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Zufall in der Geschichte

Linksverkehr weltweit

Der Zufall in der Kulturgeschichte der Menschen

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Betrachtet man die kulturelle Entwicklung der Menschen, zeigt sie sich geprägt von Zufällen und unvorhersehbaren Ereignissen. Die kulturgeschichtlich wichtigen Punkte der Frühgeschichte,

  • die Entwicklung der Sprache
  • die Zähmung des Feuers
  • die Entwicklung von Werkzeugen und Waffen
  • die Domestizierung von Tieren und Pflanzen
  • der Bau von Häusern und Ortschaften

sind grundlegend für die kulturelle Entwicklung der gesamten Menschheit. Warum, wann und wo sie zum erstenmal stattfanden, ist oft unklar und von Zufällen beeinflußt. Jedenfalls läßt sich kein klar strukturierter und geordneter Ablauf erkennen. Gleichzeitig führen diese Erfindungen zu einer Strukturierung des weiteren Ablaufes der Geschichte. Der Zufall ist immer noch wirksam. Er wird aber zunehmend verdrängt durch die Vorgaben und Gesetzlichkeit der Kultur selbst. So bringt die Erfindung des Zählens fast zwangsweise irgendwann auch die Einführung der Null, die Addition und Subtraktion mit sich.

Auch in der kulturellen Entwicklung hat dann der Zufall wieder eine Chance, so beispielsweise bei der Entstehung ungewöhnlicher Gebräuche, Denkweisen und Traditionen. Eine allgemeine und für alle menschlichen Lebensgemeinschaften gleich verlaufende Kulturentwicklung ist nicht erkennbar. Es gibt Rückschritte, Wiederholungen und Parallelentwicklungen. Auch für die Zukunft kann sie nicht vorausgesagt werden. Trotzdem kann man dabei, zumindest in den wichtigen Bereichen der menschlichen Kultur eine zunehmende Vereinheitlichung und Verdrängung des Zufalls erkennen. So kann eine Mathematik, die Null ablehnt, nicht mehr mithalten mit der neuzeitlichen Arithmetik. Ein Rechtssystem, welches beispielsweise das Prinzip der Verhältnismässigkeit der Mittel nicht anerkennt und eingebunden hat, wird sich als veraltet und ungerecht erweisen. So kann man zumindest eine gewisse Reduktion der Vielfalt und des Zufalles erkennen.

Beispiele geschichtlichen Zufalles

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  • Der Einfluß von Naturkatastrophen auf die Geschichte
  • Die Einführung des Rechts- oder Linksverkehrs in vielen Ländern

Die Geschichte der Menschheit läuft nach festen Gesetzen ab

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Hauptvertreter dieses Gedankes waren   Karl Marx und   Hegel

Den Glauben und Gedanken muss man zur Geschichte bringen, dass die Welt des Wollens nicht dem Zufall einheimgegeben ist. Daß in den Begebenheiten der Völker ein letzter Zweck das Herrschende, daß Vernunft in der Weltgeschichte ist, - nicht die Vernunft eines besonderen Subjekts, sondern die göttliche, absolute Vernunft, - ist eine Wahrheit, die wir voraussetzen; ihr Beweis ist die Abhandlung der Weltgeschichte selbst: sie ist das Bild und die Tat der Vernunft. Zitat von Hegel Georg Wilhelm Friedrich Hegel, Der allgemeine Begriff der philosophischen Weltgeschichte. Zit. n. Rossmann, dtv-Ausgabe 1969, S. 235.

Die Geschichtsphilosophie ist der Versuch, Geschehenes in einen systematischen Vermittlungszusammenhang zu stellen. Die geschichtlichen Daten selbst sind subjektiv und objektiv unvollständig und ergeben wie Puzzlestücke von selbst keinen sinnvollen Zusammenhang; der wird vielmehr erst in der philosophischen Schau oder Theorie hergestellt. Das Ergebnis sind die verschiedenen Geschichtsbilder.

Die Geschichtsphilosophie gibt Antwort auf folgende Fragen:

  • Wer oder was spielt die Hauptrolle im historischen Prozess? Die so genannten welthistorischen Persönlichkeiten? Oder ein Kollektiv wie die Stadt oder der Staat? Die Kultur oder die ganze Menschheit?
  • Welche Gestalt hat die Menschheitsgeschichte? Gibt es nachweisbare Entwicklungslinien? Zum Beispiel Beweise für Fortschritte? Oder für die ewige Wiederkehr des Immergleichen? Oder lässt sich nur ein sinnloses Durcheinander feststellen?
  • Wenn eine bestimmte Richtung angenommen wird: Was treibt die Geschichte in diese Richtung?
  • Welche Gesetzmäßigkeiten zeigen sich eventuell? Haben etwa vergleichbare Situationen aus vergleichbarer Notwendigkeit zu vergleichbaren Lösungen geführt?
  • Welchen Einfluß hat der Zufall im historischen Geschehen?

Vier bekannte Beispiele: I. Condorcet Bezeichnend für das Geschichtsbild der Aufklärer ist Condorcets "Entwurf einer historischen Darstellung der Fortschritte des menschlichen Geistes" (1795). Im Bewusstsein der unleugbaren Beschleunigung der Wissensmehrung in der damals überschaubaren Geschichte sind die Erwartungen an die Zukunft hoch. Die Grenzen des Menschenmöglichen erscheinen nicht absehbar. Das Vertrauen in die positiven Fähigkeiten des Menschen und in den auf Fortschritt programmierten historischen Prozess sind das Credo des Aufklärers.

II: Hegel Der Berliner Staatsphilosoph wird oft zitiert mit dem Prinzip des dialektischen Geschichtsverlaufs. Inhaltlich bedeutet seine "Philosophie der Geschichte" (1837) eine Antithese zum Geist und Buchstaben der Aufklärung. Nicht der Mensch sei das Subjekt der Geschichte, heißt es da, sondern der "Weltgeist", der seine "Geschäftsführer" fernsteuere. Wes Geistes Kind Hegel ist, verrät er, wenn er konkret wird. Seine angeblichen "Geschäftsführer des Weltgeistes" heißen Alexander der Große, Cäsar und Napoleon. Er verherrlicht die Gewalt im Staat ("Der Staat ist die göttliche Idee, wie sie auf Erden vorhanden ist.") und im Krieg.

III: Marx Aus dem "kommunistischen Manifest" (1848) ist der Satz geläufig: "Alle bisherige Geschichte ist eine Geschichte von Klassenkämpfen." Von der Sklavenhaltergesellschaft bis zum Kapitalismus tritt das Kollektiv geschichtsmächtig auf. Die Masse der Unterdrückten und Ausgebeuteten bestimmt danach den Gang der Geschichte maßgeblich. Vor dem Klassenkampf habe es den Kommunismus der Urgesellschaft gegeben. Der Sieg des Proletariats werde zum Kommunismus der klassenlosen Gesellschaft führen. Diese These wird deshalb kritisiert, weil sie benutzt wurde, um ein anderes System der Unterdrückung unter dem Namen "Diktatur des Proletariats" zu rechtfertigen.

IV: Spengler Seine "Morphologie der Weltgeschichte" (1918) steht im Gegensatz zu allen drei genannten Ansätzen, weil sie keinen Fortschritt mehr kennt. Vielmehr wird die Geschichte vorgestellt als ein ländlicher Jahrmarkt mit acht Karussells als "Kulturen". Die Kulturkarussells drehen sich nicht gleichzeitig und mit gleichem Tempo, haben aber alle die gleiche Laufzeit von ungefähr 1000 Jahren. Grundlage von Spenglers Geschichtsbild ist die Vorstellung, dass es vergleichbare Phasen der Entwicklung in verschiedenen Regionen und Zeitaltern gibt. So war z. B. schon lange vor Spengler die griechische Sophistik mit der westeuropäischen Aufklärung verglichen worden oder die Antike mit der deutschen Klassik. Das Durchbuchstabieren dieser Erkenntnis zum biologistischen Schema der Weltgeschichte und der Behauptung, Geschichte erstmalig vorhersagen zu können, begründet zum einen den gewaltigen Verkaufserfolg, zum anderen auch die Attraktivität, die Spenglers Vorstellung immer noch hat.

Vorgeplante Geschichte mit ausgeschaltetem Zufall

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Es gibt geschichtliche Entwicklungen, die planmäßig ablaufen.

So kann es sein, daß ein mächtiger Politiker oder ein Partei Ziele beschliessen, die dann systematisch umgesetzt werden. Ein berühmtes Beispiel ist die Zielvorgabe J.F.Kennedys innerhalb eines Jahrzehntes, einen bemannten Mondflug durchzuführen.

Daneben gibt es geschichtliche Trends, die mit nahezu mathematischer Präzision ablaufen. Es ist beispielsweise eine erdklimatische Binsenwahrheit, die schon Arrhenius kannte, das zwischen dem CO2 Gehalt der Erdatmosphäre und der mittleren Temperatur auf der Erde ein sehr präziser, direkter Zusammenhang besteht.

Ein weiteres Beispiel sind die Flugbahnen von Meteoriten, die mit der Erde auf Kollisionskurs liegen und das Leben auf ihr bedrohen.

Bei diesen Beispielen wird klar, daß der Faktor Zufall in manchen geschichtlichen Entwicklungen nur eine untergeordnete Bedeutung hat.