Eine externe Festplatte wird an einen PC angesteckt und ermöglicht nur diesem einen PC den Zugriff auf die Daten. Doch wenn die Daten von mehreren PCs gebraucht werden? Die externe Festplatte ständig von einem zum anderen PC zu tragen ist keine brauchbare Lösung.

Gemeinsam genutzte Daten könnte man auch auf der Festplatte eines der PCs im Netzwerk ablegen. Dann könnten alle PCs des Netzwerks darauf zugreifen. Dieser PC müsste allerdings stets als erster PC eingeschaltet und als letzter PC heruntergefahren werden. Angenommen, der PC braucht 100 Watt an 16 Stunden täglich, so ergibt das pro Jahr eine Stromrechnung von 175 Euro, einen hohen Verschleiß des PC sowie ständigen Lüfterlärm.

Network Attached Storage, abgekürzt NAS, ist ein Netzwerkspeicher für die gemeinsame Nutzung durch mehrere PC. Die kleineren Geräte mit einer Festplatte sind nicht viel größer als ein dickes Buch. Im Prinzip handelt es sich um einen kleinen Fileserver. Kleine NAS brauchen etwa 10 Watt (das macht 20 Euro pro Jahr). Diese Mini-PCs brauchen weder Tastatur noch Maus und auch keinen Bildschirm, sie werden über den Webbrowser eines der angeschlossenen PCs konfiguriert. NAS haben außer einem Einschalter keine Bedienelemente. Daher kann man sie in jede Ecke stellen, wo ihr geringes Betriebsgeräusch nicht stört.

NAS sind optimal für eine Familie mit mehreren Computern oder eine kleine Firma geeignet, wenn mehrere PCs unabhängig voneinander auf gemeinsame Daten zugreifen sollen, z. B. Fotos, Musik oder Videos. Der Benutzer kann seine Dateien in Ordnern oder Partitionen ablegen. Außer bei sehr wenigen Einstiegsgeräten gibt es eine Benutzerverwaltung mit der Möglichkeit, Zugriffsrechte zu vergeben. Oft können die Daten verschlüsselt werden. Manche Geräte unterstützen Streaming Media (Web-Radio und Web-TV). Manchmal ist ein USB-Anschluss für einen gemeinsamen Drucker oder für den Anschluss einer externen Festplatte vorhanden.

NAS für den Heimgebrauch sind auf geringen Stromverbrauch und günstigen Preis optimiert. Die meisten Geräte haben einen Gigabit-Netzwerkanschluss, der theoretisch 100 MByte/s transportieren könnte. Realistisch kann ein Gigabit-Netzwerk nur 40 MByte/s erreichen. Doch in preiswerten NAS werden leistungsschwache Prozessoren verbaut. Wenn gar noch mehrere PCs gleichzeitig auf die Daten zugreifen, kann der Datendurchsatz eines NAS auf weniger als 10 MByte/s sinken. Um Musik oder Filme abzuspielen, ist auch das noch ausreichend. Doch das Kopieren größerer Dateien kann nervtötend lange dauern. Vergleichen Sie: Eine externe USB-2.0-Festplatte schafft 40 bis 60 MByte/s, eine interne SATA-Festplatte erreicht 150 bis 300 MByte/s.

Einige DSL-Router, wie z. B. die neueren Fritz!Boxen, haben einen USB-Anschluss, an den man eine externe Festplatte anstecken und als NAS-Gerät nutzen kann. Eine prima Idee! Kontrollieren Sie aber, ob sich die Festplatte rund um die Uhr dreht, auch wenn niemand darauf zugreift. Für deren Lebensdauer ist das gar nicht gut. Ist das bei Ihrem Routern so? Wird es ein Software-Update geben? Eine externe SSD-Festplatte wäre die Lösung: Die hat einen geringen Energiebedarf und verschleißt nicht, wenn sie 7 × 24 Stunden eingeschaltet ist. Auch ein USB-Stick größerer Kapazität wäre geeignet, wenn eine Speicherkapazität von 128 GB (für 15 Euro) genügt.

Eine interessante Idee ist es, ein NAS-Leergehäuse zu kaufen. Dann können Sie die Festplatten selbst aussuchen. Wenn sie in einigen Jahren zu klein werden, können Sie diese gegen größere auswechseln oder das NAS-Gehäuse mit zusätzlichen Festplatten bestücken, denn manche Gehäuse haben Platz für vier Festplatten. Nehmen Sie 24×7 Festplatten, die Dauerbetrieb aushalten (oder sind Sie sicher, dass Ihr NAS die Festplatten bei Nichtbenutzung parkt?). Sie sollten leise, energiesparende Festplatten mit 5400 U/min bevorzugen. Diese erreichen beim Lesen um die 100 MByte/s – mehr als ausreichend. Schnellere Festplatten wären Verschwendung von Geld und Energie.

Mit zwei oder mehr gleich großen Festplatten kann man einen RAID-Verbund konfigurieren. Die Hersteller werben mit der dadurch angeblich erheblich größeren Ausfallsicherheit. Doch Festplattenausfälle sind relativ selten. Schäden am Dateisystem durch Stromausfälle, versehentliches Löschen von Dateien und Ordnern und Schäden durch Computerviren sind viel häufiger die Ursache für Datenverluste. Nach Aussagen von Händlern und Datenrettern ist ein Ausfall des Controllers häufiger als der Ausfall einer Festplatte. Gegen einen Controllerausfall hilft ein RAID-System nicht.

Was tun, wenn die NAS-Elektronik defekt ist? Solange Sie noch Garantie haben, können Sie das defekte Gerät einschicken und Sie erhalten ein neues Gerät, allerdings ohne Ihre Daten. Sie sollten vorher Ihre Daten retten. Wenn Sie Glück haben, können Sie die Festplatte herausnehmen, in einen PC stecken und lesen. Das oft zur Speicherung verwendete Linux-Dateisystem EXT2, EXT3 oder EXT4 lässt sich lesen, wenn Sie den PC mit einer Linux-Rettungsdiskette booten. Doch manche Hersteller verwenden ein proprietäres (herstellereigenes) Dateisystem, um einen höheren Datendurchsatz zu erreichen. Das Problem damit: Niemand außer dem Hersteller kann Ihre Daten retten, wenn die NAS-Elektronik defekt ist. Und die Datenrettung beim Hersteller könnte Sie mehr als tausend Euro kosten. Wenn Sie gewaltiges Glück haben, hat Ihr Händler noch ein baugleiches Gerät im Regal stehen.

Was kann ich Ihnen empfehlen? Verzichten Sie auf ein NAS-System mit gespiegelten Festplatten. Kaufen Sie besser ein NAS mit nicht gespiegelter Festplatte und für das übrig gebliebene Geld eine große externe Festplatte für die Datensicherung. Machen Sie von Zeit zu Zeit eine Kopie Ihres NAS-Systems und anderer wichtiger Daten. Oder machen Sie regelmäßig eine Sicherheitskopie auf einen der Netzwerk-PCs, der noch genügend freien Platz auf seiner Festplatte hat. So kombinieren Sie die Vorteile eines NAS-Systems mit der Gewissheit, auch bei Stromausfällen, Angriffen eines Verschlüsselungstrojaners und anderen Datenunfällen nicht ohne Ihre Daten dazustehen.

Für alle RAID-Systeme, auch wenn sie als NAS-System realisiert sind, gilt gleichermaßen: Gespiegelte Festplatten schützen nicht vor allen Gefahren. Auf ein regelmäßiges Backup darf nicht verzichtet werden!

Ihre interne Festplatte ist zu klein und Sie wollen deren Kapazität mit einem NAS-System erweitern? NAS ist für diesen Zweck noch weniger geeignet als eine externe Festplatte. Eine externe Festplatte am eSATA-Anschluss erreicht 100 MB/s, und selbst ein USB 2.0 Anschluss liefert die Daten deutlich schneller als ein einfaches NAS-System. Außerdem ist ein NAS-System erheblich teurer als eine externe Festplatte. Deshalb wäre es unvorteilhaft, eine zu klein gewordene interne Festplatte mit einem NAS zu ergänzen. Die interne Festplatte sollte groß genug sein, dass sämtliche Programminstallationen und die wichtigsten Daten darauf Platz finden.

Externe Festplatten und NAS-Systeme sollten der optimale Speicherplatz für große Multimedia-Dateien sein.