Datensicherung/ Lebensdauer/ Statistik

Wie hoch ist die Lebensdauer meiner Daten?

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Möglicherweise haben Sie hier eine Statistik erwartet, wie lange durchschnittlich eine CD, eine DVD oder ein USB-Stick lesbar bleiben. Doch so eine Statistik habe ich nicht. Eine dreitägige Suche im Internet hat nichts vertrauenswürdiges ergeben. Wahrscheinlich wird es so eine Statistik nie geben. Warum?

Die Hersteller testen die Lebensdauer ihrer Medien unter Prüfbedingungen, von denen sie glauben bzw. spekulieren, dass eine einmonatige Lagerung bei erhöhter Temperatur einer Alterung von 10 Jahren unter Normalbedingungen entspricht. Es gibt aber nicht allzu viele zehn Jahre alte Exemplare, an denen man überprüfen könnte, ob die zehn Jahre früher gemachten Spekulationen über deren Haltbarkeit zutreffen.

Die Firma Sandisk hat im September 2011 einen Speicherstick „Sandisk Memory Vault mit Chronolock-Technologie“ herausgebracht, der die kostbarsten Erinnerungen in Originalqualität bis zu 100 Jahre speichern kann (siehe http://sandisk.de/misc/preserve). Kann, wohlgemerkt. Auf http://forums.sandisk.com/t5/Memory-Vault/Technology-amp-Life-Testing/td-p/245746 ist genau beschrieben, wie die Haltbarkeit ermittelt wurde. 30 Sticks wurden 336 Stunden (das sind 14 Tage, nicht gerade lange) bei 125 °C getestet. Daraus wurde eine Lebensdauer von 104 Jahren mit der Arrhenius-Gleichung ermittelt. Nach meinem Verständnis gibt es viele Ursachen, die zu einem Ausfall führen können (Elektromigration, Kontaktmigration, Dehnungskräfte durch Temperaturwechsel, elektrochemische Korrosion, Degeneration der Abdichtungen des Gehäuses, Auskristallisation des Lötzinns u. a.). Irgendwie will es mir nicht einleuchten, dass sich die vielfältigen potentiellen Ausfallursachen mit einer einzigen Formel berücksichtigen lassen. Dass man nur 30 Sticks nur 14 Tage lang getestet hat, verstärkt mein Vertrauen auch nicht.

Fachzeitschriften testen die Medien ebenfalls. Diese Tests sind recht gründlich und die Ergebnisse sind nicht durch Herstellerinteressen verfälscht. Aber auch die Fachzeitschriften arbeiten mit Vermutungen, wie man aus einige Tage andauernden Tests Rückschlüsse auf mehrere Jahre ableiten kann. Eine glaubwürdige Statistik setzt voraus, dass die Medien zehn Jahre lang unter reproduzierbaren, typischen Bedingungen benutzt und aufbewahrt worden sind. Was sind aber typische Bedingungen? Eine Aussage des Herstellers, dass die Lagerung bei 20 °C eine zehnjährige Haltbarkeit sichert, nützt Ihnen gar nichts - oder kennen Sie jemanden, des sich eine Klimakammer zugelegt hat, um die CDs entsprechend der Herstellervorschrift lagern zu können?

Wenn ein Hersteller nach zehn Jahren eine Statistik erstellen würde, wie viele seiner Datenträger überlebt haben - was würde es ihm oder Ihnen nützen? Die Fertigungstechnologie ist inzwischen mehrmals umgestellt worden, die alten Erkenntnisse sind auf die gegenwärtige Produktion kaum anwendbar.

Wenn es zuverlässige Daten über mittlere Haltbarkeit gäbe - was würden sie Ihnen nützen? Kein Hersteller wird Ihnen jemals garantieren, dass sein Datenträger drei Jahre hält. Wenn Sie Pech haben, ist er schon am nächsten Tag kaputt.

Eine Angabe „mehr als 95% der DVD halten mindestens drei Jahre“ würde Ihnen wenig nützen. Selbst wenn diese Behauptung stimmt, wissen Sie nicht, ob Sie eine von den 5% oder von den 95% gekauft haben.

Wenn ein Hersteller seine DVD mit der Aufschrift „Drei Jahre garantierte Haltbarkeit“ bedrucken würde - was würde es Ihnen nutzen, wenn Sie im Garantiefall nach dem Ausfüllen und Einschicken einer Schadensmeldung kostenlos einen neuen Rohling bekämen? Auf den Kosten einer Datenrettung bleiben Sie sitzen.

Die Lebensdauer der Daten hängt ganz entscheidend von der richtigen Lagerung ab. Lagern Sie alle Ihre DVD stehend, im Dunkeln, bei einer Temperatur unter 25 °C und einer Luftfeuchtigkeit von maximal 80%? Eine DVD im Hochsommer auf dem Tisch am Fenster eine Woche lang liegen gelassen - das kann's schon gewesen sein.

Der Zufall ist nicht zu unterschätzen. Von der gesamten Kapazität einer Daten-CD entfallen 47% auf die Daten und 53% auf Zusatzinformationen für Fehlerkorrektur, Codierung und Synchronisation. Eine CD kann daher eine Unmenge kleiner Kratzer verkraften. Allerdings kann unter unglücklichen Umständen ein einziger Kratzer die CD unlesbar machen. Besonders kritisch sind kreisförmige Kratzer.

DVDs verwenden ein besseres Fehlerkorrekturverfahren als CDs. Andererseits sind die Strukturen einer DVD viel feiner. Die empfindliche Schicht kann zwar nicht zerkratzt werden, denn bei einer DVD liegt sie mittig. Trotzdem sind oberflächliche Kratzer gefährlich, weil sie den Laserstrahl zerstreuen.

In einem Punkt stimmen die Tests überein: Die Verwendung von Markenware im Vergleich zu No-Name-Material erhöht die Lebensdauer drastisch (ich spekuliere mal: auf das zwei- bis dreifache). Von den Markendisketten aus den Jahren ab 1973 sind zwei Drittel noch problemlos und vollständig lesbar, von den Billigdisketten ist etwa jede zehnte noch lesbar. Allerdings kann auch einem Markenhersteller eine Charge misslingen.

Im übrigen gilt Murphys Gesetz: Je wertvoller die Daten, desto wahrscheinlicher gehen sie verloren.

Welche Medien sind für die Langzeitarchivierung zu empfehlen?

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Wann immer irgendwo ein Test von CD-/DVD-Rohlingen durchgeführt wird, kommt dabei ein niederschmetterndes Ergebnis raus. Rohlinge sind eher Datensärge als Datenspeicher. Bereits ein frisch gebrannter Rohling kann nach kurzer Zeit Müll sein, noch kritischer sieht die Sache bei der Lebenserwartung aus. (Zitat aus www.nickles.de[1]

Andererseits sind DVDs die mit Abstand preiswertesten Datenträger.

  • Blu-ray Disks sind ein relativ neues Medium, zu dem wenig Langzeiterfahrungen vorliegen. Die Hersteller suchen noch nach den besten Mischungen für die Aufnahmeschicht.
  • Auf zweilagige DVD sollte man verzichten. Die Justierung des Lasers auf die zweite Schicht ist nicht unproblematisch, es ist mit höheren Fehlerraten zu rechnen.
  • Bei DVD-RW muss die Laserleistung wesentlich genauer als bei DVD-R auf die Eigenschaften der Aufnahmeschicht justiert werden. Fast alle DVD-Brenner, die wir in den vergangenen Jahren getestet haben, produzierten mit RW-Medien inakzeptabel hohe Fehlerraten, sodass wir von ihrem Einsatz zur Archivierung abraten. (c't 16/08[2].
  • DVD-RAM haben angeblich eine Haltbarkeit von 30 Jahren, aber es scheint keinen Prüfbericht eines unabhängigen Labors zu geben, der das bestätigen würde.

Man sollte also einlagige DVD-R oder DVD+R verwenden. Eine unvollständige Liste empfehlenswerter Fabrikate mit überdurchschnittlicher Haltbarkeit:

  • Kodak produziert "goldene DVD" mit einer angeblichen Haltbarkeit von 100 Jahren.
  • Verbatim bietet DVD-R "Archival Grade" an.
  • Die "Scratchproof DVD-R von TDK hat eine besonders kratzfeste Schutzschicht.

Ist die DVD noch in einem guten Zustand?

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Mit „Nero DiscSpeed“ oder „Nero CD-DVD-Speed“ kann man den Alterungsgrad der Aufzeichnung ermitteln. In einer Grafik werden leicht beschädigte Sektoren gelb und unlesbare Sektoren rot angezeigt. Wenn Sie Gelb oder Rot sehen, sollten Sie eine Kopie anfertigen. Sogar bei roten Sektoren gelingt das Kopieren manchmal. Bei wichtigen DVDs sollte man die erste Überprüfung sofort nach dem Brennen vornehmen.

Manchen Brennern legt der Hersteller ein Programm zur Qualitätsmessung bei. Plextor-Brennern liegt oft „PlexTools“ bei, K-Probe gibt es zu Lite-On-Laufwerken dazu.

Das einfachste Mittel, um die Lesbarkeit der Daten zu testen: Kopieren Sie die Daten in ein temporäres Verzeichnis der Festplatte. Wenn das nicht mehr vollständig gelingt, sollten Sie wenigstens den Rest der Daten auf eine neue DVD retten.

Wann sollte man die Daten auf ein neues Medium umkopieren?

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Rechtzeitig bevor die DVD versagt, auch wenn man nicht weiß, wann das sein wird. Sie sollten von allen wichtigen Daten eine Kopie haben. Wenn die Daten der einen DVD nicht vollständig lesbar sind, können Sie die fehlenden Dateien von der zweiten DVD ergänzen.


Einige Meinungen zur Haltbarkeit von Medien