Die Herren von Romrod: Die Aufzeichnungen des Georg Landau


Ritterburgen Bd. I (1832), VI. Romrod

Bearbeiten

Nicht auf hohen Berges Stirne,
Sondern tief in Thales Grunde,
Zwischen Häusern still und traulich
Streben meine Mauern auf.

In einem niedern, rings von Wald umschlossenen und von der Antreff bewässerten Thale, liegt eine Stunde südlich von Alsfeld das großherzoglich hessische Städtchen Romrod. Zwischen seinen Wohnungen erhebt sich, jedoch mit diesen gleich liegend, ein Schloß, von nicht geringem Umfange, welches an der Stelle der alten Stammburg des niederadelichen Geschlechts von Romrod, erst im sechzehnten Jahrhundert aufgeführt wurde. Reich begütert war diese Familie, aber schon frühe brach sie ihre Kraft durch Theilungen und Verkäufe. Ueber den Ursprung der Stadt Romrod sind keine Nachrichten bekannt. Wahrscheinlich war sie eher vorhanden, als das Schloß, weil man Thalburgen gewöhnlich in schon vorhandene Orte baute und nicht frei und blos hinzusetzen pflegte. Noch im Jahr 1451 wird sie das Thal vor dem Schlosse Romrod genannt.

Der erste bekannte von der Familie ist: Ludwig, der in einer Urkunde des Abts Heinrich III von Fulda vom Jahre 1197 sich als Zeuge findet[1]. Seine Söhne waren, wie es scheint, Conrad und Hermann. Hermann war 1231 Zeuge in einer Urkunde der Grafen Gottfried und Bethold von Ziegenhain[2] und in demselben Jahre auch bei einem Tauschvertrage der Klöster Spießkappel und Immichenhain[3]. 1234 befand er sich im Gefolge der Landgrafen Heinrich und Hermann von Thüringen, als diese zu Homberg eine Urkunde ausstellten[4]. Im Jahre 1236 zog er im Gefolge des jungen Landgrafen Hermann II. (Sohnes der Hl. Elisabeth) und dessen Oheims des Landgrafen Heinrich Raspe, mit nach Italien. Man findet ihn daselbst in einer Urkunde des Bischofs Gregor zu Perugia, als Zeuge.[5] Conrad war Zeuge in einer vom Abte Conrad von Fulda 1228 zu Bibra ausgestellten Urkunde.[6]

In der Mitte des dreizehnten Jahrhunderts lebten Hermann und die beiden Gebrüder Albert und Ludwig von Romrod. Vermuthlich waren sie Söhne der vorher genannten Conrad und Hermann. Hermann, Ritter, bezeugte 1289 eine Urkunde des Abtes Heinrich von Hersfeld[7] und erscheint 1295 als todt. Seine Wittwe Lukarda stiftete in dem letzten Jahre in der Kirche zu Hünfeld für ihre Eltern Berthous von Mackenzell und Elisabeth, dessen Hausfrau, sowie für ihren Gatten Hermann und Sohn Hermann, eine Seelenmesse, wozu sie Güter in Neukirchen anwies. Hermann hinterließ drei Kinder: Friedrich, Hermann und Adelheid.[8] Nachkommen von diesen lassen sich nicht angeben, obgleich sie jeden Falls solcher hinterlassen.

Albert und Ludwig, Gebrüder und wahrscheinlich Söhne jenes Conrad’s, findet man zuerst 1256, in welchem Jahre sie einen Pachtvertrag des Kloster Spießkappel beurkunden.[9] 1264 verkaufen sie das Dorf Reimenrod (2 St. v. Alsfeld) und verschiedene Güter in Racenberg und Lutzele dem Kloster Haina für 20 Mark.[10] Albert bezeugte 1259 zu Alsfeld einen, zwischen Conrad von Schlitz und Rudolph von Ohmen (Ohmna) geschehenen Verkauf.[11] 1263 befand er sich unter den Bürgen für die Herzogin Sophie von Brabant in dem Felde vor Langsdorf.[12] 1266 findet man ihn zu Marburg als Zeuge in einer Urkunde des Landgrafen Heinrich I. von Hessen.[13] Albert war im Jahre 1271 bereits gestorben. Er hinterließ mit seiner Gattin Adelheid fünf Kinder, Heinrich Gisela, Adelheid, Elisabeth und Albert. Mit diesen Kindern und ihrem Schwager Ludwig verkaufte jene Adelheid 1272 das Dorf Heimertshausen (1 St. v. Kirtorf) an den deutschen Orden zu Marburg, gleichwie an denselben im Jahre 1274 das Dorf Bysenrod.[14]

Albert II. erscheint im Jahre 1272 zuerst. 1278 findet er sich in einer Urkunde seines Bruders Heinrich als Knappe. 1305, wo man ihn im Besitze der Ritterwürde findet, hatte er einen Streit mit den Johannitern zu Grebenau, wegen eines Hofes Romrod (Rumerode) bei Lauterbach, den am 24. November der Stadtrath zu Alsfeld dahin beilegte, daß Albert und seine Gattin Jutte und seinen Söhnen auf jenen Hof verzichtete und der Orden ihm dafür 5 Mark Denare und 12 Talente Heller zahlte.[15] Nachdem Albert sein Leben genossen, entschloß er sich, noch in den geistlichen Stand zu treten. Schon 1307 bezeichnet er sich als Geistlicher, bei Gelegenheit der Sühne zwischen dem Abte und dem Stadtrathe zu Hersfeld.[16] 1308 nennt er sich Rector in Schlitz;[17] 1323 würzburgischer Domherr in einer Urkunde seines Neffen Friedrich vom Hirzberg. 1317 verbürgte er sich für seine Schwägerin Elisabeth, Wittwe des Edeln Conrad von Waldenstein, welche ihn Pleban in Schlitz nennt.[18] 1320 und 1335 findet er sich als Erzpriester in Lauterbach.[19] Im Jahre 1335 schenkte er seine Güter zu Salmes, Welche von Bertl von Salmes erkauft, dem Kloster St. Johannisberg bei Hersfeld zu einer ewigen Seelenmesse.[20] 1339 findet man ihn auch als Subdiacon zu Fritzlar.[21] Seine Söhne waren: Johannes, Hermann, Godbert, Albert, Friedrich, Heinrich und Ludwig.

Johannes erhielt 1322 vom Stifte Fulda ein Burglehen auf Lauterbach mit 60 Mark cölln. Denar. angewiesen, wogegen er sein freies Gut zu Werniches (Wernings? = Wernges) einsetzte.[22] 1322 wurde er auch Burgmann des Stiftes Hersfeld im Schlosse Hattenbach und versprach, daselbst zu wohnen.[23] Er starb vor dem Jahr 1353 in welchem seine Wittwe mit ihren Söhnen zwei Vorwerke zu dem Buchholze (jetzt ein Försterhaus bei Gonterskirchen) und zu Goringen (ein ausgegangenes Dorf zwischen Romrod und Schellnhausen) von ihrer Verwandtin Mechtilde von Lisberg und deren Sohne Friedrich für 200 Gulden wiederkäuflich an sich brachte.[24] Die Söhne waren Albrecht und Johann. Ersterer folgte 1358 seinem Vater in dem Lauterbacher Burglehen, und Johann, der Bechte von Linden zur Hausfrau hatte, findet sich 1356 als Burgmann zu Alsfeld.[25]

Hermann, Albrecht II. Sohn, wurde 1335 vom Landgrafen Heinrich in seinem Bündnisse mit dem Abte Heinrich VI. von Fulda zum Schiedsrichter ernannt.[26] Er hatte mit seiner Gattin Sophie von Otto von Romrod verschiedene Güter im Versatze, wegen deren Wiedereinlösung er 1374 eine Urkunde ausstellte.[27] Gotbert (nicht Gottfried) findet sich von 1317 bis 1335 als fritzlarscher Domherr.[28] Albrecht III. findet sich 1308 als Zeuge in einer Urkunde Erwins von Altenburg.[29] 1320 verzichtete er auf einen von seinem Bruder Friedrich vergabten Hof zu Iba. 1344 muthete er für Mechtilde von Hirzberg gewisse Lehngüter.[30] Friedrich wurde Johanniter-Ritter und schenkte 1303 der Comthurei zu Grebenau ein Gut zu Iba.[31] 1335 wurde er zu einem Obmann im Vertrage zwischen Fulda und Hessen bestellt.[32] 1336 nennt er sich Comthur zu Grebenau; er nahm das Dorf Salmes vom Kloster Johannisberg auf Lebenszeit für jährlich zehn Pfund Heller in Pacht, welches er 1341 durch eine Urkunde bestätigte, in der jedoch nur von jährlich sechs Pfund die Rede ist.[33] Heinrich wurde Geistlicher und 1320 Abt von Hersfeld, welchem Amte er bis 1326 vorstand. Ludwig bezeugte 1311 einen Vertrag des Landgrafen Otto mit seinem Bruder, beim Bischofe Ludwig von Münster.[34] 1350 verpfändete er an seinen Schwager Johann von Eisenbach sein Gericht Hopfgarten, die Vogtei zu dem Engelmaß, zu dem Hauswartz Hauswurz), zu dem Spurkelniß und das halbe Dorf Darkelnrode für 300 Pfund Heller.[35]

Heinrich, Albrechts I. Sohn und Albrecht II. Bruder. Er findet sich zuerst im Jahre 1270. 1278 bezeugte er eine Schenkung an die Johanniter zu Grebenau.[36] 1289 am 14. April war er bei seinen Verwandten auf dem Schlosse Löwenstein, wo er eine Urkunde Sibodos, Herrn von Itter, bezeugte.[37] Im Jahre 1296 findet er sich als Marschall des Landgrafen Heinrich I. von Hessen.[38] Er befand sich in diesem Jahre bei dem Lehnsauftrage des Schlosses Löwenstein von seinem Schwager Werner von Löwenstein-Westerburg an den Landgrafen Heinrich I., gleichwie bei der Eröffnung der Burg Itter durch Heinrich Herr zu Itter.[39] Auch war er 1297 gegenwärtig, als sein genannter Schwager dem Landgrafen das Schloß Boken lehnbar machte.[40] Im Jahre 1298 nahm er mit seiner Gattin Mathilde seine Burg Herzberg vom Landgrafen zu Lehn.[41] Wie lange seine Familie schon im Besitze dieser Burg war, oder ob er sie selbst erst erworben, läßt sich nicht ermitteln, denn man findet sie vor dieser Zeit nirgends genannt. Heinrich wurde durch den mainzischen Domherrn Grafen Gottfried von Ziegenhain in dem Städtchen Nidda ermordet.[42] Er hinterließ drei Söhne, Friedrich, Hermann und Richolf.

Hermann findet sich meistens mit der Familie von Löwenstein. 1289 war er mit seinem Vater auf dem Löwenstein. 1290 bezeugte er zu Wildungen eine Urkunde des Grafen Otto von Waldeck,[43] 1302 eine Urkunde seines Oheims Werner von Löwenstein-Westerburg,[44] und war mit diesem 1303 in dem Gefolge des Erzbischofs von Mainz auf der Burg Hardenberg.[45] 1306 bezeugte ereine Urkunde Ditmars von Waldeck gen. Opolt.[46] Wie es scheint, war er verheirathet gewesen und hatte Werner zu Sohne; aber dessen ungeachtet trat er noch in den geistlichen Orden der Johanniter und findet sich 1323 als dessen Comthur zu Grebenau.[47] Sein genannter Sohn Werner trat gleichfalls in den geistlichen Stand. 1309 findet man ihn bei dem Lehnsauftrage des Schlosses Urf,[48] und in einer anderen Urkunde Werners von Löwenstein-Westerburg von demselben Jahr, als Domherr zu Fritzlar,[49] sowie 1314 als dasiger Capitular und Subdiacon. Er lebte noch 1345, wo man ihn als Official findet.[50]

Friedrich, Heinrich ältester Sohn, nannte sich gewöhnlich von dem, von seinem Vater vererbten, Schlosse Herzberg. Er hatte eine Tochter Reinhards von Altenburg zur Ehe. Dieser Reinhard verkaufte, um sich von seinen vielen Schulden zu befreien und um das versprochene Ehesteuergeld für seine Tochter bezahlen zu können, das ihm zugehörende Schloß Altenburg dem Landgrafen Heinrich I. von Hessen, wogegen ihm dieser versprach, beide für ihn zu bezahlen.[51] Im Jahre 1307 befand fand er sich bei der Aussöhnung des Abtes von Hersfeld mit der Stadt Hersfeld. 1315 zog ihn mit seinem Bruder Richolf - der sich nur in dieser einzigen Nachricht findet - der damalige Erzbischof von Mainz auf seine Seite. Beide Brüder versicherten ihn ihren Hülfe und ihres Beistandes gegen den Landgrafen von Hessen und öffneten ihm nicht allein den Herzberg, sondern auch ihre Hälfte von Romrod.[52] Doch schon im Jahr 1318 ließ Friedrich sich mit seiner Gattin Sophie vom Landgrafen wieder von neuem mit dem Herzberge belehen und versprach demselben die Oeffnung gegen alle Feinde.[53] 1323 stiftete er für seinen verstorbenen Vater eine Seelenmesse im Kloster Blankenau und wies zu derselben Güter in Westenfeld an.[54] 1330 verkaufte er mit seiner Gattin das Gut Salmanns an Erban von Uffhausen, mit der Bedingung, dem Kloster St. Johannesberg bei Hersfeld davon alljährlich gewisse Naturalgefälle ( 1 Limaas Korn, 1 Gans und 2 Hühner) zu geben.[55] Im Jahre 1333 focht er mit in dem Kriege gegen die Herren von Treffurt und wurde 1335 in einem Bündnisse Hessens und Fuldas zum Obmanne niedergesetzter Schiedsmänner ernannt. Im Jahre 1340, wo er sich neben vielen, meistens buchischen, Rittern in einem Urtheile Heinrichs von der Tann zum Frankenberge findet, erhielt er von seinem Schwiegersohne Bertold Herrn zu Lisberg die Hälfte seines Theils der Burg Lisberg für 300 Pf. Heller verpfändet.[56] 1343 gab er an den Knappen Eckhard von Schorbach ein Gut zu Dutzelnrode (Dotzelrod, ein Weiler bei Alsfeld), zu seinem Burglehn auf dem Schlosse Romrod.[57] Er starb noch in diesem Jahr oder im Anfang des zukünftigen Jahres und hinterließ keine Söhne, sondern eine Tochter Mechtilde (Metze), welche er ums Jahr 1332 mit Berthold Edelherrn zu Lisberg verehelicht hatte. In diesem Jahre erkannte Berthold die Lehsherrlichkeit des Landgrafen über den Herzberg förmlich an.[58] 1344 belehnte Landgraf Heinrich auf die Bitte Albrechts von Romrod, Bertholds Gattin mit den Ganerben-Gütern ihres Vaters.[59] Von Berthold und Mechtilde gingen die ererbten romrodschen Besitzungen auf ihren Sohn Friedrich Herrn zu Lisberg über. Dieser, in Gemeinschaft mit seiner Mutter und seinem damals noch lebenden Bruder, versetzte seinen Antheil an Romrod 1358 den von Erfa für 600 Mark. Der Landgraf suchte sich deshalb wegen seines Lehnsrechts zu sichern und die Ritter Heinrich d. Ä. und d. J. von Erfa mußten ihm 1372 einen Burgfrieden beschwören und versprechen, die Ablösung der Pfandschaft ihm 14 Tage vorher wissen zu lassen.[60] Vermöge der ganerbschaftlichen Verbindung, hatte der Landgraf ein Einlösungsrecht, weshalb auch Friedrich dem Landgrafen versprach, das, was er an die von Erfa etwa über die Pfandsumme zahlen müßte, zu erstatten.[61] Wann die Landgrafen von diesem Rechte Gebrauch machten, ist nicht bekannt. Doch geschah es noch vor Ablauf des Jahrhunderts, wahrscheinlich kurz nach 1372; denn Landgraf Heinrich wurde schon 1374 wegen Romrods mit Friedrich in eine Fehde verwickelt, von der aber nichts bekannt ist, als was eine Urkunde von Friedrichs Mutter Mechtilde, darüber enthält, in welcher sie die Sühne ihres Sohnes bestätigt.

Ich kehre nun zurück zu Albert I. Bruder Ludwig, welcher der Stammvater einer eigenen Linie wurde. Im Jahre 1270 verkaufte er mit seinem Bruder Richolf und seines Bruders Sohne einen halben Zehnten zu Salmannshausen dem Kloster Haine und ersetzte denselben, weil er ziegenhainisches Lehen war, durch Güter in Goringen.[62] 1272 verkaufte er mit seinen Kindern und seiner Schwägerin das Dorf Heimertshausen mit allen Menschen und Zubehörungen dem deutschen Orden. 1273 verkauften sie demselben Orden das Dorf Neuenhain mit allen Zubehörungen, eine Mühle zu Hittesdorf (Hutzdorf), sammt dem Müller und seiner Familie und eine halbe Manse zu Reperode;[63] wozu auch Adelheid und ihre Kinder ihren Consens ertheilten. 1274 besiegelte Ludwig eine Verkaufsurkunde. 1275 bezeugte er zu Alsfeld eine Urkunde Bertholds von Ihringshausen,[64] gleichwie 1276 eine seiner Blutsverwandten von Altenburg.[65] Er findet sich zuletzt 1287, wo er einer Sühne des Abtes von Fulda mit den von Schlitz beiwohnte[66] und hinterließ eine Tochter Elisabeth und einen Sohn Richolf. Schon im Jahre 1272 findet man diesen letzteren mit seiner Gattin Gisela; 1274 bezeugte er eine Urkunde seiner Tante Adelheid, sowie 1278 eine Urkunde seines Vetters Heinrich von Romrod. Später trat er in die Dienste des Bischofs Berthold von Würzburg und focht dessen Fehde gegen die Grafen von Henneberg und Castell, in der er seine Tapferkeit mit dem Tode besiegelte. Nachdem jene die Stadt Schwarzach, am linken Mainufer, den 13. Mai 1283 zerstört, wandten sie sich auch gegen das nicht ferne Kloster, aus welchem sie aber Ullrichs von Haune standhafter Widerstand bald wieder verdrängte und zum Rückzuge nötigte. In der Zwischenzeit eilte der Bischof mit den Seinen, worunter sich auch Richolf befand, der bedrängten Stadt zu Hülfe und folgte, da er den Feind nicht mehr fand, dem Zuge desselben nach. Zwischen Schwarzach und Kissingen erreichte er ihn. An den Ufern des Mains erhob sich nun eine blutige Schlacht; mannhaft wurde von beiden Seiten gekämpft, bis endlich die Feinde mit dem Verluste von 500 Toden und vielen Gefangenen zurückwichen. Doch theuer hatte der Bischof den Sieg errungen, viele seiner tapferen Streiter lagen erschlagen und auch Richolf hatte hier seinen Heldentod gefunden. Zu

kühn und muthig war er in die Reihen der Feinde gedrungen und hatte hier so blutig gehaust, daß ihn die Erbitterten zuletzt von den Seinen abschnitten, umringten und nach tapferer Gegenwehr zusammenhieben. Der Bischof. der ihn hochachtete, fühlte ganz seinen Verlust und wünschte den Dank, den er ihm nicht mehr beweisen konnte, wenigstens auf seine Familie zu übertragen. Er schrieb zu diesem Zwecke derselben, ihm eines ihrer Glieder zu übersenden; doch da sich damals in der Familie Niemand dazu geneigt fand und Richolfs Sohn Ludwig, noch zu jung war, konnte des Bischofs Wunsch nicht entsprochen werden. Später, als die von Romrod erfuhren, daß das Stifts-Erbtruchsessen-Amt erledigt sey, bewarben sie sich um dasselbe für Ludwig. Obgleich es der Bischof schon an einen Ritter Sibold von Wallhausen vergeben hatte, so vermochte er diesen dennoch dazu, es wieder abzutreten und an Ludwig von Romrod zu überlassen. Ein treues Zeichen, in welchem Ansehen Richolf gestanden und wie ihn der Bischof geachtet haben mochte.[67]

Ludwig, der uns von den Chronisten als Dichter genannt wird, starb ohne Kinder und wurde von seiner Schwester Agnes beerbt. Diese, die mit Werner von Westerburg verehelicht war, verkaufte ihren Theil der romrodschen Güter an die Landgrafen Heinrich II. und Otto von Hessen. Es war dieses die Hälfte des Hauses Romrod, das ganze Gericht Hopfgarten, ein Theil des Gerichts zu Kirtorf, das Gericht zu Zelle. Ausgenommen waren mehrere ziegenhainsche Zehnten, unter andern zu Udorf, welche 1360 an Werner von Falkenberg kamen, ein würzburgsches Lehngut zu Franken, ein Hof und Weiher zu Alsfeld, Wiesen und Mühlen an der Eiff, das Leibgedinge in dem Vorwerk zu Zelle u. s. f.. Werners Söhne, Bertl oder Bernhard und Werner, beurkunden noch 1393, daß sie dafür ganz bezahlt seyen, ausgeschieden 1000 Gulden auf das Leibgedinge und 100 Gulden auf die Morgengabe der romrodschen Erbtochter, Metze von Lisberg, welche noch auf den Gütern hafteten und der Landgraf (Hermann) ablösen möge.[68]

So war nun Romrod ganz im Besitze der Landgrafen. Aber nicht, wie bisher so angenommen wurde, war nun der Mannsstamm der von Romrod auch erloschen, er blühte im Gegentheile fort und noch bis auf die Gegenwart. Insbesondere mögen die späteren Glieder von Albert II stammen, der, auf eine unbekannte Weise, aus dem Mitbesitze an den Stammgütern gekommen und deshalb auch nicht bei deren Veräußerungen als Theilhaber erscheint. Gar manches stellt sich der Aufstellung einer vollständigen Geschlechtsfolge entgegen; je weiter man fortrückt, um so mehr häufen sich die Schwierigkeiten. Um deshalb nicht etwa ein Gebäude ohne Grund aufzuführen, führe ich lieber die übrigen Glieder nur chronologisch, statt in dem Verwandtschaftsbande, vor.

Berthold von Romrod findet sich 1279 als Zeuge in einer Urkunde des Abts Berthold von Fulda,[69] sowie 1289 zu Hersfeld in einer Urkunde des Abts Heinrich von Hersfeld[70] und 1301 in einer des Landgrafen Albert von Thüringen.[71]

Leo von Romrod verkaufte 1317 mit seiner Frau Mathilde und deren Schwestern Katharine und Kunigunde, sowie Gerhard von Wildenberg und Heidentrud seine Hausfrau einen Weinberg bei Dalheim, dem Kloster Altenburg.[72] Friedrich und Apel, Gebrüder von Romrod, erkauften 1310 alle Zinse und Obtei im Dorfe Mengshausen und ein Vorwerk zu Kerspenhausen, bei Hersfeld für 100 Pfund Pfennige, fuldisch. Währg.[73] 1340 finden sie sich in einem Urtheile Heinrichs von der Tann.[74] Ein anderer, Appel, Ritter, war es, der 1363 zu Hertingshausen, unfern Cassel, einem Gericht beiwohnte,[75] und 1376 ein Vorwerk zu Bebra, mit dem lehnsherrlichen Consense des Abts Simon von Hersfeld, an Eckhard Norkyse von Bebra für 100 Mark Silber verkaufte.[76] Otto von Romrod erhielt 1361 vom Grafen von Henneberg Wenigenschweina bei Liebenstein zu Lehn,[77] und hatte mit seiner Frau Else ums Jahr 1374 Güter zu Wissenborn (wahrscheinlich unweit des Herzbergs), Walfoldis und Hepphzinberge für 165 Gulden versetzt.[78]

Im Jahr 1378 waren mehrere von Romrod in dem Bunde gegen Hersfeld. Ums Jahr 1375 lebten fünf Brüder, Johann, Heinrich, Conrad, Lotze und Friedrich. Johann erkaufte für sich und seine genannten Brüder alle Zinsen, Oblei, Gülten und Renten zu Salmanns nebst dem dasigen Gerichte und Holze für 150 Gulden auf Wiederkauf.[79] 1388 findet er sich als Johanniter-Comthur zu Nidda.[80] Friedrich war von 1383 bis 1395 Fürstabt zu Fulda. Als er 1391 von dem Bischofe Gerhard von Würzburg zum Verweser seines Stifts bestellt wurde, wurde sein Bruder Conrad Stiftshauptmann.[81] Dieser hatte 1380 mit vielen andern Fulda befehdet.[82] Lotze findet sich 1388 als erfurtscher Amtmann zu Brandenburg.[83] Curt, Heinrich und Fritz befehden 1397 den Landgrafen von Hessen. Wilhelm von Romrod, Fritzens Sohn, befand sich 1410 unter einer schrecklichen Raubrotte, die im Stifte Hersfeld streifte und entsetzliche Grausamkeiten verübte.[84] 1423 verkaufte er Güter zu Neukirchen an die Kirche zu Kruspis, zu Seelenmessen für seine Eltern. Im Jahre 1428 erkaufte die Familie das Schloß Kleintaffta.[85] Catharine von Romrod findet sich von 1425 bis 1448 als Aebtissin des Nonnenklosters Blankenau. In dieser Würde hatte sie ihre Schwester Irmila zur Nachfolgerin, welche dieselbe bis 1473 bekleidete. Conrad von Romrod war 1443 Fuldischer Marschall. Johann war 1481 fuldischer Werkmeister, wurde 1492 Porbst auf dem Petersberge und starb 1503 als Großdecan zu Fulda. Anne von Romrod war zu Ende des fünfzehnten Jahrhunderts Aebtissin zu Blankenau. Hermann und Asmus von Romrod befehden mit mehreren andern 1485 die Stadt Frankfurt.[86] Nachdem schon früher Heinrich und Johann von Romrod das Schloß Buttlar im Versatze gehabt, erwarben Melchior Hartmann und Johann Georg von Romrod 1523 dasselbe nochmals. Ihre Nachkommen veräußerten es aber im Anfange des siebzehnten Jahrhunderts wieder.

Im Jahre 1607 erkaufte die Familie auch einen Theil des Schlosses Lüder; doch Rudoph Wilhelm vernachlässigte und belastete dasselbe so sehr mit Schulden, daß es sein Sohn Aloysius unbewohnt stehen ließ. Es nisteten sich nun Jesuiten darin ein, bis es endlich 1655 die von Romrod an Caspar von Bocholtz überließen.

Das Wappen der von Romrod ist eine Burg mit zwei Thürmen. Auch ihre Nachbarn, die von Altenburg, führen ein gleiches. Ob sie deshalb aber auch eines Ursprunges waren, läßt sich nicht erweisen. Die Güter, welche die von Romrod noch jetzt besitzen, sind nicht sehr bedeutend. Insbesondere sind es Güter zu Holzheim und Schrecksbach. Ihre ansehnlichen Güter im Amte Hauneck und dessen Nachbarschaft verkauften sie 1686 an den Landgrafen Carl von Hessen. Unter den Landgrafen wurde das Schloß Romrod durch Amtleute (z. B. v. Gilsa, v. Boyneburg u. a.) und Burgmannen bewohnt und vertheidigt.

Wie ich schon oben gesagt habe, ist das gegenwärtige Schloß nicht mehr das alte. Dieses wurde, wahrscheinlich schon verfallen, vom Landgrafen Ludwig d. Ä. von Hessen-Darmstadt zum größten Theil abgerissen und 1578 von Neuem aufgeführt, wie auch eine Inschrift an einem der oberen Theile bezeugt. Doch das ganze mag nicht zu einer Zeit entstanden seyn; die einzelnen Theile zeugen für die Entstehung, wenigstens Erneuerung in verschiedenen Zeiten.

Die Form des Schlosses ist unregelmäßig, dabei das Ganze aber ziemlich weitläuftig. - Früher hatte es einen beinahe 50 Fuß breiten Wassergraben, über den eine Zugbrücke führte. Beide sind verschwunden und der ausgefüllte Graben jetzt mit Gärten bedeckt. Durch zwei Thore tritt man in den geräumigen Hof. Gleich rechts an das zweite stößt das zweistöckige, etwa 27 Fuß lange Gesindehaus, welches sich südlich an das eigentliche Schloßgebäude lehnt. Dieses ist 65 Fuß lang und erhebt sich mit seinen vier Stockwerken und seinen sechs Fuß dicken Mauerwänden hoch über die Gebäude des Städtchens. In einem Treppenthurme steigt man empor zu den meisten großen Gemächern, unter denen sich besonders der große Speisesaal auszeichnet. Dieses Gebäude wird durch eine hohe Mauer, welche oben einen vier Fuß breiten Umgang und eine Brustwehr hat, mit dem Kanzlei-Gebäude verbunden. Einst soll, wie man erzählt, Landgraf Ludwig der VIII., der der Jagd wegen diese Gegend viel besuchte, auf einem Pferde, jene Wendeltreppe hinauf, über diese Mauer hinweg, sich dann gewandt und wieder herabgeritten sein; ein wahrlich halsbrecherischer Übermuth, zu dessen Beweise man noch jetzt auf der Treppe eine Stufe zeigt, aus der ein Stück geschlagen und durch eiserne Banden wieder befestigt ist. Diese Beschädigung soll durch einen Hufschlag des Pferdes geschehen seyn. Das Kanzlei-Gebäude ist, obgleich ebenfalls vierstöckig, dennoch nicht so hoch, als das Schloßgebäude. An dieses stößt der zweistöckige Marstall, der durch eine hohe Mauer mit dem ihm schief gegenüberliegenden Küchengebäude, welches sich wieder an die linke Seite des Thores schließt, verbunden wird. Diese Mauer ist augenscheinlich der einzige Überrest der alten Burg von Romrod. Sie ist sehr hoch und dick und wenn sie auch jetzt als Ringmauer benutzt wird, um den auf dieser Seite von Gebäuden entblößten Hof zu schließen, so zeigen ihre zum Theil gothisch verzierten Fensteröffnungen, daß sie eine Wand des alten Schlosses gewesen. Auch ihre Schwärze und öfteren Reparaturen zeugen für ihr Alter. Gegenwärtig stehen alle diese Gebäude unbewohnt und werden zu Fruchtspeichern benutzt. Im Marstalle stehen mehrere zum großherzoglichen Landgestüte gehörende Pferde.

Eine treue Ansicht des Schlosses findet man in den Werken Dillichs, Merians und Zeilers. Deutlich sieht man hier das Thor, das Küchengebäude, die erwähnte alte Mauer und über diese emporragend das hohe Schloß- und Kanzlei-Gebäude mit der verknüpfenden Mauer.

Einzelnachweise

Bearbeiten
  1. Schannat C. P. H. F. p. 199.
  2. Kopp’s Hess. G. V. I. S. 297.
  3. Ledderhosen’s kl. Schriften 3. S. 195.
  4. Hist. rechtsbegr. Nachr. etc. Nr. 35; Retter II. S. 51; Estor orig. p. 353; Guden. Cod. dipl. IV. p. 878.
  5. Beurk. Nachrichten, etc. S.13.
  6. Schannat C. P. D. et H. F. p. 272.
  7. Bernhard’s Beschr. der Abtei Hersfeld, S. 139, Handschrift.
  8. Schannat Buch. vet. p. 366.
  9. Wenk III. U. S. 117.
  10. Wenk II. U. S. 193.
  11. Kuchenbecker A. H. C. XI. p. 143.
  12. Gud. I. p. 705.
  13. Hist. dipl. Nachr. Nr 87.
  14. Entdeckter Untergrund Nr. 76 c und 76 a.
  15. Wenk. U. II. S. 257.
  16. Ungedr. Urkunden.
  17. Schannat P. H. F. p. 294.
  18. Wenk III. U. S. 185.
  19. Schannat, Buch. vet. p. 388; Retter’s hess. Nachrichten I. S. 11.
  20. Ungedr. Urk.
  21. Ser. Praeposit. etc. p. 9. ; Würdtwein D. M. III. p.400.
  22. Schannat Cl. F. p. 149.
  23. Kuchenbecker A. H. C. IX. p. 203.
  24. Ungedr. Urk.
  25. Guden. C. d III. p. 408.
  26. Schannat C. P. H. F. p. 254.
  27. Ungedr. Urkunden.
  28. ser. p. 8; Würdtwein, D. M. III. p. 400.
  29. Schannat C. P. D. H. F. p. 302.
  30. Wenk II. U. S. 359.
  31. Wenk II. U. S. 851.
  32. Schannat C. P. H. F. p. 254.
  33. Ungedr. Urkunden.
  34. Wenk II. U. S. 178.
  35. Wenk II. U. S. 174.
  36. Wenk II. U. S. 203 und 213.
  37. Daselbst S. 227.
  38. Daselbst S. 241.
  39. Kopp v. d. Herrn von Itter, S. 218.
  40. Wenk III. S. 167.
  41. Daselbst S. 170.
  42. Joann Script. Rer. M. II. p. 412.
  43. Kopp v. d. v. Itter, S. 209.
  44. Varnhagen II. U. S. 122.
  45. Guden. C. d. III. p. 14.
  46. Varnhagen S. 126.
  47. Schannat P. D. et H. F. p. 305.
  48. Varnhagen S. 130.
  49. Kopp, v. d. H. v. Itter, S. 223.
  50. Ser. p. 8.
  51. Wenk U. II. S. 246.
  52. Würdtwein D. M. II. p. 99.
  53. Wenk II. U. S. 277.
  54. Schannat P. D. et H. F. p. 305
  55. Urk. Abschrift.
  56. Schannat Prob. Cl. F, p. 271.
  57. Wenk II. U. S. 359.
  58. Daselbst II. U. 332 und 325.
  59. Daselbst S. 359.
  60. Daselbst S. 345 u. III.S. 216.
  61. Daselbst II. U. S. 448.
  62. Daselbst II. U. S. 203; Kuchenbecker A. H. XI. p. 165.
  63. Entdeckter Untergr. etc. Nr. 76 b.
  64. Kuchenbecker A. H. XI. p. 66.
  65. Retter 3. S. 17.
  66. Schannat, Buch. vet. p. 378; Nach Gauhes Adelslexikon S. 1983 hätte dieser Ludwig das Schloß Haselstein besessen und im Jahr 1261 für 110 Mark Silber an die Abtei Fulda verkauft, wovon die Geschichte jedoch nichts weiß.
  67. Fries ap. Ludwig Script. p. 587. Das Erbtruchsessen- oder Erbküchenmeister-Amt des Bisthums Würzburg hatte nicht unbedeutende Vortheile. Wenn ein Bischof von Würzburg seinen bischöflichen Aufgang vollbracht und seinen Morgenanbiß genommen, so gehörten dem Truchsessen die zwei ersten Silbergeschirre, welche er diesem aufgetragen. Ein jeder Abt, Äbtissin, Probst etc., welcher die bischöfliche Bestätigung erhielt, mußte dem Truchsess eine Mark zahlen. Wenn der Bischof zu Felde zog, so gehörten ihm zwei Theile aller Häute des Schlachtviehs und bei dem Aufbruche alle übrig gebliebenen Lebensmittel, sowohl todt als lebendig. An seinem Wohnort hatte er freie Schaaftrift und freie Fischerei im nächsten Wasser und wenn er an Hof kam, für vier Pferde Futter, Eisen und Nägel.
  68. Wenk III. U. S. 220.
  69. Schannat Prob. Cl. Fuld. p. 220.
  70. Bernhards Beschreibung der Abtei Hersfeld, S. 139, Handschrift.
  71. Schannat Buch. vet. p. 419.
  72. Guden. c. d. III. p. 144.
  73. Ungedr. Urkunden.
  74. Schannat Prob. Cl. F. p. 271.
  75. Kopps hess. Gerichts Verf., 1. Beil. S. 251.
  76. Ungedr. Urk.
  77. Spangenberg, hennebg. Chr. v. Heim II. S. 348.
  78. Ungedr. Urk.
  79. Desgl.
  80. Schannat P. Cl. F. p. 292.
  81. Schannat C. P. H. F. p. 281.
  82. ibid. p. 275.
  83. Schannat P. Cl. F. p. 254.
  84. Bangen’s Thüring. Chr. S. 152.
  85. Schannat Cl. F. p. 149.
  86. Lerner’s frankf. Chr. S. 370.