Die Herren von Romrod: Die Aufzeichnungen von Karl Dotter


Die folgenden Aufzeichnungen finden sich in den Mitteilungen des Geschichts- und Altertumsvereins der Stadt Alsfeld, Vierte Reihe Nr. 5/6 (1913). Titel: Auszug bis zur Veräußerung von Romrod an die Landgrafen von Hessen.

Schloß Romrod

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Eine Stunde südlich von Alsfeld, an der großen Heerstraße, die von Gießen über Grünberg nach Niederhessen führt und die den Namen „die Straße durch die kurzen Hessen“ trägt, liegt an der Antrifft das Städtchen Romrod, einst der Sitz eines mächtigen und angesehenen Adelsgeschlechts und späterer Lieblingsaufenthalt der hessischen Fürsten.

Die Herren von Romrod

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1197 erscheint der erste aus dem Geschlechte derer von Romrod. Ludwig v. Romrod siegelt in diesem Jahre eine Urkunde. Ueber die Gründung der Burg und ihre ältesten Besitzer herrscht völliges Dunkel. Man geht wohl nicht fehl, wenn man die Erbauung jener alten Wasserburg gegen Ende des 12. Jahrhunderts annimmt. Von dem ursprünglichen Schlosse ist heute nichts mehr erhalten; die jetzigen Gebäude stammen aus späterer Zeit. Im Schutzbereich der Burg siedelten sich Bewohner an, und so entstand das Dorf Rumerode, das 1339 urkundlich erscheint. Das Romroder Geschlecht war reich begütert und angesehen. Es besaß die Gerichte zu Hopfgarten und Getürms, Teile der Gerichte zu Kirtorf und Zell, Güter zu Billertshausen, Angenrod, Leusel, Alsfeld, Eifa, das Dorf Dotzelrod, mehrere Dörfer und Güter in dem Riedeselischen und in der Gegend von Grebenau (Anm. d. Verf.: Das Gericht Schwarz). Ein Zweig der Familie besaß auch das feste Bergschloß Herzberg. Als erster Besitzer desselben erscheint um 1298 Heinrich v. Romrod, der zugleich Marschall von Hessen war. Das Amt, das damals noch nicht erblich war, kam nach seinem Tode an die Familie von Eisenbach. Diese Familie war anscheinend mit denen von Romrod verwandt. Auffallend ist die Aehnlichkeit der Wappen beider Geschlechter. Heinrichs Nachfolger und vermutlicher Sohn, Friedrich v. Romrod, nannte sich gewöhnlich nach seinem Schlosse Herzberg. Er erscheint von 1300 bis etwa 1340. Mit seinem Tode starb dieser Seitenzweig der Familie von Romrod aus.

Für das Ansehen des Geschlechts spricht nicht nur der Umstand, daß Glieder desselben häufig Heiraten mit Angehörigen aus dem höheren Adel eingehen, sondern auch die Tatsache, daß sich Romröder in hohen und einflußreichen Stellungen finden. Friedrich v. Romrod war Abt zu Fulda (1383 - 1395), Apel und Kurt v. Romrod erscheinen 1413 als fürstliche Amtleute zu Fürstenstein und Friedewald. Ein anderer, Hermann v. Romrod, war um 1339 Komtur des Johanniterordens zu Grebenau. Für die Bedeutung der Familie spricht ferner der Umstand, daß sich zahlreiche benachbarte Adelige unter den Burgmannen zu Romrod vorfinden. Als solche erscheinen die v. Storndorf (1338), v. Altenburg (1338), v. Trohe (1339), Riedesel (1353), v. Eisenbach (1385), v. Ehringshausen u. a. Sie hielten auf ihren Besitzungen einen besonderen Amtmann (1353), da Romrod schon frühe Amt und Gericht war. Im Sternerkriege traten die Romröder auf die Seite der Gegner der Landgrafen, obwohl dieser damals bereits Mitbesitzer der Burg war. Sie waren jedoch unter den ersten, die sich den Landesherren wieder unterwarfen.

Hätte die Familie v. Romrod alle zahlreichen Besitzungen in einer Hand zu halten und zu mehren gewußt, so hätte sie sich den höheren Adel anschließen können. Durch Erbteilungen und Verpfändung ihrer Besitztümer schwächte sich die Familie jedoch derart, daß sie bald zu Bedeutungslosigkeit herabsank und ihren angestammten Wohnsitz ganz verlor.[1] Der Verfall des Geschlechts beginnt in der letzten Hälfte des 14. Jahrhunderts. Einer von ihnen, Wilhelm v. Romrod, verlegte sich aufs Räuberhandwerk. Er erscheint 1410-1423 als Raubritter. In der Folgezeit findet man eine Familie von Romrod noch im Besitz einiger Fuldischer und Hersfelder Lehen. Ob diese später vorkommenden Herren von Romrod mit dem älteren Geschlecht verwandt sind, ist noch nicht klar erwiesen, aber sehr wahrscheinlich.[2] Beide Familien führten das gleiche Wappen. Mitglieder der jüngeren Familie findet man in Buttlar (1569), Zimmersrode, auf Schloß Holzheim, zu Schrecksbach (1680, 1747 und später). zu Lüder und Nieder-Bieber. Reinhard Ludwig v. Romrod zu Nieder-Bieber (1697) trat zu katholischen Glauben über. Lukas Wilhelm, Wolf Adam und Johann Heinrich v. Romrod verkauften 1686 ihre Güter an den Landgrafen Karl von Hessen-Kassel. Um die Mitte des 19. Jahrhunderts ist die Familie erloschen. Die Herren v. Romrod führten in ihrem Wappen im goldenen Feld eine schwarze, mit zwei Türmen bewehrte Burg mit Mauerzinnen und Tor. Der mit schwarz-goldenen Helmdecken überdeckte Topfhelm wird von zwei schwarzen Aesten überragt (ursprünglich zwei Türme). Aehnliche Wappen führten die Herren v. Eisenbach und v. Altenburg.

Romrod im Besitz der hessischen Fürsten

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Agnes v. Westerburg, die Tochter Alberts des Jüngeren v. Romrod, besaß die eine Hälfte von Romrod und verkaufte dieselbe an Landgrafen Heinrich und Otto von Hessen. Da Otto bereits im Jahre 1366 starb, so muß dieser Verkauf vor genanntem Jahre geschehen sein. Die andere Hälfte besaß die Tochter Friedrichs v. Romrod, genannt vom Herzberg, mit Namen Metze v. Lisberg. Diese hatte ihren Teil unter Vorbehalt des Wiederkaufs bereits 1358 an die von Erfe verkauft. Wegen der ganerbschaftlichen Verbindung mußte den Landgrafen dieses Wiederkaufsrecht auch zustehen. Sie haben davon Gebrauch gemacht.

In welchem Jahr das Schloß Romrod mit allen seinen Zugehörungen in den endgültigen Besitz der Landgrafen von Hessen übergegangen ist, läßt sich nicht mit Sicherheit feststellen. Es mag dies ums Jahr 1400 geschehen sein. Die Landgrafen ließen ihren neuen Besitz durch Amtleute verwalten. 1432 erscheint „Hermann Rytesile“ als Amtmann zu Romrod und Ulrichstein, 1426 Henne von Gilsa.


Anmerkungen zu Dotter:

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1. Romroder zog es schon früh nach Osthessen und Thüringen. Es lassen sich einige Linien weiter verfolgen, sodass sichergestellt ist, dass die Familie v. Romrod weiterblühte, nachdem sie im Alsfelder Bereich im Mannesstamm erlosch. Eine hatte 1455 noch Besitz um Alsfeld, z. B. das Gericht Schwarz, zu Dotzelrod u. s. f., den sie jedoch im genannten Jahr veräußerte. Nachweise dazu finden sich in der Regestensammlung des Verfassers und in den Stammtafeln am Schluss dieser Abhandlung.

2. Augenscheinlich beziehen sich die Forschungen von Karl Dotter überwiegend oder ganz auf die Aufzeichnungen von Landau und Dr. Steiner (s. a. Anm. 3).

3. Quellen: Karl Dotter gibt Quellen an, welche sich auf die Zeit der Landgrafen als Besitzer des Schlosses Romrod beziehen, die Bau- u. Verwaltungsakten beinhalten und das Jagdwesen der Landesfürsten beschreiben. Sie sollen dem interessierten Leser und Forscher nicht vorenthalten werden:[Unklarheit 1]

  • Bauakten des Schlosses Romrod,
  • Rechnungen der Oberforstmeister am Vogelsberg (1560-1820),
  • Teichrechnungen (1600-1680),
  • Amts-, Geld-, Frucht-, Forst- u. Teichrechnungen von 1770 ab,
  • Rechnungen des Vorwerks Romrod 1643 im Staatsarchiv Darmstadt.
  • - Die Wein- und Jahresrechnungen der Stadt Romrod von 1552 ab, im Stadtarchiv Romrod; Stadtakten daselbst.
  • - Akten des Stadt- und Pfarrarchivs zu Alsfeld.
  • - Bauakten des Großherzogl. Hochbauamts Alsfeld.
  • - „Die Jagd“ in „Bilder aus der hessischen Vorzeit“ von C. F. Günther, Darmstadt 1853.
  • - Landau „Ritterburgen“ Bd. 1. - Archiv für hessische Geschichte Bd. III. 1.
  • - Mitteilungen des Geschichts- u. Altertumsvereins der Stadt Alsfeld, I.-III. Reihe.


Anmerkungen

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  1. Die Geschichte der Herren von Romrod herrscht noch ziemliche Unklarheit. Die darüber vorhandenen Aufsätze von Landau Ritterburge) und Dr. Steiner (Archiv f. hess. Geschichte, Bd. III, 1842) widersprechen einander in vielen Punkten.
  2. Vgl. Stammbuch des blühenden und abgestorbenen Adels in Deutschland. III. Band, S. 276 (Regensburg 1865).


Unklarheiten

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  1. Wie sind die Spiegelstriche im Gegensatz zur Auflistung einzuordnen?