Wirtschaft USA/ US-Wirtschaftsgeschichte ab 1914/ Das „New Freedom“-Programm der Regierung Wilson
Diskutieren Sie das „New Freedom“ Programm des Präsidenten Woodrow Wilson! Welche wirtschaftspolitischen Akzente setzte er damit?
BearbeitenWas war das "New Freedom"-Programm?
Bearbeiten- innenpolitisches Reformprogramm der Wilson-Regierung
- Ziele:
- Belebung des Wettbewerbs
- Verringerung der Krisenanfälligkeit
- drei wirtschaftspolitische Hauptbestandteile:
- Zollsenkungen
- Reform des Bankensystems
- Stärkung der Anti-Trust-Gesetzgebung
1. Zollsenkungen
Bearbeiten- seit dem unter den Republikanern verabschiedeten Payne-Aldrich-Act (1909) lagen die durchschnittlichen Zollsätze auf Importe bei ca. 40% (Ziel: Schutz der US-Industrie vor ausländischer Konkurrenz, traditionell republikanisches Anliegen in den USA)
- Wilson sah Zölle als "Mothers of Trusts", d.h. viele Industrien, in denen US-Monopole existierten hatten hohe Markteintrittsbarrieren = Konkurrenz ist nur international möglich - diese wird durch hohe Zollbarrieren ausgeschaltet
- forderte "Competitive Tariffs", d.h. Zölle maximal so hoch, dass amerikanische Industrie wettbewerbsfähig, keine völlige Ausschaltung ausländischer Konkurrenz
- 1913 Beschluss des Underwood-Simmons-Act:
- Senkung der durchschnittlichen Zollsätze auf ca. 25% (Zölle erreichen damit erstmals wieder ca. das Niveau, dass sie vor dem Bürgerkrieg hatten)
- Zollfreiheit für wichtige Güter, z.B. Textilien, Zucker, Stahl
- Einführung einer Einkommensteuer, um die durch die Zollsenkung wegfallenden Staatseinnahmen auszugleichen (seit kurzem durch den 16. Verfassungszusatz legal)
2. Reform des Bankensystems
Bearbeiten- Finanzpanik von 1907 zeigte Schwächen des Systems; Kongress beauftragt Aldrich Commission mit einer Untersuchung
- Ergebnisse:
- dem Bankensytem mangelt es an Stabilität
- die Geldmenge kann nicht flexibel genug an die Erfordernisse der Wirtschaft angepasst werden
- es gibt keine zentrale Institution, die den Bankensektor überwacht und regulierend eingreifen kann
- Wall Street/ New York hat zu viel Macht über das Kapital des Landes
- 1913 Beschluss des Federal Reserve Act
- gilt als Wilsons größte innenpolitische Leistung
- Schaffung des amerikanischen Zentralbanksystems (Federal Reserve System)
- übernimmt "Lender-of-Last-Resort"-Funktion (Systemstabilität)
- flexiblere Gestaltung der Geldmenge
- System besteht aus einem Netz 12 regionaler Federal Reserve Banks (dezentrales System, Verhinderung von Machtkonzentration)
- National Banks waren verpflichtet dem System beizutreten (Regulierung des Banksektors); State Banks war die Teilnahme freigestellt
3. Stärkung der Anti-Trust-Gesetzgebung
Bearbeiten- Wilson sah es als Aufgabe der Regierung, regulierend in die Wirtschaft einzugreifen, um öffentliches Interesse zu schützen
- Ende des 19. Jahrhunderts erste Versuche staatlicher Regulierung (Sherman Act, 1890) hatten sich als unzulänglich erwiesen = Handlungsbedarf
- Federal Trade Commission Act (1914)
- Gründung der Federal Trade Commission (FTC) als Behörde zur Überwachung des Wettbewerbs
- Clayton Anti-Trust-Act (1914)
- Erweiterung des Sherman Act von 1890
Politischer Hintergrund
Bearbeiten- die drei wirtschaftlichen Säulen in Wilsons Programm waren wichtige Wahlkampfthemen bei Präsidentschaftswahl 1912 gewesen
- der Name "New Freedom" sollte Wilsons Programm vom "New Nationalism"-Programm seines Gegners Roosevelt abgrenzen
- Roosevelts "New Nationalism" = Aufgabe der Regierung = Regulierung von Monopolen/ Kartellen im öffentlichen Interesse
- Wilsons "New Freedom" = Aufgabe der Regierung ist nicht Regulierung dieser Strukturen, sondern die Beseitigung von Wettbewerbshindernissen = Monopole/ Kartelle auflösen, um den Wettbewerb zu fördern (Ideal eines freien Marktes mit vielen Wettbewerbern, wie vor der wirtschaflichen Konzentration)
- in der Praxis hielt sich Wilson aber eher an die Strategie Roosevelts
- Wilson hatte kaum politische Opposition bei der Umsetzung seiner Reformen (war Demokrat und während seiner Amtszeit gab es in Senat + Repräsentantenhaus eine demokratische Mehrheit)
Verwendete Quellen:
BearbeitenBoyer, Paul S. et al, The Enduring Vision: A History of the American People (1999), S. 497-499
Moran, Margaret, SAT II SUCCESS - U.S. History (2002, S. 181-182
Sautter, Udo, Lexikon der amerikanischen Geschichte (1994)
Spark Notes: http://www.sparknotes.com/biography/wilson/section6.rhtml
The Social Studies Help Center: http://www.socialstudieshelp.com/Lesson_68_Notes.htm