einer adeligen Tochter.

1529 heiratete sie mit siebzehn Jahren Edward Borough, Sohn von Thomas Lord Borough, den Haushofmeister von Königin Anne Boleyn. Ihr Mann starb bereits drei Jahre nach der Hochzeit, ohne dass Katharina schwanger geworden war. 1533 heiratete sie den vermögenden John Neville, Lord Latimer von Snape, der zwei Kinder mit in die Ehe brachte. Durch die Verbindungen ihres Mannes zum königlichen Hof in London lernte Katharina Thomas Seymour kennen und verliebte sich in ihn. Noch zu Lebzeiten ihres zweiten Mannes schickte auch Heinrich VIII. ihr Geschenke, und nach dem Tode von Lord Latimer am 2. März 1543 brachte er sein weitergehendes Interesse zum Ausdruck.

Katharina war mit 31 Jahren zwar schon zweimal verheiratet, aber noch immer kinderlos. Doch die Pflicht und Aufstiegschancen gegenüber ihrer Familie überwogen bei ihrer neuerlichen Heiratsentscheidung. Sie schrieb Thomas Seymour, dass ihr eigener Wille von einer "höheren Macht" besiegt worden sei. Am 12. Juli 1543 heirateten Katharina Parr und Heinrich VIII. in Hampton Court im Beisein der königlichen Töchter Maria I. von England und Elisabeth I. von England.

Thomas Wriothesley, 1. Graf von Southampton, pries Katharina Parr als "Frau, die meinem Urteil zufolge wegen ihrer Tugend, Weisheit und Sanftmut für Seine Hoheit am besten geeignet ist, und ich bin sicher, dass Seine Majestät nie eine Gemahlin hatte, die Seinem Herzen angenehmer ist als sie."

Katharinas Familie erhielt zwar die üblichen Ämter bei Hofe, aber das Kräftespiel der rivalisierenden Familien bei Hofe, den Howards und Seymours, blieb im Gleichgewicht. Von der neuen Königin (Katharina wurde nie gekrönt) erwartete man, dass sie bei Zwistigkeiten bei Hofe ausglich, den Launen des Königs widerstand und den Kindern eine gute Freundin und Mutter war. All das meisterte sie mit Bravour. Auch lernte Katharina Latein und rief einen Diskussionskreis ins Leben, der sich mit theologischen Problemen und Bibellesungen befasste.

Als Heinrich ein Jahr nach ihrer Hochzeit, zusammen mit dem deutschen Kaiser, Krieg gegen Frankreich führte, setzte er Katharina als Regentin ein und ließ sie die Staatsgeschäfte führen. Sie wurde auch zum Vormund der drei Kinder bestimmt. Während dieser Zeit begann sie, Gebete abzufassen. Diese schrieb sie in Englisch, obwohl diese üblicherweise in Latein geschrieben wurden, ein Zeichen, dass sie wie auch die zweite Frau Heinrichs Anne Boleyn eine moderne Anschauung von Religion hatte. Das wurde noch deutlicher, als sie 1545 ihr erstes Buch (dt. "Gebete und Meditationen") veröffentlichte. Das Buch wurde ein großer Erfolg, und Katharina begann, an einem zweiten Buch zu arbeiten (dt. "Die Klage eines Sünders"). Sie war eine von acht Frauen, die in England während der Regierungszeit von Heinrich VII. und Heinrich VIII., d. h. in 60 Jahren, überhaupt Drucksachen veröffentlicht hat. So soll sie u. a. auch Kontakte zu der Protestantin Anne Askew gehabt haben, die als Ketzerin verbrannt wurde.

Heinrich, der zwar die anglikanische Kirche begründete, war selber noch katholisch. Katharina versuchte nun, den alten König zum Konvertieren zu bewegen. Als der Lordsiegelbewahrer Stephen Gardiner das in Erfahrung brachte, ließ er ein Verfahren gegen sie einleiten. Im letzten Moment gelang es ihr, den König zu beschwichtigen. Ihre Worte wären nur das bedeutungslose Gerede einer Frau und von keiner Bedeutung, sagte sie dem König. Stephen Gardiner jedoch fiel in Ungnade und wurde seiner Ämter enthoben.

Am 28. Januar 1547 starb Heinrich. Katharina war zum dritten Mal Witwe. Der erst neunjährige Eduard VI. von England, der ihr schon vorher liebenswürdige Nachrichten schickte, schrieb ihr am 7. Februar 1547 einen in Latein verfassten Kondolenzbrief an seine "allerliebste Mutter", den er mit "Vale, Regina veneranda" (dt. Lebt wohl, bewundernswerte Königin) beendete.

Nur kurze Zeit später heiratete sie Thomas Seymour heimlich, wahrscheinlich Ende Mai 1547. König Eduard gab nachträglich am 25. Juni seine offizielle Zustimmung. Zwar war sie Königin-Witwe ohne politischen Einfluss, aber hatte noch die Kinder ihres Mannes in ihrer Obhut. So lebten die vierzehnjährige Elisabeth I. von England und die zehnjährige Großnichte Heinrichs VIII., Jane Grey (engl. Jane Grey) bei ihr. Trotz des angenehmen und freundschaftlichen Umgangs schickte Katharina Elisabeth I. von England Mitte Mai 1548 nach Cheshunt, da sich ihr Mann Thomas Seymour zu offensichtlich um die junge Frau bemühte. Mit dieser Entscheidung wahrte Katharina vor allem den Ruf der in der Thronfolge an zweiter Position stehenden jungen Elisabeth.

Ende August 1548 brachte Katharina Parr mit 36 Jahren auf Schloss Sudeley ihr einziges Kind, eine Tochter namens Mary, zur Welt. Jane Grey fungierte als Patin. Sechs Tage nach der Geburt, am 7. September 1548, verstarb Katharina am Kindbettfieber.

Nachruf Bearbeiten

In ihrem Testament vermachte sie ihren Besitz Thomas Seymour. Dieser wurde im März 1549 als Anführer hingerichtet. Sein gesamtes Eigentum fiel an die englische Krone. Die Tochter Mary Seymour erhielt am 21. Januar 1550 ihr großes Vermögen zurück, starb aber höchstwahrscheinlich bald darauf, da von ihr nichts weiter überliefert ist.

Katharina Parr war dreieinhalb Jahre lang Königin. Sie galt als vorbildliche Gattin für Heinrich VIII., die nicht nur ergeben den kranken und gefährlich launischen König pflegte, sondern sich auch um seine Kinder kümmerte. Katharina förderte Gelehrte, Geistliche und spielte keine unwichtige Rolle bei der Durchsetzung der protestantischen Partei am Hofe. Sie lebte und wirkte gemäß ihrem Motto: "Nützlich sein in allem, was ich tue." (engl. "To be useful in all that I do.").

Ihre Leiche wurde in der St. Mary Schlosskapelle von Schloss Sudeley (St. Mary's Sudeley) beigesetzt. Leider geriet ihr Grab bald in Vergessenheit, so dass erst 1782 ihr Sarg von einem Mann namens John Locust im Grab in der verfallenen Schlosskapelle entdeckt wurde. Er öffnete den Sarg und fand eine sehr gut erhaltene Leiche nach 234 Jahren. Nach Entnahme einer Haarlocke wurde der Sarg wieder ins Grab verbracht. Erst 1817 wurde der Sarg nach mehreren Öffnungen durch Unbefugte im Zuge von Restaurierungsarbeiten offiziell wieder geöffnet, aber nur noch ein Skelett vorgefunden. Zunächst wurden die sterblichen Überreste in die Gruft des damaligen Schlossherrn überführt. Später wurde von Sir John Scott ein würdiges Marmorhochgrab für die tote Königin dort errichtet.

Literatur Bearbeiten

Weblinks Bearbeiten


  • Quelle: Wikipedia, deutsche Ausgabe, Katharina Parr