Wanderführer Sardinien/ Supramonte di Oliena
Von Oliena in den Supramonte
BearbeitenOliena liegt auf ca. 379 m am Nordosthang des überwiegend aus weißen Kalkstein bestehenden Supramonte-Gebirges, dessen höchste Erhebung (der Monte Corrasi mit 1463m ü. NN) ist quasi der Hausberg Olienas. Unsere Wanderung führt uns aber auf die 1348m hohe Punta Sos Nidos (Spitze der Nester genannt wegen der hier angeblich zu findenden Adlerhorste). Weitere Informationen zum Ort finden sich unter http://de.wikipedia.org/wiki/Oliena.
Ausgangspunkt
BearbeitenVon Oliena schlängelt sich eine kleine Serpentinen-Straße den Supramonte hinauf. Die kürzeste Anfahrt aus Richtung Dorgali führt direkt in den Ort bis zum Hauptplatz an der Tankstelle und dann nach links, man kommt hier aber in sehr vertrackte Einbahnstraßen, die teilweise kaum Autobreite aufweisen und von den Einheimischen nicht immer ganz strikt als Einbahnstraßen befahren werden. Einfacher ist es daher, zunächst in Richtung Nuoro/Orgosolo zu fahren und dann von hinten heran über eine breitere Straße das Dorf quasi zu umrunden (die Wanderkarte sollte als grobe Orientierung genügen). Ungefähr auf der höchsten Stelle der breiten oberen Dorfstraße zweigt das Sträßlein zur Cooperativa ENIS ab und wendet sich nun mit einigen Kehren aber ungefährlich den Berg hinauf.
Als Parkplatz dient die Cooperativa ENIS auf 641 Hm, die einen Vorreiter des sanften Tourismus darstellt, sie wurde bereits 1981 aus der Initiative einiger Arbeitsloser gegründet. Die Cooperative bietet neben einem Hotel- und Gaststättenbetrieb auch Jeeptouren den Berg hinauf an, doch wir sind ja schließlich zum Wandern hier. Wer den Weg unbedingt verkürzen möchte, kann aber auch mit dem eigenen Auto dem Betonweg ein Stück folgen.
Wegbeschreibung
BearbeitenVon der Coop folgt man zunächst der Straße nach rechts, hier bieten sich von einem Kreuz und von der Straße aus mehrere herrliche Aussichtspunkte auf das zu bereits weit unten liegende Oliena und hinüber nach Nuoro mit dem Monte Ortobene, in der Ferne erkennt man Orgosolo im Südwesten und Orune im Nordosten. Nach einigen hundert Metern zweigt links von der Straße eine kleine Abkürzung ab, der Weg führt durch einen urigen Wald und kommt weiter oben wieder auf die Straße. Nach einigen weiteren Kehren ist die "Ausbaustrecke" zu Ende, die Straße geht in einen teilweise recht ausgewaschenen Schotterweg über. Nun gelangt man an eine kleine Hütte, die wohl einem Schäfer gehören könnte und einen netten Aussichtspunkt. Die Felsen der Punta Carabidda (1321m) thronen nun über dem Weg und geben eine Orientierung, wie hoch man noch muss. Das Gelände wird nun immer kahler und erodierter und die Steineichen werden zugunsten kleiner Büsche rarer. Wenn man Glück hat, trifft man hier den örtlichen Forstangestellten Peppino, der einen in Englisch ausfragt und auch mal mit zu seinem Gipfel begleitet. Nach einigen Kehren wird der Weg wieder flacher und man erreicht den Sattel Scala 'e Pradu (1227m). Auf dieser Hochfläche sollen die im Sinaii spielenden Szenen des Bibelfilms Abraham gedreht worden sein.
Hier steht man nun vor der Entscheidung, ob man die links liegende Punta Carabidda (1321m, noch ca. 30min Weg), die schräg links liegende Punta Sos Nidos (1348m, noch ca. 45min Weg) oder den rechts einzeln thronenden Monte Corrasi (mit 1463m der höchste Berg des Supramonte, noch min. 1h Weg) besteigen möchte.
Da uns Peppino die Punta Sos Nidos empfohlen hat und gleich mitkommt, gehen wir dorthin und bereuen es nicht. Die Flora erinnert nun an fast Unterwasserpflanzen und die Muschelkalkplatten sind ebenfalls eine Augenweide. Der Pfad führt an einem kleinen Wegkreuz vorbei und verläuft dann fast auf Luftlinie an sporadisch aufgestellten Steinmännchen entlang und sieht oft genug kürzer aus als er dann eigentlich ist. Nördlich unterhalb des Gipfels wird man für den Aufstieg nun mit einem Blick von den Ausläufern Olienas über Nuoro, Orune, den Monte Albo und bis zum Meer belohnt. Vom eigentlichen Gipfel und etwas östlich unterhalb davon offenbart sich eine wahrhaft gewaltige Felslandschaft mit einem Blick zum Monte Tiscali, zum Cedrino-Stausee, nach Dorgali mit dem Monte Tului, auf den dahinter liegenden Golfo di Orosei mit dem namensgebenden Ort; Irgoli und das Monte-Albo-Massiv sind hier ebenso noch zu erkennen. Im Südosten bricht sich der Blick an der schroffen Gebirgswelt des Supramonte, hier ist allenfalls die am Hang entlanglaufende Straße SS 125 von Dorgali Richtung Baunei auszumachen.
Kartenmaterial
Bearbeiten- I.G.M. (Istituto Geografico Militare), Serie 25 (1:25000), Blatt 178 Oliena. Download unter http://www.sergian.it/mappali/178.gif
Geführte Wanderung
BearbeitenDie Cooperativa Turistica ENIS am Monte Maccione (Tel. +39 784 2883) bietet viele geführte Wanderungen in den Supramonte an, auch zur Punta Sos Nidos. Ein Jeeptransfer zur Scala 'e Pradu ist für 9,50 Euro ebenfalls zu bekommen. Weitere Informationen unter http://www.coopenis.it/ (Italienisch und Englisch)
Erfasst von: Rafael Brix, am 02.06.2006