Websiteentwicklung: CSS: Texteinrückung
Mit der Eigenschaft text-indent kann eine Einrückung der ersten Zeile von inzeiligem Inhalt von Block-Boxen bewirkt werden. Während es im deutschen Sprachraum zum Beispiel eher üblich ist, Absätze durch einen Leerraum von vorherigen oder nachfolgenden Inhalten zu trennen, gibt es auch eine andere Tradition, nur den Beginn eines Absatzes durch eine Einrückung zu kennzeichnen.
Auch wenn der Autor einen unerwünschten Zeilenumbruch bei der visuellen Präsentation aus Platzmangel befürchtet, kann diese Eigenschaft nützlich sein, um einen erwünschten Zeilenanfang von einem unerwünschten zu unterscheiden. Dies kann etwa wichtig und relevant bei Gedichten sein, wo die Zeilen einer Strophe eine feststehende Struktur sind und nichts mit den automatischen Zeilenumbrüchen zu tun haben, die aus Platzgründen vorgenommen werden. Verwendet ein Autor also für jede Zeile einer Strophe ein Blockelement, so kann er durch text-indent wirksam den beabsichtigten Zeilenanfang von einem automatischen Zeilenumbruch unterscheidbar machen, jedenfalls solange die Zeilen nicht zentriert werden, was den Effekt zwar nicht ausschließt, aber zu einer nicht intuitiv verständlichen Anordnung führt.
Der Wert ist eine Länge oder eine Prozentangabe, auch negative Werte sind erlaubt. Die Prozentangabe bezieht sich auf die Breite des umgebenden Blockes. Der Wert bestimmt dann, wie weit die erste Zeile eingerückt wird. Bei einem positiven Wert beginnt der Inhalt der Zeile also vom Rand des Blockes aus gesehen um die Länge nach innen verschoben, bei negativem Wert nach außen auf den Rand verschoben.
Der Initialwert ist 0. Die Eigenschaft wird vererbt und ist anwenbar auf Block-Container bei visuellen Medien.
Beispiel:
.zeile {
text-indent: -2em;
}
Die Kleinsten
Sag Atome, sage Stäubchen.Sind sie auch unendlich klein,Haben sie doch ihre LeibchenUnd die Neigung da zu sein.Haben sie auch keine Köpfchen,Sind sie doch voll Eigensinn.Trotzig spricht das Zwerggeschöpfchen:Ich will sein so wie ich bin.Suche nur sie zu bezwingen,Stark und findig wie du bist.Solch ein Ding hat seine Schwingen,Seine Kraft und seine List.Kannst du auch aus ihnen schmiedenDeine Rüstung als Despot,Schließlich wirst du doch ermüden,Und dann heißt es: Er ist tot.Wilhelm Busch
Hier wurde die Breite für das zitierte Gedicht vorgegeben, daher reicht diese manchmal nicht für den Inhalt einer Zeile. Durch entsprechende Innenabstände zusammen mit einem negativen text-indent wird immerhin erreicht, dass es aussieht, als seien die automatisch aus Platzmangel umgebrochenen neuen Zeilen eingerückt. Zweifellos würde man in der Praxis, weil man bei dem Gedicht ja den Inhalt kennt, einfach die Breite der Box ausreichend groß abschätzen, um den automatischen Umbruch weitgehend zu vermeiden, was aber auch nicht immer möglich ist, wenn der Anzeigebereich nicht breit genug ist - es gibt ja auch Gedichte mit längeren Zeilen, wo dies mit höherer Wahrscheinlichkeit auftreten kann, etwa bei der Anzeige auf dem kleinen Bildschirm eines Mobiltelephones.
Um die Wirkung von Absätzen ohne Außenabstand, aber mit positiver Einrückung zu zeigen, ein weiteres Beispiel:
Die Abweisung
Wenn ich einem schönen Mädchen begegne und sie bitte: »Sei so gut, komm mit mir« und sie stumm vorübergeht, so meint sie damit:
»Du bist kein Herzog mit fliegendem Namen, kein breiter Amerikaner mit indianischem Wuchs, mit wagrecht ruhenden Augen, mit einer von der Luft der Rasenplätze und der sie durchströmenden Flüsse massierten Haut, du hast keine Reisen gemacht zu den großen Seen und auf ihnen, die ich weiß nicht wo zu finden sind. Also ich bitte, warum soll ich, ein schönes Mädchen, mit dir gehn?«
»Du vergißt, dich trägt kein Automobil in langen Stößen schaukelnd durch die Gasse; ich sehe nicht die in ihre Kleider gepreßten Herren deines Gefolges, die Segenssprüche für dich murmelnd in genauem Halbkreis hinter dir gehn; deine Brüste sind im Mieder gut geordnet, aber deine Schenkel und Hüften entschädigen sich für jene Enthaltsamkeit; du trägst ein Taffetkleid mit plissierten Falten, wie es im vorigen Herbste uns durchaus allen Freude machte und doch lächelst du — diese Lebensgefahr auf dem Leibe — bisweilen.«
»Ja, wir haben beide recht und, um uns dessen nicht unwiderleglich bewußt zu werden, wollen wir, nicht wahr, lieber jeder allein nach Hause gehn.«
Franz Kafka